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„Ein Muster ohne Wert“

Typhoons gewinnen Football-Derby gegen Panther - Saison wird abgebrochen

Foto: Kenny Beele

Das Düsseldorfer Football-Derby geht an die Typhoons. Glücklich ist dennoch niemand, denn die Saison begann nicht nur schwierig, sie ist nach drei Spielen auch schon wieder beendet.

Am Wochenende haben sie bei den TFG Typhoons mal wieder gemerkt, wie nah im Sport Freud‘ und Leid beieinanderliegen. Zunächst war die Laune blendend, weil die U19-Footballer des Theodor-Fliedner-Gymnasiums in Kaiserswerth überhaupt noch mal spielen durften – und dann auch noch das Derby gegen die Panther. Doch gleichzeitig sollte es das letzte Spiel im Corona-Jahr sein, für viele Spieler gar das letzte ihrer Karriere.

Umso mehr freuten sie sich, dass sie es mit 9:7 gewannen und in der Abschlusstabelle der GFLJ vor den Panthern auf Rang zwei landeten. Doch einen Tag später rechnete jemand noch mal genau nach, und heraus kam, dass es eben doch nicht für Platz zwei hinter Köln gereicht hatte.

So mussten die Typhoons nach dem Spielbericht noch einen zweiten Text auf ihrer Internetseite veröffentlichen: „Typhoons gratulieren den Düsseldorf Panthern zur Stadtmeisterschaft 2020“ steht drüber, im Text ist dann das Prozedere beschrieben, warum der Nachbar nun doch vorne steht. Nur so viel: Es geht um die „Spielpunkt-Differenz der gesamten Saison“.

Teams traten mit Rumpfkadern an

Andreas Paprotny konnte das nicht mehr aus der Fassung bringen. Für den Typhoons-Teammanger stand schon lange fest: „Die Saison ist ein Muster ohne Wert, man kann das nicht ernst nehmen unter den Bedingungen.“ Nicht nur, dass sie genau drei Spiele lang dauerte, zuvor hatten bereits zahlreiche Akteure ihre Teams verlassen.

Normalerweise wäre die Saison ja schon im Sommer geendet, durch die Corona-Pandemie wurde sie in den Herbst verschoben. Für viele Abiturienten hatten Ausbildung, Studium oder Praktikum irgendwo in Europa aber nun schon begonnen, eine Football-Saison in der alten Heimat passte da nicht mehr in die Lebensplanung.

Das betraf nahezu alle Teams der U19-Liga, manche spielten gar nicht mehr mit. Auch Typhoons und Panther liefen mit Rumpfteams auf, die Derbys waren dennoch auf Augenhöhe. Den ersten Vergleich zum Saisonbeginn gewannen die Panther mit 8:6, nun hieß es 9:7 für die Typhoons. Frederik Wieding brachte die nach einem 10-Yard-Pass von Tom Wolf in Führung, Kicker Ben Shepherd verwandelte zum Extrapunkt. Später sorgten ein verunglückter Snap der Panther und ein Safety für die nächsten Punkte. Nach einem eigenen Touchdown konnten sie lediglich noch auf 7:9 verkürzen. Aber das ist im Corona-Jahr wie gesagt alles Nebensache.

U16 und Desperados konnten gar nicht spielen

Dass sich 16 der 20 Bundesligisten darauf verständig hatten, es trotz der widrigen Umstände zu versuchen, sei dennoch die richtige Entscheidung gewesen, sagt Andreas Paprotny. Schließlich wurde über Monate alles dafür getan, irgendwie spielen zu können. Was wegen des unterschiedlichen Infektionsgeschehens, der entsprechend unterschiedlichen lokalen Vorgaben durch die Behörden und der teilweise nötigen Reisen über Landesgrenzen hinweg gar nicht so einfach war.

Da hatten es die Teams aus dem Westen leichter, nur drei Teams waren dabei, alle aus NRW, eins aus Köln, zwei aus Düsseldorf. „Unser Spiel am Samstag war wahrscheinlich das deutschlandweit letzte Footballspiel in diesem Jahr, in anderen Gruppen musste man vorher schon die Segel streichen“, sagt der Typhoons-Teammanager, der das auch im eigenen Klub erlebte. Die Saisons von U16 und oder der jüngeren Desperados, die Flagfootball ohne Körperkontakt spielen, fielen komplett aus.

Sorgen um die grundsätzliche Zukunft des Projekts in Kaiserswerth hat er allerdings nicht. 2004 begann es mit Flagfootball, ein Jahr später kam die Tackle-Football-Mannschaft dazu, seitdem gab es zahlreiche Erfolge und Aufstiege, seit 2016 spielt das U19-Team durchgängig in der höchsten deutschen Liga, kam vergangenes Jahr gar ins Viertelfinale. Und nicht zu vergessen: In Alexander Ehrensberger bildeten die Typhoons ein Toptalent aus, das es ans berühmte US-College Notre Dame geschafft hat.

Emotionaler Abschied

Das gibt man nicht alles mal so eben auf. Zumal sich der finanzielle Verlust ohnehin in Grenzen hält. Die Typhoons sind kein Profiteam, das Gehälter zahlt, zudem fielen Kosten für Auswärtsfahrten oder Schiedsrichtergebühren weg. Glücklich ist Andreas Paprotny aber nun auch nicht, das gelte auch für die Spieler.

Zwar sei es normal, „dass 90 Prozent mit dem Abitur auch ihre Football-Karriere beenden, nur ganz wenige versuchen es danach bei Erwachsenenklubs“, sagt der Teammanager. Aber so wie dieses Jahr wolle ja niemand seine aktive Zeit beenden. „Ich bin seit 15 Jahren dabei, so einen emotionalen Abschied habe ich noch nicht erlebt.“

Wie es nun weitergeht? Ob 2021 eine halbwegs normale Footballsaison möglich ist? „Alles Kaffeesatzleserei“, sagt Paprotny, „das wird sich erst im nächsten Jahr zeigen. Aktuell kann ja nicht mal jemand sagen, wie die Wintertrainingslager aussehen sollen.“

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