Fünf Spiele finden bei der Fußball-Europameisterschaft 2024 in Düsseldorf statt. Das ist für die Stadt eine großartige und unbezahlbare Ehre. Die unzähligen, aus ganz Europa angereisten Fans sorgen für eine großartige Stimmung in den drei großen Fanzonen am Rhein, am Schauspielhaus und in der City sowie in der Arena und drumherum. Doch das alles würde nicht funktionieren, wenn nicht 1.600 ehrenamtliche Helfer die Seele der Veranstaltung wären, ohne die nur ganz wenig derart reibungslos funktionieren würde, wie es bisher geschehen ist.
25 Einsatzbereiche gibt es für die sogenannten Volunteers. Ihr Engagement in den vielen Bereichen ist auch an Tagen gefordert, wenn keine Spiele stattfinden. Die freiwilligen, also ehrenamtlich tätigen Helfer, sehr auffällig in leuchtendem Grün mit drei gelben Streifen gekleidet, sind nach ihren Interessen und Fähigkeiten unter knapp 8.000 Interessenten für Düsseldorf ausgesucht worden und nun entsprechend eingesetzt. Das reicht von der Akkreditierung bis zur Ticketkontrolle und von der Betreuung in den Fanzonen bis zu den Helfern, die sich um Umwelt-Aspekte, Vielfalt und Integration, Solidarität, Good Governance, Gesundheit und Wohlbefinden kümmern.
Die Düsseldorf Volunteers kommen aus über 70 Ländern. Auch den Weg aus Neuseeland und Australien haben Volunteers auf sich genommen. Sie lassen sich diese ehrenamtliche Tätigkeit offensichtlich gerne „viel kosten“. Das ganz große Team ist insgesamt sehr jung, das Durchschnittsalter liegt bei 38 Jahren, obwohl zwei Drittel der Volunteers bereits über Erfahrung bei anderen großen Sportereignissen wie auch die Invictus Games verfügen. Sven ist Gymnasiallehrer in Mülheim an der Ruhr und auch beruflich im Sportmanagement gearbeitet, um beispielsweise bereits 2012 in London bei den Olympischen Spielen dabei zu sein. „Aus Leidenschaft an Fußball und Menschen, mache ich das sehr gerne“, sagt der Gymnasiallehrer. „Außerdem wollen wir so ein positives Bild von Düsseldorf in die Welt tragen.“ Guido, der in Österreich Kurse für Tauchlehrer gibt, durfte bereits bei der WM 2006 im eigenen Land helfen, allerdings auf der anderen Rheinseite – in Köln. „Mich begeistern die Emotionen bei dieser großartigen Veranstaltung und das friedliche Miteinander der Menschen aus verschiedenen Nationen“, erklärt der Qualitätsmanager aus Aachen. Stefanie hat als Fußball-Trainerin gearbeitet und auch als Hobby-DJ keinerlei Berührungsängste mit einem Mikrophon, um mit den Lautsprecher-Ansagen in Englisch und Deutsch lässig, aber gut verständlich die Sammelpunkte für die Helfer zu verkünden. So schickte sie ihre Kolleginnen und Kollegen unter anderem zu den verschiedenen Ticketkontrollpunkten.
Die Fäden laufen im Volunteers-Centre, in einem großen Zelt direkt neben dem Medienzentrum auf der Nordseite der Arena zusammen. Hier arbeiten auch Sabrina, Hendrik, Robin und Philipp (Volunteer Venue Manager). Sie sind nicht nur an ihrer blauen Kleidung zu erkennen, sie stellen auch die hauptamtliche Führungscrew für die ihnen unterstützenden Management-, Social Media- und ACE-Volunteers (so etwas wie Joker für alle Fälle) dar. Seit Sommer 2023 haben sie das große Ereignis mit den beiden Koordinatoren im City Hub im Max-Haus, Dennis sowie Karsten, in einem Büro an der Arena-Leichtathletik-Halle vorbereitet. Ihnen fiel auch die Aufgabe zu, aus den ganzen Bewerbungen für die ehrenamtlichen Jobs die rund 1.600 Volunteers auszuwählen, die besonders gerade jetzt in ihren Einsatzbereichen gefordert werden. Von diesen – übrigens überaus sympathischen und geduldigen – Führungskräften werden auch die Probleme gelöst, die sich bei so vielen freiwilligen Helfern naturgemäß ergeben. „Ich habe selbst bereits mehrfach als Volunteer zuvor unterstützt“, sagt Sabrina, die zudem als ehemalige Sportstudentin viele Erfahrungen gemacht hat. „Das, was mir damals bei der Organisation und der Betreuung der Volunteers gefehlt hat, möchte ich hier besser machen und dann auch die Wertschätzung den Volontären gegenüber deutlich werden lassen.“
Daher haben die vier „Chefs“ im Volunteer Centre an der Arena ein Team von rund 30 Volunteers, die sie in diesem Bereich ausführlich angeleitet haben. Denn ohne Hilfe dieser Volunteers wären die vielfältigen Organisations-Aufgaben nicht zu bewältigen. Schichten müssen geplant, Krankmeldungen entgegengenommen werden, und auch alle Uniformen waren auszugeben und in großem Maße danach wegen falscher Größen umzutauschen. Probleme bereiteten nur die Volunteers, die zwar nach einem ausführlichen Bewerbungs-Interview digital oder vor Ort im Februar angenommen worden waren, aber dann plötzlich wegen anderer dringender Aufgaben „keine Zeit“ mehr für diese Tätigkeit hatten.
Für die Unterhaltung anderer Volunteers, die gerade ausnahmsweise mal nichts zu tun haben und auf ihren Schichtbeginn oder auf den Beginn der TV-Übertragung der Spiele am Nachmittag oder Abend warten, wird im Volunteer Centre am Stadion aber auch im Max-Haus, wo die in der Stadt unterstützenden Helfer einen Treffpunkt haben, ebenfalls bestens gesorgt. Das Büdchen mit Snacks und Getränken ist jedenfalls ein gut besuchter Anlaufpunkt im Volunteer City Hub.
Die kleinen Präsente der Uefa zu jedem der fünf Spiele und zum Abschluss der Euro sowie die guten, und jeden Tag kostenlosen Mahlzeiten (in Messe-Halle 8a) sind ein kleines Dankeschön für die Unterstützung und das Engagement der Volunteers, die teilweise auf fünf, manche aber auch auf über 20 Einsatztage kommen.
Nur ein kleiner Teil der vielfältigen Aufgaben, die koordiniert und im Volunteers-Centre sowie außerhalb erledigt werden müssen, können hier abgebildet werden. Gerade an Spieltagen, wenn in Düsseldorf 47.000 Zuschauer dafür sorgen, dass ein klein wenig Hektik aufkommen kann, ist eine gute Koordination der Aufgaben sehr wichtig. Dass dann ab und an die Volunteers einspringen müssen, um einen Probelauf als Ersatz für das französische und österreichische Nationalteam mit Einlauf, Hymnen und Platzwahl mitzumachen, ist etwas Besonderes. Alles muss aus UEFA-Sicht eben 100prozentig funktionieren. Da ist es dann schon noch ein Bonbon obendrauf, und sorgte bei manchem für einen Gänsehautmoment, wenn dann für den Volunteer als Platzhalter für Kylian Mbappé und sein Team die Nationalhymne gespielt wird. Dann ist es sogar erlaubt, den heiligen Rasen zu betreten. Die Erfahrungen sind für die Volunteers also wirklich vielfältig, aufregend und meist spannend, auch weil sie mit vielen Gleichgesinnten gemacht werden. Die Zeit bei der Euro 2024 in Düsseldorf wird daher sicherlich so schnell nicht vergessen werden.
Text: Norbert Krings
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