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Effizienz überdeckt Fortunas Probleme

Thioune-Team tat sich bei Pokalerfolg nicht leicht

Foto: Imagao/Schmidt

von Norbert Krings

KOMMENTAR: Unter dem Strich stehen sechs Punkte und das Weiterkommen im Pokal. Fortuna Düsseldorf hat ergebnistechnisch einen idealen Start hingelegt, die Erwartungen damit übertroffen und manchen Kritiker überrascht. Das war zumindest in dieser Hinsicht kein holpriger Auftakt der Saison, und in Sachen Leidenschaft und Kampfgeist gibt es nichts auszusetzen. Allerdings kann Trainer Daniel Thioune nicht komplett mit den gezeigten Leistungen zufrieden sein. Auch die Transferpolitik der sportlichen Leitung ist zwar in gewisser Weise nachvollziehbar, aber Probleme, was Qualität und Quantität des Kaders angeht, sind offensichtlich.

Dass ein Klub aus der ersten oder zweiten Liga Probleme bei einem Amateurverein hat, der mit einem Sieg in die Pokalgeschichte eingehen könnte, ist normal und war von Fortunas Trainer sicherlich auch eingeplant. Dass seine Mannschaft aber nach vorne lange Zeit so wenig Wirkung erzielen würde, ist Daniel Thioune sicherlich ein Dorn im Auge. Letztlich waren es nicht viel mehr als die vier Chancen, die die Fortuna in Offenbach beim 4:1-Erfolg hatte und auch eiskalt nutzen konnte. Der Unterschied war nicht so groß, wie es das Ergebnis letztlich ausdrückt.

Ballbesitzphasen müssen deutlich ausgebaut werden

Es kann aber nur das Ziel sein, dominanter gegen solche Gegner aufzutreten, sich deutlich mehr Chancen herauszuspielen und nicht selbst in Schwierigkeiten zu kommen. Das mag nach den letztlich guten Ergebnissen Klagen auf hohem Niveau sein. Aber es muss der Mannschaft auch eine Warnung sein, gerade im Aufbau deutlich konzentrierter und ballsicherer zu werden. Zu wenig Ballbesitz, kaum klare Angriffe und eine Zweikampfbilanz, die deutlich ausbaufähig ist, das bedeutet nicht immer, dass man am Ende dann auch als Sieger dasteht – trotz der gezeigten großartigen Lauf- und Kampfbereitschaft.

Daniel Thioune muss das Spiel seiner Mannschaft bei Ballbesitz verbessern. Foto: Beele

Die Probleme liegen auch im Freilaufverhalten, denn Spieler wie Marcel Sobottka, Ao Tanaka und Shinta Appelkamp sind sicherlich in der Lage, freistehenden Mitspielern den Ball in den Fuß zu spielen. Doch es bieten sich offensichtlich zu wenig Optionen an, um den Ball ohne Risiko passen zu können. Dabei ist doch Geduld eine neue Stärke der Mannschaft, die warten kann, bis der Gegner entscheidende Fehler macht oder sich Lücken im Abwehrverband auf der anderen Seite ergeben. Dann kann auch mal ein Standard die Führung bringen.

Die Zweikampfstärke in Fortunas Mannschaft ist noch ungleich verteilt. In der Abwehr und vor dem eigenen Tor werden die meisten, vor allem entscheidende Zweikämpfe gewonnen. Die Klasse der Hintermannschaft ist stabil und unbestritten die Basis für die Erfolge. In der Offensive werden noch zu viele direkte Duelle nicht angenommen oder verloren. Umso erstaunlicher ist es, dass bislang alle eingesetzten Angreifer sich bereits in die Torschützenliste eintragen konnten.  Bei der derzeitigen Effizienz kann man sich nur mehr Abschlüsse wünschen, was dann auch zu noch mehr Toren führen könnte.

Der fromme Wunsch ist nachvollziehbar, aber dafür muss auch die sportliche Leitung die Voraussetzungen schaffen. Es ist bedenklich, dass derzeit zu wenig Profis zur Verfügung stehen. Im kleinen Kader ist es schwierig, auch wegen der hohen Zahl der verletzten Spielern – derzeit sind es vier – den Spieltagskader so zu bestücken, dass auch unumstrittene Stammspieler und Leistungsträger wie Sobottka und Tanaka mal eine Pause erhalten. Einen weiteren Spieler, der auf der Sechser-Position zuhause ist, sucht man im Fortuna-Kader vergebens.

Es sollte sich kein weiterer Stammspieler verletzen

Die Verpflichtung von Kwadwo Baah ist sicherlich ein guter Griff, was die Zukunft eines Spielers mit Potenzial angeht. Aber den Weggang eines erfahrenen Leistungsträger wie Khaled Narey auf diese Weise zu kompensieren, wird zumindest zunächst wohl nicht funktionieren. Auch ein Jakub Piotrowski, der nicht weit von der Startelf entfernt war, muss ersetzt werden. Die Entscheidungsprozesse für die Verstärkung der Mannschaft so lange hinauszuzögern, kann gefährlich werden, falls sich weitere Stammspieler verletzten oder einfach nur müde werden, weil sie ständig am oberen Leistungslimit agieren müssen.

Fortuna darf den guten Start jetzt nicht verspielen und muss schnell handeln. Denn die neuen Spieler, die ja tatsächlich kommen sollen und von Klaus Allofs und Christian Weber angekündigt werden, benötigen noch eine Eingewöhnungsphase, obwohl die Forderung besteht, dass sie sofort helfen müssen, damit sie eine Verstärkung sind. Auch die Mannschaft muss erkennen, dass die Ziele, die man anstrebt, auch mit qualitativ starken, neuen Spielern unterfüttert werden sollte – auch im Sinne einer gesunden Konkurrenzsituation. Zuversicht und Versprechungen allein helfen da nicht weiter.

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