von Norbert Krings
Die Aufgabe bei Dynamo Dresden in die nächste Runde des DFB-Pokals zu springen, ist mit die unangenehmste, die Fortuna Düsseldorf bei der Auslosung überhaupt erwischen konnte. Als Tabellenführer der 3. Liga wartet ein sehr starker Gegner in Sachsen auf das Thioune-Team. Das Spiel ist auf einen Sonntagabend um 18 Uhr terminiert, was die Reise dorthin und wieder nach Hause ins Rheinland nicht gerade einfach macht. Zudem gibt es immer noch ein Problem in der Offensive, weil bislang noch kein weiterer Stürmer verpflichtet werden konnte. Immerhin wird das Sturmtalent Dzenan Pejcinovic im Kader stehen.
2304 Tage ist es her, dass Fortuna einen großartigen Moment in Dresden gefeiert hat. Dort gelang im Mai 2018 der Aufstieg in die Bundesliga. „Ich kann mich daran erinnern, aber weder ich noch die meisten anderen heutigen Spieler unserer Mannschaft waren damals dabei“, erklärt Shinta Appelkamp, der sich sehr auf das Pokalmatch in Dresden freut. Aus dem aktuellen Kader ist Marcel Sobottka der einzige noch aktive Fortune, der damals in der Aufstiegsmannschaft auf dem Rasen stand, Andre Hoffmann hatte damals noch schwer verletzt nur zuschauen können. „Klar, das ist für Fortuna eine schöne Erinnerung, und für den Verein und die Fans war das sehr wichtig. Doch dafür können wir uns heute nichts mehr kaufen, die Hälfte der Spieler aus dem Kader weiß von diesem Spiel nichts“, sagt Appelkamp mit einem Grinsen und weist noch einmal auf die Schwere der Aufgabe hin.
Der Mittelfeldspieler der Fortuna ist nicht unzufrieden mit dem bisherigen Start in die Saison. Die vier Punkte gegen die starken Teams Darmstadt und Karlsruhe bezeichnet er als „ganz ordentlich“. Offensiv habe sein Team noch mehr drauf, was es allerdings noch nicht ganz so überzeugend unter Beweis stellen konnte. Die Aufgabe gegen Dresden sieht der 23-Jährige wie ein Zweitligaspiel. „Vor ausverkauftem Haus gegen ein so gutes Team wird dieses Spiel ein Riesentest für uns“, sagte er und ist sich sicher, dass kein Fortune diesen Gegner unterschätzen werde. „Falls wir da gewinnen, haben wir schon einmal ein großes Ausrufezeichen gesetzt, auch wenn wir in dieses Spiel als Favorit gehen.“
Grundsätzlich will Shinta Appelkamp da anknüpfen, wo er in der vergangenen Saison aufgehört hat. Im Augenblick ist er unumstrittener Stammspieler. Doch ein wenig nagt das Ende der Saison noch an ihm, obwohl er das nicht offen eingestehen möchte. Schließlich stand er beim Relegationsrückspiel keinen Moment auf dem Rasen. „Das hat mich schon gewundert“, sagte der Deutsch-Japaner, ohne jegliche Kritik an seinem Trainer durchklingen zu lassen. So ist sein Ziel eindeutig. Er möchte sich unentbehrlich für diese Mannschaft machen und nicht wieder außen vor sein, wenn die Mannschaft weitere Offensivkräfte verpflichtet und seine Position taktisch wegfällt, weil mit zwei Außen gespielt wird. Der Trainer setzt aber derzeit auf ihn, eine Torvorbereitung aus dem Darmstadt-Spiel hat er bereits auf seinem Konto, und immerhin konnte er in der vergangenen Saison drei Tore selbst erzielen und 10 Treffer (!) auch als Standard-Schütze vorbereiten.
„Die Geschichte hat inzwischen schon einen Bart“, sagte Fortunas Trainer, der die Frage nach Appelkamp offensichtlich als Kritik an der Nichtberücksichtigung im Relegations-Rückspiel verstanden hatte. „Shinta habe ich wie zehn andere Spieler nicht in diesem Saisonfinale berücksichtigt. Wir können gerne darüber streiten, ob es im Rückspiel die richtige Entscheidung war, ihn nicht spielen zu lassen.“ Beim Hinspiel und dem 3:0-Sieg habe er sicherlich keine falsche Entscheidung getroffen. Es sei kein Affront gegenüber Appelkamp gewesen, es stehe auch nichts zwischen ihm und seinem Spieler. „Da bleibt nichts, allein die maximale Enttäuschung, nicht in die Bundesliga aufgestiegen zu sein“, sagte Thioune.
In der Vorbereitung habe Shinta wieder das Vertrauen ebenso wie an den ersten beiden Spieltagen erhalten. Insgesamt hatte Fortunas Coach das Mittelfeld gegen Karlsruhe in der ersten Hälfte jedoch nicht so gut gesehen. „Nach der Pause haben aber alle vier einen Schritt nach vorne gemacht.“ Der Trainer lobte dann noch einmal das „Innenverhältnis“ zu Appelkamp, mit dem er über alles reden könne.
Sportdirektor Christian Weber: 18 Uhr in Dresden ist für unsere Fans eine maximal unfreundliche Ansetzung
Zurück zum Pokal: Sportdirektor Christian Weber würde sich natürlich auch in wirtschaftlicher Hinsicht sehr freuen, wenn die Fortuna an die Erfolge der vergangenen Saison anknüpfen könnte. „Es ist ein sehr schönes Los mit Dynamo Dresden, das uns auf Zweitliga-Niveau fordern wird“, sagte Weber. „Es wird ein heißer Ritt, aber wir sich wieder sehr ambitioniert, möglichst weit zu kommen.“ Die Ansetzung an einem Sonntagabend um 18 Uhr zu spielen, ist für Fortuna und ihre Fans alles andere als optimal. „Wir haben schon die Möglichkeit, Wünsche zu hinterlegen, was die Ansetzungen angeht, aber das große Ganze muss wohl betrachtet werden. Für uns ist es ärgerlich, dass die Fans an einem Sonntag so weit reisen und eine so unpassende Anstoßzeit mitmachen müssen“, sagte Fortunas Sportdirektor. „Nichtsdestotrotz freuen wir uns, dass unsere Leistungen so wertgeschätzt werden, dass rund 1800 Anhänger mit nach Dresden fahren werden.“
Daniel Thioune muss diesmal auch Spieler mit in den Kader nehmen, die wohl keine 90 oder 120 intensive Pokalminuten aushalten können. Wegen der Ausfälle von Sima Suso (Sprunggelenk), King Manu (Muskelverletzung), Vincent Vermeij (Ferse) und Jamil Siebert (Aufbautraining) wird der Trainer Noah Mbamba, Nicolas Gavory und den neuen Stürmer Dzenan Pejcinovic auf die Bank setzen. Ansonsten wird er die Mannschaft kaum verändern, vielleicht dem einen oder anderen gleichwertigen Spieler für einen bisherigen Startspieler aufbieten, was zum Beispiel für Jordy de Wijs, Joshua Quarshie und Jona Niemiec gelten könnte. „Es könnte sein, ich habe solche Gedanken, dass ich dem einen oder anderen Spieler eine Pause gönnen könnte“, meinte Daniel Thioune.
Allerdings werden komplett neuverpflichtete Spieler sicherlich noch nicht in den kommenden beiden Tagen vorhanden, geschweige denn spielbereit sein. Der Optimismus von Christian Weber könnte sich bald bestätigen, dass nun langsam durch den Start der Bundesligisten in den Pokal-Wettbewerb mehr Bewegung in die Wechselaktivitäten kommt. „Unabhängig vom Ausgang des Pokalspiels am Sonntag haben wir klare Ideen und auch der Optimismus ist da, zeitnah konkrete Dinge verkünden zu können“, sagte Weber und steigert damit die Ungeduld der Fans. „Unsere Überlegungen gehen dahin, den Kader in der Spitze verstärken zu wollen.“
Offensichtlich gilt diese Ungewissheit und Ungeduld nicht für die Personalie Ao Tanaka, für den es derzeit, wie es der Sportdirektor bestätigte, keine aktuellen Interessenten gibt. Fortuna würde gerne mit dem Japaner den weiteren Weg durch die Saison gemeinsam beschreiten. Eine mögliche und sinnvolle Vertragsverlängerung mit Tanaka war in diesem Zusammenhang allerdings kein Gesprächsthema. Der Trainer schätzt Tanaka sehr, da der Japaner auch seiner Meinung nach Überdurchschnittliches in der 2. Liga leistet und sicherlich auch für manchen Bundesligisten ein Gewinn wäre. So hoffen Trainer und Sportdirektor darauf, dass der Japaner wie beim Pokalviertelfinale 23/24 auf St. Pauli möglichst auch in Dresden zu einem entscheidenden Spieler werden wird.
Mögliche Aufstellung:
Kastenmeier – Zimmermann, Oberdorf, de Wijs, Iyoha – Sobottka – Klaus, Tanaka, Johannesson, Appelkamp – Niemiec
Kader: Kwasigroch – Gavory, Schmidt, Rossmann, Hoffmann, Quarshie, Jastrzembski, Mbamba, Pejcinovic,
„Wir hatten vergangene Saison eine unglaubliche Reise. Runde für Runde haben wir das Weiterkommen im Pokal verdient. Auch ein Weiterkommen in Dresden ist etwas, das man sich verdienen muss. Es wird eine sehr anspruchsvolle Aufgabe, aber wir träumen in Düsseldorf nach wie vor von einem Heimspiel im Pokal.“
Daniel Thioune, Trainer der Fortuna
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