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DHC spielt um Europas Krone

EHL Finals über Ostern in Amsterdam

Fotos: Kenny Beele

von Bernd Schwickerath

Europapokal in einem legendären Stadion vor Tausenden Fans – das erleben die Damen des Düsseldorfer Hockeyclubs über Ostern in Amsterdam. Als Deutsche Meisterinnen haben sie sich für das Endturnier der European Hockey League qualifiziert. Für den DHC „ein absolutes Highlight in unserer 117-jährigen Klubgeschichte“.

Von Düsseldorf in die Niederlande sind es Luftlinie keine 50 Kilometer. Aber wenn es um Hockey geht, sind es Welten. „Das Standing ist tausendfach höher als bei uns, die Ligen werden live im Fernsehen übertragen, zu den Spielen kommen massenhaft Leute“, sagt Nico Sussenburger und gerät regelrecht ins Schwärmen: „Das sind über Jahrzehnte gewachsene Strukturen mit sehr großen Vereinen und potenten Geldgebern, auch in Sachen Trainingsmethoden sind die gut unterwegs. Die sind völlig zurecht da oben.“

Am Wochenende werden Sussenburger und sein Team das dann aus nächster Nähe erleben. Dann steigen die EHL Finals vor den Toren von Amsterdam. EHL steht für European Hockey League und ist in etwa vergleichbar mit der Champions League. Und weil die Damen des Düsseldorfer HC im Vorjahr eben genau das wurden, nämlich Deutsche Meisterinnen, sind sie nun dabei, wenn sich die acht besten Teams Europas um die Hockey-Krone streiten.

Entsprechend aufgeregt sind sie in Oberkassel. Das Turnier beim ruhmreichen Amsterdamsche Hockey & Bandy Club ist „ein absolutes Highlight in unserer 117-jährigen Klubgeschichte“, heißt es auf der DHC-Homepage. Nicht nur, dass die Düsseldorferinnen erstmals am Start sind, gespielt wird im schick modernisierten Wagener-Stadion. Und Tausende Fans werden erwartet.

„Gegen die besten Klubs Europas in diesem Stadion – das wird mega, da zu spielen“, sagt Abwehrspielerin Annika Sprink und spricht ebenfalls von einem Highlight ihrer Karriere. Und man darf ja nicht vergessen, dass die schon so einige Höhepunkte kennt: diverse Meisterschaften, Europapokalerfolge in der Halle, eine Olympische Bronzemedaille 2016. An die kommt natürlich nichts ran, „aber auf Klubebene sind die EHL Finals das Größte, was man spielen kann“, sagt Sprink.

Olympiasiegerinnen und Weltmeisterinnen am Start

Ihr Trainer sieht es ähnlich. Wobei ihm die vielen Hallen-Titel ähnlich wichtig sind, aber er weiß natürlich, dass das international anders gesehen wird. Da zählt fast nur die Leistung auf dem Feld. Entsprechend hart ist das Teilnehmerfeld, Europas Elite mit diversen Olympiasiegerinnen und Weltmeisterinnen. Haushohe Favoriten sind die beiden Teams aus den Niederlanden, die übrigen kommen aus Spanien (2), Irland, England, Belgien und mit dem DHC eben eins aus Deutschland.

Für das geht es am Freitag (18.15 Uhr) im Viertelfinale gegen den Junior FC aus Barcelona. Für Sussenburger ein „Spiel auf Augenhöhe“. Zwar hätte das Team aus Katalonien in Gigi Oliva eine „absolute Weltklassespielerin, die wir ausschalten müssen, aber auch wir haben unsere Qualitäten“. Was anderes wäre auch vermessen zu behaupten, wenn man Nationalspielerinnen wie Selin Oruz, Nathalie Kubalski oder Elisa Gräve im Team hat. Oder eine ganz erfahrene Führungsspielerin wie Luisa Steindor.

Das Problem ist nur: Während die Gegnerinnen seit Wochen wieder im Spielbetrieb ihrer nationalen Ligen sind, erlebte der DHC sein bis dato letztes Pflichtspiel unter freiem Himmel im Oktober. Danach folgte die Hallen-Saison, zuletzt gab es auf dem Feld nur ein paar Testspiele. Und dabei war der DHC nicht mal komplett.

Vier Düsseldorferinnen bei der U21-WM

Zwischendurch fehlten mal die A-Nationalspielerinnen, zuletzt für längere Zeit die vier Toptalente: Sara Strauss, Sophia Schwabe, Lilly Stoffelsma und Lisa Nolte waren bei der U21-WM in Südafrika im Einsatz, kamen erst am Donnerstag wieder in Düsseldorf an und machten sich am Freitagmittag gleich mit dem Team auf nach Amsterdam.

„Das ist richtig schade“, sagt Sussenburger. Zumal der Spielplan der Bundesliga eigentlich drei Spiele vor Ostern vorgesehen hatte, doch dann wurde die U21-WM verlegt, die Spiele fielen aus. „Wir hätten drei Spiele auf hohem Niveau mit viel Tempo gemacht. Unsere Gegnerinnen haben das getan. Das ist schon ein Wettbewerbsnachteil“, sagt der Trainer, der dennoch frohen Mutes ist: „Die Vorbereitung war nicht optimal, aber meine Mannschaft ist immer da, wenn es drauf ankommt.“ Sonst wäre sie ja nicht Deutscher Meister.

Deswegen rechnet sich der Trainer auch etwas aus für das Viertelfinale. „Wir müssen Freitag gewinnen, egal wie. Da brauchen wir auch keine Ausreden suchen.“ Denn dann ginge es am Sonntag im Halbfinale voraussichtlich gegen die Gastgeberinnen aus Amsterdam in einem vollen Stadion. „Ein Halbfinale vor mehreren Tausend Leuten würde uns als Mannschaft extrem weiterbringen“, sagt Sussenburger. Und wer weiß, vielleicht wäre dann sogar etwas möglich. Und selbst wenn nicht, gäbe es die Medaillenchance danach noch im Spiel um Bronze. Ist die Medaille also möglich? „Dafür bräuchten wird ein Sahnewochenende“, sagt Annika Sprink.

Was hingegen als ausgeschlossen gilt: den Europapokal zu gewinnen. Eigentlich ist das für sieben der acht Teilnehmer unrealistisch. Zu stark ist der Hockeyclub ’s-Hertogenbosch. 16 der 20 jemals ausgespielten Europapokale gewann der, selbstredend wurde er 2021 auch Meister in den Niederlanden und steht jetzt wieder souverän oben. Weil er zahlreiche Spielerinnen im Team hat, die zuletzt in Tokio Olympia-Gold gewannen.

Hochachtung vor ’s-Hertogenbosch

„Die stehen über allem, da spielt die halbe holländische Nationalmannschaft, und zwar die absoluten Topspielerinnen. Das ist schon beeindruckend“, sagt Sussenburger. Und auch Annika Sprink sagt: „Die sind das Nonplusultra, das muss man neidlos anerkennen. Da müsste man sagen: Nett, dass man mal gegen die spielen darf.“

Erst mal steht aber ohnehin das Viertelfinale an, das wird schwer genug. Danach ist der Medaillentraum entweder bereits beendet und es geht in den Platzierungsspielen weiter oder das große Halbfinale gegen Amsterdam wartet. Aber ganz gleich, was passieren wird, für Annika Sprink steht jetzt schon fest: „Die EHL ist das i-Tüpfelchen für uns, die Belohnung dafür, was wir letztes Jahr gerissen haben.“

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