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DHC hat den Titel nicht abgeschrieben

Deutscher Meister will in der K.o.-Runde raus aus der Ergebniskrise

Foto: Kenny Beele

von Norbert Krings

Der Kampfgeist ist wieder spürbar. So einfach will sich der amtierende Hockey-Meister nicht aus dem Titelrennen auf dem Feld verabschieden. Nach einigen ebenso unnötigen wie schmerzhaften Punktverlusten für die Hockey-Damen des Düsseldorfer HC in der Liga soll die K.o-Phase mit dem Einzug ins Final-Four und möglichst mit der erneuten Titelverteidigung gekrönt werden. Es wird nicht einfach, den Schalter wieder umzulegen, aber Trainer und Spielerinnen sind überzeugt, dass das Team vom Seestern dann wieder da ist, wenn es um alles geht.

Und schon am Sonntag ist es so weit. Dann steht das erste Spiel im Viertelfinale an, dass nach Möglichkeit beim UHC Hamburg, dem Dritten der Staffel B, bereits gewonnen werden sollte. Denn dann setzt sich das Team von Nico Sussenburger und Mark Spieker in den beiden darauffolgenden Heimspielen der Serie Best of Three nicht so sehr unter Druck. Dazu muss sich das Team aber nach den zuletzt gezeigten Leistungen deutlich steigern.

„Wir wissen alle, worum es im Viertelfinale geht, und es wird wieder für uns laufen“, sagt die zuversichtliche Abwehrchefin Annika Sprink nach einer „harten Saison“, die ganz anders gelaufen ist, als in den vergangenen Jahren. Eine unnötige Niederlage gegen den Tabellenletzten war der Höhepunkt der „Ergebniskrise“, wie es Trainer Nico Sussenburger ausdrückt. Denn auch in der Partie gegen Aufsteiger Bremen war der DHC überlegen, aber nicht effektiv genug. Das Vergeben von hochkarätigen Chancen zieht sich bislang durch die gesamte Saison. In dieser Hinsicht soll sich das Auftreten im Viertelfinale gegen das junge, starke Team vom UHC Hamburg markant unterscheiden.

Annika Sprink ist eine der Wortführerinnen im Team des DHC und geht voran. Foto: Kenny Beele

Aber es gibt weitere Gründe, warum die Mannschaft nicht so abgeliefert hat, wie sie es eigentlich qualitativ möglich machen könnte. Die verletzungsbedingten Ausfälle des argentinischen Hockey-Importes Agustina Albertario, der Spanierin Clara Ycart Canal und Mannschaftsführerin Selin Oruz waren nicht so einfach zu kompensieren. „Das merkt man einfach im Spiel und bei den Abläufen“, sagt der Trainer.

Und als dann auch noch Nationaltorhüterin Nathalie Kubalski wegen einer Entzündung der Patellasehne nicht mehr zur Verfügung stand, war auch die wichtige Organisatorin der Strafecken-Verteidigung nicht mehr dabei. Das musste durch zwei starke Nachwuchskräfte aufgefangen werden, was aber wegen der mangelnden Erfahrung natürlich nicht vollständig gelungen ist.

Mark Spieker steht als Co-Trainer wieder komplett den DHC-Damen zur Verfügung

„Wir hoffen noch, dass Nati vielleicht schon am Wochenende wieder an Bord ist“, erklärt Nico Sussenburger, der aber auch noch einen Plan B offenlegte. Denn in Kristina Reynolds könnte eine Spielerin einspringen, der zwar die Spielpraxis fehlt, die 39 Jahre alt ist, aber viel Erfahrung mitbringt. Sie hatte beim DHC, wie der Trainer berichtet, 2019 schon einmal auf dem Feld ausgeholfen und war 2020 in der Halle für den DHC angetreten. „Sie strahlt schon eine andere Sicherheit und Präsenz aus“, sagen Sprink und Sussenburger und sich da einig. Gegen Harvesterhude war Krissy Renynolds nun ebenfalls bereits dabei.

Zudem steht Mark Spieker, der sich zuvor um das Herrenteam des DHC gekümmert hatte, wieder komplett als „Taktik-Fuchs“ den DHC-Damen-Team zur Verfügung. Vor allem in der Kombi Sussenburger/Spieker lag auch ein Teil des Erfolgskonzeptes am Düsseldorfer Seestern. Dass die Mannschaft satt sei, ist eine Legende, die nicht den Tatsachen entspricht. Entsprechend heiß sind die DHC-Damen nun auch, aus der Außenseiterrolle heraus, bei der Vergabe des Meistertitels ein Wörtchen mitzureden. „Wir wollen auch deshalb den Titelgewinn wiederholen, weil die European Hockey League unglaublich viel Spaß gemacht und unheimlich viel für uns gebracht hat“, sagt Annika Sprink, die aber weiß, dass es ein langer Weg ist, denn nur der Meister darf die EHL spielen. „Aber uns darf man nie generell abschreiben. Bei uns ist das teilweise schon ein wenig wie eine Wundertüte.“

Spiele, die fahrlässig aus der Hand gegeben werden – das hat sich durch die gesamte Saison gezogen. „Stress untereinander gibt es nicht, bei uns wird zum Glück alles sofort volley angesprochen, wenn ein Thema aufkommt“, sagt Annika Sprink. „Dass wir Spiele nach klarer Führung aus der Hand geben, das können wir uns aber teilweise nicht erklären.“ In der Rückrunde nur zweimal zu gewinnen, ist schon für die DHC-Damen etwas Ungewöhnliches. Und die alles erklärende Lösung weiß die erfahrene Abwehrspielerin nicht zu nennen. So eine Situation mit so wenig Siegen ist einfach ungewöhnlich für den amtierenden Meister. „Und der UHC ist ein Brett“, sagt Sprink mit Blick auf das Wochenende.

Das sieht der Trainer zwar auch so, ist aber der Meinung, dass die Aufgabe trotz der Vorgeschichte des DHC in dieser Saison machbar ist – auch weil das Team vom Seestern zwei Spiele von den drei möglichen Play-off-Begegnungen zuhause austragen darf. „Wir haben zum Beispiel gegen München ein tolles Hockeyspiel gezeigt, in dem wir den Gegner teilweise an die Wand gespielt haben und am Ende steht ein 1:1 auf dem Scoreboard“, sagt der DHC-Trainer, der also weiß, wo das Treainerteam unter anderem ansetzen muss. „Wir müssen viel effektiver werden und zu einfachen Toren kommen, nachdem wir nun oft genug an unserer Ballbesitz-Schönheit gestorben sind.“

Doch Sussenburger hat das Vertrauen in seine Mannschaft, dass sich in der entscheidenden Phase der Saison, wenn es darauf ankommt, die Mannschaft auf das Wesentliche beschränken und das beste Hockey spielen kann. „Wir haben jedes Jahr unsere Baustellen, aber es ist nur eine Ergebnis- und keine Teamkrise.“ Den Stempel als Topfavorit für den Titel zu gelten, habe man „erfolgreich“ abgelegt und Sussenburger schaut mit großem Respekt auf den Mannheimer HC, der mit 15 Siegen und einem Unentschieden sowie nur sieben Gegentoren der heißeste Kandidat für die Meisterehren ist. 

Nun gehe es darum, viele Dinge selbst im Spiel richtig zu machen. Der Blick auf den Gegner sei da zunächst einmal zweitrangig – trotz der Analyse des gegnerischen Spiels. „Wenn wir unsere Leistungsgrenze erreichen, gibt es wenig Teams, die sich freuen, gegen uns zu spielen“, sagt der DHC-Coach. „Das muss unsere Denke bleiben.“ Die Mannschaft habe ein hohe Qualität, so dass sie eigentlich jede Mannschaft schlagen kann. Dann führt der Weg zum Titelgewinn in der Endrunde am 3. und 4. Juni also bestimmt über den Düsseldorfer HC.

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