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DHC-Damen spielen (noch) unter Wert

Tabellenfünfter will aber den Feld-Titel verteidigen

Foto: Kenny Beele

von Norbert Krings

Beim Blick auf die Tabelle ist der Hockey-Laie erstaunt. In der aktuellen Rangliste der Damen-Bundesliga auf dem Feld befindet sich der Deutsche Meister nur auf dem fünften Platz. Das Team des Düsseldorfer HC hatte in der bisherigen Saison und den bestrittenen neun Spielen auch diverse Probleme, die dafür gesorgt haben, dass es sechs Zähler Unterschied sind, die den Titelverteidiger vom aktuellen Tabellenführer Alster Hamburg trennen. Um die Frage zu klären, welche Chancen das Team vom Seestern hat, auch dieses Jahr in den Titelkampf einzugreifen, bietet sich eine Standortbestimmung in unserem D.SPORTS INSIDE an.

Natürlich sind Trainer und Mannschaft nie ganz zufrieden, selbst wenn es nahezu optimal laufen würde. Im Olympischen Jahr sind die Vorbereitung und der Start in die neue Spielzeit immer schwierig, weil die Spielerinnen, die von dem Höhepunkt des Jahres kommen, unterschiedlich ins Training und die Saisonvorbereitung gestartet. Hinzu kamen noch die U21-Europameisterschaften. So sind die Nationalspielerinnen auch beim Düsseldorfer HC so spät in die Vorbereitung eingestiegen, dass ein Einspielen quasi erst in den ersten Ligaspielen so richtig möglich war. „Dafür haben wir die ersten Bundesliga-Spiele recht gut absolviert“, erklärte dazu DHC-Trainer Mark Spieker. „Wenn man sich die Statistiken ansieht von den Spielen, in denen wir daheim verloren haben, waren wir eigentlich die bessere Mannschaft. Dabei haben wir es aber verpasst, die entscheidenden Tore zu erzielen.“

Noch läuft die Saison nicht optimal für die Damen des Düsseldorfer HC. Foto: Kenny Beele

Gegen alle drei Spitzenteams, Tabellenführer Alster Hamburg mit 1:2, gegen den Zweiten Mannheimer HC 0:2 und gegen den aktuellen Dritten Harvesterhude 1:2, wurden die Spiele vor eigenem Publikum äußerst knapp und sehr unglücklich abgegeben. Das lag auch daran, dass es einige Verletzungen und Ausfälle gegeben hat, unter anderem fielen und fallen Schlüsselspielerinnen aus wie Annika Sprink, Laetitia Graff und Rike Heusgen. Zudem musste die Australierin Savannah Fitzpatrick berufsbedingt in die Heimat und soll erst nach der Hallenrunde zurückkommen. Das gilt auch für die Niederländerin Mabel Brands, die bisher nur wenige Spiele absolvieren konnte. Zum Glück konnten einige sehr talentierte Jugendspielerinnen integriert werden, so dass auch an diesem Samstag in München die Hälfte des Kaders aus Nachwuchskräften bestehen wird. Der Trainer spricht dabei von großen Talenten, die ihren Weg gehen werden, denen aber naturgemäß noch die Erfahrung fehlt. „So müssen wir insgesamt angesichts der Bedingungen mit dem aktuellen Stand zufrieden sein“, sagte Spieker, der aber gerne noch sechs Punkte mehr auf dem Konto hätte, die seiner Meinung nach „durchaus drin gewesen wären.“

Vielleicht hat auch die Umstellung des Spielstils dazu beigetragen, dass noch nicht alle Abläufe sitzen. Das Team soll früher versuchen, an den Ball zu kommen, also aktiver im Pressing sein, um den Ball zu erobern. „Uns fehlt da noch die Fähigkeit, in den entscheidenden Situationen unsere herausgespielten Möglichkeiten in Tore umzumünzen“, meint der Trainer, der aber sicher ist, dass sich das in den restlichen Vorrundenspielen und der Rückrunde wieder ausgleichen wird. Es sei noch alles eng beieinander, und die Konkurrenz um die Play-off-Plätze eins bis acht werde sich auch noch gegenseitig die Punkte abnehmen. So wäre im Falle eines Sieges in München bei einer gleichzeitigen Niederlage von Rot Weiß Köln beim MHC auch der Sprung auch Platz vier bereits möglich.

Noch nicht ganz so treffsicher wie in der Vorsaison: Lisa Nolte. Foto: Kenny Beele

Die Integration der Jugendspielerinnen ist nicht so einfach von heute auf morgen machbar. „Da ist ein großes Potenzial vorhanden. Aber die Entwicklung ist wellenförmig, und es geht nicht nur stetig nach oben“, sagt Mark Spieker. So habe man trotz der Baustellen die anstehenden Aufgaben im Rahmen der vorhandenen Möglichkeiten gut gelöst. Die ersten fünf Mannschaften der Tabelle sollten so stark sein, dass sie die ersten vier Platze unter sich ausmachen und damit Vorteile im Play-off haben werden. Denn erstmals wird wieder in einer gemeinsamen Liga ohne Gruppenaufteilung gespielt, so dass auch der Achte im Viertelfinale theoretisch und praktisch noch Chancen auf das Final-Four hat.

Eine endgültige Beurteilung des neuen Modus fällt auch Mark Spieker nicht so leicht. Die Belastung durch die größere Zahl an Pflichtspielen der Nationalspielerinnen ist unbestritten, während das für die „normalen“ Spielerinnen mit insgesamt 22 Spielen gut ist, mehr Spiele absolvieren zu können. „Am Ende gibt es bei der Tabellen-Situation jedenfalls mehr Klarheit“, sagt der DHC-Trainer. „Noch deutlich wäre das dann, wenn man sagen würde, der Erste nach Hin- und Rückrunde ist Deutscher Meister.“ Über Strecke wird sich bestimmt die Qualität des Kaders und die Breite entscheidend auf den Erfolg auswirken. Der Erste nach der Hauptrunde ist für den Europapokal qualifiziert, und dann kommt noch der Deutsche Meister dazu. Für den DHC steht in München eine gleichermaßen interessante und schwierige Aufgabe am Samstag bevor. Das junge Team muss dort bei einem defensiv agierenden Gegner auch der Nervenbelastung standhalten, um nicht in der Tabelle an Boden zu verlieren.

Mark Spieler ist zuversichtlich, dass sich seine Mannschaft weiter steigern wird. Foto: Beele

Mark Spieker ist der richtige Trainer, um Talente aufzubauen, wobei er viel Freude hat, wenn er sieht, wie sich die Mädchen entwickeln. „Es ist immer wieder eine Herausforderung, die jungen Spielerinnen an das Erwachsenen-Team heranzuführen“, sagt der Coach. Zudem ist die Stimmung im Team sehr gut, weil der Zusammenhalt der drei Generationen etwa mit Annika Sprink, Selin Oruz, Pia Lhotak, Maike Schaunig und Tessa Schubert in der „ältesten“ Fraktion, Sara Strauss, Lisa Nolte, Sophia Schwabe, Lilly Stoffelsma und Marie Hahn in der mittleren und den vielen jungen Wilden angeführt von der leider derzeit verletzten Friederike Heusgen nach außen hin sehr gut wirkt.

Es ist offensichtlich so, als würde alles sehr gut passen und eine gute Mischung vorhanden sein. Das heißt auch, dass sich die Mannschaft besser finden und weiter steigern wird. Das Ziel Titelverteidigung ist vorhanden, aber noch etwas in den Hinterköpfen verborgen. Denn derzeit ist das Final Four und die Entscheidung um die Meisterschaft zu weit weg – schließlich steht auch noch die Hallensaison und über Ostern für den DHC der Europapokal in der EHL an. Es bleibt also spannend beim Düsseldorfer HC.

Mit D.SPORTS INSIDE liefern wir regelmäßig tiefergehende Analysen und Insights rund um die Düsseldorfer Topklubs und den Düsseldorfer Spitzensport.auch

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