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Der Tag der fliegenden Schnapsflaschen

Fünf besondere Duelle zwischen F95 und FCK

Foto: imago/Ferdi Hartung

Wenn die Fortuna und Kaiserslautern am Freitagabend in der MERKUR SPIEL-ARENA ihre jeweilige Hinrunde in der 2. Fußball-Bundesliga beschließen, werden mehr als 40.000 Zuschauer dabei sein. Ob diese wieder ein denkwürdiges Duell zwischen beiden Klubs erleben? Die D.SPORTS-Redaktion blickt als Appetitmacher auf ein paar Spiele früherer Tage zurück.

Insgesamt 58 Mal standen sich Fortuna Düsseldorf und der 1. FC Kaiserslautern in Pflichtspielen gegenüber – in der Fußball-Bundesliga, in der 2. Liga und das eine oder andere Mal im DFB-Pokal. Und nicht selten erlebten die Zuschauer dabei torreiche Partien. Doch eine Begegnung aus dem Jahr 1976 ist aus einem anderen Grund in die Geschichtsbücher eingegangen. Vor dem Aufeinandertreffen beider Klubs am Freitagabend in der MERKUR SPIEL-ARENA blickt D.SPORTS auf dieses und vier weitere Duelle zwischen F95 und FCK zurück.

Kaiserslautern – Fortuna 0:2 (Wertung) / 27. November 1976
Seit ihrer Gründung im Jahr 1963 erlebte die Fußball-Bundesliga bis zu jenem Tag im November 1976 vier Spielabbrüche. Drei Mal konnten Partien aufgrund von Nebel nicht fortgesetzt werden, in Mönchengladbach machte 1971 beim Spiel der Borussia gegen Werder Bremen kurz vor Schluss der Torpfosten nicht mehr mit. Und so wurde jene Begegnung zwischen Kaiserslautern und der Fortuna zu einem Novum. Erstmals brach ein Schiedsrichter ein Bundesligaspiel wegen Zuschauerausschreitungen ab.

Was war passiert? Erst einmal nichts Ungewöhnliches. Die Fortuna führte durch einen Treffer von Gerd Zewe (25.) mit 1:0, Kaiserslautern drängte vehement auf den Ausgleich. Das Publikum auf dem Betzenberg zeigte sich jedoch so gar nicht einverstanden mit dem mitunter robusten Defensivverhalten der Düsseldorfer, die rigoros in die Zweikämpfe gingen und sich ein ums andere Mal nur mit harten Fouls zu helfen wussten. Schiedsrichter Rudolf Frickel verzichtete jedoch auf Platzverweise und infolgedessen heizte sich die angesichts der schwachen Leistung der „Roten Teufel“ ohnehin schon negativ geladene Stimmung immer weiter auf – bis schließlich Schnapsflaschen und Feuerzeuge flogen.

Frickel bat um eine Stadiondurchsage, die, wie sich Fortuna-Torhüter Wilfried Woycke erinnerte, „im Getöse und Lärm vollkommen unterging“. In der 76. Spielminute brach der Schiedsrichter das Spiel, das im Nachgang mit 2:0 für die Fortuna gewertet wurde, ab. „Mit dummen Attacken übertrugen meine Spieler Hektik auf die Stadionränge“, gab Düsseldorfs Trainer Dietrich Weise anschließend zu Protokoll.

Im Nachbericht von Reporter-Legende Rolf Töpperwien hieß es: „Der wachsende Unmut der Zuschauer bezog sich immer mehr auf die korrekten Entscheidungen des Schiedsrichters […] Nach dem Abbruch stürmten Fans den Platz, konnten jedoch, ohne dass Verhaftungen vorgenommen werden mussten, letzten Endes zurückgedrängt werden. Schiedsrichter Frickel konnte das Stadion erst lange nach dem vorzeitigen Ende mit Hilfe von Kriminalbeamten auf einem Schleichweg verlassen.“

Fortuna – Kaiserslautern 6:1 / 19. Januar 1980
In der Saison nach dem DFB-Pokalsieg sowie dem legendären 3:4 im Europapokal-Finale gegen den FC Barcelona in Basel reduzierten die Verantwortlichen bei der Fortuna die Personalausgaben. Sportlich lief dann auch erst einmal wenig zusammen. Bis zur Winterpause fuhr die inzwischen von Otto Rehhagel betreute Mannschaft nur fünf Bundesligasiege ein. Zum Rückrundenstart aber krachte es im Rheinstadion so richtig. Vor gerade einmal 11.000 Zuschauern – in der Saison 79/80 übrigens Minuskulisse in Düsseldorf – fertigte die Fortuna den 1. FC Kaiserslautern mit 6:1 ab.

Ralf Dusend (9.) hatte das frühe 1:0 erzielt, nach dem Seitenwechsel traf die Fortuna in elf Minuten fünf Mal ins Lauterer Tor. Thomas Allofs (54./62.), Rudi Bommer (58.), Rüdiger Wenzel (60.) und nochmals Dusend (65.) schossen die Pfälzer aus der Stockumer Betonschüssel. Beinahe wäre der Fortuna-Sieg noch höher ausgefallen, doch Lauterns Keeper Ronnie Hellström hielt in der 73. Minute einen Foulelfmeter von Bommer.

Fortuna – Kaiserslautern 2:1 / 10. April 1996
Was am 27. Spieltag der Bundesliga-Saison 1995/96 noch keiner ahnte: Das 2:1 der Fortuna vor 20.000 Fans sollte das letzte Pflichtspiel zwischen Düsseldorf und Kaiserslautern für mehr als 13 Jahre sein. Die Mannschaft um Weltmeister Andreas Brehme stieg wenige Wochen später dramatisch in die 2. Liga ab und als die Fortuna eine Saison später folgte, stiegen die „Roten Teufel“ schon wieder auf und sorgten wiederum ein Jahr danach für eine Sensation, als sie als Aufsteiger Deutscher Meister wurden.

Foto: imago/Eibner

Das bis heute immer noch letzte Aufeinandertreffen in der höchsten deutschen Spielklasse begann mit einem Treffer des Tschechen Pavel Kuka (34.), doch in zweiten Hälfte sollte die Partie binnen weniger Minuten zugunsten der Fortuna kippen. Der von Trainer Aleksandar Ristic eingewechselte Thomas Brdaric holte in der 71. Minute einen Strafstoß heraus, den Karlo Werner zum 1:1 verwandelte. Drei Zeigerumdrehungen später unterlief Brehme ein Eigentor und die Fortuna bejubelte einen für den Klassenverbleib enorm wichtigen Heimsieg.

Fortuna – Kaiserslautern 4:3 / 19. März 2016
Es war ein die Fortuna-Seele bewegender Nachmittag am 19. März 2016, als Friedhelm Funkel sein Debüt als Trainer von Fortuna gab. Nach dem peinlichen 0:1 in Sandhausen und einem begrenzten „Kurz-Gastspiel“ hauchte der erfahrene Fußball-Fachmann den Spielern Selbstvertrauen und Spielfreude ein. Wenn man das Ergebnis von 4:3 sieht, ist ihm das offensichtlich gelungen. Mit dieser Leichtigkeit gelang es sogar wegzustecken, dass der Gegner einen zwischenzeitlichen 1:3-Rückstand aufgeholt hatte.

Eine weitere Besonderheit außer den sieben Toren und dem Happy End: Alle Treffer wurden irgendwie von Fortunen erzielt, wobei Jean Zimmer, Torschütze zum 3:3, damals noch in Kaiserlautern spielte. Außerdem traf Marcel Gaus für die Pfälzer, der sich das aktuelle Spiel seiner beiden Ex-Vereine in der MERKUR SPIEL-ARENA ansehen wird, nachdem er vor kurzem mit Fortunas zweiter Mannschaft mittrainiert hat. Für die Pfälzer war darüber hinaus Alexander Madlung mit einem Eigentor zur falschen Stelle. Für Fortuna sorgten Charis Mavrias, OIiver Fink und Nikola Djurdjic für die Tore zum 3:3. Und den Siegtreffer markierte Kerem Demirbay.

Kaiserslautern – Fortuna 2:5 / 4. Februar 2020
Lange ist das letzte Aufeinandertreffen von „Roten Teufeln“ und „launischer Diva vom Rhein“ noch nicht her. An seiner alten Wirkungsstätte war der damalige Trainer Uwe Rösler gefordert, um mit der Fortuna die Achtelfinal-Hürde im DFB-Pokal zu überspringen. Das schafften die Fortunen auch, weil die Offensive glänzend funktionierte. Nana Ampomah erzielte das 1:0. Die Pfälzer drehten das Spiel durch Christian Kühlwetter, bevor dann dies zwei heute noch Aktiven für die Fortuna in die umgekehrte Richtung gelang. Rouwen Hennings und Matthias Zimmermann waren zur Stelle. Hennings sorgte auch für das 4:2, den Schlusspunkt zum 5:2-Endstand setzte Kevin Stöger.

Im Nachhinein ließe sich fast darüber spekulieren, ob die Fortuna nicht besser bei prachtvoller Stimmung auf dem Betzenberg ausgeschieden wäre. Denn die folgende Viertelfinal-Niederlage gegen Saarbrücken tat nach der großartigen Aussicht auf ein Pokal-Halbfinale so richtig weh.

(Norbert Krings und Tobias Kemberg)

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