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„Der Sport ist gut für die Psyche“

Ukrainische Handballer in Düsseldorf

Foto: HC Motor Zaporozyhe

von Tobias Kemberg

Dank der Handball-Bundesliga, der Stadt Düsseldorf und D.SPORTS kann der HC Motor Zaporozhye aus der Ukraine in der Saison 2022/23 in der 2. Handball-Bundesliga mitspielen. Der Serienmeister aus dem von Krieg gebeutelten Land wird den Großteil seiner Heimspiele im CASTELLO Düsseldorf austragen. Im Interview mit D.SPORTS spricht Teammanager Dimitriy Karpushchenko über Erwartungen und Sport in Zeiten des Krieges.

Herr Karpushchenko, was bedeutet Ihrem Klub HC Motor Zaporozhye die Möglichkeit, die kommende Saison in Düsseldorf und in der 2. Handball-Bundesliga bestreiten zu können?

Dimitriy Karpushchenko: In allererster Linie bedeutet es, dass unser Verein überleben und fortbestehen kann. Die Problematik in unserer ukrainischen Heimat ist ja jedem bekannt. Deswegen freuen wir uns sehr auf diese Herausforderung und die Wettkämpfe auf sportlich hohem Niveau gegen die deutschen Klubs. Wir brauchen diese Wettkämpfe allein schon mit dem Blick auf die Champions-League-Teilnahme, die uns hoffentlich ermöglicht wird. Und die 2. Handball-Bundesliga ist eine sehr gute Liga.

Wann steht denn fest, ob das Team auch in der Champions League dabei ist?

Karpushchenko: Die Anmeldephase für die Champions League ist nun beendet. In ein paar Tagen wird klar sein, ob wir wieder dabei sind.

Wie haben Ihre Spieler und die Trainer reagiert, als sie von der Entscheidung gehört haben, dass das Team 2022/23 in Deutschland spielt?

Karpushchenko: Alle waren einfach nur happy. Natürlich bringt das Ganze auch neue sportliche Herausforderungen mit sich, denn wir haben noch nie zuvor so viele Spiele in einer Saison absolviert. In der ukrainischen Liga sind nur neun Teams, in der 2. Bundesliga sind es mit uns nun 20. Möglicherweise warten insgesamt mehr als 50 Spiele auf uns. Zudem haben wir zahlreiche Nationalspieler im Kader, die auf weitere Einsätze kommen. Aber das ist am Ende alles kein Problem, weil wir uns riesig freuen, dass wir in Düsseldorf unserem Sport nachgehen können. Und dafür sind wir allen Beteiligten, die das ermöglicht haben, extrem dankbar.

Dimitriy Karpushchenko. Foto: HC Motor Zaporozyhe

Ihre Mannschaft hat die ukrainische Liga in der Vergangenheit dominiert. Wo wird sich der HC Motor Zaporozyhe in der 2. Bundesliga einsortieren können?

Karpushchenko: Auch wenn unsere Ergebnisse am Saisonende aus der Tabelle herausgerechnet werden, können wir versprechen, dass wir in jedem Spiel unser Bestes geben. Die Jungs sind alle Profis und wollen allein deshalb schon immer gewinnen. Zudem sind wir ein ambitionierter Klub mit einem ambitionierten Management (lacht). Aber von den Ergebnissen wird auch ein Teil der Spielergehälter abhängen. Wir möchten also so weit vorne wie möglich landen.

Wie schwierig ist es angesichts des Krieges in der Heimat, den Fokus auf den Sport zu legen?

Karpushchenko: Unsere Gedanken kreisen natürlich immer um die Geschehnisse in der Heimat. Wir sorgen uns um die Menschen in der Ukraine. Aber der Handballsport kann und wird uns helfen, damit wir alle zwischendurch mal eine Ablenkung erfahren. Wenn du arbeitest und dich auf den Sport konzentrierst, dann schaust du nicht ständig ins Internet und denkst nicht immer wieder über Explosionen und Todesopfer nach. Der Sport ist gut für die Psyche.

Wie laufen die kommenden Wochen ab? Die Spieler werden bis Juli alle in Düsseldorf eintreffen, richtig?

Karpushchenko: Genau so ist es. Einige sind bereits in Düsseldorf angekommen, andere machen mit ihren Familien noch ein paar Tage Urlaub. Bis zum 16. Juli sollen alle hier sein, denn am 17. Juli beginnt unsere Saisonvorbereitung. Im August gibt es ein paar Vorbereitungsspiele und im September startet dann die Saison.

Was ist Ihre generelle Hoffnung für die Saison – auch losgelöst vom reinen sportlichen Abschneiden?

Karpushchenko: All unsere Hoffnungen drehen sich um Frieden und einen Sieg für die Ukraine. Wir möchten die ukrainischen Flüchtlinge unterstützen, den Menschen Hoffnung geben und ihnen zeigen, dass der ukrainische Sport noch existiert. Und wenn der Krieg gewonnen ist, gehen wir alle wieder nach Hause.

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