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Anschub für den Frauenfußball

Fortuna U17 startet mit Düsseldorfer Talenten

Foto: Krings

von Norbert Krings

Für den klassischen und ultrakonservativen Fußball-Puristen ist Frauenfußball eine ganz andere Sportart und hat nichts oder nur wenig mit dem Lieblingssport der Deutschen zu tun. Doch das ist eine veraltete und gleichzeitig dumme Ansicht, wenn man sieht, was Frauen weltweit im Fußball für starke Leistungen zeigen. Ein großes und kooperarives Frauen- und Mädchenfußball-Projekt in Düsseldorf soll dafür sorgen, dass es auch in unserer Stadt mit dem Frauenfußball vorangeht und in der U17 der Fortuna das erste Zeichen der gemeinsamen Anstrengungen deutlich wird.

Vergangene Woche gab es den Startschuss. Auf dem Trainingsgelände der Fortuna im Schatten der Arena hatten sich 15 Talente aus neun Vereinen der Stadt zusammengefunden, um unter der Regie der Fortuna, was ausgebildete Trainer und die Infrastruktur angeht, zu trainieren und künftig auch im Wettkampf anzutreten. Bis auf die DJK TuSA sind die anderen Vereine der Stadt mit einer Mädchen- und Frauenfußball-Abteilung in dieses gemeinsame Projekt involviert. Das sind der CfR Links, der TSV Urdenbach, der SV Wersten 04, der DSC 99, die DJK Agon 08, der FC Tannenhof, die Sportfreunde Gerresheim, der Lohausener SV, der VfL Benrath und nun auch Fortuna Düsseldorf.

Es war für den größten Düsseldorfer Fußballklub ein bedeutender Moment, nachdem die Stadt und viele Vereinsmitglieder seit fast Jahrzehnten gefordert hatten, dass der Traditionsverein unbedingt auch Frauenfußball anbieten müsse. „Frauenfußball gehört zu einem Verein, der Spitzen- und Breitensport fördert. Der Ansatz der Kooperation mit den Vereinen der Stadt gibt es bundesweit noch nirgendwo“, erklärte Alexander Jobst, der Vorstandsvorsitzende der Fortuna. „Wir freuen uns, dass wir den Mädchen- und Frauenfußball nun auch offiziell bei uns willkommen heißen können.“

Mit drei Teams soll und will Fortuna in zwei Jahren im Ligabetrieb sein

Die U17 ist der Vorreiter. Innerhalb der beiden nächsten Jahre sollen eine U23 der weiblichen Talente und eine Frauen-Mannschaft aufgebaut werden. Trainer Anestis Tsentemeidis wird mit seinem Team auch immer wieder neue Spielerinnen begrüßen, so dass es nicht bei den 14 Feldspielerinnen und einer Torhüterin bleiben wird, die sich beim „Showtraining“ auf dem Kunstrasenplatz an der Arena zum ersten und wohl einzigen Mal trafen. Denn künftig sollen die Einheiten im Nachwuchsleistungszentrum in Flingern absolviert werden. Der Einstieg in den Ligabetrieb wird in der Kreisliga sein. Alles weitere wird sich entwickeln.

Das Team mit dem Trainer Anestis Tsentemeidis (rechts) und Fortunas Vorstandsvorsitzendem Alexander Jobst. Foto: Krings

„Ich sehe die Vorteile nicht“, erklärte Ute Groth, die Zweifel an den Zielen des Projekts hat und deren Bedeutung nicht so erkennen mag wie die Vertreterinnen und Vertreter der anderen beteiligten Vereine. „Ich kann meinen Mädchen, die zumeist leistungsorientiert unterwegs sind, nicht empfehlen, den Weg über die Kreisklasse zu gehen, in der die U17 der Fortuna zunächst starten muss“, sagte die Vorsitzende der DJK Tusa, die die meisten Mädchen/Frauen-Mannschaften in Düsseldorf im Ligabetrieb hat. Die Talente der TuSA spielen in der Niederrheinliga, als zumindest zwei Klassen höher als das Kooperationsteam.

„Es ist natürlich schade, dass TuSA kein Teil dieses kooperativen Bündnisses ist,“ sagte Alexander Jobst, der Vorstandsvorsitzende der Fortuna. „Die Tür ist aber immer offen und wir werden auch nochmal aktiv auf Tusa zugehen und das Gespräch suchen.“ Das grundlegende Konzept sei ja gut und in Ordnung, meinte die TuSA-Vorsitzende. „Aber die Umsetzung ist nicht gut, weil ich kein wirkliches Konzept erkenne“, sagte Ute Groth, die „keine Klüngeleien“ will – und offensichtlich kein Geschachere um Talente.

Elisa Wilson, Managerin im Frauenfußball beim CfR Links beschreibt, wie die Kooperation aus ihrer Sicht funktioniert: „Wir koordinieren als Verein die Spielerinnen, welche für ein Fördertraining einmal die Woche bei uns am Platz durch Fortuna in Frage kommen“, sagt sie. Es bestehe ein enger Austausch mit dem Trainer und weitere talentierte Spielerinnen werden zusätzlich ins NLZ eingeladen. Die Kooperation bietet AGs an Schulen, er werden Flyer bereits in Kitas verteilt, in denen sich zum Beispiel der CfR Links als Anlaufstelle auch für die kleinsten Talente anbietet. Zudem werden die sozialen Medien genutzt, um die Kooperation und die grundlegende Idee einer breiteren Öffentlichkeit vorzustellen und Mädchen auf diesem Wege für unsere Vereine zu gewinnen.

Elisa Wilson macht sich für das gemeinsame Projekt stark. Foto: CfR Links

Auch wenn nur ein Bruchteil der Mädchen den Sprung in Fortunas U17 und später die anderen Mannschaften des Flaggschiffs schaffen wird, sollen alle (guten) Spielerinnen gefördert werden. „Somit genießen alle eine gute Ausbildung. Und wenn Jemand zu uns zurückkehren möchte, ist sie jederzeit herzlich willkommen und hat dennoch dieses spannende Abenteuer miterlebt“, erklärt Elisa Wilson die Vorteile dieser Kooperation. „Beispielsweise wurden drei unserer U17 Spielerinnen zum Probetraining bei Fortuna eingeladen und bleiben alle trotzdem auch beim CfR.“

Die hoffnungsvollen Talente sollen nicht abwandern

Elisa Wilson bezeichnet sich als positiver Verfechter dieses Projektes. „Ich es gut finde, wenn der Mädchen- und Frauenfußball in Düsseldorf breiter aufgestellt ist. Wenn sich dadurch die Qualität in den Vereinen verbessert, kann das für alle nur ein Gewinn sein“, sagt die Managerin des CfR Links, die weitere Möglichkeiten des Projektes erkennt. „Zukünftig wäre es schön, wenn beispielsweise Workshops für Jugendtrainer von Fortuna angeboten werden, man lernt ja schließlich niemals aus.“

Die Stadt und die Politik sprechen sich einmütig für dieses gemeinsam Projekt aus und hoffen auch, dass die DJK TuSA irgendwann die Bandbreite des Projekts vergrößert. „Offensichtlich hat sich der Verein in der Kooperation nicht richtig wiedergefunden“, meint CDU-Ratsherr Stefan Wiedon, der auch beim Fußballverband Niederrhein arbeitet und dieses Projekt mit angestoßen hat. Wichtig sei auf jeden Fall, dass Düsseldorf die vielen hoffnungsvollen Talente nicht in die Nachbarstädte wie Leverkusen, Mönchengladbach oder Essen abwandern lassen muss. Grundsätzlich ein guter Plan, ein geschlosseneres Vorgehen wäre in absehbarer Zeit noch besser als die jetzige Situation. Doch ein Anfang ist gemacht, der Anschub für einen möglicherweise höher (auch in Köpfen) angesiedelten Mädchen- und Frauenfußball in Düsseldorf ist mit Schwung erfolgt.

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