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DEG verzockt Vorsprung und fliegt raus

6:3-Führung in Spiel fünf genügt nicht

Foto: Birgit Häfner

von Tobias Kemberg

Lange machen die Düsseldorfer vor allem offensiv ein starkes Play-off-Spiel, doch nach einem beeindruckenden Comeback des ERC Ingolstadt geht die Partie in die Verlängerung. In dieser kassieren die Rot-Gelben nach zwei Minuten und 24 Sekunden das entscheidende 6:7 und verlieren damit die Viertelfinalserie mit 1:4.

Als er alle Hände der Gegner geschüttelt hatte, drehte Alexander Barta ab, ging in die Knie und kämpfte einen Moment mit seinen Emotionen. Das war mehr als verständlich, denn für den langjährigen Kapitän der Düsseldorfer EG wird es aller Voraussicht nach sein letztes Spiel in der Deutschen Eishockey Liga gewesen sein.

Dabei hatte der 40-Jährige mit drei Scorerpunkten am Freitagabend viel dafür geleistet, um mindestens noch ein sechstes Play-off-Viertelfinale für sich und sein Team im PSD BANK DOME zu erzwingen. Doch das in der Entstehung bittere 6:7 (2:1, 4:2, 0:3, 0:1) nach Verlängerung bedeutete eben auch das Aus in der „Best-of-seven“-Serie und das Saisonende für die Düsseldorfer – und auch dieser Fakt ließ den „Capitano“ emotional werden.

„Wir haben ein hervorragendes Spiel gemacht, sind gut rausgekommen und haben schlau gespielt. Aber es ist egal, wie wir geführt haben in dieser Serie. Ingolstadt hat immer eine Antwort gefunden. In Zukunft müssen wir einen Weg finden, mal ein Viertelfinale zu gewinnen“, sagte Barta und erklärte mit Blick auf seine Person: „Es war eine anstrengende Saison, ich habe mir noch mal den Arsch aufgerissen, aber über meine Zukunft möchte ich hier jetzt noch nicht sprechen.“

Wild-West-Hockey in Drittel zwei

Irgendwann, es ist schon einige Jahre her, da hat mal jemand die Wichtigkeit des Heimrechts in einer Play-off-Serie hervorgehoben. Wer im März 2023 jedoch die vier Viertelfinalserien der Deutschen Eishockey Liga verfolgt, dem mag zurecht am Wahrheitsgehalt dieser Aussage zweifeln. Und lange Zeit sah es auch so aus, als würde es in der Serie zwischen der DEG und Ingolstadt den nächsten Erfolg der Auswärtsmannschaft geben – es wäre der vierte im fünften Duell gewesen. Doch dazu kam es nach einem unterhaltsamen und über weite Strecken wilden Schlagabtausch – aus DEG-Sicht leider – nicht mehr.

Foto: Birgit Häfner

Los ging die wilde Fahrt durch die Ingolstädter Arena mit drei Toren in den ersten 20 Minuten. Zunächst bestrafte die DEG eine Unkonzentriertheit der Ingolstädter mit dem 1:0 durch Josef Eham (6.). Doch die ohnehin schon an kleinen Geschichten nicht arme Serie sollte noch einmal um einen weiteren Plot in der Story erweitert werden. Denn beide Teams zeigten ein immens erfolgreiches Überzahlspiel. Ty Ronning (12.) glich für den ERC aus, Stephen MacAulay (18.) lenkte den Puck zur erneuten Führung für die Düsseldorfer ins Netz.

Auch die ersten beiden Treffer im Wild-West-Kurzfilm, an dieser Stelle sonst zweites Drittel genannt, fielen bei nummerischem Ungleichgewicht auf dem glatten Geläuf. Daniel Fischbuch (24.) stellte auf 3:1 für die DEG, Wayne Simpson (27.) antwortete für den Titelmitfavoriten. Nun überlegten sich die Düsseldorfer eine echte „Gemeinheit“ für ihre Kontrahenten: Nach Gegentoren einfach mal im nächsten Wechsel selbst das nächste machen.

So war es Philip Gogulla, der nur 15 Sekunden nach dem Anschlusstreffer das 4:2 besorgte und später Tobi Eder (36.), der nach einem weiteren Powerplaytor des ERC von Frederik Storm nach 19 Sekunden antwortete. Dazwischen war es Kapitän Barta (31.) der sich in die schon jetzt lange Liste der Torschützen eintrug.

Ingolstädter Sturm und Drang ist erfolgreich

Spätestens zur zweiten Drittelpause war klar, dass die Reihenumstellungen von Roger Hansson unter „erfolgreich“ abzulegen waren. Der Cheftrainer der DEG hatte kräftig durchgemischt. Gogulla stürmte neben Barta und Stephen Harper, Fischbuch rückte in die Reihe mit Alexander Ehl und Victor Svensson und MacAulay bekam mit Josef Eham und Eder gleich zwei neuen Außen neben sich.

Doch es folgte ein drittes Drittel, das vermutlich noch für so manche schlaflose Nacht in den kommenden Tagen sorgen wird. Ingolstadt entschied sich nämlich trotz eines Torhüterwechsels vom entnervten Michael Garteig zu Kevin Reich nicht zum Hissen der weißen Fahne – erst recht nicht, nachdem Mirko Höfflin (50.) auf 4:6 verkürzte. Der ERC drückte weiter, die DEG igelte sich mehr und mehr ein. Entlastung fand so gut wie keine mehr statt. Und das war ein Riesenfehler, denn Simpson (58.) erzielte den fünften Ingolstädter Treffer. Neun Sekunden vor der Sirene war der Vorsprung dann endgültig dahin. Ronning glich aus und schickte die Partie in die Verlängerung, in der Stefan Matteau (63.) die DEG und Alexander Barta in die Knie zwang.

Statistik: ERC Ingolstadt – Düsseldorfer EG 7:6 n.V. (1:2, 2:4, 3:0, 1:0)
DEG/Tor: Haukeland (Hane); Abwehr: Järvinen, Kousa – Ebner, Zitterbart – Geitner, McCrea; Angriff: Gogulla, Barta, Harper – Ehl, Svensson, Fischbuch – Eham, MacAulay, Eder – Schiemenz, Blank, Borzecki – Junemann
Schiedsrichter: Ansons/Schukies
Tore: 0:1 (5:53) Eham (MacAulay), 1:1 (11:23) Ronning (Feser, Storm/5-4), 1:2 (17:24) MacAulay (Svensson, Gogulla/5-4), 1:3 (23:28) Fischbuch (Barta, Ebner/5-4), 2:3 (26:16) Simpson (Bodie, Storm/5-4), 2:4 (26:31) Gogulla (Barta, Harper), 2:5 (30:15) Barta (Harper, Gogulla), 3:5 (35:38) Storm (Feser, Bodie/5-4), 3:6 (35:57) Eder (MacAulay), 4:6 (49:57) Höfflin (Simpson, Bodie), 5:6 (57:14) Simpson (Bertrand, Bodie/6-5), 6:6 (59:51) Ronning (Pietta, Feser/6-5), 7:6 (62:24) Matteau (Pietta)
Zuschauer: 4815
Strafminuten:
12:10
Torschüsse: 43:35
Play-off-Serie: 4:1 (Ingolstadt damit im Halbfinale)

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