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DEG sucht den Weg zurück zum Glück

Vom Stimmungstief zum Turnaround?

Foto: Birgit Häfner

von Tobias Kemberg

Drei Niederlagen in Folge, nur noch Platz zehn in der Tabelle und zuletzt zwei unansehnliche Auftritte bei den Heimspielen im PSD BANK DOME – die Lage rund um den Düsseldorfer Eishockeyklub ist derzeit alles andere als besinnlich.

Während auf den Adventskränzen erst zum Heimspiel gegen die Schwenninger Wild Wings am Sonntag die zweite Kerze angezündet wird, brennt bei der Düsseldorfer EG gefühlt schon der halbe Weihnachtsbaum – oder nicht? Zugegeben: Dieses Bild ist etwas extrem. Und vielleicht geht’s zum Feste sogar schon wieder richtig besinnlich (weil erfolgreich) zu. Doch nachdem es erstmals in dieser Spielzeit drei Niederlagen in Folge gab, ist die Stimmung in diesen Tagen auf einem vorläufigen Tiefpunkt angekommen.

Fakt ist aber auch, dass die Mannschaft nach 23 von 56 Hauptrundenspielen auf dem zehnten Tabellenplatz steht und dieser im März 2023 bedeuten würde, das man das selbstgesteckte Grundziel für die Saison, nämlich die Play-off-Teilnahme, erreicht hat. Doch momentan rutschen die rot-gelben Aktien in bedenkliche Sphären ab. Wie sagte ein bekannter Fußball-Funktionär einst? „The Trend is your friend.“ Bei der DEG in diesen Tagen nur eben nicht.

Pfeifen oder nicht pfeifen?

Nach dem grottenschlechten Auftritt beim 2:4 gegen die Nürnberg Ice Tigers diskutierten Teile des rot-gelben Anhangs in den sozialen Netzwerken darüber, ob es in Ordnung sei, das Team nach Leistungen wie am Dienstagabend mit Pfiffen in den Feierabend zu verabschieden. Diese Diskussion ist schon seit Brehmstraßen-Zeiten so zielführend, wie die Frage nach dem Huhn und dem Ei und was davon zuerst da war. Pfeifen oder nicht pfeifen? Jeder wie er meint. Zu Unrecht pfiff angesichts der Leistungen in den zurückliegenden Heimspielen gegen Augsburg (0:2) und Nürnberg aber gewiss niemand.

Die Einen argumentieren dann gerne damit, dass es den Menschen in den roten und gelben Trikots nicht weiterhilft, wenn man seine Enttäuschung in dieser Form zum Ausdruck bringt. Die Anderen argumentieren dann gerne dagegen, dass sie für ihr gezahltes Geld eine Mannschaft auf dem Eis sehen wollen, die sich jeden Abend den Hintern aufreißt. Beide Sichtweisen sind nachvollziehbar. Und es gibt sicherlich noch andere Ansätze. Niederlagen passieren und werden in den meisten Fällen von den Düsseldorfer Fans auch (schnell) verziehen. Es kommt aber eben auch auf das „wie“ an. Hat das Team gekämpft und alles gegeben? Gegen Augsburg und Nürnberg darf und muss das zumindest diskutiert werden.

Foto: Kenny Beele

Reagiert Trainer Hansson mit Umstellungen?

Von den Rängen zurück aufs Eis. Was alle Anhänger sowie die Protagonisten auf den Kufen eint, ist der Wunsch nach einem baldigen „Turnaround“. Und den braucht es auch, denn sonst ziehen Teams wie der kommende Gegner Iserlohn Roosters oder die am Sonntag in Düsseldorf auflaufenden Wild Wings aus dem Schwarzwald in Bälde in der Tabelle an den Jungs von Trainer Roger Hansson vorbei. Zur Erinnerung: Nach dem 4:1 gegen Frankfurt stand die DEG auf dem fünften Rang. Das ist gerade einmal zwei Wochen her.

Hansson sprach nach dem 2:4 gegen Nürnberg deutliche Worte, so deutliche Worte wie noch nie in seiner bisherigen Amtszeit – und der Schwede muss darauf jetzt eigentlich Taten folgen lassen. Anpassungen bei den Verteidiger-Pärchen und in den Angriffsreihen sind im Normalfall erprobte Mittel von Eishockeytrainern. Doch der Trainer ist in diesen Tagen auch als Psychologe gefordert. Denn die sich immer wiederholenden Fehler und allen voran das Herschenken von Spielen im Schlussdrittel durch erschreckende Passivität, müssen zumindest in Teilen ein mentales Problem sein.

Dass der Derby-Schock gegen die Haie vom 28. Oktober, als die DEG in den letzten Sekunden einen 3:1-Vorsprung aus der Hand gab, nachhaltigen Schaden angerichtet hat, wird in schöner Regelmäßigkeit – und logischerweise – von allen Beteiligten verneint. Wer würde auch sagen, dass jenes 3:4 nach Verlängerung die Ursache ist? Doch seither fehlt es sichtbar an vielen der oft zitierten „Kleinigkeiten“. Stürmer Philip Gogulla ging dieser Tage sogar einen Schritt weiter und antwortete auf die Frage, was bei der DEG derzeit fehle: „Alles. Kampfgeist. Wille.“ Vielleicht ließen sich noch taktische Disziplin in entscheidenden Phasen sowie mehr Effektivität im Abschluss ergänzen.

Foto: Kenny Beele

Mit einfachem Eishockey zurück zum Erfolg?

Ausreden suchen sie bei der DEG keine, das ist löblich. Dabei wäre allein die personelle Situation ein geradezu dankbarer Ansatz, denn mit Kyle Cumiskey, Brendan O’Donnell, Victor Svensson, Jakub Borzecki und Luca Zitterbart fehlen auch am kommenden Wochenende erneut fünf Spieler. Zu allem Ärger über die aktuelle Phase mit sechs Niederlagen aus den vergangenen neun Spielen kamen zuletzt „on top“ die Infos, dass mit Tobi Eder (Eisbären Berlin) und Daniel Fischbuch (Adler Mannheim) zwei Top-Sechs-Stürmer in der kommenden Saison woanders (mehr) Geld verdienen.

Zahlreiche Ausfälle, das Verspielen von Vorsprüngen im Schlussdrittel oder auch die gruselige Powerplay-Quote von 11,27 Prozent und zuletzt 19 Überzahlsituationen in Folge ohne Erfolgserlebnis – all das sind Faktoren, die es fraglos schwermachen, Spiele zu gewinnen. Dass nicht selten in dieser Saison Fehlentscheidungen der Schiedsrichter ihr Übriges tun, soll an dieser Stelle nicht unerwähnt bleiben, ist aber nicht der Hauptgrund für den „Status Quo“.

„Wir zeigen derzeit nicht unser bestes Eishockey. Das ist aber keine Sache der Einstellung, wir müssen einfach bei unserem Spiel bleiben“, sagt Verteidiger Nicolas Geitner. Doch die DEG muss als Team erstmal wieder zu diesem einfachen Spiel finden und dieses dann auch mal über 60 Minuten durchziehen. Individuelle Formtiefs gibt es in einer langen Saison immer mal. Doch wenn gleich eine Vielzahl der nominellen Top-Leute nicht an ihrer Leistungsgrenze spielen, ist das für eine Mannschaft als Ganzes unter keinen Umständen zu kompensieren.

Das Gute zum gegenwärtigen Zeitpunkt zwischen erster und zweiter Kerze: Es ist noch verdammt viel Eishockey zu spielen. Doch es muss von allen Spielern mehr kommen – von einigen der Arrivierten sogar deutlich mehr. Sonst braucht die DEG im Januar für Platz zehn vielleicht schon ein Fernglas.

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