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DEG: Hinten drückt der Schuh

Eishockey-Team hat Probleme, schnell aus der Defensivzone herauszukommen

Foto: Kenny Beele

von Bernd Schwickerath

Das 2:3 am Mittwoch gegen Bremerhaven sei „ein kleiner Rückschritt“ gewesen, sagt DEG-Verteidiger Bernhard Ebner. Was vor allem an seinem Mannschaftsteil lag. Der Aufbau aus dem eigenen Drittel heraus klappte lange Zeit gar nicht. Kein neues Problem.

Vor ein paar Jahren hat die Deutsche Eishockey Liga (DEL) Geld in die Hand genommen und in ihr Statistik-Angebot investiert. Seitdem dürfen sich nicht nur die Analysten in den einzelnen Vereinen über allerlei Zahlenmaterial freuen, auch für die Öffentlichkeit ist Vieles zugängig.

Für die Düsseldorfer EG war das am Mittwochabend allerdings weniger erfreulich. Es gibt auf der Homepage der DEL nämlich auch die so genannte „Shot Map“ – eine detaillierte Übersicht über sämtliche Schüsse, die jedes Team abgibt. Und sieht man sich die vom Spiel gegen Bremerhaven an, erzählt die Schuss-Karte doch weitaus mehr über das Spiel als das reine Ergebnis.

2:3 (0:1, 0:1, 2:1) endete das aus Sicht der DEG, die damit noch glänzend bedient war. Auch fünf, sechs oder gar sieben Gegentore wären nicht nur möglich, sondern auch gerecht gewesen. Lediglich der glänzend aufgelegte Hendrik Hane im DEG-Tor verhinderte das. Denn nach ordentlichen fünf Minuten kam von seinen Vorderleuten bis ins letzte Drittel hinein fast nichts mehr, was die Fans auf dem heimischen Sofa erfreut hätte. 21:46 Torschüsse zählten die Statistiker und Statistikerinnen, und betrachten wir alle Schüsse – also auch die, die geblockt wurden oder am Tor vorbeiflogen –, sieht es noch düsterer aus: 41:86.

Wie eine Zielscheibe nach der Schießübung einer Spezialeinheit

Foto: penny-del.org

Nun sagt die reine Anzahl der Schüsse vielleicht nicht immer viel aus. Aber schauen wir mal auf den Bereich direkt vor dem Tor, von wo aus Schüsse eine vielfach höhere Wahrscheinlichkeit haben, im Tor zu landen. Bei der DEG findet sich da ein gutes Dutzend, bei den Gästen aus Bremerhaven kann man sie kaum noch zählen, die „Shot Map“ sieht aus wie eine Zielscheibe nach der Schießübung einer Spezialeinheit.

Das lag natürlich vor allem daran, dass die Bremerhavener ebenso passsicher wie flink und zweikampfstark auftraten. „Extrem gut“ seien sie gewesen, fand DEG-Manager Niki Mondt, „ich kann mich an keine Aktion erinnern, bei der ich dachte: Das haben sie jetzt schlecht gelöst.“ Nicht umsonst feierten die Pinguins am Mittwoch den fünften Sieg im fünften Spiel, sind vor dem letzten Spieltag nicht nur für das Halbfinale des „Magenta-Sport-Cups“ qualifiziert, sondern auch bereits Gruppensieger.

Aber ebenso natürlich lag das auch an der DEG, die ab der ersten Strafzeit kein Mittel fand, das Spiel schnell von hinten heraus aufzubauen und das Mitteleis zu überbrücken. Kaum ein Pass kam an, folglich verlor sie immer wieder die Scheibe und ließ sich hinten einschnüren.

„Nicht die Mannschaft, die wir sein wollten oder sind“

Neu ist das Problem nicht, schon nach dem 2:1 über Krefeld hatte Stürmer Max Kammerer angemahnt: „Wir verbringen zu viel Zeit hinten und tun uns schwer, hinten herauszukommen. Und dann fehlt uns auch vorne ein bisschen die Kraft.“ Das war auch Trainer Harold Kreis nicht entgangen, vor dem Bremerhaven-Spiel wollte er vor allem in einem Bereich Fortschritte sehen: „Das kurze Passspiel aus der Defensivzone. Beim Aufbau könnten wir etwas flotter und besser unter Druck agieren.“

Doch das funktionierte lange Zeit überhaupt nicht. „Wir waren die ersten zwei Drittel nicht die Mannschaft, die wir sein wollten oder sind“, fasste Stürmer Jerome Flaake die Lage zusammen. Verteidiger Bernhard Ebner wertete gar das ganze Spiel als „kleinen Rückschritt“, dabei habe sich sein Team ja vorgenommen, „uns von Spiel zu Spiel zu steigern“.

Dass das nicht klappte, lag eben vor allem am fehlerhaften Aufbau, der das Offensivspiel ja ins Rollen bringen soll. Da sind die Stürmer nicht unschuldig dran, die sich selten ideal anboten, aber vor allem mussten sich Bernhard Ebner selbst sowie Marco Nowak und Nicholas Jensen angesprochen fühlen – also die Verteidiger, von denen am meisten erwartet wird, den Puck schnell und sicher nach vorne zu spielen. Und auch in Überzahl kam wenig von Jensen und Nowak, die dann an der blauen Linie stehen und den Puck verteilen oder schießen sollen.

Kommt noch ein Offensivverteidiger?

Manager Mondt hatte bereits vor Wochen gesagt, dass er noch einen Verteidiger verpflichten möchte. Auch um auf eventuelle Ausfälle reagieren zu können – was am Mittwochabend passierte, Marc Zanetti blieb im letzten Drittel angeschlagen draußen. Aber selbst wenn alle fit sind, könnte die Abwehr noch ein Update vertragen. Gerade, was das Spielerische angeht.

Ursprünglich war Mondt eher auf der Suche nach einem stabilen Verteidiger, dessen Stärken vor allem in der Gegentorverhinderung liegen. Nun sagt er: „Nach so einem Spiel wie am Mittwoch denke ich mir: Ein offensiver Verteidiger wäre auch nicht schlecht.“ Entschieden ist aber noch nichts, man stehe ja immer vor der Frage: „Hole ich einen nach der Rolle, die wir brauchen, oder hole ich den besten Verteidiger, der verfügbar ist und in unser Budget passt.“ Fest steht aber: Er wolle nun „relativ zeitnah“ jemanden verpflichten.

Ein Panikkauf ist nach einem schlechten Spiel aber nicht zu erwarten: „Ich will das Spiel nicht überbewerten, aber es ist vielleicht nicht schlecht, mal unzufrieden zu sein. Das heißt, man muss weiterarbeiten und nicht denken, es ist alles wunderbar, weil wir vorher mal zwei Spiele in Folge gewonnen haben.“ Die nächste Chance, es besser zu machen, bietet sich am Montag, dann geht für das letzte Gruppenspiel nach Krefeld.

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