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DEG gegen Nürnberg in Zahlen

Statistiken zur ersten Play-off-Runde

Fotos: Birgt Häfner

von Bernd Schwickerath

Drei Jahre ist das bislang letzte Play-off-Spiel der Düsseldorfer EG in der Deutschen Eishockey Liga (DEL) her. Am heutigen Dienstagabend (19.30 Uhr) hat das Warten ein Ende, dann beginnt die erste Runde über maximal drei Spiele bei den Nürnberg Ice Tigers. Wer ist Favorit? Wer Außenseiter? Wir schauen dafür auf die Zahlen aus der Hauptrunde.

Tabelle

Die wichtigsten Kennzahlen zuerst: Tabellenplatz und Punkte. Da sind beide Teams ziemlich gleich auf. Nürnberg schloss die Hauptrunde auf Platz acht ab, die DEG auf Rang neun, deswegen haben die Ice Tigers Heimrecht – das mögliche dritte Spiel würde also in Franken steigen. Das liegt nicht nur daran, dass die Nürnberger vier Punkte mehr holten, sie hatten auch zwei Spiele weniger. Also holten sie 1,481 Punkte im Schnitt, die DEG 1,357. Sieht nach wenig aus, sind auf eine volle Saison gerechnet aber fast sieben Punkte.

Stellt sich noch die Frage, ob die Ergebnisse auch der Spielweise entsprachen oder ob eine Seite mehr Glück oder Pech hatte. Dafür schauen wir zunächst auf das Verhältnis aller Schüsse, das soll zeigen, wer bei Fünf-gegen-Fünf wie viel Zeit in welcher Zone verbrachte. Die Nürnberger liegen da bei 50,7 Prozent und schießen also mehr als ihre Gegner, die DEG liegt bei 47,8 Prozent, schießt also seltener. Drei Prozentpunkte sind jetzt keine Welten, aber auch nicht zu vernachlässigen.

Und was ist mit Glück oder Pech? Dafür gibt es PDO, die Addition aus Schuss- und Fangquote. Ist man bei 100 Prozent, entsprechen die Ergebnisse dem Aufwand. Nürnberg liegt bei 99,8, die DEG bei 98,9 – also keine großen Ausschläge, was bedeutet: Die Teams bekamen in der Regel das, was sie verdienten.

Fazit: Ziemlich ausgeglichen alles, aber leichte Vorteile für die Ice Tigers.

Direkter Vergleich

Egal, wen man fragt, die Antwort ist immer dieselbe: „Das ist egal, es geht bei Null los.“ Gemeint ist die Wertigkeit der vier direkten Duelle im Laufe der Hauptrunde. Und ja, es ist wirklich nicht entscheidend, wie die Teams im Herbst gegeneinander gespielt haben, und dennoch ist der direkte Vergleich interessant.

Die DEG gewann diese Saison nämlich alle vier Spiele gegen die Ice Tigers – und zwar jedes Mal glatt nach 60 Minuten: Im Oktober 3:1 daheim, im November 4:1 in Nürnberg, im Januar dann wieder 5:4 zu Hause, zuletzt Mitte März 2:1 auswärts. Macht insgesamt 14:7 Tore

Nun gehört zur Wahrheit, dass die Nürnberger zwei dieser Duelle arg dezimiert bestreiten mussten oder zumindest mit mehreren Spielern, die gerade erst aus der Quarantäne kamen. Das ist jetzt anders, beide Teams sind bis auf wenige angeschlagene oder gesperrte Spieler komplett.

Fazit: Klarer Vorteil für die DEG, auch wenn das nichts heißen muss.

Torhüter

Der wichtigste Mann auf dem Eis? Steht im Tor. Gerade in den Play-offs kann ein heißer oder kalter Goalie ganze Serien entscheiden. Wer es zwischen Ice Tigers und DEG sein wird, kann niemand vorhersagen. Rein vom Papier her ist Nürnbergs Niklas Treutle der beste Torwart, ist seit Jahren die Nummer eins in Franken, spielte regelmäßig Nationalmannschaft. Im Gegensatz dazu hat die DEG in Mirko Pantkowski und Hendrik Hane zwei junge Torhüter, die noch keine Play-off-Serie in der DEL als Nummer eins erlebt haben. Und da wir nicht wissen, wer spielen wird oder ob im Laufe der Serie gewechselt wird, schauen wir auf die allgemeinen Zahlen.

Bei denen liegt die DEG knapp vorne. Pantkowski und Hane wehrten 90,51 Prozent der Schüsse ab, eine solide aber nicht überragende Zahl, die beginnen ab 93 Prozent. Nürnbergs Torhüter – neben Treutle kamen auch Alex Dubeau und Ilya Sharipov zum Einstaz – stehen gemeinsam bei 90,14 Prozent. Auch bei den Gegentoren im Schnitt liegen die Düsseldorfer ganz knapp vorne. 2,93 pro Spiel zu 2,96 pro Spiel.

Eine weitere Statistik, die in den vergangenen Jahren mehr Beachtung findet: GSAA. Die Zahl setzt die persönliche Fangquote ins Verhältnis zur durchschnittlichen aller DEL-Torhüter und schaut dazu auf das Schussaufkommen. Am Ende kommt eine positive oder negative Zahl heraus, die zeigt an, ob der jeweilige Torwart mehr oder weniger Tore kassiert hat, als es der fiktive Durchschnittsgoalie bei den exakt gleichen Schüsse getan hätte. Treutle steht bei -3,10, hat also zu viele Tore zugelassen. Hane (+3,47) und Pantkowski (+2,22) haben mehr Tore verhindert, als sie eigentlich müssten. Allerdings retteten bei der DEG 50 Mal Pfosten oder Latte, bei Nürnberg 42 Mal.

Fazit: Ziemlich ausgeglichen mit leichten Vorteilen für die DEG

Abwehr

Es ist eine seit Jahrzehnten diskutierte Grundsatzfrage: Was macht gute Verteidiger aus? Wenige Gegentore? Eigene Offensivaktionen? Es ist eine Mischung, also müssen wir uns mehrere Zahlen ansehen. Beginnen wir mit der Kernaufgabe, der Gegentorverhinderung. Die Ice Tigers kassierten 3,24 pro Spiel, die DEG 2,93 – beides keine grausamen, aber auch keine guten Werte.

Auch bei den gegnerischen Schüssen dürften die Zahlen niedriger sein. Die Franken lassen pro Spiel 32,85 Schüsse zu, die Düsseldorfer 31,05. Schauen wir genauer hin, sehen wir, dass bei der DEG 37,1 Prozent der gegnerischen Schüsse aus dem Slot kommen – also aus dem gefährlichen Bereich direkt vor dem Tor. Ähnlich sieht es bei den Nürnbergern aus: 34,5 Prozent. Eine weitere interessante Zahl: Die DEG blockt deutlich mehr Schüsse, die deswegen gar nicht erst zum Tor fliegen: 564, der mit Abstand beste Wert der Liga. Die Ice Tigers haben 470 Schüsse geblockt.

Moderne Verteidiger schalten sich aber auch immer in die Offensive ein, was also gibt es da zu sehen? Vor allem die Tatsache, dass die DEG-Verteidiger seltener Tore schießen. Ganze 15 sind es nur, den Bestwert hat Marco Nowak mit vier, die meisten Punkte sammelte Kyle Cumiskey mit 24. Nun darf man allerdings nicht vergessen, dass die erste Powerplay-Formation rein aus Stürmern besteht und viele Verteidiger ihre Punkte gern in Überzahl sammeln.

So macht es auch Nicholas Welsh aus Nürnberg. Was seine Leistung nicht schmälern soll: Insgesamt kommt er auf sieben Tore und 22 Vorlagen. Und er ist nicht der einzige Verteidiger bei den Ice Tigers, der regelmäßig trifft: Tim Bender hat sechs Tore, Blake Parlett fünf, insgesamt freuten sich die Nürnberger bislang über 25 Verteidiger-Tore, zehn mehr als die DEG

Fazit: Die DEG-Verteidiger haben defensiv leichte Vorteile, die Nürnberger ordentliche offensive.

Angriff

Schauen wir erst mal allgemein auf die Offensive. Die DEG schoss im Schnitt 2,66 Tore, die Nürnberger 2,96. Das ist schon ein deutlicher Unterschied, auf die ganze Saison gerechnet sind das knapp 17 Tore Differenz. Bei den Torschüssen liegen beide aber ziemlich gleich auf: DEG 31,77, Nürnberg 31,17. Was also heißt, dass die Nürnberg aus derselben Anzahl Schüsse mehr machen. 9,51 Prozent ihrer Schüsse landen im Tor, bei der DEG nur 8,38 Prozent – der schlechteste Wert der Liga. Obwohl die DEG 38,52 Prozent ihrer Schüsse aus dem Slot abfeuert, die Nürnberger nur 35,50 Prozent.

Schauen wir allerdings rein auf die Stürmer, sieht es ausgeglichener aus: Die Düsseldorfer feierten 138 Stürmer-Tore, die Nürnberger 139. Die haben gleich zehn Spieler, die zweistellig getroffen haben, Topleute sind Tyler Sheehy (25 Tore), Dane Fox (19), Patrick Reimer (15), Ryan Stoa (15) und Daniel Schmölz (14). Bei der DEG haben nur sechs Spieler mindestens zehn Tore geschossen. Die vier Topleute: Brendan O’Donnell (22), Carter Proft (17), Tobias Eder (16) und Stephen MacAulay (13). Sheehy (43 Punkte) und O’Donnell (53) sind auch insgesamt Topscorer ihrer Teams.

Fazit: Nürnberg schießt mehr Tore – aber wegen seiner Verteidiger, bei den Stürmern ist es ausgeglichen.

Special Teams

Ein weiterer ganz wichtiger Faktor: Wer hat die besseren Formationen für Über- wie Unterzahl? In den Play-offs gibt es in der Regel zwar weniger Strafzeiten, aber dafür entscheidet häufig ein Tor. Und das fällt nicht selten mit einem oder zwei Männern mehr auf dem Eis. Schauen wir zunächst auf das Überzahlspiel. Da hat die DEG mit 19,25 Prozent leichte Vorteile gegenüber den Nürnbergern mit 17,26 Prozent. Und weil die DEG häufiger Überzahl spielte, sind es insgesamt sieben Powerplay-Tore mehr.

In Unterzahl sieht es noch besser aus, die DEG kassierte zwölf Tore weniger als die Nürnberger, wenn jemand auf der Strafbank saß. Was aber vor allem daran lag, dass die Franken deutlich häufiger draußen saßen. Die DEG war 155 Mal in Unterzahl, also grob dreimal pro Spiel, die Nürnberger dagegen 228 Mal, also mehr als viermal. Zwar haben sie die etwas bessere Erfolgsquote (81,14 Prozent zu 80,00 Prozent), aber das bringt ja nur bedingt etwas, wenn sie häufiger draußen sitzen.

Und dann wären da noch Tore auf der „falschen“ Seite. Die DEG kassierte drei Tore bei eigener Überzahl, schoss aber sechs in Unterzahl. Die Ice Tigers kassierten acht Unterzahltore und schossen selbst zehn.

Fazit: Prozentual sind beide Teams fast gleich auf, aber Nürnberg hat weniger Überzahl und mehr Unterzahl erlebt und deswegen eine um 20 Tore schlechtere Differenz in den Special Teams als die DEG.

Gesamtfazit: Hier treffen zwei ziemlich gleichstarke Mannschaften aufeinander. Nürnberg ist offensiv etwas besser und hat mehr Spielanteile, die DEG kassiert dafür weniger Tore und hat die leicht besseren Special Teams. Das muss aber alles nichts heißen. Ebenso wie der Trend, der für die Franken spricht. Die gewannen drei ihrer letzten vier Hauptrundenspiele, die DEG verlor vier am Stück, hat dafür aber alle vier direkten Duelle gewonnen. Wer also gewinnt? Ist völlig offen, eine klassische 50:50-Serie, in der alles passieren kann.

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