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Dawid Kownacki ist kein Messias

Fortuna muss als Mannschaft in Ulm überzeugen

Foto: Wolff

von Norbert Krings

Das Spiel von Fortuna Düsseldorf in Ulm wird zu einer Art Charaktertest. Die Mannschaft von Daniel Thioune muss beweisen, dass die Pokal-Pleite in Dresden ein Ausrutscher war, die Spieler eine Einheit bleiben und die Ansprüche, oben mitzuspielen, nicht zu vermessen sind. Zum Erfolg will auch Dawid Kownacki beitragen. Der Rückkehrer aus der Bundesliga wird in Ulm Spielminuten bekommen. Dass der Pole von Anfang an dabei sein wird, ist nicht ganz unwahrscheinlich. Zunächst muss die Devise sein, sicher stehen und mit Selbstvertrauen den Aufsteiger, der nicht gut gestartet ist, in die Schranken zu verweisen. Nur die Daumen vom Spielfeldrand drücken, kann Sascha Rösler. Der Team-Manager von Fortuna ist ein Ex-Ulmer und hat uns etwas über den Erfolgsweg der Spatzen erzählt, der sogar einmal mit ihm in die Bundesliga geführt hatte.  

Daniel Thioune hat erneut nicht die Daumenschrauben angezogen, sondern mit der Mannschaft die Fehlleistungen von Dresden genau analysiert. Er sprach von einer belastbaren Beziehung zwischen sich und seinem Team, das genau wisse, wie der Coach in welcher Situation reagiert. „Wenn wir alle Themen in dieser Woche im Training behandelt hätten, wären wir wohl mit 24 Stunden nicht ausgekommen“, räumte der Trainer von Fortuna Düsseldorf ein und gestand selbst ein, dass auch seine Erwartungshaltung an sich selbst höher gewesen sei. „In 100 Spielen bisher ist jetzt das zweite richtig schlecht gewesen. Das Spiel in Dresden darf aber nun keinen Einfluss auf die Liga haben. Also gibt es keinen Aktionismus“, sagte er.

Das bedeutet auch, dass er die Mannschaft nicht komplett umstellen wird. In Sachen Besetzung der  Mittelstürmer-Position überlegt Thioune dennoch, ob er Dawid Kownacki von Beginn an bringen sollte. „Ich weiß aber, dass auch Danny Schmidt, Tim Rossmann und Jona Niemiec auf dieser Position ihre guten Momente hatten.“ Kownacki ist auf jeden Fall ein Spieler, auf den er künftig setzen wird – zumal er ihn auch gut genug kennt. Allerdings habe sich seine Mannschaft weiterentwickelt, und auch ein Spieler wie Dawid müsse sich wieder anpassen. Zudem könne er sich vorstellen, in Kownacki und Pejcinovic durchaus ein System mit zwei Spitzen aufzubieten.

„Ich weiß, dass Dawid unheimlich Bock auf Fußball-Spiele und Tore hat“, erklärte Fortunas Cheftrainer. „Aber ich erwarte keine Wunderdinge von ihm Er ist kein Messias, jedoch auch kein Fehleinkauf, wenn er in Ulm nicht trifft. Ich würde mich aber nicht wundern, wenn er an das letzte, erfolgreiche Jahr bei der Fortuna anknüpfen kann.“

Daniel Thioune enthüllte zudem noch ein Geheimnis, das durchaus zuversichtlich stimmt. In Ulm hat der Trainer in seiner Spielerkarriere sein erstes Zweitliga-Tor erzielt. Diese Tatsache lässt aber den Respekt vor diesem Gegner nicht in den Hintergrund treten. Dass die Ulmer durch die 3. Liga gestürmt sind, dabei auch eine Mannschaft wie Dynamo Dresden hinter sich gelassen haben, zeugt von Qualität. Daher ist klar, dass es einer anderen, konzentrierteren Leistung bedarf, um dort erfolgreich zu sein. „So müssen wir nicht nur defensiv kompakt stehen, sondern auch in der Lage sein, uns wieder mehr Torchancen als in den ersten drei Pflichtspielen erarbeiten.“

Für Sascha Rösler ist es ein Rückkehr zu seinen Wurzeln

Der SSV Ulm war die erste wichtige Station für Sascha Rösler in seiner Karriere als Fußball-Profi. „Ich bin am Bodensee aufgewachsen und habe dann als Jugendlicher den nächsten Schritt machen wollen, um Profi zu werden“, erklärte der heute 46-Jährige seinen Weg 1992 nach Ulm, für den er damals 100 Kilometer Fahrweg zunächst mit der Bahn auf sich genommen hat. Seine Mutter hatte der Jugendabteilung der Spatzen zuvor einen Brief geschrieben, und ihr Sohn war dann zum (erfolgreichen) Probetraining eingeladen worden. Unter Ralf Rangnick schafften der Verein und Rösler dann sieben Jahre später den sensationellen Aufstieg in die Bundesliga. „Das ging alles rasend schnell“, sagte er.

Er sei jetzt weit weg, so dass sich die Kontakte auf wenige beschränken. Im vergangenen Jahr hat Rösler dann im Zuge des Pokalspiels in Illertissen einen Abstecher gemacht und sich das Donaustadion mit einem „romantischen“ Gefühl noch einmal angeschaut, ohne zu wissen, dass gut ein Jahr später sein aktueller Verein dort in der 2. Liga gegen Ulm antreten muss. „Es war eine schöne Zeit, und natürlich verfolge ich das Schicksal meiner Ex-Vereine und besonders die Ulmer, weil das mein Einstieg war“, sagte Fortunas-Teammanager. „Ich drücke dem Verein die Daumen, aber wenn wir dort spielen, zählt während der 90 Minuten nur die Fortuna.“ Im Rahmen der 25-Jahr-Feier des Bundesliga-Aufstiegs ist Rösler genau an diesem Wochenende und am Rande des Spiels auch zu einem Ehemaligen-Treffen in Ulm eingeladen.

Sascha Rösler freut sich auf das Spiel der Fortuna an seiner alten Wirkungsstätte. Foto: Fortuna

Der Aufstieg der Ulmer sei so ein wenig vergleichbar mit eben jenem Erfolg zur Jahrtausendwende, obwohl sich die Welt damals noch ein wenig langsamer gedreht habe, wie es der Ex-Stürmer der Ulmer und der Fortuna ausdrückt. „Auch vor der vergangenen Saison hat niemand damit gerechnet, dass der Drittliga-Aufsteiger direkt erneut eine Klasse nach oben in die 2. Liga schaftt“, sagte Rösler, der sich freut auf seinen zweiten (Lieblings-)Ex-Verein zu treffen und besonders gerne gegen diesen Gegner gewinnen möchte. „Im Spiel gegen seine Freunde ist es immer so, dass man sich besonders anstrengt, um zu triumphieren“, erklärte er. Die Euphorie ist in Ulm nach zwei Start-Niederlagen und dem Pokal-Aus gegen die Bayern ein wenig gedämpft. „Obwohl sie nicht vor Selbstvertrauen strotzen, werden sie eine großartige Moral zeigen und alles versuchen, die ersten Punkte zu holen“, glaubt der 46-Jährige. „Die Ulmer werden versuchen, direkt das Publikum mitzunehmen und uns so unter Druck zu setzen, wie es Dresden vorgemacht hat.“ Dem Kampfgeist des SSV müsse die Fortuna entsprechend begegnen, die Zweikämpfe gewinnen und die sicherlich höhere spielerische Qualität nutzen.

Mögliche Aufstellung der Fortuna:
Kastenmeier – Zimmermann, Hoffmann, Oberdorf, Iyoha – Sobottka – Klaus, Tanaka, Johannesson, Rossmann – Schmidt
Kader: Kwasigroch – Kownacki, Pejcinovic, Niemiec, Quarshie, de Wijs, Gavory, Mbamba, Jastrzembski
Es fehlen: King Manu (wieder im Training), Sima Suso (Sprunggelenk), Vincent Vermeij (Ferse), Jamil Siebert (Aufbautraining), Shinta Appelkamp (Muskelfaserriss), Karim Affo (U19)
Zuschauer: 1.600 Fans begleiten ihre Mannschaft.

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