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Bitteres Pokal-Aus für Fortuna

Thioune-Team zeigt eine enttäuschende Leistung

Foto: Imago

von Norbert Krings

Die Reise im diesjährigen Pokal-Wettbewerb ist schon in der ersten Runde am Ende. Der Pokal-Halbfinalist des vergangenen Jahres, Fortuna Düsseldorf, unterlag völlig verdient und ohne große Gegenwehr bei Dynamo Dresden mit 0:2. Die Gäste enttäuschten auf ganzer Linie, hatten im gesamten Spiel nur drei guten Möglichkeiten, weil die Gegenwehr nahzu unterirdisch war, und bei Ballbesitz so gut wie nichts passierte.

Eine gute Nachricht hatte es für Verein und Fans aus Düsseldorf nur vor dem Spiel gegeben. Die Fortuna wird Dawid Kownacki an den Rhein zurückholen. Werder Bremen hat der Ausleihe des Stürmers am Sonntag zugestimmt. Damit hätte die Mannschaft von Trainer Daniel Thioune einen zentralen Angreifer, der mit seinen Toren, den Abgang von Christos Tzolis kompensieren könnte. Die Fortuna gab den Wechsel quasi mit dem Interview von Daniel Thioune vor dem Spiel bekannt. Am Dienstag soll Kownacki in Düsseldorf das Training aufnehmen. Vielleicht bleibt Kownacki sogar wieder länger am Rhein, da Fortuna sich eine Kaufoption gesichert hat. 

Daniel Thioune musste in Dresden sein Team in Dresden für das Pokalspiel umbauen. Der Wechsel von Andre Hoffmann auf die Bank und Jordy de Wijs ins Team war eher taktischer Art und um vielleicht den Kapitän für die 2. Liga zu schonen. Die (leichte) Muskelverletzung von Shinta Appelkamp zwang den Trainer allerdings dazu, auf der linken Seite umzustellen. Für den Mittelfeldspieler kam ein Außenbahnspieler ins Team. Jona Niemiec ging aber als „Notlösung“ in die Spitze, auf links sollte Tim Rossmann für Tempo und Gefahr sorgen, der zuletzt noch zentral gegen Karlsruhe ganz vorne agiert hatte. Dresdens Coach Thomas Stamm hatte nach dem Sieg gegen Cottbus zweimal getauscht: Oliver Batista Meier und Kapitän Stefan Kutschke rotieren auf die Bank, Vinko Sapina (auf der Sechs) und Ex-Fortune Christoph Daferner (Sturm) begannen dafür.

Zuordnung in der ersten Hälfte passte nicht und schnell stellte Fortuna auf Dreierkette um

Die Gäste begannen ziemlich unorganisiert auf dem nassen Rasen, nachdem es fast den ganzen Tag wie aus Kübeln in Sachsens Metropole geregnet hatte. Dynamo war hingegen direkt präsent und hatte schnell zwei, drei gute Abschlüsse, bei denen die Abwehr des Zweitligisten nicht besonders gut aussah. Vor allem nach den Ecken der Gastgeber passte die Zuordnung nicht richtig. Eine Ecke auf den kurzen Pfosten verlängerte beispielsweise Robin Meißner per Kopf auf den zweiten Pfosten, wo Lukas Boeder den Ball aber nicht über die Linie drücken konnte. Immerhin wäre Jona Niemiec wenig später um ein Haar frei vor Keeper Tim Schreiber an den Ball gekommen. Doch der Pass war ein Stückchen zu lang.

Ao Tanaka enttäuschte ebenso, wie seine Teamkameraden im Mittelfeld. Foto: Kuczera

Dann wurde Fortuna tatsächlich für die schläfrige Anfangsphase bestraft. Weder gab es einen Pass in den Strafraum der Gäste, der nie so hätte ankommen dürfen. Zunächst scheiterte Niklas Hauptmann noch beim ersten Versuch mit seinem Schuss aus dem Strafraum, dann traf ausgerechnet Christoph Daferner den Ball so gut, dass das Spielgerät am verdutzten und auch nicht gutstehenden Florian Kastenmeier vorbei zur 1:0-Führung der Dresdener ins Tor der Gäste flog. Dynamo hatte sich belohnt für ein bis dahin unglaublich engagiert geführtes Spiel.

Fortuna fand weiterhin keine richtige Einstellung zu diesem Spiel. Viel zu viele Zweikämpfe und auch Bälle wurden im Aufbau verloren. Die Dresdener wirkten spritziger, heißer und mutiger – während die Fortunen fast nur hinterherliefen und wie Emma Iyoha auf der linken Seite immer wieder überspielt wurden. Es wirkte so, als wäre Dynamo der Zweitligist und Fortuna das klassentiefere Team. Auch die Rufe von Daniel Thioune von der Seitenlinie, den Ball besser zu halten und zu behaupten, fanden offensichtlich kein Gehör. Die Anspiele in die Spitze war nicht genau genug, die Flanken wurden sichere Beute von Dresdens Keeper Tim Schreiber.

In der Pause hatte der Trainer endlich die Gelegenheit, seinen Fortunen ins Gewissen zu reden, damit die Reise in dieser Pokalsaison nicht so dramatisch kurz ausfallen sollte. Es wirkte tatsächlich so, als hätten die vermeintlich klaren Worte des Trainers gewirkt. Die Gäste kamen mit viel Schwung aus der Kabine und brachten die Dresdener sofort in Verlegenheit. Die erste Möglichkeit der zweiten 45 Minuten hatte Niemiec für die Fortuna, die allerdings zu nichts führte, weil Fortunas Stürmer an Torwart Tim Schreiber ebenso scheiterte wie wenig später auch Felix Klaus. Nach 10 Minuten schien die Sturm- und Drangzeit der in rot gekleideten Fortunen schon wieder zu Ende zu sein. Dynamo hatte sich aus der Bedrängnis erst einmal geschickt befreit und kam sogar zu gefährlichen Abschlüssen.

Auch beim 2:0 wirkte die Fortuna-Abwehr überfordert

Nach einer guten Stunde brachte Daniel Thioune in Dzenan Pejcinovic für Außenstürmer Rossmann einen frischen und neuen Stürmer. Fortuna profitierte von diesem Wechsel nicht. Im Gegenteil, die Dresdener konterten und hatten viel Raum – wie beim 2:0, als Meißner allein auf Tim Oberdorf zulaufen konnte und noch Pass-Optionen hatte. Meißner zog aber ab und traf in die lange Ecke und baute damit die verdiente Führung weiter aus. Fortuna versuchte es, mehr zu investieren. Aber in Sachen Intensität und Kreativität gelang den Gästen an diesem Abend ganz wenig. Zudem sprangen die Bälle dann auch oft einfach weg. Es war nicht der Abend von Fortuna Düsseldorf, gerade das hochgelobte Mittelfeld ging einfach unter, und nur Florian Kastenmeier tat immerhin etwas dagegen, dass das Ergebnis nicht noch höher ausfiel.

Und Dynamo hatte noch Konterchancen, um das Ergebnis deutlich höher zu stellen, weil im Fortuna-Aufbau immer wieder Bälle ohne Not verloren wurden. Nach einem Aufbäumen sah es zwar aus, aber es wirkte so, als würde sich ein zahnloser Löwe an einem Elefanten abarbeiten, der den Angreifer einfach abprallen lässt. Auch in den letzten Minuten hatte die Fortuna trotz totaler Offensive keine Gelegenheit mehr, um auch die fünf Minuten Nachspielzeit zu nutzen. Da war in der ersten Pokalrunde ganz, ganz wenig – letztlich zu wenig.

Statistik:
Dresden: Schreiber – Kammerknecht, Casar, Boeder – Sapina (73. Oehmichen) – Lemmer, Menzel (88. Marx), Hauptmann (66. Batista Meier), Heise – Meißner (88. Büning), Daferner (73. Kutschke)
Fortuna: Kastenmeier – Zimmermann, Oberdorf, de Wijs (88. Quarshie), Iyoha (72. Jastrzembski) – Sobottka (72. Mbamba) – Klaus, Tanaka, Johannesson, Rossmann (64. Pejcinovic) – Niemiec (88. Schmidt)
Kader Fortuna: Kwasigroch – Hoffmann, Quarshie, Schmidt, Jastrzembski, Mbamba, Gavory
Schiedsrichter: Sascha Stegemann (Niederkassel/Note: 3, teilweise mit beliebigen Pfiffen, machte aber keine entscheidenden Fehler)
Zuschauer: 29.660 (ausverkauft)
Tore: 1:0 (17.) Daferner, 2:0 (69.) Meißner
Gelbe Karten: Casar, Menzel / Sobottka, de Wijs, Klaus, Tanaka
Spielnote: 3
Beste Spieler: Lemmer, Meißner / –
Besonderheit des Spiels: Das war die absolute Hilflosigkeit, mit der die Fortuna gegen einen sicherlich starken Gegner sowohl defensiv als auch offensiv agierte.
Spielfazit: Fortuna zeigte lange eine Einstellung, die selbst gegen einen Bezirksligisten nicht gereicht hätte. Dazu kam eine spielerisch enttäuschende Leistung, die die Gäste in Dresden gegen einen überaus engagierten Gegner an den Tag legten. Da hilft auch die Ausrede nicht, dass die Offensive noch nicht stark genug sei.

Noten der Fortunen: Kastenmeier 3,5 – Zimmermann 4, Oberdorf 5, de Wijs 4, Iyoha 4,5 – Sobottka 4,5 – Klaus 3,5, Tanaka 5, Johannesson 5, Rossmann 4,5 – Niemiec 4

Reaktionen:
„Unsere Leistung war maximal enttäuschend über die kompletten 90 Minuten. Das war ein schwaches Spiel gegen den Ball und stehen jetzt tatsächlich im Regen. Wir wussten um die Herausforderung in Dresden, aber wir haben sie nicht angenommen. Wir haben es dem Gegner im Gegenteil unglaublich kleicht gemacht. Für Dynamo war es jedenfalls keine schwere Aufgabe, weil es von uns komplett zu wenig war. Als Mannschaft haben wir es dann auch mal verdient, einen Tritt in den Arsch zu bekommen.“
Daniel Thioune, Trainer der Fortuna

„Ich habe mich auf Düsseldorf gefreut, weil ich dort eine coole Zeit hatte. Andererseits habe ich auch die Stimmung in der Arena genossen, weil die Pokal-Abende hier immer sehr speziell sind. Wir haben das mit einer guten Leistung zurückgezahlt.“
Christoph Daferner, Man of the Match der Dresdener und Ex-Fortune

„Es war schlecht, es war wild, es war grottenschlecht. Und wir haben viel zu lange gebraucht, um ins Spiel zu kommen. Wir waren ungeordent und haben dem Gegener ganz viel Räume gelassen. Wir hätten dann trotzdem das 1:1 machen können, aber so ist Fußball, dass wir dann das 0:2 bekommen. Wir sind dann teilweise ins offene Messer gerannt. Wir haben Baustellen, wir müssen sauberen Fußball spielen.“
Florian Kastenmeier, Torhüter der Fortuna

„Das war heute ganz wenig von uns – sowohl mit als auch gegen den Ball. Wir waren nicht da, wo man sein muss, wenn man in der ersten Pokalrunde in Dresden bestehen will. Das lag an uns und nicht an einem undankbaren Los. Um zu wissen, warum es so gelaufen ist, brauche ich noch Zeit. Es war auf jeden Fall eine verdiente Niederlage, weil es in allen Mannschaftsteilen haperte.“
Tim Oberdorf, Innenverteidiger der Fortuna

„Man sucht im Leben immer nach Erklärungen. Wir waren einfach schlechter. Wir waren unsauber, hatten keine Kontrolle über das Spielgerät – völlig unabhängig vom Gegner. Wenn Du keine Zweikämpfe gewinnst, dann kann es nicht funktionieren. Das hatte nichts mit der Vorbereitung zu tun.“
Marcel Sobottka, Mittelfeldspieler der Fortuna

 

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