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Bei Fortuna hat es klick gemacht

Die Stimmung unter den Fans ist ins Positive gekippt

Feiern mit den Fans. Foto: Imago

von Norbert Krings

ANALYSE: Es waren bewegende Momente in den letzten Minuten des Spiels von Fortuna Düsseldorf gegen Holstein Kiel, und vor allem die Feier nach den 90 Minuten hatte irgendwie eine befreiende Wirkung. Als Beobachter hatte man das Gefühl, dass es jetzt klick gemacht hat, sich etwas Bahn gebrochen hat, was mit einer Art Euphorie auf den letzten Metern der Saison zu tun hat. Vielleicht ist es ja doch nicht so abwegig, dem Hamburger SV noch etwas Feuer unter dem Allerwertesten zu machen und ihn mächtig nervös werden zu lassen.

Eine solch großartige Begeisterung und Support von den Fans hatte man in den letzten Heimspielen nicht erlebt. Vor allem am Ende des Spiels gegen Kiel steigerte sich das immer mehr. Es stellte sich tatsächlich das Gefühl ein, dass irgendetwas passiert ist, was die Bremse endgültig gelöst hat. Daniel Thioune bedankte sich hinterher auch bei den Fans, deren großartige Choreo die Mannschaft angesteckt habe.

Fortuna spielte ohne acht vermeintliche Stammspieler

Und für einen so klaren und souveränen Erfolg hatten die Vorzeichen nicht gutgestanden.  Erneut musste der Trainer sein Team nach einer Verletzung und Erkrankung umbauen. Aber daran scheint sich Daniel Thioune auch weiterhin gewöhnen zu müssen. Vier bisherige Leistungsträger standen zunächst nicht in der Startelf, drei davon kamen später ins Spiel, auf den konstantesten Fortunen in dieser Saison, Marcel Sobottka, musste Thioune wegen einer Muskelverletzung ganz verzichten. Zudem standen Ao Tanaka, Jorrit Hendrix, Rouwen Hennings und der gesperrte Jordy de Wijs auch nicht zur Verfügung.

Ohne acht vermeintliche Stammspieler in ein Spiel zu gehen, das man unbedingt gewinnen wollte, zeigt an, dass die Mannschaft gewachsen ist. Ausfälle inzwischen besser auffangen kann und sich nicht schon einmal gedanklich auf dem Rasen damit zu beschäftigen, wie man diese Ausrede am besten formuliert. Auch Spieler, die sonst schon einmal die Flügel hängen lassen, wenn ihre Leistungen nicht gebührend vermerkt wurden, zeigten eine starke Leistung beim 3:0 gegen Kiel. Wieder einmal zu null gespielt, einen Vorsprung ohne größere Probleme über die Zeit gebracht und insgesamt über 90 Minuten ein sehr „erwachsenes Spiel“ gezeigt, wie es Kapitän Andre Hoffmann hinterher ausdrückte.

Shinta Appelkamp hatte gegen Kiel meist viel Platz für sein Spiel. Foto: Imago

Es ist doch verständlich, dass sich die Beobachter und die Fans nun fragen, was ist in den letzten drei Spielen auf der Zielgeraden der 2. Fußball-Bundesliga für die Fortuna noch drin. Nachdem Felix Klaus nach dem Nürnberg-Spiel alle Hoffnungen öffentlich begraben hatte, revidierte das diesmal Shinta Appelkamp und sagte, dass trotzt der Klasse des Hamburger SV voll auf Angriff umgeschaltet wird. „Aber wir müssen unsere Hausaufgaben machen“, sagte der Mittelfeldspieler, der an allen drei Toren beteiligt war. Die Spieler wussten zu dem Zeitpunkt noch nicht, was Daniel Thioune in der Pressekonferenz sagen würde.

„Wir wollen jetzt gut aus der Saison kommen, ohne dass wir Ziele definieren, noch einmal irgendwas attackieren zu wollen“, sagte Thioune, der ähnlich wie Sportdirektor Christian Weber unterstrich: „Wir wollen nur bei uns bleiben“. Während Andre Hoffmann es sich verbietet auf die Tabelle zu schauen oder „groß zu träumen“, hat es sich die Fortuna doch erkämpft, noch in Schlagweite zu den Spitzenteams zu bleiben. So ist mit einer breiten Brust sowie einer guten und aufmerksamen Defensive auch in einem Flutlichtspiel an einem Samstagabend etwas gegen diesen derzeit sehr starken Gegner zu machen.

Fortuna-Spielzeit 2022/23 – manche Enttäuschung inbegriffen

Überhaupt können die Fans froh sein, dass es noch um etwas geht. Inzwischen wurde der Konjunktiv und der Satz: „Hätte man mal Spiele in Nürnberg, Fürth, Hannover oder Sandhausen nicht verloren, stünde man jetzt ganz anders da“, einfach aus dem Bewusstsein gestrichen. Aber dann hätte es bei Fortuna in der gesamten Saison konstanter laufen müssen. Zum Glück wartet jetzt ein Gegner auf die Fortuna, den man nicht unterschätzen kann. Zudem wäre es letztlichauch erlaubt, mit fliegenden Fahnen unterzugehen. Denn inzwischen ist deutlich geworden, dass sich die Mannschaft von Daniel Thioune immer bemüht, aber dann leider auch ein paar schwarze Tage erleben musste.

Dass Fortuna jetzt so nahe an Platz drei herangerückt ist, sollte Mut machen und dem Gegner Respekt einflößen. Eine Fortuna-Serie von zehn Spielen nur mit einer Niederlage kann sich sehen lassen und macht die Brust breiter. Vielleicht haben die Spieler bisher selbst nicht daran geglaubt, dass noch etwas möglich ist. Das sollte jetzt anders sein und auf dem Rasen im Stadion am Millerntor auch entsprechend deutlich werden. Über alles andere, zum Beispiel, ob die Mannschaft überhaupt in der Bundesliga etwas zu suchen hat, kann man immer noch später sprechen.

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