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„Bei einem K.O. habe ich früher Feierabend…“

Düsseldorfer Boxer Timo Rost im Interview

Quelle: Kenny Beele

Der Düsseldorfer Boxer Timo Rost kämpft am Samstag in der Classic Remise in Düsseldorf gegen die kroatische Nummer Eins im Supermittelgewicht Bosko Misic. Es wird sein erster Kampf seit April. Nach langer Vorbereitungsphase wird er am Samstag erstmalig wieder vor Publikum kämpfen. Wir haben den Düsseldorfer gesprochen.

Timo Rost, der Kampf am Samstag findet wieder vor Publikum statt, richtig? Wie groß ist die Freude darauf? 

Timo Rost: Die Freude auf den Kampf ist riesengroß. Dass der Kampf jetzt noch in Düsseldorf stattfindet, umso besser. Ich habe bis jetzt dreimal in der Classic Remise vor ausverkauftem Publikum boxen dürfen. Die Stimmung dort ist Bombe. Die Leute stehen dort eng beieinander und schreien sich alles aus der Seele.

Kriegt man die Stimmung während des Kampfes auch mit?

Rost: Ja, unterbewusst kriegt man die Stimmung schon mit, gerade wenn es dann so richtig laut wird, pusht es einen schon richtig. Das meiste sehe ich aber dann erst, wenn ich mir das Video im Nachhinein anschaue.  

Wie sieht die Vorbereitung für Ihren Kampf am Samstag aus? Gab es durch die Covid-19 Pandemie Einschränkungen oder Hindernisse in der Vorbereitung?

Foto: Kenny Beele

Rost: Einschränkungen durch Corona hatte ich gar nicht, weil ich Boxen als Berufssport ausübe. Wir durften die ganze Zeit alles machen. Dadurch, dass in den vergangenen Monaten mein Kampf mehrfach verschoben worden ist, befinde ich mich mittlerweile seit vier Monaten in der Vorbereitung. Das ist für einen Boxkampf eine lange Zeit. Mein Trainer hat eine Meisterleistung vollbracht, trotz der mehrfachen Verschiebung, mich so fit zu bekommen. Im Boxen wird die Vorbereitung eben genau auf ein bestimmtes Datum ausgelegt. 

Ihren letzten Kampf haben Sie im April gegen Jose Miguel Fandino gewonnen, wie selbstbewusst gehen Sie in den anstehenden Kampf? Sie waren ungefähr gleich gerankt, Ihr jetziger Gegner ist fast 200 Rankingplätze hinter Ihnen.

Rost: Dass es Bosko Misic geworden ist, liegt daran, dass wir Gegner angefragt hatten, die entweder ein ähnliches Ranking oder über mir stehen. Die hatten entweder alle keine Lust, vielleicht aus Angst (lacht) oder sie hatten andere Termine. Aber ich werde vorsichtig sein, denn im Boxen gibt es schönes Sprichwort: „style makes fight“, was so viel sagt wie, ‚keiner weiß, wer am Ende den Boxkampf tatsächlich gewinnt‘.

Bosko Misic ist im Gegensatz zu Ihnen Linkshänder, was bedeutet das für die Vorbereitung?

Rost: Er ist ein Rechtsausleger. Kämpft man gegen einen Rechtsausleger gibt es andere Regeln, wie man boxt, man muss eben auf andere Sachen achten, sich darauf einstellen. Beispielsweise sind die Kombinationen für einen Rechtsausleger anders als für einen Normalausleger. Eine extreme Umstellung ist das aber nicht, lediglich wenn es ums reine  Boxspezifische geht: Das sind Sachen, die ich an den Pratzen mache, das sind die Dinger, auf die ich schlage, wenn mein Trainer sie anhat. Oder eben einem Sandsack in ganz speziellen Sachen. Zur Vorbereitung auf den Kampf hatten wir in der Sparringsphase einen Partner organisiert, der Rechtsausleger ist. Das sind so Kleinigkeiten, an denen man ein wenig dreht, was an sich aber kein großer Aufwand, aber trotzdem nicht so leicht ist.   

Foto: Team Rost

Ihr jetziger Gegner hat eine hohe Quote, die Kämpfe entweder durch K.O. zu gewinnen (82 %) oder zu verlieren (87 %), was erwarten Sie von Ihrem Gegner und vom Kampf im Allgemeinen?

Rost: Die Quoten, den Kampf durch K.O. zu gewinnen oder zu verlieren, spricht dafür, dass er ein hohes Risiko fährt. Daher wird es wahrscheinlich ein sehr spannender Kampf. Es muss nicht sein, dass der Kampf tatsächlich über die angesetzten 8 Runden geht.

Gewinnt man am liebsten durch einen K.O. des Gegners? 

Rost: Ein K.O. kann man nicht erzwingen. Es ist ein ‚nice to have‘. Wenn es dann so ist, ist es natürlich schön, weil man auch früher Feierabend hat. 

Wie viel Regeneration benötigen Sie nach einem Kampf, wie stark beeinträchtigt einen so ein Kampf? 

Rost: Ein Kampf beeinträchtigt einen schon extrem. Aber das ist dann nicht der einzelne Kampf, sondern die ganze Vorbereitung, gerade wenn es so eine lange ist, wie jetzt in diesem Fall. Man muss schon auf einiges Verzichten: Kein Alkohol, keine Süßigkeiten, man darf nicht richtig beim Essen zuschlagen, man hat keine Cheat-Days oder ähnliches. Ich bin immer noch drei Kilogramm über meinem Gewicht für den Kampf (Anm. d. Red: Stand Dienstag), die letzten zwei Kilogramm sind jetzt nur noch Wasser. Es ist schon ein sehr harter Weg gewesen jetzt nur noch drei Kilogramm über dem Gewicht zu sein. Gestartet bin ich in die Vorbereitung mit einem Plus von 13 Kilogramm. Nach diesem Kampf habe ich voraussichtlich dann eine Woche Pause. 

Quelle: Team Rost

Wie geht es nach dem Kampf für Sie weiter? Was ist Ihr nächstes großes Ziel? 

Rost: Ich weiß gar nicht, was ich darüber sagen darf. Aber geplant ist, dass es im Januar mit einem nächsten Kampf weitergeht. 

Vielen Dank für das Gespräch.

Das Interview führte Annika Sprink.

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