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Auswärtserfolg kann Fortuna beflügeln

Vom Glück zu mehr Souveränität und Effektivität

Foto: Imago

von Norbert Krings

Das Phrasenschwein konnte nach dem Sieg von Fortuna Düsseldorf am Samstag bei Jahn Regensburg aufgrund einer Vielzahl von Platituden sehr gut gefüllt werden. Der Zweck heiligt die Mittel, ein Pferd springt nur so hoch, wie es muss, oder am Tag danach spricht niemand mehr davon, wie ein Sieg zustande gekommen ist. Das mag nach einer gefühlt langen Zeit ohne Auswärtserfolg vielleicht auf das Team von Trainer Daniel Thioune nicht ganz so zutreffen. Es war schon eine riesige Erleichterung beim Abpfiff in Regensburg zu spüren, als die Fortuna nun den vierten Auswärtssieg im zwölften Auswärtsspiel der Saison in trockenen Tüchern hatte.

Fortunas Chefcoach bestand darauf, dass er den Auswärtsfluch nie so öffentlich zum Thema gemacht hatte, um die Bedeutung der Auswärtsschwäche nicht zu überhöhen. Aber für ihn war es nun deutlich leichter, in der Pressekonferenz dem gegnerischen Trainer ein gewisses Mitgefühl auszudrücken, dass man in einer solchen Lage, in der Jahn Regensburg steckt, Scheiße am Fuß hat. Damit gestand der 48-Jährige auch ein, dass der Erfolg seiner Mannschaft glücklich war. „Es war kein schönes Spiel, aber die effektivere Mannschaft hat gewonnen„, ergänzte Christian Weber ohne Rücksicht aufs Phrasenschwein.

Es war ein glücklicher Erfolg, und die Fortuna muss künftig dahin kommen, solche Spiele deutlicher zu dominieren und kontrollieren. Dafür wurden dem Gegner zu viele Chancen zugestanden, und das Thioune-Lob für seinen Torhüter kam nicht von ungefähr. Man kann seiner Mannschaft aber nicht vorwerfen, dass sie ungeduldig geworden oder von der Taktik abgewichen sei. Fortuna hat auf die eine oder andere klare Chance gewartet und ist am Ende dafür belohnt worden.

Fortunas prominent besetzte Ersatzbank

Trotzdem ist es markant, wenn man von einem Regensburger Kollegen darauf angesprochen wird, dass bei der Fortuna zu Beginn der Begegnung  Spieler auf Fortunas Ersatzbank gesessen haben, die beim Jahn Stammspieler wären. Die hoch dekorierte Bank mit Rouwen Hennings, Daniel Ginczek, Felix Klaus, Jordy de Wijs und Ao Tanaka sowie seit kurzem auch Jona Niemiec spricht schon für sich. Eigentlich müsste sich eine Mannschaft mit diesem Kader in anderen Sphären bewegen und bei Gegnern, die so sehr mit dem Rücken an der Wand stehen, souveräner auftreten.

Eine Entschuldigung ist immer leicht gefunden und in Regensburg konnte man die auch gelten lassen, dass auswärts einfach mal der Bock umgeschmissen werden müsste. Und dass diese Leistung keinen Schönheitspreis gewinnen würde, war nach den letzten Auswärtsspielen der Fortuna nicht unbedingt anders zu erwarten. Der erfahrene Jorrit Hendrix fasste es gut zusammen. „Endlich wieder ein Auswärtssieg! Dafür haben wir gekämpft“, sagte der niederländische Mittelfeldspieler. „In einigen Auswärtsspielen haben wir beim Stand von 0:0 oft ein Gegentor zu einem schlechten Zeitpunkt bekommen, jetzt ist das Tor für uns gefallen. Wenn wir hinten die Null halten, ist vorne immer etwas möglich.“

Jorrit Hendrix wächst langsam in die Mannschaft hinein. Foto: Kenny Beele

Um noch einmal auf die günstige Personallage einzugehen. Davon profitiert der Trainer natürlich, dass er streng nach Leistung aufstellen kann/könnte. Es werden sich aber einige Beobachter gewundert haben, warum Kristoffer Peterson von Anfang an spielte. Der Trainer hofft bei seinem schwedischen Angreifer immer noch darauf, dass dieser endlich mal den Schalter umlegt. Nachdem Peterson gegen Braunschweig die ganze Zeit auf der Bank schmoren musste, sollte er in Regensburg zeigen, dass er es kann. Erneut ließ er eine Chance ungenutzt.

Dawid Kownacki ist zum Glück nicht zu bremsen

In der Offensive kann die Fortuna froh sein, dass Dawid Kownacki in einer starken Form spielt und seine Mannschaft mitziehen kann. Die Nerven zu haben, einen so wichtigen Elfmeter so gekonnt zu verwandeln, muss man auch erst einmal haben. Schließlich hatte er den letzten verschossen. Viele Fans und auch Berichterstatter sind inzwischen eines Besseren belehrt worden. Kownacki hat die Klasse und inzwischen auch den Teamgeist, die Lockerheit und die Torgefährlichkeit, um ein Unterschiedsspieler zu sein. Ob das auch für die Bundesliga gelten wird, muss man abwarten.

Die Hoffnung auf einen Ausrutscher von Heidenheim gegen Tabellenführer Darmstadt hätte vielleicht noch einmal 5.000 Zuschauer mehr am kommenden Samstagabend in die Arena gelockt. Denn dann wäre es bei einem Sieg der Fortuna möglich gewesen, dem Kontrahenten im Kampf um Platz drei auf zwei Punkte nahe zu kommen. Heidenheim gewann ebenfalls mit einem Lat-Minute-Tor. Jetzt sind es acht Punkte Rückstand und im Falle eines Dreiers immer noch fünf. Vielleicht stolpert Heidenheim aber auch noch ein- oder zweimal, dann wäre noch etwas mehr drin – dafür müssen aber auch die nächsten Auswärtsaufgaben siegreich bestritten werden. Der Dreier von Regensburg kann Fortuna beflügeln, aber das Team um Hoffmann, Sobottka, Kownacki und Co. muss dafür weiter spielerisch deutlich zulegen.

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