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Aufstiegskampf im Wohnzimmer

Ranftler spielt mit Rheinhausen in Rath

Foto: Horstmüller

von Bernd Schwickerath

Beim ART begann einst die Karriere von Patrik Ranftler. Bis ins Bundesliga-Team der HSG schaffte es der Düsseldorfer Handballer. Danach spielte er abermals für den ART und den TV Angermund. 2020 ging er zum OSC Rheinhausen – und mit dem kommt er für die Aufstiegsrunde in die 3. Liga nun an den Ort, an dem alles begann.

Am 25. Juni kehrt Patrik Ranftler in die Rather Waldsporthalle zurück. Oder wie er es nennt: „In mein Wohnzimmer.“ Jahrelang lief der Düsseldorfer dort als Rechtsaußen für die Handballer des ART auf, warf Tore wie kaum ein Zweiter. Schon als Kind war das so. „Da gab es die neue Halle aber noch nicht. In der Halle, in der groß geworden bin, lag noch ein Tartanboden“, sagt Ranftler und muss unweigerlich lachen.

Ende des Monats ist er also zurück. Dann im Trikot des OSC Rheinhausen, für die Duisburger geht es in der Aufstiegsrunde der Nordrheinliga um einen Startplatz in der 3. Liga. Gegen die zweite Mannschaft des Bundesligisten TuSEM Essen und die SG Ratingen. Dass der OSC dann nur Außenseiter ist, steht für Ranftler außer Frage: „Andere sagen, wir würden schon länger wieder trainieren. Aber wir sind ein Aufsteiger aus der Oberliga und haben eine sehr junge Mannschaft ohne Erfahrung. Ratingen wiederum weiß genau, was in solchen Spielen passiert, und Essen hat den Vorteil, dass sie schon seit Jahren zusammenspielen.“

Die Vorfreude kann ihm das allerdings nicht nehmen. Auch nicht, dass keine Zuschauer zugelassen sind. „Ich freue mich einfach sehr, dass die Aufstiegsrunde in Düsseldorf stattfindet, ich mag das Waldstadion, eine der schönsten Hallen überhaupt“, sagt der 31-Jährige. Und eben der Ort, an dem er einst mit dem Handball begann.

Der „Junge aus der Stadt“

Eigentlich kommt Ranftler aus Flingern, doch schon als Kind fuhr er regelmäßig nach Rath, entwickelte sich zu einem der größten Talente der ART-Jugend. Ranftler durchlief alle Jugendmannschaften und schaffte es bis in die Bundesliga-Mannschaft der damaligen HSG Düsseldorf. Das sei natürlich das Größte gewesen „als Junge aus der Stadt“, wie er sagt. Parallel lief er mit Zweitspielrecht für seinen heutigen Klub aus Rheinhausen in der 3. Liga auf – und wurde mit seiner draufgängerischen Art und seinen Torjägerqualitäten gleich im ersten Spiel zum Publikumsliebling.

Foto: Horstmüller

Lange hielt die Freude allerdings nicht. „Es ging schnell bergab“, erinnert sich Ranftler. Die HSG meldete Insolvenz an – nicht das einzige gescheiterte Profihandball-Projekt, auch die 2017 mit großem Tamtam gegründeten Rhein Vikings fanden ein schnelles wie unrühmliches Ende. Ranftler findet das schade, aber überraschen kann ihn das auch nicht, mit Anspruch und Wirklichkeit sei das im Düsseldorfer Handball eben so eine Sache.

„Das größte Problem in Düsseldorf ist, dass man ein fertiges Produkt will, aber das gibt es leider nicht“, sagt er. Dabei habe die Stadt „viel Potenzial, in der Bundesliga laufen ehemalige Düsseldorfer rum, mit Julius Kühn sogar einer bei der Nationalmannschaft. Aber man hat es nie richtig erkannt oder an den richtigen Schrauben gedreht.“ Andere Städte machten es vor, wie es auch mit weniger Potenzial geht.

Trotzdem kehrte Ranftler immer wieder in seine Heimatstadt zurück. Dort, wo er heute noch lebt, Karneval feiert, auf die Kirmes geht oder die Fortuna in der Arena anfeuert. Schon im Sommer 2012 spielte er wieder für den ART Düsseldorf, zwei Jahre lang in der 3. Liga. Und auch nach dem Abstieg in die Oberliga und seinem Wechsel zum Leichlinger TV suchte er 2015 wieder sein Glück bei seinem Heimatverein. Danach wollte er etwas kürzer treten, schloss sich dem TV Angermund an.

Ranftler geht voran – auf wie neben dem Platz

Seit Jahren ist der TVA eine feste Größe in Oberliga. Was auch an Ranfler lag, der Toptorjäger war und auch außerhalb des Platzes eine Führungsrolle einnahm. Ob Sieg oder Niederlage – der Rechtsaußen stellte sich Fans und Presse. Das liege an seinem Naturell: „Ich drücke mich vor gar nichts“, sagt er, „auch in kritischen Situationen muss es einen geben, der vorangeht.“ Auf dem Platz sei es genauso: „Ich gehe immer voll drauf. Als Außen bist du zwar nicht immer im Spiel und auf Pässe angewiesen, aber ich versuche, das Beste draus zu machen.“

Vergangenes Jahr war es dann trotzdem vorbei mit ihm und dem TVA. So viel Spaß es gemacht habe, mit „meinen Jungs“ in der Oberliga zu spielen, „irgendwann hat es zu sehr gejuckt, noch mal höher zu spielen, dafür habe ich zu viel investiert in meinem Leben“. Also schloss er sich wieder dem OSC Rheinhausen in der Nordrheinliga an, den er von früher kannte. Doch richtig los ging es kaum, schon die Saison 2019/20 wurde wegen der Corona-Pandemie abgebrochen, die neue war nach wenigen Spieltagen auch schon wieder vorbei. Anfang Dezember machte der OSC sein letztes Spiel. Nicht mal Training war noch erlaubt. Ranftler nutzte die Zeit, um sein BWL-Studium abzuschließen.

Erst seit Anfang April ist der OSC wieder in der Halle. Zu Beginn allerdings noch unter Auflagen (kein Vollkontakt, Kleingruppen) und ohne konkretes Ziel. Das habe man im Training gemerkt. „Wir haben uns schwergetan, die richtige Einstellung hat gefehlt, das war Larifari, ohne Wettkampf fehlt halt die Spannung.“

Zum Glück hat sich das geändert. Jetzt gibt es ein Ziel: die Aufstiegsrunde zur 3. Liga. Eigentlich sollte die schon am vergangenen Wochenende steigen, doch dann zog die Stadt Düsseldorf ihre Genehmigung zurück. Nun gibt es einen neuen Anlauf, gespielt werden soll vom 25. bis 27. Juni. In der Rather Waldsporthalle. Oder wie Patrick Ranftler sagt: „In meinem Wohnzimmer.“

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