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Aufbruchstimmung bei der DEG

10 Fragen und Antworten zum Eishockeyklub

Foto: Birgit Häfner

von Bernd Schwickerath

Neuer Trainer, neue Spieler, mehr Geld – die Düsseldorfer EG will wieder hoch hinaus. Der Viertelfinaleinzug in der vergangenen Saison soll nur der Anfang gewesen sein. Aber ist das realistisch? Und wie tickt Neu-Trainer Roger Hansson? Wir beantworten die wichtigsten Fragen und Antworten zur Lage beim Eishockeyklub.

1. Wie ist die Laune bei der DEG?
Ausgesprochen gut. Die abgelaufene Saison in der Deutschen Eishockey Liga (DEL) war mit dem Viertelfinaleinzug erfolgreich, bis auf Marco Nowak musste danach kein absoluter Leistungsträger abgegeben werden, dazu gibt es interessante Zugänge und einen neuen Trainer. All das hat die Ansprüche steigen lassen. Nichts ist mehr zu hören von „Sparkurs“, „Platz zehn“ oder gar „Abstieg“, stattdessen will die DEG die Vorsaison „bestätigen – und bestenfalls noch einen Schritt weiter gehen“, hieß es in einer Mitteilung.

Das Wort „Halbfinale“ findet sich dort zwar nicht, aber Ziel sei das „sichere Erreichen der Play-offs“. Oder wie es Manager Niki Mondt sagt: „Unser Anspruch ist, zu überperformen“. Geschäftsführer Harald Wirtz ging sogar einen Schritt weiter, die DEG wolle „in den nächsten drei, vier, fünf Jahren oben anschließen“. Die Zeit der leisen Töne ist wieder vorbei.

2. Warum die Kehrtwende?
Weil wieder mehr Geld da ist. Zwar längst nicht so viel, dass die Düsseldorfer nun in einem Atemzug mit Mannheim, München oder Berlin genannt werden können. Auch Wolfsburg, Ingolstadt und Köln spielen in einer anderen Liga, und selbst Straubing, Iserlohn, Bremerhaven und Schwenningen dürften nicht weniger zahlen können. Aber bei der DEG geht es finanziell wieder bergauf. Nur so war sie in der Lage, Spieler wie Brendan O’Donnell (Foto oben) zu halten.

Foto: DEG

Laut Geschäftsführer Wirtz gibt es Zuwachs bei den Sponsoren, Stand jetzt gibt es nächste Saison keine Corona-Beschränkungen mehr in den Hallen. Und langfristig wird auch durch den neuen TV-Vertrag der DEL mit Magentasport mehr Geld reinkommen. Wirtz spricht von einem „erhöhten Etat“ und einem „ausgeglichenen Haushalt“ – selbst ohne Zuwendungen der Klubbesitzer.

3. Was sagt der neue Trainer?
Der sieht das alles ähnlich positiv. Er wolle die DEG weiter nach vorne bringen, sagte Roger Hansson bei seiner Vorstellung vergangene Woche. „Gewinnen wir jedes Spiel? Wahrscheinlich nicht, aber wir geben uns die Möglichkeit, jedes Spiel zu gewinnen.“ Eishockey sei heute so ein enges Spiel, oft entscheide eine Aktion über den Ausgang des Spiels, sagte der 54 Jahre alte Schwede. Also sei es seine Aufgabe, „ein Umfeld zu kreieren, um drei, vier, fünf Prozent in verschiedenen Bereichen auf dem Eis“ besser zu werden. Es gehe um „Kleinigkeiten“ und „Kontinuität“.

4. Was ist Roger Hansson für ein Typ?
Wer sich in der Branche umhört, hört ausschließlich Gutes. Menschlich und sportlich ein Gewinn für die DEG, so der Tenor. Und wer ihn bei seiner Vorstellung beobachtete, wurde zumindest beim ersten Eindruck nicht vom Gegenteil überzeugt. Hansson wirkt aufgeschlossen, freundlich, lächelt viel, antwortet auch mal jenseits von Phrasen – in einwandfreiem Deutsch. Man merkt, dass er in mehreren Ländern unterwegs war, sein Blick auf die Lage wirkt weiter.

5. Wie lief seine Karriere bisher?
Als Spieler überragend: Landesmeister und Europapokalsieger mit Vereinen, Weltmeister und Olympiasieger mit der schwedischen Nationalmannschaft. Danach wechselte er in den Trainerbereich, war erst bei seinem Heimatklub Rögle BK, dann lange in der Schweiz beim Topklub EV Zug.

Foto: DEG

6. Hört sich ja fast zu gut an. Gibt es keine Risiken?
Natürlich gibt es die. Hansson muss nicht nur schnellstmöglich das eigene Team so gut ans Laufen kriegen, wie es Vorgänger Harold Kreis stets schaffte. Er muss auch hoffen, dass wieder ein paar Konkurrenten schwächeln. Nur wenn andere Teams unter ihren Möglichkeiten bleiben, kann die DEG in der Tabelle klettern. Und auch nur, wenn bei ihr selbst alles klappt.

Das wird nicht einfach, man darf ja nicht vergessen, dass Hansson noch nie eine Männermannschaft in der ersten Liga trainiert hat. In Rögle und Zug war er Manager, Assistent bei den Profis oder Cheftrainer in der Jugend sowie bei einer zweiten Mannschaft. Den Druck als Verantwortlicher für das wichtigste Team eines Klubs kennt er nicht. Ebenso wenig, wie man in der Chefrolle mit den Dynamiken zwischen erfahrenen und jungen Spielern umgeht. Oder wie man die Belastung über eine lange Saison steuert. Das gibt er allerdings unumwunden zu – und sieht da keinen Nachteil: „Ich fühle mich wohl, in dieser Position zu sein und habe meine Erfahrungen“, sagt er.

7. Wie gut kennt er DEL und DEG?
Auch das ist ein Thema. Zwar spielte Hansson um die Jahrtausendwende in Kassel, wo er Niki Mondt sowie seine neuen Assistenten Thomas Dolak und Daniel Kreutzer kennenlernte, aber in den vergangenen Jahren hat er die deutsche Liga selten beobachtet, wie er auf Nachfrage sagte. Auch in die aktuelle DEG muss er sich erst einarbeiten. „Natürlich müssen wir uns zuerst kennenlernen“, sagt Hansson und schätzt, dass es dafür „zwei bis drei Monate“ braucht.

8. Welchen Eishockey-Stil will er spielen lassen?
Roger Hansson hat in Schweden und Deutschland gespielt, in Schweden und der Schweiz trainiert. Welche Einflüsse davon bekommt das DEG-Publikum also geboten? „Eine Mischung aus allem“, sagt der 54-Jährige. Ganz in die Details ging er nicht, verriet aber zumindest so viel: Viel Energie, viel Laufbereitschaft, wenn möglich immer als Erster am Puck sein. Und wenn man ihn hat, kann man ruhig etwas versuchen. „Die Jungs dürfen mutig sein und mit der Scheibe spielen“, sagt Hansson, um dann das zu sagen, was alle sagen: „Die Defensive ist ein wichtiger Punkt, da fängt alles an. Sind wir defensiv stark, können wir Transition (Umschaltspiel) kreieren.“

Foto: Birgit Häfner

9. Was hat sich derweil im Kader getan?
Einiges, aber nicht so viel wie in den Vorjahren. Der prominenteste Abgang ist Verteidiger Marco Nowak, der die DEG nach elf Jahren nach Berlin verlassen hat. Auch Torhüter Mirko Pantkowski und 17-Tore-Stürmer Carter Proft (beide nach Köln) sind weg. Ansonsten blieben alle Leistungsträger. Und es kam einer dazu, der das wieder sein soll: Wie berichtet, kehrt Philip Gogulla nach drei Jahren in München zur DEG zurück, unterschrieb gleich bis 2025. Gogulla wird beim Saisonstart schon 35 Jahre alt sein, aber zuletzt war er immer noch produktiv, machte für München 31 Scorerpunkte in 64 Spielen.

Hinzu kommen drei jungen Männer für die Offensive: Alexander Blank (20), Jakub Borzecki (20) und Josef Eham (19). Vor allem Blank war auch bei anderen Klubs begehrt, hat er doch schon drei DEL-Saisons und A-Länderspiele erlebt. Aber er entschied sich für die DEG, weil die zuletzt gezeigt habe, dass sie jungen Spielern Verantwortung gibt. Ein neuer Trainer, der jahrelang im schwedischen und schweizerischen Nachwuchs unterwegs war, dürfte bei umworbenen U23-Spielern ebenfalls nicht schlecht ankommen.

10. Wer fehlt noch?
Fertig ist der Kader noch nicht, aktuell kennt er 18 Spieler. Die größte Lücke klafft im Tor, dafür will Manager Mondt nach zwei Jahren mit einem jungen Duo einen erfahrenen Mann holen – wahrscheinlich aus dem Ausland. Daher werden wohl auch noch ein Verteidiger und ein Stürmer kommen. „Wir haben einen guten Stamm an deutschen Spielern“, sagt Mondt, um den Kader aufzufüllen, wolle er nun die Importlizenzen nutzen.

Aktuell hat die DEG erst vier vergeben, und selbst wenn der finnische Verteidiger Joonas Järvinen noch verlängert, wären noch genügend frei. Elf Importspieler dürfen verpflichtet werden, neun dürfen spielen. Da ist noch genügend Luft, um den Kader zu füllen und im Notfall während der Saison nachzulegen.

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