Foto: imago

Eishockey

„Wir werden hier am Sonntag alles reinwerfen“

DEB-Verteidiger Moritz Seider im Interview.

Er ist erst 24 Jahre alt, bringt aber schon die Erfahrung von 328 NHL-Spielen mit und soll bei der anstehenden Eishockey-Weltmeisterschaft in Dänemark und Schweden eine Führungsrolle im Team des Deutschen Eishockey-Bundes einnehmen. Vor dem finalen WM-Test im PSD BANK DOME hat D.SPORTS Moritz Seider von den Detroit Red Wings zum Interview gebeten.

Herr Seider, Sie kommen aus einer langen NHL-Saison mit 82 Spielen jetzt für die WM nach Europa. War es ein „no brainer“ dem Bundestrainer wieder zuzusagen?

Moritz Seider: Ja, ganz klar. Es ist immer eine große für die Nationalmannschaft zu spielen. Wenn es irgendwie passt, dann spielt jeder von uns gerne für Deutschland. Es ist wie ein Klassentreffen. Teilweise kenne ich die Jungs schon seit der U16.

Am Sonntag steigt der finale Test im PSD BANK DOME, bevor es dann für die Gruppenphase nach Herning geht. Was erwarten Sie vom Duell gegen das Team USA?

Seider: Du spielst jedes Testspiel so, als wäre es das wichtigste Spiel. Und daher werden wir hier am Sonntag natürlich alles reinwerfen. Wir möchten mit Aufwind und einem guten Grundgefühl zur WM rüberfahren. Gegen die USA wollen wir mit viel Geschwindigkeit spielen, scheibenführend sein und dem Gegner unser Spiel aufdrücken. Für die Amerikaner ist es jetzt wieder das erste Spiel auf der großen Eisfläche und vielleicht können wir das für uns ausnutzen. 

Was trauen Sie sich und der deutschen Mannschaft in Herning und anschließend in Stockholm zu?

Seider: Das deckt sich im Grunde mit den Erwartungen und Zielen der vergangenen Jahre. Erst einmal geht es um eine gute Vorbereitung und das Spiel am Sonntag ist noch ein Teil davon. Und danach möchten wir eine gute Vorrunde hinlegen, unser Ticket für das Viertelfinale buchen und danach mal schauen, wie weit es gehen kann. Ob die WM hinterher gut oder schlecht zu bewerten ist, hängt vom Gesamtverlauf ab. Aber der Weg bis ins Viertelfinale oder darüber hinaus ist erst einmal weit und dessen sind wir uns bewusst.

Wie sehen Sie Ihre Rolle im Team? Viele sagen: „Der Seider ist ein Leader“. Gerade auch, weil erfahrene Abwehrspieler von den DEL-Finalisten aus Berlin und Köln fehlen. Sehen Sie das auch so? Denn auf der einen Seite sind Sie ja erst 24 Jahre alt, haben aber andererseits auch schon mehr als 320 NHL-Einsätze in der sportlichen Vita stehen. . .

Seider: Ich freue mich auf die Aufgabe, aber ich bin ja nicht der einzige. Wir haben genug Leader in der Kabine und ich zähle jetzt nicht zu den Lautsprechern. Dass uns Jungs wie Moritz Müller oder Kai Wissmann bei der WM fehlen, ist selbstverständlich ein herber Verlust. Aber wir müssen uns deshalb nicht verstecken und solche Situationen sind immer Chancen für Andere, um sich zu zeigen und sich auf großer Bühne zu beweisen. Junge Verteidiger wie Eric Mik oder Korbinian Geibel haben in den DEL-Play-offs gezeigt, was sie zu leisten imstande sind.

2027 findet die Eishockey-WM in Deutschland statt. Da wären Sie sicher gerne dabei, oder? Andererseits würden Sie mit Sicherheit auch gerne mit den Red Wings weit kommen und lange in den NHL-Play-offs vertreten sein. Oder schauen Sie noch gar nicht so weit voraus?

Seider: Um ehrlich zu sein, habe ich noch keine Minute an die WM 2027 gedacht. In Düsseldorf und Mannheim ist das natürlich anders, das verstehe ich. Auf der einen Seite möchte man immer gerne bei einer WM im eigenen Land dabei sein und auf der anderen Seite wollen wir in Detroit unbedingt den nächsten Schritt machen. Es sind ja noch zwei Jahre bis dahin.

Chris Chelios, Henrik Zetterberg, Brendan Shanahan, Steve Yzerman und viele mehr – die Liste der großartigen Ex-Spieler in Detroit ist lang. Reihen Sie sich irgendwann mal dort ein? Und wie viel fehlt ihrem Klub insgesamt noch für den nächsten Step und um wieder ganz vorne mitzuspielen?

Seider: Uns haben zuletzt immer fünf Punkte auf den letzten Play-off-Platz gefehlt. Das ist erst einmal ein gutes Zeichen. Aber irgendwann will man dann auch mal dabei sein, wenn es um den Stanley Cup geht. Dass ich mich irgendwann in diese Reihe der legendären Red-Wings-Spieler einreihen könnte, daran denke ich nicht. Da bin ich noch sehr weit von entfernt. Ich möchte mich weiter in der NHL etablieren und Erfolge mit dem Team und vielleicht persönliche Erfolge feiern.

Wie sind Ihre Eindrücke von der Halle und Düsseldorf? Sie kennen das ja eigentlich auch noch alles aus Ihrer Mannheimer Zeit. . .

Seider: Sehr gut. Egal, wo wir in Deutschland mit der Nationalmannschaft spielen – es wird immer alles für uns möglich gemacht und da reiht sich Düsseldorf perfekt ein. Wir fühlen uns sehr wohl, haben alles was wir brauchen und freuen uns auf ein tolles Eishockeyspiel am Sonntag gegen die USA.