Von Norbert Krings – Fortuna Düsseldorf muss am Sonntag beim heimstärksten Team der Spielklasse antreten. Ausgerechnet in diesem Spiel bei Hannover 96 wird der formstärkste Spieler von Daniel Thioune und der laufstärkste Profi der gesamten 2. Bundesliga fehlen. Isak Johannesson werden die Gäste auf jeden Fall vermissen. Am vergangenen Samstag gegen Ulm war er noch an zwei Treffern der Fortuna maßgeblich beteiligt. Andererseits ist Fortuna dann hoffentlich auch nicht so leicht auszurechnen, weil kein Teamkollege ihn 1:1 ersetzen kann und wird.
„Ísak ist natürlich unersetzlich. Er war der beste offensive Mittelfeldspieler der abgelaufenen Hinrunde und wird uns bestimmt in Hannover fehlen“, sagt Daniel Thioune.“ Shinta Appelkamp wird einer der Spieler sein, die in Hannover auflaufen und versuchen werden, gegen das Team des neuen Trainers André Breitenreiter erfolgreich zu sein. „Wir wissen immer noch um sein unglaubliches Potenzial und was für ein toller Fußballer er ist. Er kommt dem Profil von Ísak sehr nah, kann ein Spiel lenken, es korrigieren und entscheiden. Ich habe die Hoffnung, dass er den Ausfall von Ísak kompensieren kann“, erklärte Fortunas Trainer. Doch der Deutsch-Japaner ist dennoch ein anderer Spielertyp und deutlich weniger in der eigenen Hälfte unterwegs als Johannesson. Thioune hat aber offensichtlich bereits frühzeitig einen Plan entwickelt. Denn bereits zwei Tage vor dem Anpfiff sei ihm klar, auf welche elf Spieler er setzen werde - sagte er jedenfalls.
Das wirft natürlich die Frage nach dem System auf, mit dem der 50-Jährige in Hannover erfolgreich sein will. „Wir müssen zusehen, dass wir defensiv besser agieren als gegen Ulm“, sagte er und will bestimmt nicht erneut sehen, dass der Gegner so viel Raum und „freie Wiese“ bekommt, wie es die Ulmer in der zweiten Hälfte am vergangenen Samstag in Düsseldorf bei ihrer 2:3-Niederlage angeboten bekommen haben. Solche Freiräume werden die Hannoveraner sicherlich besser nutzen, als dies der Tabellen-16. es geschafft hat. „So war das war auch ein Trainingsschwerpunkt, defensiv besser zu arbeiten. Unser Ziel muss es sein, jeden Angriff persönlich zu nehmen, um sehr gut unser Tor zu verteidigen“, sagte Thioune.
In Danny Latza kommt aus der U23 ein Spieler mit viel Erfahrung in den Kader
Der Trainer wird wohl nach den Trainingseindrücken auf Valgeir Lunddal auf der rechten Außenverteidiger-Position setzen, der diesmal auch 90 Minuten auf deutlich höherem Niveau performen muss. Matthias Zimmermann, der ihn zur Pause im Spiel gegen Ulm ersetzt hatte, wird auf der Sechser-Position gebraucht. Vielleicht wird Andre Hoffmann an seiner Seite agieren, da der Trainer auf Tim Oberdorf als Abwehrchef nicht verzichten will und Jamil Siebert als Sechser nicht in Frage kommt. Aus der U23 wird neben Kapitän Jan Boller auch Danny Latza aufrücken. Letzterer ist unter anderem für Mainz 05, Schalke 04 und den VfL Bochum aufgelaufen und stand in 176 Bundesligaspielen auf dem Platz. „Angesichts von Dannys Erfahrung brauchen wir nicht darüber nachzudenken, ob sein Einsatz ein Risiko darstellt. Er hat bestimmt mehr erlebt als meine komplette Kabine zusammen“, sagte Fortunas Coach zu einem möglichen Einsatz der 35-Jährigen.
Auch die Überlegung, ob er erneut auf zwei Stürmer setzen wird, ist noch nicht zu beantworten. In den Trainingsspielen gab es nämlich eine Variante mit einer Viererkette und zwei Außenstürmern. Jona Niemiec war dabei als Rechtsaußen und Myron van Brederode auf der linken Seite aktiv. Fortuna hat den zweitbesten Wert bei den abgegebenen Torschüssen, die dann zu einem Treffer führen. 7,86 Abschlüsse aufs Tor benötigen die Düsseldorfer, um einen Treffer zu erzielen. Nur der HSV ist besser, der 6,29. Schüsse im Schnitt braucht, um zu einem Torerfolg zu kommen.
Acht Tore in bisher drei Rückrunden-Spielen stehen für eine erfreuliche Entwicklung
„Die Qualität der Abschlüsse im Training zuletzt war gut“, sagte der Trainer. „Das sollte auch öfter im Spiel zu sehen sein. Da können wir noch deutlich effizienter sein.“ Als positives Beispiel nannte Thioune den Abschluss von Dzenan Pejcinovic beim Tor zum 1:2 in Karlsruhe. Daran wurde bereits weitergearbeitet, was auch die ersten drei Spiele der Rückrunde gezeigt haben: acht Tore statt vier Treffer wie in der Hinrunde zum gleichen Zeitpunkt. „Allerdings fangen wir und noch hinten zu viele Gegentore.“
Thioune erklärte, dass er sich mit seiner Mannschaft durchaus am Gegner orientieren wolle. „Aber gleichzeitig werden wir auch bei uns bleiben. Da ist es hilfreich, eine gute Balance zu finden.“ Doch einen Bus vor dem eigenen Tor, sprich Abwehr-Beton anzurühren, ist nicht das Ding eines Trainers, der eigentlich die Offensive liebt. Also eine solche Vorstellung, mit der Preußen Münster zuletzt in Hannover zu einem 2:2-Unentschieden gekommen ist, wird von den Gästen aus dem Rheinland in Niedersachsen nicht zu sehen sein. Die Hannoveraner sind sehr intensiv unterwegs, absolvieren viele Sprints, und Fortunas Trainer glaubt, dass dieses Spiel für beide Teams sehr anspruchsvoll werden wird. „Die elf Spieler, die ich auf den Platz schicke, sollen alle ihren Bohrer mitbringen. Wir haben ein dickes Brett zu bohren.“ Falls das gelingen sollte, könnte dies durchaus zum nächsten Auswärtssieg führen.
Mögliche Aufstellung:
Kastenmeier – Lunddal, Oberdorf, Siebert, Heyer – Zimmermann, Appelkamp – Niemiec, Kwarteng, van Brederode – Kownacki
Kader: Schock – Gavory, Hoffmann, Boller, Latza, Vermeij, Pejcinovic, Schmidt (ein Kaderplatz bleibt wohl frei)
Nicht dabei: Johannesson, Haag, Iyoha, Rossmann, Sobottka, Affo (zur U19), Kwasigroch, Jastrzembski