Von Norbert Krings - Die bittere Bilanz von einem einzigen Sieg aus den vergangenen 9 Spielen nagt sichtbar an Daniel Thioune. Die ganzen Erfolge seiner Amtszeit scheinen aktuell kaum mehr zu zählen. So ist auch das nächste Spiel morgen in Karlsruhe natürlich wieder wichtig. Einerseits soll der Bock umgestoßen werden, um mit einem Dreier mal wieder etwas für die Psyche und das gute Gefühl zu tun. Andererseits kann auch die gute Auswärtsbilanz mit einen oder drei weiteren Punkten aufgebessert werden. Doch am wichtigsten ist eigentlich, diesmal erneut keinen Boden auf die Aufstiegsplätze zu verlieren.
Es wäre mehr drin gewesen am vergangenen Wochenende. Die Enttäuschung über das 2:2 nach 2:0-Führung gegen Darmstadt wirkt noch nach, hinterlässt aber laut Fortunas Trainer bei ihm und den Spielern keine psychischen Folgen. “Ich habe keine Hypothek, wenn ich auf einen Fußball-Platz gehe, weil jedes Spiel bei 0:0 anfängt”, erklärte Daniel Thioune. 3.500 Fans begleiten seine Mannschaft, wer will sich da noch beklagen, wenn er diesen Beruf ausübt. “Diese Leute fahren nicht dahin, weil sie denken, sie müssten ein traumatisiertes Team unterstützen.” Die Fortuna sei doch jedes Mal total nahe dran, um einen Dreier zu holen - trotz der nicht so erfolgreichen Zeit zuletzt. Man könne der Mannschaft keine großen Vorwürfe machen, außer dem, dass sie nicht die Konstanz abruft, die vielleicht über eine größere Strecke nötig wäre. “Es wird auch unabhängig vom Ausgang am Samstag kein Trauma entstehen”, sagt Thioune.
Thioune: “Wir haben eine gute Fehler-Kultur”
Die Auswärtsbilanz mit einem Punkteschnitt von über zwei Zählern ist immer noch sehr positiv für das mit 24,4 Jahren zweitjüngste Team der Liga (nach Fürth 24,3 Jahre). Über die Fehler wurde ausführlich gesprochen, wie der Trainer erklärt. “Wir verschließen uns nicht vor Dingen, die wir nicht gut gemacht haben." Es werde offen über die guten und schlechten Dinge gesprochen. “Es haben sich vermehrt Fehler eingeschlichen, an denen wir arbeiten”, erklärt Daniel Thioune. Alle Spieler seien daran interessiert, sich zu verbessern. Dabei hat auch Axel Zehle als Mentaltrainer eine wichtige Aufgabe. ”Diese Mannschaft hat keine nervlichen Probleme. Alle gehen raus mit einer großen Überzeugung und sind nervlich sehr stabil."
"Elf Spiele und zwei Siege, das ist nicht die Bilanz, über die man sich als Trainer freut", sagte Daniel Thioune auf die Frage, ob es nicht erneut ein sehr wichtiges Spiel sei, um wieder in die Erfolgsspur zu kommen. “Es sind es nur vier Punkte auf den Liga-Primus und nach dem KSC-Spiel sind immer noch 45 Punkte zu vergeben.” Dementsprechend tue er sich schwer, das nächste Spiel als ein Endspiel zu deklarieren. Ohnehin schaue er wie die gesamte Mannschaft positiv auf die nächsten Partien. "Wenn man einen Dreier holt, ist man auf der Überholspur und ich fahre mit dem Auto lieber links als rechts, wenn man bei einem Rennen dabei ist.“ Aber der Blick auf die Tabelle würde sich derzeit auch für sein Team, das auf einem Mittelfeld-Platz liegt, nicht unbedingt aufdrängen.
Der Respekt vor dem Karlsruher SC ist groß. “Diese Mannschaft hatte die Chance, vergangene Woche an die Spitze zu springen”, sagte Thioune. Das würde doch zeigen, wie stark der KSC sei. Diese Mannschaft hat sich gut entwickelt, wie auch der Trainer Christian Eichner. Marvin Wanitzek schätzt der 50-Jährige als einen der besten zentralen Mittelfeldspieler der Liga ein. Er sei aber davon überzeugt, dass Fortuna in Karlsruhe bestehen kann. "Wir müssen die Offensive des Gegners kontrollieren und dann sind wir auf Augenhöhe. Wenn wir an unser Leistungsniveau kommen und das Matchglück haben, dann können wir als Sieger vom Platz gehen."
Shinta Appelkamp steht wieder zur Verfügung
Personell hat sich die Situation leicht verbessert, da Shinta Appelkamp eine gesamte Woche das komplette Trainingsprogramm absolvieren konnte. “Er ist vielleicht kein Startelf-Kandidat, kann uns aber sicherlich auch später im Spiel helfen”, sagte Thioune über den Deutsch-Japaner. Auch die leichten Blessuren von Valgeir Lunddal und Nicolas Gavory sollten bis morgen abgeklungen sein. “Es spricht nicht unbedingt etwas dagegen, mit derselben Mannschaft wie gegen Darmstadt erneut anzutreten”, sagte Daniel Thioune. "Es war gegen Darmstadt eine ordentliche Leistung, mit einem nicht so idealen Ergebnis."
Allerdings stehen für Lunddal sowie Gavory auch die schnellen Jona Niemiec auf der rechten und Tim Rossmann - nach Ablauf seiner Sperre - wieder als Alternative zur Verfügung. Noah Mbamba ist keine Option, da er wegen eines Trauerfalls in der Familie Sonderurlaub erhalten hat. Auch die immer noch unter muskulären Problemen leidenden Marcel Sobottka und Emma Iyoha sind nicht bereit für eine Kadernominierung. So wird wohl alles auf eine ähnliche Taktik und dieselbe Aufstellung hinauslaufen. “Am Ende will ich 100-Prozent fitte Spieler auf dem Platz haben”, sagte Fortunas Chefcoach. “Wir sind auf jeden Fall breit genug aufgestellt.” Über mögliche Veränderungen im Kader bis zum Ende der Transferperiode macht sich Fortunas Trainer keine allzu großen Gedanken, weil es nicht sein Arbeitsfeld sei. Es kann immer noch was passieren, muss es aber nicht, glaubt jedenfalls Daniel Thioune.
Wahrscheinliche Aufstellung:
Kastenmeier - Hoffmann, Oberdorf, Siebert - Zimmermann, Haag, Johannesson, Rossmann - Kwarteng, van Brederode - Kownacki
Kader: Schock - Lunddal (leicht angeschlagen), Vermeij, Niemiec, Quarshie, Gavory, Appelkamp, Pejcinovic, Schmidt
Es fehlen: Kwasigroch (Meniskus) - Affo (Aufbau), Mbamba (Trauerfall Familie), Sobottka, Iyoha (beide muskuläre Probleme), Jastrzembski (Schulter-OP)