Von Tobias Kemberg
Das 3:2 nach 0:2-Rückstand ist der erste Düsseldorfer Auswärtssieg seit Mitte Oktober und sollte der Mannschaft nach einem verkorksten Hinrunden-Ende und dem enttäuschenden 2:2 zum Rückrunden-Auftakt gegen Darmstadt neuen Schwung verleihen. Gegen den KSC wird Dawid Kownacki mit seinem Doppelpack in der Schlussphase zum umjubelten Matchwinner.
Als Jamil Siebert an der eigenen Strafraumkante den letzten wichtigen Zweikampf eines verrückten Fußballnachmittags für sich entschieden hatte, stürmten gleich mehrere Mitspieler auf den 22 Jahre alten Abwehrspieler zu und pushten sowohl ihren Kollegen als auch sich selbst noch einmal. Kurz danach war Schluss im Karlsruher Wildpark, in dem Fortuna Düsseldorf ein wildes Comeback hinlegte und am Samstagnachmittag ihre Partie des 19. Spieltags in der 2. Fußball-Bundesliga mit 3:2 (0:2) gewann.
Ein schneller Anschlusstreffer nach dem Seitenwechsel und zunehmend nachlassende Karlsruher initiierten die Düsseldorfer Aufholjagd, die Stürmer Dawid Kownacki mit zwei Toren in der Schlussphase zu drei ganz wichtigen Punkten für die Tabelle und den eigenen Kopf vergoldete. Denn nach dem 2:2 vor einer Woche in der MERKUR SPIEL-ARENA gegen Darmstadt 98 hatte sich die missmutige Stimmung vom Ende der Hinrunde in der rot-weißen Fortuna-Welt weiter verfestigt. Durch den achten Saisonsieg stellte die Mannschaft von Cheftrainer Daniel Thioune jedoch wieder den Anschluss an die bedeutsamen Plätze in der oberen Tabellenhälfte her.
Start zum Vergessen und schnell 0:2 hinten
Fortunas Leistung in der ersten halben Stunde ließ die mitgereisten Anhänger irgendwo zwischen Achselzucken und Unverständnis zurück. Defensiv blieben ihre Lieblinge bei den beiden Gegentoren oftmals viel zu weit weg von ihren Gegenspielern. Und offensiv boten die Düsseldorfer zunächst aber mal überhaupt nichts an. Karlsruhes Torhüter Max Weiß hätte sich in den ersten 30 Minuten auch gemütlich gegen den Torpfosten lehnen oder zum Bratwurststand gehen können – es hätte keine Rolle gespielt.
Schon der Start war aus rot-weißer Sicht zum Vergessen. Im Anschluss an die erste Ecke des KSC brannte es im Düsseldorfer Strafraum bereits erstmalig lichterloh. Gespielt waren da kaum mehr als 60 Sekunden. Die Karlsruher Überlegenheit in der Anfangsphase mündete folgerichtig in das 1:0 durch Mikkel Kaufmann (8.). Im ersten Versuch traf der Däne erst noch das Aluminium, anschließend verwertete er den zweiten Ball ungestört selbst.
In die erste halbwegs durchdachte Ballbesitzphase der Fortuna fiel das 0:2. Dank einer unbegreiflichen Passivität im gesamten Defensivverbund durfte Robin Heußer (22.) abziehen. Und es passte ins bis dahin gezeichnete Bild, dass dieser Schuss für Florian Kastenmeier unhaltbar ins Tor abgefälscht wurde. So kassierte die Fortuna zum ersten Mal in dieser Saison zwei Gegentore vor der Pause.
Johannesson trifft kurz vor der Pause den Pfosten
Es dauerte bis in die 37. Minute hinein, ehe es den ersten wirklich nennenswerten Abschluss der Düsseldorfer gab. Giovanni Haag probierte es aus der zweiten Reihe mit dem linken Fuß, doch der Schuss des 24 Jahre alten Mittelfeldspielers strich knapp links am Tor des KSC vorbei. Jetzt hatte die Fortuna ihre beste Phase des ersten Durchgangs und war auf einmal drin im Spiel.
Moritz Broni-Kwarteng (39.) und Tim Oberdorf (40.) kamen per Rechtschuss und Kopfball zu Torabschlüssen, doch für einen Treffer waren beide Versuche zu harmlos. Besser sah das kurz vor der Pause bei Isak Johannesson (44.) aus, der erst mehr oder weniger aus Verlegenheit abzog und den Karlsruher Kasten nur knapp verfehlte. In der Nachspielzeit vor dem Pausenpfiff traf der Isländer dann den Pfosten.
Pejcinovics schnelles Tor leitet die Wende ein
Trotz der miserablen ersten halben Stunde wäre der Anschlusstreffer vor dem Seitenwechsel plötzlich verdient gewesen. Kurz nach dem Wiederbeginn gab es ihn dann. Der für Kapitän André Hoffmann eingewechselte Dzenan Pejcinovic (47.) erzielte nach Zuspiel von Myron van Brederode seinen dritten Saisontreffer und sorgte bei den rund 3500 mitgereisten Fortuna-Anhängern wieder für neue Hoffnung. Bei den folgenden Versuchen durch van Brederode (53.) und Pejcinovic (64.) fehlte es an der entscheidenden Feinjustierung, aber die Fortuna hatte sich längst vollständig angemeldet.
Der KSC ließ in den letzten 20 Minuten zunehmend nach und nach Foulspiel an Kownacki im Strafraum der Badener zeigte Schiedsrichter Wolfgang Haslberger auf den Elfmeterpunkt. Eine aus Sicht der Hausherren nicht nachvollziehbare Entscheidung, da der Düsseldorfer den Kontakt auch ein Stück weit suchte. Aber es war eben auch keine Fehlentscheidung. Kownacki blieb cool und verwandelte selbst zum 2:2 (81.). Die Fortuna drückte nun auf den Siegtreffer. Der eingewechselte Danny Schmidt (84.) hatte ihn bereits auf dem Schuh, doch erst Kownackis wuchtiger Kopfball (90.+3) ins rot-weiße Glück nach Eckball des ebenfalls eingewechselten Shinta Appelkamp besiegelte das wilde Fortuna-Comeback.
Statistik:
Karlsruhe: Weiß – Jung, Franke (75. Bormuth), Beifus, Herold – Burnic (46. Rapp), Heußer (75. Pinto Pedrosa), Jensen (85. Egloff), Wanitzek – Kaufmann (58. Conté), Schleusener
Fortuna: Kastenmeier – Hoffmann (46. Pejcinovic), Oberdorf, Siebert – Lunddal (90. Quarshie), Haag, Johannesson, Rossmann (73. Zimmermann) – Kwarteng (73. Schmidt), van Brederode (90. Appelkamp) – Kownacki
Kader Fortuna: Schock – Niemiec, Vermeij
Schiedsrichter: Wolfgang Haslberger (St. Wolfgang/Note: 3, setzte nicht bei allen Gelben Karten zwingend denselben Maßstab an, hatte keine unter dem Strich keine Probleme mit der Leitung. Die Elfmeter-Entscheidung zum 2:2 der Fortuna war aus KSC-Sicht diskutabel, aber eben auch keine Fehlentscheidung.)
Zuschauer: 30.374
Tore: 1:0 (8.) Kaufmann, 2:0 (22.) Heußer, 2:1 (47.) Pejcinovic, 2:2 (81./Foulelfmeter) Kownacki, 2:3 (90.+3) Kownacki
Gelbe Karten: Burnic (9.), Wanitzek (3.), Weiß (2.) / Lunddal (4.), Haag (4.), van Brederode (2.), Kownacki (3.)
Spielnote: 3
Beste Spieler: Wanitzek, Kaufmann / Kownacki, Haag
Spielfazit: Karlsuhe begann gut und die Fortuna reagierte nur. In den letzten Minuten der ersten Hälfte bekamen die Düsseldorfer endlich einen Fuß in die Tür. Zum Schlüsselmoment wurde der schnelle Anschlusstreffer nach der Pause, der der Fortuna neuen Glauben verlieh. In einer zweiten Hälfte, in der es teilweise richtig ordentlich hin und her ging, hatten die Düsseldorfer hinten raus mehr anzubieten und drehten das Spiel dank des Kownacki-Doppelpacks.
Noten der Fortuna-Spieler: Kastenmeier 3 – Hoffmann 4, Oberdorf 3,5, Siebert 3,5 – Lunddal 3,5, Haag 2,5, Johannesson 2,5, Rossmann 3,5 – Kwarteng 3,5, van Brederode 3 – Kownacki 2, Pejcinovic 2,5