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SportsBasketball

Was macht eigentlich: Florian Flabb?

D.SPORTS-Blogger Heiko Sauer hat mit dem ehemaligen Coach der ART Giants gesprochen.

Der Düsseldorfer, der ins Schwabenländle auszog, um Basketball zu lehren. Klingt, als ob gerade die Orange Academy in der BARMER 2. Basketball-Bundesliga ProB Süd es nötig hatte, einen immer noch sehr jungen Coach zu engagieren, um Erfolg zu haben. Gleichwohl ist es das Nachwuchs-Team des Bundesligisten Ratiopharm Ulm, welches sich die Dienste des Ex-ART Giants Head Coach sicherte.

Ich bin mehr als sicher, dass dieses professionelle Basketball-Umfeld sehr genau wusste, was sie mit der Verpflichtung taten. Es wird der nächste logische Schritt auf der Karriereleiter des gebürtigen Düsseldorfers sein. Ich durfte ein Interview mit ihm führen. 

Wo treffen wir Dich gerade an, Florian? Wie immer auf dem Court?

Florian Flabb: Momentan sitze ich in meinem Büro am Orange Campus. Nicht auf dem Court, allerdings mit Blick auf ihn. Daher wie immer nicht allzu weit entfernt.

Im Sommer 2024 wurde publik, dass Du den Trainerposten in Ulm antreten wirst. Wie kam es zu dem Kontakt mit diesem attraktiven Standort?

Flabb: Die erste Kontaktaufnahme gab es über meinen Agenten, Patrick King. Danach folgten Gespräche mit Sportdirektor Thorsten Leibenath & Geschäftsführer Thomas Stoll. Die Gespräche waren sehr positiv und daher hatte ich schnell ein gutes Gefühl, dass Ulm als Standort für meine persönliche Entwicklung ein Schritt in die richtige Richtung ist. Außerdem kann ich mit meiner Erfahrung aus den vergangenen Jahren, sei es als Assistenztrainer in der Nationalmannschaft oder als Headcoach auf Profiniveau in der ProA, dem Standort helfen seine Ziele zu erreichen.

Der Rhein ist ja nicht die Donau, oder anders: Wie hast Du Dich bis jetzt eingelebt, wie kommst Du mit der Mentalität der Schwaben klar?

Flabb: Das stimmt, aber ich wurde am Standort sehr herzlich aufgenommen. Die Organisation arbeitet sehr professionell, daher wurde es mir sehr leicht gemacht, mich gut einzuleben. Der Orange Campus zählt zu einem der modernsten Trainingszentren Europas und bietet hervorragende Bedingen zum Arbeiten auf dem höchsten Niveau. Der Standort ist generell sehr international und multikulturell aufgestellt, daher beschränken sich meine Kontakte mit den „Schwaben“ auf Besuche in den vielen fantastischen Gaststätten. Im Bezug auf die regionale Küche, hatte ich daher ausschließlich gute Erlebnisse.

Kannst Du uns einen Einblick in die Organisation der Orange Academy vermitteln? Immerhin steckt hinter dem Basketball ein weltweit bekanntes Pharmaunternehmen mit enormer Finanzkraft.

Flabb: Die Orange Academy ist das Ausbildungsprogramm von Ratiopharm Ulm. Inhaltlich wird aber sowohl bei den Profis von Ratiopharm Ulm, als auch in der Orange Academy dasselbe Ziel verfolgt. Es geht darum, Spieler auszubilden und besser zu machen. Die Fäden laufen bei Thorsten Leibenath zusammen, welcher als Sportdirektor den Überblick über das gesamte Programm (Profis & Academy) behält. Chris Ensminger unterstützt ihn in dieser Funktion als Sportdirektor – Jugend. Dazu kommt noch der Coaching Staff der BBL, da es eine relativ große Schnittmenge an Spielern gibt, welche Rollen bei den Profis und der Academy innehaben. Ein Vorteil des Orange Campus ist, dass alles an einem Ort stattfindet und trotz der vielen Reisen des Profiteams es viele Berührungspunkte und Kommunikation gibt. Dies kommt den Spielern in ihrer Entwicklung zugute.

Mit Erik Rösch als Co-Trainer hast Du einen alten Hasen an Deiner Seite. Wie teilt sich zwischen Euch die Arbeit auf? Wer ist wofür verantwortlich im Team?

Flabb: Das ist richtig. Erik kennt jeden Winkel von Ulm und ist seit vielen Jahren bereits Assistenztrainer bei der Orange Academy. Daher verfügt er über einen enormen Erfahrungsschatz. Das ist in unserer alltäglichen Arbeit unheimlich wichtig und hilft mir sehr. In den vergangenen Jahren hat er neben meinem Vorgänger Baldur Ragnarsson auch mit Anton Gavel und Danny Janson zusammengearbeitet, welche beide mittlerweile an anderen Standorten in der BBL arbeiten. Neben der täglichen Arbeit in der Halle hält Erik mir den Rücken mit allen organisatorischen Dingen rund um unsere Mannschaft frei, damit ich mich intensiver um Spiel- & Gegneranalysen kümmern kann. 

Du hast Dich mit Deinem sehr jungen Team (Durchschnittsalter knapp 19 Jahre) im Mittelfeld fest gespielt, bist Du mit dem Saisonverlauf bisher zufrieden? Wo siehst Du die Mannschaft am Ende der Saison?

Flabb: Das Team wurde im Sommer nochmals drastisch verjüngt. Fast alle Leistungsträger aus der Vorsaison haben den nächsten Schritt in ihrer Entwicklung gemacht, sei es der Sprung in das Profiteam von Ratiopharm Ulm oder in eine höhere Liga im In- und Ausland. Momentan sind wir tabellarisch Sechster, mit einer ausgeglichenen Bilanz. Die tabellarische Situation ist aber zu diesem Zeitpunkt nicht der ausschlaggebende Faktor, da die Entwicklung der Spieler im Vordergrund steht. Alle Spieler haben nämlich noch mindestens ein weiteres Spiel an jedem Wochenende, sei es bei den Profis, der Regionalliga oder NBBL. Durch die hohe Anzahl an Spielen haben die Spieler viele Möglichkeiten, Erfahrungen zu sammeln und Inhalte auf verschiedensten Plattformen anzuwenden. Das wird uns mittel-/langfristig helfen. Das Ziel ist, die Playoffs zu erreichen und dann unseren besten Basketball als Team zu spielen.

Dein Vorgänger Baldur Ragnarsson hat die Orange Academy maßgeblich geprägt. Er war gleich alt wie Du, als er die Position in Ulm übernahm, und er galt auch als ein sehr guter Entwickler junger Spieler. Ihr habt einige Parallelen miteinander. Wo liegt der Unterschied in der Herangehensweise an den Basketball zwischen Euch?

Flabb: Das kann ich Dir leider nicht genau beantworten, da ich außer den Spielen letztes Jahr zu wenig Inhaltliches von ihm gesehen habe. Wie ich aber vorhin schon erzählt habe, waren in Ulm in den vergangenen Jahren viele hervorragende Trainer, welche das Programm alle mitentwickelt und verbessert haben. Angetrieben durch Thorsten Leibenath und Thomas Stoll, steht das Ulmer Programm für Entwicklung und Chancen für Spieler und auch  junge Trainer. Diese gilt es täglich zu nutzen. Ich sehe das als ein  Privileg und macht den Standort in seiner Herangehensweise ein Stück weit einzigartig. 

Zwischen Düsseldorf und Ulm liegen stramme 530 km, verschlägt es Dich ab und zu noch in Deine alte Heimat und verfolgst Du aus der Ferne das Geschehen um die ART Giants?

Flabb: Meine Familie, meine Freundin und natürlich sehr viele Freunde sind weiterhin in Düsseldorf. Daher versuche ich trotz des strammen Terminplans so häufig wie möglich in Düsseldorf zu sein, auch wenn es meistens nur für einen Tag ist. Die ProB hat eine kurze Weihnachtspause, daher freue ich mich unheimlich, bald ein paar Tage am Stück in Düsseldorf verbringen zu können. Das Geschehen in Düsseldorf verfolge ich natürlich nach wie vor, da sich über die Jahre viele Freundschaften gebildet haben und ich daher vielen Menschen im Verein noch freundschaftlich verbunden bin. 

Florian, vielen Dank, dass Du bereitwillig Rede und Antwort standest, alles Gute, viel Erfolg im Süden und Gruß von den Wiggles.