Die Düsseldorf Rams sind diese Saison dreifach gefragt: Bundesliga, Pokal und Europapokal. Es sind sogar vier Wettbewerbe, weil sie international gleich zweimal antreten. Die größten Hoffnungen ruhen aber auf der Liga. Nach dem knappen Halbfinal-Aus im Vorjahr könnte es dieses Jahr noch weiter gehen. Am Samstag steht der erste große Test an. Dann kommt der Deutsche Meister Crash Eagles Kaarst ab 19 Uhr in Düsseldorf vorbei.
Am Ende fehlte ein Sieg. Oder anders: Zwei Tore mehr, und die Düsseldorf Rams hätten vergangenen Herbst erstmals seit mehr als 20 Jahren im Finale um die Deutsche Skaterhockey-Meisterschaft der Männer gestanden. Aber daraus wurde nichts, das entscheidende dritte Halbfinalduell gegen Assenheim ging mit 3:4 verloren.
Eine erfolgreiche Saison war das dennoch für die Düsseldorfer. Ursprünglich lautete der Plan nur, unter die ersten Vier der Hauptrunde zu kommen. Aber dann standen die Rams nach 18 Spielen sogar ganz oben, überstanden auch das Viertelfinale. Zudem gewannen sie den ISHD-Pokal.
Da könnte man ja auf die Idee kommen, dass die Ansprüche für die am vergangenen Wochenende gestartete neue Saison gestiegen sind. Dass es nun endlich klappen soll mit der neunten Meisterschaft der Vereinsgeschichte. Zumal die bislang letzte schon fast 30 Jahre her ist.
Die großen Zeiten
Die markierte das Ende einer Ära. In den Anfangszeiten des organisierten Skaterhockeys in Deutschland waren die Rams nämlich eine Art DEG auf Inlineskates. Genau wie der Eishockeyklub die Neunzigerjahre dominierte, so tat das auch der Skaterhockeyklub, gewann acht der ersten elf offiziellen Titel. Doch genau wie bei der DEG wurde 1996 zum letzten Mal gejubelt.
Da wäre es ja mal wieder an der Zeit. Also Frage an Trainer Markus Winzen: Ist es dieses Jahr so weit? Winzen reagiert zurückhaltend. Er wolle sein in Teilen immer noch recht junges Team „nicht so unter Druck setzen“, sagt er. „Wir haben letztes Jahr in Spiel drei im Halbfinale gesehen, wie ihnen die Nerven geflattert sind.“ Natürlich seien die Rams dadurch nun einen Schritt weiter, hätten „definitiv daraus gelernt“, sagt Winzen. Aber gleich das ganz große Ziel ausrufen? Das möchte er nicht.
Gründe gibt es dafür gleich mehrfach. Die Konkurrenz aus Kaarst (Meister) und Assenheim (Vizemeister) hat sich noch mal verstärkt. Die Rams wiederum haben gar nichts am Kader gemacht, zudem beklagen sie derzeit mehrere Ausfälle. Und dann kommt der enge Spielplan dazu. Denn neben Liga und Pokal spielen die Düsseldorfer dieses Jahr auch noch in zwei Europapokalen mit.
Champions League in der eigenen Halle
Der Höhepunkt wird der European Cup vom 19. bis 22. Juni – eine Art Champions League mit den besten Vereinsmannschaften Europas. Also sind auch die Rams als Hauptrundenmeister und Halbfinalist der vergangenen Bundesliga-Saison dabei. Und nicht nur das: Weil das Turnier daheim im Sportpark Niederheid in Holthausen stattfindet, sind die Düsseldorfer besonders motiviert.
Bereits gut einen Monat vorher (23. bis 25. Mai) steigt in Essen der Men Challenge Cup. Wenn man so will, die Europa League, also der zweite Europapokal. Für den haben sich die Rams als nationaler Pokalsieger qualifiziert. Allerdings sind die Chancen, dort etwas zu reißen, deutlich geringer. Man darf einen Spieler nämlich nur in einem der beiden Europapokale einsetzen. Winzen schickt sein Topteam natürlich in den European Cup im Juni. Weil internationale Spiele aber kürzer sind, braucht er nicht seinen kompletten Bundesliga-Kader. Den Rest füllt er mit Spielern aus der zweiten Mannschaft auf und schickt ihn im Mai zum Turnier nach Essen.
Das wird wohl auch für Christoph Clemens gelten. Der war jahrelang eine Stütze der ersten Herren, jetzt tritt er etwas kürzer, spielt für die zweite Mannschaft. Das war es aber auch schon mit personellen Veränderungen. „Ich musste dafür gar nichts tun, alle sind geblieben“, sagt Trainer Winzen, der also weiter auf Topspieler wie Dominic Doden (31 Tore und 44 Vorlagen im Vorjahr), Christian Schmidt (31/18), Colin Dehnke (24/16) oder Tim Deschka (23/12) setzen kann. Er hat allerdings auch „keine Verstärkung geholt, ich glaube an dieses Team“, sagt Winzen. „Wenn alle da sind, mache ich mir keine Sorgen. Dann muss man sich anstrengen, um uns zu schlagen.“
Aktuell nur ein Rumpfkader
Das Problem ist nur: Aktuell sind eben nicht alle da. Und das wird auch erst mal so weitergehen. Stammtorwart Christoph Oster fällt mit einer Knieverletzung noch Monate aus. Aktuell ist auch sein Vertreter Leon Brunet verhindert, er steht mit den Ratinger Ice Aliens im Finale der vierten Eishockey-Liga. Diesen Freitag könnte das allerdings schon vorbei sein, Ratingen führt in der Serie gegen Dortmund mit 2:0, ein dritter Sieg, und die Saison ist Geschichte. Winzen hofft drauf – für Leon Brunet, aber auch für sich selbst.
Vergangenes Wochenende beim Saisonauftakt der Rams in Augsburg stand seine Nummer drei im Tor: Noah Hinrichs. Aber auch der zeigte seine Klasse, vor allem im Penaltyschießen, wo er alle drei Augsburger Versuche zunichte machte. Die Rams gewannen 10:9 nach Penaltyschießen, nahmen zwei Punkte mit. Vielleicht kein Traumstart, „aber in Augsburg werden noch andere Punkte lassen“, ist sich Winzen sicher.
Zudem musste er nicht nur im Tor umplanen. Auch Feldspieler wie Luc Mansfeld, Dustin Kolodziej, Tobias Fischer und andere fehlten. Die einen sind noch im Eishockey aktiv, andere sind in Urlaub oder krank. Eine ziemliche „Rumpftruppe“, sei das gewesen, sagt Winzen, „deswegen bin ich froh über die zwei Punkte“.
Neu ist die Situation für den Trainer nicht. Zu Saisonbeginn sind Ausfälle normal. „Aber dieses Jahr kommt noch ein schweres Startprogramm hinzu. Erst waren wir in Augsburg, in den nächsten Wochen kommen Kaarst und Assenheim – zwei Hochkaräter“, sagt Winzen. Immerhin die Finalisten der Vorsaison.
Der Serienmeister kommt
Diesen Samstag steht gleich das wohl schwerste Spiel überhaupt an: Ab 19 Uhr stellt sich der Serienmeister aus Kaarst in Düsseldorf vor. Für die Rams gleichzeitig die offizielle Saisoneröffnung mit Rahmenprogramm. Da will das Team dem Publikum etwas bieten. Aber dezimiert gegen den Titelverteidiger wird das natürlich schwer. Zumal „uns jetzt auch niemand mehr unterschätzt“, sagt Winzen.
Selbstbewusst ist er dennoch. In den vergangenen Jahren haben die Rams ja immer neue Schritte gemacht: von der Fahrstuhlmannschaft zum etablierten Erstligisten zum Play-off-Team zum Hauptrundenmeister. Nun soll es mindestens wieder Platz vier sein, um im Viertelfinale Heimrecht zu haben. Auch in den Pokalen sind die Ansprüche hoch. Aber ob es endlich mal wieder zu einer Deutschen Meisterschaft reicht, das bleibt erst mal abzuwarten.