Top-Athletin, Psychologin, Doktorandin – und vielleicht bald auch Medaillengewinnerin bei der Heim-EM: Sandra Ittlinger führte bis zuletzt ein Leben im Spagat. Zwischen EM-Ambitionen, Big Data und Sandplatz verband sie Erkenntnisse aus der Wissenschaft direkt mit ihrem Spiel.
Frühmorgens Techniktraining, tagsüber Daten auswerten, abends Krafttraining – für Sandra Ittlinger war dieser Tagesablauf lange Zeit ganz normal. „Dann liegt man im Bett und ist einfach zufrieden“, beschrieb sie ihr Leben kürzlich in der FAZ. Und dieser Mix aus Leistungssport und Wissenschaft hat sich gelohnt: Die Beachvolleyballerin hat ihre Promotion an der Deutschen Sporthochschule Köln erfolgreich abgeschlossen – mit einer Dissertation über psychologische Entscheidungsprozesse im Sand.
„Ich schätze, du darfst mich jetzt Dr. nennen“, schrieb sie nach bestandener Verteidigung bei Instagram – dazu ein Emoji mit Augenzwinkern.
Die „Hot Hand“ im Fokus der Forschung
Thema ihrer Arbeit war die sogenannte „Hot Hand“-Hypothese: die psychologische Annahme, dass ein Spieler oder eine Spielerin nach mehreren Erfolgserlebnissen eine erhöhte Trefferwahrscheinlichkeit hat – und entsprechend häufiger angespielt wird. Gilt das auch im Beachvolleyball? Und lässt sich dieses Gefühl durch harte Daten stützen?
Ittlingers Forschung kombinierte Spielanalysen, Fragebögen und Interviews mit Nationaltrainern. Sie wertete zudem Big-Data-Materialien – unter anderem von den Olympischen Spielen in Tokio – aus. Ihre zentrale Erkenntnis: „Wer Muster erkennt und auf Basis statistischer Wahrscheinlichkeiten handelt, erhöht die Erfolgschancen – und ist oft sogar bereit, seine ursprüngliche Taktik zu verändern.“
Der Deutsche Volleyball-Verband zeigte großes Interesse an den Ergebnissen – und Ittlinger hofft, dass diese langfristig auch in die Trainingsmethodik einfließen.

Foto: Justus Stegemann
Doppelbelastung? Nein – doppelte Chance
Sportlich ist die Münchnerin ohnehin ein fester Bestandteil der internationalen Tour. Seit 2009 im Sand aktiv, spielt sie seit 2017 auf Weltniveau. Schon 2020 wurde sie Deutsche Meisterin, 2024 gewann sie mit Lézana Placette das prestigeträchtige „Queen of the Court“-Turnier in Doha.
Auch 2025 läuft es rund: Mit ihrer neuen Partnerin Anna-Lena Grüne holte sie zuletzt beim Elite16 in Gstaad den fünften Platz – ein starkes Ergebnis. Und der Kalender bleibt voll: Ende des Monats das vorläufig nächste große Ziel:
„Heim-EM in Düsseldorf – das wird besonders“
Ende Juli steigt in Düsseldorf die Europameisterschaft, bei der Ittlinger und Grüne mit dem Heimvorteil im Rücken antreten. Für Ittlinger ein echtes Highlight: „Die Heim-EM in München 2022 war schon ein Spektakel. Jetzt das Ganze in Düsseldorf – meiner sportlichen Heimat – noch einmal erleben zu dürfen, ist einfach etwas ganz Besonderes. Vor Freunden und Familie um einen Titel zu kämpfen, das gibt dir einen ganz anderen Push.“
Der nächste Saisonhöhepunkt folgt dann im November: die Weltmeisterschaft in Australien. Und auch dort will Ittlinger nicht nur mitspielen, sondern mitentscheiden – am besten auch mit dem Wissen aus ihrer Forschung im Hinterkopf.
D.2028: Auf dem Weg nach Los Angeles
Sandra Ittlinger ist Teil des Düsseldorfer Förderprogramms D.2028 von D.SPORTS. Dort werden gezielt Topathleten auf ihrem Weg zu den Olympischen Spielen in Los Angeles 2028 unterstützt – mit Know-how, Netzwerk und individueller Förderung.
Die Verbindung von Wissenschaft und Spitzensport ist bei Ittlinger übrigens kein Zufall – sondern Teil eines Plans. Oder wie sie selbst sagt: „Ich konnte meine sportliche Leidenschaft mit wissenschaftlicher Neugier verbinden – das war ein Geschenk. Und ich denke, beides kann sich langfristig gegenseitig beflügeln.“
