Von Norbert Krings
Bei Fortuna Düsseldorf können sich jetzt alle wieder auf das rein Sportliche fokussieren. Allen Bedenken von Außen zum Trotz hat die sportliche Leitung am Donnerstag den Vertrag mit Daniel Thioune um drei Jahre verlängert. Es soll ein Zeichen sein, dass das Vertrauen zum Trainer auch nach den vier Niederlagen in den vergangenen sechs Spielen nicht geschwunden ist. Zudem ist es nun an der Mannschaft zu beweisen, dass sie ebenfalls auch mehr als nur ein stückweit für den Trainer spielt. Die Aufgabe am Sonntag in Nürnberg wird nicht leichter als die zurückliegenden Spiele, aber alle Fortunen haben versichert, dass sie nun mit noch mehr Elan versuchen werden, das Steuer wieder herumzureißen, um den Abstand zur Spitze nicht noch größer werden zu lassen.
Daniel Thioune freut sich über das Vertrauen und die Aussicht, in den nächsten drei Jahren etwas entwickeln zu können. Damit verbindet Fortunas Trainer auch die Hoffnung, das am Ende der aktuellen Saison nicht wieder Korsettstangen der Mannschaft verkauft werden müssen, um finanzielle Löcher zu stopfen. Sonst ließe sich keine kontinuierliche Aufbauarbeit leisten. „Seit meinem Dienstantritt in Düsseldorf spüre ich das Vertrauen der Verantwortlichen und der Menschen im und um den Verein. Wir haben uns in meiner Zeit als Cheftrainer sportlich kontinuierlich gut entwickelt und viele hochemotionale Momente miteinander erlebt“, sagte Thioune und meinte damit nicht nur die schönen Augenblicke. Sein sehr gutes Standing bei den Fans und den großen Zusammenhalt im Verein und im Umfeld habe er spürt. „Es ist mein großer Ehrgeiz, mit meinem Trainerteam alle Widerstände zu überwinden, um unsere gemeinsamen Ziele zu erreichen.“ Und daher ist es auch so wichtig, direkt am Sonntag in Nürnberg ein Zeichen zu setzen.
Mit der ehrlichen Aussage, dass ihn das Thema Vertragsverlängerung zuletzt schon beschäftigt habe, bekundete Daniel Thioune auch seine Erleichterung, dass nun die Kuh vom Eis sei. Grundsätzlich war die Entscheidung schon in der Tendenz abzusehen, aber das Bekunden des Vertrauens auch in schwierigen Zeiten hat dem Trainer offensichtlich sehr gutgetan. „Wir bekommen jetzt ein Stück mehr Verlässlichkeit, so dass sich auch die Mannschaft und das Umfeld auf die veränderte Situation einstellen können. Alle wissen jetzt, woran sie sind, und das Ganze ist von großem Vertrauen geprägt.“ Die Idee sei, dass man noch lange diesen Weg gemeinsam gehen wolle.
Nur zwei Spieler stehen für das Nürnberg-Spiel nicht zur Verfügung
„Bei uns ist kein Virus in der Kabine“, erklärte Daniel Thioune, als er auf die Frage einging, welches Personal ihm für die Reise in die Franken-Metropole zur Verfügung steht. In Nürnberg hatte das offensichtlich anders ausgesehen, weil der beste Club-Stürmer, Stefanos Tzimas, Anfang der Woche einen leichten grippalen Infekt hatte. Fortunas Talent Sima Suso wird in der U23 spielen, und nur Nicolas Gavory und Karim Affo sind so angeschlagen, dass sie nicht spielen und allenfalls eingeschränkt trainieren können. „So werde ich vier Spieler aus dem Kader streichen müssen“, erklärte der Trainer, der hofft, dass sich auch in den letzten Trainingseinheiten und beim Anschwitzen am Sonntag niemand so verletzt, dass er nicht antreten kann.
Zur Aufstellung hüllte sich Thioune noch mehr ins Schweigen, als er das normalerweise macht. Veränderungen will er zwar vornehmen, diese beziehen sich aber vor allem auf das Ergebnis. Immerhin verkündete er, dass er sein Team um die drei Korsettstangen und Vertrauensspieler Flo Kastenmeier, Andre Hoffmann sowie Marcel Sobottka herum aufbauen würde. „Das sind meine Kapitäne und unsere stabile Achse. Wir müssen uns natürlich aber die Frage stellen, inwieweit Veränderungen gut sind, weil wir immer nah dran waren“, sagte der Trainer. Das werden zwar nicht alle Kritiker der jüngst gezeigten Spielweise bestätigen, aber die Hoffnung ist berechtigt, dass sich die Spieler mal wieder aus der Talsohle herausbewegen könnten. „So geht es gar nicht so sehr um das Personal, sondern viel mehr um die Momente“, sage der Trainer, räumte aber ein, dass es zuletzt nicht so gut gelungen sei, den Ball über die gegnerische Torlinie zu bewegen. „Wir haben schon den Eindruck, dass die Offensivabteilung auch mal wieder zuschlagen muss.“ Da sei es dann schon angebracht, über Veränderungen in der Aufstellung nachzudenken, obwohl er in der Offensive die meisten möglichen Formationen bereits ausprobiert habe.
Über irgendwelche Ereignisse aus der Vergangenheit denkt Fortunas Coach weder nach, noch lässt er sich davon beeinflussen. Dass Vincent Vermeij in Nünberg beim letzten Auftritt der Fortuna dort drei Treffer beim 5:0-Erfolg erzielt hatte, interessiert Thioune also nur peripher. „Einen Spieler gegen eine Mannschaft spielen zu lassen, in der er füher aktiv war, mache ich schon mal ganz gerne“, sagte er gegen über den Medienvertretern in der Pressekonferenz vor dem Spiel. „Ansonsten schaue ich aber nur auf die Leistung in den Spielen und im Training.“ Alle würden wieder ihr Profil schärfen, um in den 90 Minuten dabei zu sein. Und der 50-Jährige erinnerte seine Mannschaft daran, dass sein Team auch damals fünf Tore erzielt habe, ohne dass der damalige Toptorjager Christos Tzolis auf dem Feld gestanden hat. Zudem hat nun auch Dawid Kownacki seine Einsatzbereitschaft für das Nürnberg-Spiel mehr als nur angedeutet.
Der Trainer hat eine baldige Rückkehr von Jamil Siebert wohl auf dem Schirm
Natürlich wurde der Trainer auch auf sein Mentalitäts-Monster“ Jamil Siebert angesprochen. Und Thioune bestätigte, dass der kantige Innenverteidiger etwas losgemacht habe, nachdem er den Platz im Spiel gegen Elversberg betreten hatte. Doch ein Wechsel: Siebert für Hoffmann ist für ihn (noch) kein Thema, und auch eine Dreierkette scheint für ihn nicht der Weisheit letzter Schluss zu sein. „Jamil ist nah dran, mal sehen, welche Situation sich ergibt, und was der Gegner anbietet“, sagte der Trainer, auch auf die gefährlichen Stürmer der Nürnberger, Tzimas und Julian Justvan eingehend.
Viel wichtiger sei aber, in dieser (Krisen-) offensiver zu denken, und da sprach er vielen Fortuna-Fans aus dem Herzen: „Wir spielen viel zu oft zurück, statt nach vorn“, sagte Thioune. „Und unsere Stürmer brauchen Tore, um wieder Selbstvertrauen zu bekommen.“ Der erste Gedanke muss wieder der Offensive gelten. 193 Torschüsse hat die Fortuna bisher abgegeben, das sind die zweitmeisten der Liga nach dem 1. FC Köln (249). Doch das Ziel haben die Fortuna-Versuche nur 18 Mal gefunden. Und der x-Goal-Wert ist auch deshalb so schwach, weil die Mannschaft zuletzt dreimal ohne eigenes Tor geblieben ist. Aus diesem Teufelskreis muss die Fortuna also dringend wieder heraus.
Mögliche Aufstellung:
Kastenmeier – Zimmmermann, Hoffmann, Oberdorf, Iyoha – Sobottka, Haag – Klaus, Johannesson, Rossmann – Kownacki
Kader: Kwasigroch – Vermeij, Siebert, Pejcinovic, Niemiec, Lunddal, Appelkamp, Schmidt, van Brederode
Nicht dabei: Schock (Tor), de Wijs, Quarshie, Suso, Affo, Gavory, Mbamba, Jastrzembski (Bunk, Savic)