SportsTeam D.2024

Noch lange nicht fertig!

Florettfechterin Anne Kleibrink hat in ihrer Karriere noch Großes vor. Die Olympischen Spiele 2028 nimmt sie fest ins Visier.

 

Internationale Top-Gegnerinnen geschlagen, die Medaillenränge aber knapp verpasst. So in etwa lässt sich der Auftritt von Anne Kleibrink beim Fecht-Grand Prix im italienischen Turin zusammenfassen. Wie die Weltklasse-Athletin vom Deutschen Fechtclub Düsseldorf ihre Leistung einschätzt, wie sie ihren Weg zu den Olympischen Spielen in Los Angeles angehen will und welche Auswirkungen die Heirat mit ihrem Trainer Benny Kleibrink für sie hatte, verrät sie im exklusiven D.SPORTS-Interview.

Anne, Platz 5 in Turin. Wo sind die Mundwinkel?

Anne Kleibrink: Wenn ich im Viertelfinale verliere und die Medaille so knapp verpasse, dann braucht das immer ein paar Tage, um den Ärger darüber zu verdauen. Aber ich kann mit meiner Leistung zufrieden sein. Ich habe einige Topathletinnen aus Italien geschlagen, wichtige Punkte für die Weltrangliste gesammelt, um meine Top10-Platzierung zu untermauern und habe im zweiten Turnier nach meiner OP gut abgeliefert.

Du bist vergangenen Herbst am Sprunggelenk operiert worden. Wieso war das überhaupt notwendig?

Kleibrink: Das Sprunggelenk ist in unserem Sport eine kritische Stelle, weil die Belastung immer wieder auf diesen Bereich einwirkt. Vor den Olympischen Spielen in Paris habe ich schon gespürt, dass das auf mich zukommen wird, habe aber mit Tapeverband fast schmerzfrei kämpfen können. Letztlich habe ich die Probleme dort aber schon jahrelang mitgeschleppt.

Das heißt, die OP war der richtige Schritt…?

Kleibrink: Auf jeden Fall. Ich bin so froh, dass ich das hinter mich gebracht habe. Noch einmal vier Jahre wären so nicht zu überstehen gewesen und auch wenn sechs Wochen auf Krücken echt hart waren, ist das Ergebnis einfach nur mega. Das habe ich jetzt auch im Wettkampf bei den ersten beiden Auftritten nach meiner Reha gespürt und das erleichtert mich sehr.

Was ist so in dieser Saison möglich?

Kleibrink: Naja, normalerweise hören in meinem Sport nach den Spielen viele Athletinnen auf oder verabschieden sich in eine Schwangerschaft. Das ist nach Paris kaum bis gar nicht der Fall und erhöht für mich den Druck, meine Weltranglistenposition zu verteidigen. Ich möchte unbedingt in den Top 10 bleiben. Allerdings merke ich auch, dass die Anspannung bei mir längst nicht so hoch ist wie vor einem Jahr, als es um die Qualifikation für Olympia ging. Jetzt ist es angenehmer und ich freue mich richtig auf die Highlights im Juni und Juli, wenn die EM in Genua und die WM in Tiflis anstehen.

Was hast du dir dort für Ziele gesetzt?

Kleibrink: Mir fehlt noch eine WM-Medaille und ich möchte die zwei Viertelfinalteilnahmen dort toppen. Natürlich ist auch die EM wichtig für mich, aber die WM-Medaille wäre das Sahnehäubchen. Dass ich jetzt nach zwei Wettkämpfen schon fast wieder auf dem Niveau wie vor Paris bin, macht mich sehr zuversichtlich. So ist das Ziel WM-Medaille glaube ich sehr realistisch.

Du bist 33 Jahre alt oder jung, wie man es nimmt. Geht da noch etwas in Richtung der Olympischen Spiele in Los Angeles? In 2028 feierst du deinen 37. Geburtstag…

Kleibrink: Ich habe mich schon vor Paris entschieden, dass ich bis Los Angeles weitermachen möchte.

Das hört sich verlockend an.

Kleibrink: Ja, ich bin ja auch verhältnismäßig alt gewesen, als meine Karriere so richtig Fahrt aufgenommen hat. Und ich bin nicht bereit, es jetzt gut sein zu lassen. Nochmal zu den Olympischen Spielen zu reisen, ist mein großer Traum und dann könnte ich auch guten Gewissens aufhören. Ich fühle mich gut, bin fit und es gibt keinen Grund, jetzt zu bremsen. Sollte ich in ein, zwei Jahren einen krassen Abfall spüren, kann ich immer noch aufhören. Aber daran verschwende ich aktuell keinen Gedanken.

Du hast geheiratet. Deinen Trainer und den Olympiasieger Benny Kleibrink. Deinen Mädchennamen Sauer hast du abgelegt. Welche Reaktionen hast du bekommen? Kleibrink ist in der Fechtwelt ja ein klangvoller Name…

Kleibrink: Ja, tatsächlich waren die Reaktionen größer als ich angenommen hatte. Vielleicht auch weil der Nachname bei uns ja sehr präsent und groß auf dem Rücken des Anzugs steht. Ich werde viel darauf angesprochen, aber ausschließlich positiv natürlich. Und so ist das einfach eine schöne Sache. 

Weiterhin viel Erfolg dir und danke für das Gespräch.