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Fußball

Nicht mehr nach den Sternen greifen

Fortunas Trainer ist das „Gelabere“ leid und will Leistung sehen

Von Norbert Krings - Nach dem Spiel in Hamburg und vor der Heim-Begegnung mit dem Tabellenletzten aus Regensburg ist bei Mannschaft und Trainer eine gewisse Demut angesagt. Viel von dem, was vor den vergangenen Aufgaben alles gesagt wurde, konnte von der Mannschaft nicht umgesetzt werden. Jetzt zählen für den Trainer keine großen Worte und Ankündigungen mehr. Jetzt müsse endlich mal wieder geliefert und eine überzeugende Leistung von Fortuna am Samstagmittag erbracht werden. Natürlich würde tabellarisch auch ein 1:0-Erfolg reichen. Aber ob das die Hoffnung wieder anfachen wird, mehr als nur ein Platz zwischen Platz vier und 10 zu erreichen, ist da mehr als fraglich. 

„Es hilft einfach nicht, permanent über Dinge zu reden, die dann nicht so eintreffen können, wie man sich das erhofft“, sagte Daniel Thioune in der Pressekonferenz vor dem Spiel. „Wir tun nicht gut daran, immer alles in Auf- oder Abstieg zu messen.“ Gewinnt man, ist man wieder oben dabei, verliert man, sei der Zug dann direkt endgültig abgefahren. „Die Liga entscheidet im Augenblick selbst, wie die Liga ausgeht“, erklärte Fortunas Trainer. „Wir dürfen nicht mehr nach den Sternen greifen, darüber reden oder nachdenken. Wir müssen liefern und nicht labern.“ Es seien noch 27 Punkte zu vergeben auf der Reise, die noch lange nicht beendet sei.

Niemand soll mehr über irgendwelche Aufstiegschancen sprechen

Damit hat sich Daniel Thioune wohl auch selbst gemeint, als er vor dem HSV-Spiel die Chance beschworen hat und Fortuna deutlich dem Kreis der Klubs zugeordnet hatte, die ein Wörtchen um den Aufstieg mitsprechen würden. Die Enttäuschung von Hamburg hat dann aber all denjenigen aufgezeigt, dass die Leistungen zuletzt zu dieser Erwartungshaltung im krassen Widerspruch stehen. Fortuna ist an diesen Aussagen gemessen worden. Und dass dann die Enttäuschung bei den Fans noch größer ist als ohne diese Ankündigungen, die im Spiel nicht umgesetzt werden konnten, machen nun das verständlicher, was der Trainer erreichen will. Es darf kein Blick über die 90 aktuellen Minuten hinausgehen. Jetzt zählt wirklich nur das, was als nächstes ansteht. Wer aber ein Gesicht zeigt wie Fortuna in Hamburg, sollte allerdings auch nicht über irgendwelche Möglichkeiten eines Aufstiegs sprechen. 

„In der Verfassung der vergangenen Spiele wird es natürlich schwierig sein, den Großteil der 27 offenen Punkte noch einzusammeln“, sagte Thioune. „Aber wir arbeiten fleißig daran, uns so viele Zähler wie möglich zu holen.“ Der Trainer ist „geladen“ und will unbedingt mit seinem Team mal wieder ein anderes, positiveres Bild abzugeben. „Ich möchte mich hinterher nicht schon wieder für irgendetwas entschuldigen oder rechtfertigen müssen, was vielleicht nicht gut war.“ 

„Wir als Fortuna Düsseldorf, mit den Möglichkeiten, die wir besitzen, müssen den Anspruch haben, hier am Samstag als Sieger vom Platz zu gehen. Wenn wir das nicht tun, müssen wir alle unsere Arbeit hinterfragen.“
Daniel Thioune, Trainer der Fortuna

Allerdings dürfte die Aufgabe gegen Regensburg auch nicht so leicht werden, wie sie auf dem Papier aussieht – obwohl sich die Fortuna erst einmal auf sich selbst konzentrieren muss. Das liegt zum einen daran, dass die Regensburger nach dem 0:0 daheim gegen Paderborn gezeigt haben, dass sie sich noch längst nicht abgeschrieben haben. Zudem sind ei Oberpfälzer auch die zweikampfstärkste Mannschaft der Liga. In dieser Hinsicht ist der Jahn mit 2762 gewonnenen Zweikämpfen Spitzenreiter und tritt beim Letzten in dieser Rangliste, der Fortuna an. Darauf sagt der Trainer der Fortuna, es komme aber darauf an, wo und in welchem Zusammenhang diese Zweikämpfe geführt werden. Doch eines ist klar, auch für Daniel Thioune, die Regensburger werden ein unbequemer Gegner sein und ein Sieg wird sicherlich kein Selbstläufer.

Erneut kann Fortunas Coach personell nicht aus dem Vollen schöpfen kann. Moritz Kwarteng, Giovanni Haag und Valgeir Lunddal fallen verletzt und wohl auch länger aus, Jamil Siebert ist gesperrt, während Marcel Sobottka es nicht schafft, seine Muskulatur wieder in einen optimalen Zustand zu bringen. Ein erneuter Griff in die Abteilung der eigenen U23 und der Nominierung von Routinier Danny Latza hat Thioune eine Absage erteilt, da er mit dem formverbesserten Matthias Zimmermann, Moritz Heyer, der vom Flügel wohl in die Mitte rücken wird sowie Isak Johannesson nicht so großen Bedarf. Dafür werden Jan Boller und Elias Egouli (Innenverteidiger) den Kader verstärken. 

In der Startelf werden wohl Emmanuel Iyoha und Nicolas Gavory die Außen besetzen, falls Thioune mit einer Viererkette starten will. Ansonsten würde Heyer mit Andre Hoffman, der für Siebert spielt, sowie Tim Oberdorf eine Dreierkette komplettieren. Im vorderen Bereich schließt Thioune auch eine Besetzung des Sturms mit einer Spitze (Dawid Kownacki) nicht aus. Er erklärt das mit dem Ergebnis des Spiels gegen Eintracht Braunschweig, als die Fortuna mit einem „überladenem Zentrum“ zum Erfolg gekommen war. 

Mögliche Aufstellung: Kastenmeier – Iyoha, Oberdorf, Hoffmann, Gavory – Zimmermann, Heyer – Johannesson, Appelkamp – Pejcinovic, Kownacki
Kader: Schock – Affo, Boller, Niemiec, Vermeij, Schmidt, van Brederode, Egouli, 
Es fehlen: Siebert (gelb-gesperrt), Sobottka, Lunddal (beide muskuläre Probleme), Haag (Sehnenverletzung), Kwarteng (knöcherne Bänderverletzung), Jastrzembski (nach Schulter-OP), Kwasigroch (nach Meniskus-OP), Rossmann (im Aufbau)