Von Norbert Krings
Fortuna Düsseldorf darf sich bei ihrem Torhüter bedanken. Nach einem intensiven Spiel und grandiosen Paraden des Torhüters des Thioune-Teams durfte der Gast einen Punkt nach dem 1:1 (0:0) beim FC Schalke mitnehmen. Es war ein glücklicher Zähler, denn ohne Zweifel hatten die Knappen die bessere Mannschaft gestellt. Enttäuscht haben die kampfstarken Düsseldorfer jedoch auf keinen Fall.
Daniel Thioune hatte sich taktisch mit seinen Trainer-Kollegen etwa (Neues) einfallen lassen wollen. Personell hingegen hatte er die Mannschaft gegenüber dem erfolgreichen Spiel gegen Braunschweig nicht verändert. Allerdings ging er davon aus, dass sein Mittelfeld nicht mehr so viel Freiraum erhalten würde, wie er von der Eintracht gewährt worden war. Doch kurz vor Spielbeginn musste Shinta Appelkamp dann in der Kabine bleiben, weil er beim Aufwärmen über muskuläre Probleme geklagt hatte. Myron van Brederode rückte auf die Zehner-Position und sollte von dort das Zusammenspiel mit Isak Johannesson und Dawid Kownacki in der Spitze prägen. Auch bei den Schalkern musste ein Spieler kurzfristig passen. Amin Younes wurde durch Christopher Antwi-Adjei ersetzt.
Dass die Schalker mit viel Tempo loslegen würden, war angesichts der (angeblich) breiten Brust der Schalker nach dem 4:2-Erfolg beim Tabellenführer SC Paderborn auch erwartet worden. Fortunas Coach hatte im Vorfeld darauf hingewiesen, dass sein Team sich auf keinen Fall zu weit zurückziehen würde. Das konnte seine Mannschaft in den ersten 45 Minuten jedenfalls nicht durchhalten.
Und so ergab sich direkt eine lebendige Anfangsphase. Zunächst wurde der Schuss von van Brederode geblockt und auch die folgende Ecke brachte Gefahr für das Tor der Gastgeber. Beim ersten Angriff der Knappen musste sich Florian Kastenmeier jedoch auch schon kräftig strecken. Dann dauerte es etwas, weil beide Teams keine Lücken fanden. Dann aber musste Kastenmeier noch einmal eingreifen, und das tat er prächtig, als er mit einer Faust den guten Schuss von Moussa Sylla aus kurzer Entfernung aus der kurzen Ecke faustete (13. Minute). Die Schalker hatten inzwischen klar die Kontrolle übernommen, und nur zwei Klasseparaden von Kastenmeier gegen Antwi-Adjei und Aydin war es zu verdanken, dass die Gäste nicht in Rückstand geraten waren. Fortuna war zu passiv geworden und hatte wie in Nürnberg nur kurze Ballbesitzphasen.
Van Brederode erzielt „nur“ ein Abseitstor
Nach einer halben Stunde wurde es ein wenig besser, weil die Schalker nicht mehr so viel Räume fanden. Und dann saß auch der erste sehr gut von Johannesson initiierte Konter der Fortuna. Doch letztlich stand wohl nicht Torschütze van Brederode, sondern Dawid Kownacki knapp im Abseits. Fast hätte es dann im Gegenzug bei den Gästen eingeschlagen, wenn nicht erneut Kastenmeier mit einer großartigen Parade gegen Sylla gerettet hätte (33.). Damit war Fortunas Torhüter nicht nur bis dahin „man of the match“. Immerhin kamen die Fortuna dann auch mal dazu, Angriffe ohne frühe Ballverluste nach vorne zu bringen. Iyoha hatte dann auch einen vielversprechenden Abschluss, als er in die Mitte zog. Doch der Ball flog nach dem Schuss mit dem rechten Fuß sehr hoch über den langen Pfosten.
Ohne Veränderungen ging es in die zweite Hälfte. Wieder hatten die Fortunen durch Kownacki nach einem Sobottka-Pass die erste Halbchance, wobei danach wieder die Schalker versuchten, das Kommando zu übernehmen. Und das gelang ihnen, weil sich die Fortunen in den Zweikämpfen nicht durchsetzen konnten und teilweise bei einigen Abwehrsituationen Glück hatten, dass die Gastgeber es nicht schafften, ihre Möglichkeiten besser auszuspielen oder zu nutzen.
So kam es aus Sicht der Schalke-Fans so, wie es kommen musste, wenn eine Mannschaft bei einigen Gelegenheiten nicht schafft, den Ball über die Linie zu bekommen. Nach einem langen Pass von Oberdorf erkämpften sich der eingewechselte Jona Niemiec und Kownacki den Ball. Letzterer setzte sich dann auch noch gegen Derry Murkin und schlenzte den Ball aus 18 Metern aufs Schalker Tor. Keeper Justin Heekeren kam zwar noch leicht ans Spielgerät, dennoch flog der Ball in die lange Ecke zum 1:0 für die Düsseldorfer.
Nicht ganz verdient, aber wer fragt ernsthaft im Fußball danach noch, und es ist auch nicht wichtig.
Das 1:1 der Schalker war dann fast schon zwangsläufig
Die Arena auf Schalke wurde so still, dass kurze Zeit nur noch die 6.000 Fortuna-Fans sehr gut zu hören waren. Die Führung hielt allerdings nur zehn Minuten, weil sich die Fortuna-Abwehr dann gleich zwei Stellungsfehler erlaubte. Tim Oberdorf war zu spät bei Antwi-Adjei, der unbehindert von links flanken konnte. In der Mitte stand dann Sylla völlig frei und versenkte den Kopfball leicht zum 1:1. So bekam der Gastgeber wieder unnötigerweise Oberwasser und drängte fortan auf den Siegtreffer. Doch zunächst hatten die Gäste Glück, als Taylan Bulut nur die Latte und gleichzeitig den Pfosten traf (80.).
Die Spannung nahm zu. Während die Schalker alles auf Angriff setzten, hofften die Fortunen, den einen erfolgreichen Konter zu setzen. Die Gäste mussten allerdings gegen an diesem Tag starke Knappen höllisch aufpassen, um nicht den entscheidenden Treffer zu kassieren. Das tat in der Schlussminute Florian Kastenmeier erneut, als er mit einer grandiosen Parade den unhaltbar scheinenden Kopfball von Ron Schallenberg noch abwehren konnte.
Statistik:
Schalke 04: Heekeren – Bulut, Schallenberg, Kaminski, Murkin – Bachmann, Seguin – Aydin (73. Höjlund), Karaman, Antwi-Adjei (75. Hamache) – Sylla (82. Gantenbein)
Fortuna: Kastenmeier – Oberdorf, Hoffmann, Siebert – Haag (74. Zimmermann), Sobottka (85. Quarshie)– Lunddal (58. Niemiec), Johannesson, Iyoha (85. Rossmann) – van Brederode (85. Pejcinovic) - Kownacki
Kader: Kwasigroch – Quarshie, Klaus, Pejcinovic, Vermeij, Rossmann
Schiedsrichter: Florian Heft (Neuenkirchen/Note: 3,5 teilweise ein wenig einseitig und auch ihm merkte man die Wirkung der Kulisse an)
Zuschauer: 61.955
Tore: 0:1 (62.) Kownacki, 1:1 (72.) Sylla
Gelbe Karten: Bachmann/ Johannesson (4.), Haag (2.), Lunddal (2.), Sobottka (4.)
Spielnote: 2,5
Beste Spieler: Kastenmeier / Seguin, Antwi-Adjei
Besonderheit des Spiels: Das waren die Paraden von Fortuna-Keeper, der seiner Mannschaft den Punkt rettete.
Spielfazit: Fortuna hatte Glück, gegen sehr aggressive Schalker mit harter Arbeit und einem glänzend aufgelegtem Keeper zu einem Punktgewinn zu kommen.
Noten der Fortuna-Spieler: Kastenmeier 1 – Oberdorf 3, Hoffmann 2,5, Siebert 3,5 – Haag 3, Sobottka 3 – Lunddal 4, Johannesson 3, Iyoha 3,5 – van Brederode3,5 - Kownacki 3 / Niemiec 4
Reaktionen:
„Ein war ein maximal intensives Spiel: Wir haben das bekommen, was wir von Schalke erwartet haben. Das Herausspielen von Chancen ist den Gastgebern deutlich besser gelungen. Flo (Kastenmeier) hat dabei auch schon einige sehr gute Paraden gezeigt. Das mannorientierte Verhalten des Gegners hat uns nicht so gutgetan. Schade, dass Shinta Appelkamp nicht spielen konnte, er hat sich beim einem Schussversuch beim Aufwärmen verletzt. Es war Glück, dass wir in Führung gegangen sind. Der Ausgleich war dann aber maximal verdient. Normalerweise muss man hier als Verlierer vom Platz gehen – Wir hatten einen herausragenden Torhüter und Spieler, die harte Arbeit abgeliefert haben. Letztlich bin ich glücklich mit dem Ergebnis.“
Daniel Thioune, Trainer der Fortuna
„Mein Gefühl ist zwiegespalten. Natürlich willst du ein solches Spiel gewinnen, wenn du diese Chancen hast. Der Torhüter der Fortuna hat hervorragend gehalten. Ich habe ein Schalker Team gesehen, das alles gegeben hat. Wie wir uns präsentiert haben, war das gut anzuschauen. Es macht Spaß, dass die Mannschaft mit voller Energie auftritt. Wir wollen spielen und sind auf einem guten Weg. Es ist noch kein Sommer, aber die Sonne ist schon mehr zu sehen.“
Kees van Wonderen, Trainer des FC Schalke 04
„Die Vorteile lagen heute klar auf Schalker Seite. Aber Florian Kastenmeier war unser Retter. Es gibt in der 2. Liga keine Mannschaft, die durchmarschiert. Wir wollen das letzte Heimspiel, weil wir in der Bilanz noch hinter unserem Plan liegen.“
Klaus Allofs, Sportvorstand der Fortuna
„Am Ende sind glücklich, dass Flo uns das Unentschieden hält. Wenn wir hier nach 60 Minuten 1:0 führen, ärgert es mich schon, mit einem Remis nach Hause zu fahren. Es war wieder für mich etwas Besonderes als ehemaliger Knappe, hier zu spielen, das Schalker Stadion kann schon eine Wucht entwickeln.“
Marcel Sobottka, Mittelfeldspieler der Fortuna
„Mir ist es natürlich lieber, dass ein anderer Spieler die Auszeichnung man oft he match erhält und wir gewinnen, als so, wie es heute gekommen ist. Du bist als Torhüter so einem Spiel drin, dass du so einen Level hältst.“
Florian Kastenmeier, Torhüter der Fortuna
„Ich musste vor dem Tor an den Ball gehen, weil ich vermutet habe, dass Jona im Abseits steht.“
Dawid Kownacki, Torschütze der Fortuna