Von Norbert Krings
Die Ausgangslage ist eindeutig: „Es gibt keine Alternative zu einem Heimsieg“. Das sagt nicht nur der Trainer von Fortuna Düsseldorf, auch die Fans hoffen auf drei Punkte und eine „Humba“ nach den 90 Minuten plus Nachspielzeit – „ohne jede Diskussion“. Dazu muss die Mannschaft aber am Sonntag gegen Eintracht Braunschweig deutlich mehr Energie als zuletzt über weite Strecken in Nürnberg auf den Rasen bringen. Personell kann Daniel Thioune aus dem Vollen schöpfen. Das sollte doch eigentlich reichen, um einen Gegner, der sich um unteren Tabellen-Drittel befindet, in die Schranken zu weisen – wenn der Kopf mitspielt und die vorhandenen Vorteile genutzt werden.
Das darf nicht wieder passieren: „Vieles von dem, was die Mannschaft in den ersten 30 Minuten in Nürnberg gezeigt hat, war nicht okay“, sagt der Trainer. „Das ist, was immer sage, ich bin keine Zauberer. Das sind die Basics in diesem Spiel und die müssen stimmen.“ Die Ballpassagen sollen mit Überzeugung, Qualität und Schärfe gespielt werden. Weil das nicht passiert sei, habe es keine Kontrolle im Mittelfeld gegeben, und auch nicht in vorderster Linie. Zudem muss man da, wo die meisten Spieler sich befinden, auch das Spielfeld nutzen. Wenn man überladene Flügel hat, also mehr Spieler auf den Außenbahnen, sollte man auch über die Flügel agieren. Oder das Spiel muss durchs Zentrum laufen, wie in Nürnberg, wenn das Team wie dort ohne echte Flügelstürmer agiert. Passiert ist das im Frankenstadion erst in der zweiten Hälfte. Zudem fehlten dem Trainer neben dem Tempo auf den Außenbahnen natürlich zuletzt auch Spieler, die Scorerpunkte gesammelt oder Tore erzielt haben.
Das muss endlich passieren: Seit fünf Heimspielen hat die Fortuna in der MERKUR SPIEL-ARENA nicht mehr gewonnen. Es wird Zeit, diesen beharrlichen Bock umzustoßen und die Zuschauer wieder zu versöhnen, die teilweise schon unruhig geworden sind. Mehr Tempo, mehr Kombinationen, mehr Abschlüsse, mehr gefährliche Standards und Abschlüsse muss man von dieser Mannschaft verlangen können, die gezeigt hat, dass sie torgefährlich sein kann. Zudem muss die Disziplin in der Defensive stimmen, egal, ob mit einem 4-3-3 gespielt oder mit einem 3-5-2 agiert wird. Ein spielerischer Ansatz hilft auf jeden Fall. „Allein mit Tempo kommen wir nicht weiter“, meint Daniel Thioune und verweist auf Spiele, in denen die guten und schnellen Aktionen nicht zu gefährlichen Abschlüssen geführt hatten. Man sei nicht so weit weg von dem, was einen Erfolg ausmacht. Nur die (erfolgreichen) Abschlüsse fehlen einfach. „Wir müssen uns nicht neu erfinden.“ Vielleicht muss Fortuna aber mal wieder dahin kommen, die Fehler des Gegners zu nutzen.“
Muss personell gewechselt werden? Daniel Thioune wird kritisiert, wenn er immer auf die gleichen Spieler setzt, wenn diese zuvor nicht ihre Bestform gezeigt haben. Und auch wenn er wechselt, wird gemosert, weil sich die Mannschaft in einer ständig wechselnden Aufstellung nicht einspielen kann. Es wurde in Nürnberg deutlich, dass die eingewechselten Giovanni Haag und Shinta Appelkamp mehr Struktur und Torgefahr ins Spiel gebracht haben. „Derzeit kommen manche Spieler, auf die ich setze, nicht den Bereich, der der Mannschaft hilft“, sagt Fortunas Coach und attestierte aber Vincent Vermeij das beste Saisonspiel in den knapp 30 Minuten nach seiner Abwechslung beim Spiel gegen den Club. „Die Mannschaft lebt und ist widerstandsfähig, jetzt braucht sie nur ein Erfolg.“
Wenn man einen Kader hat, in dem sich alle auf einem ähnlichen Niveau bewegen, würden sich auch immer die Chancen ergeben, Veränderungen vorzunehmen. Das Ergebnis stehe dabei aber immer wieder im Mittelpunkt. Jedenfalls habe er in der vergangenen Saison gerade in der Rückrunde mindestens zehn Spieler gehabt, auf die er immer wieder setzen konnte. Das fehlt diese Saison. „Eine gesunde Achse haben wir aber, das ist auch nicht verhandelbar“, sagt Thioune und meint damit die Auflauf-Garantie für Flo Kastenmeier, Andre Hoffmann, Marcel Sobottka, Matthias Zimmermann und Isak Johannesson. „Die Ordnung hat uns trotz gewisser Schwierigkeiten gutgetan. Braunschweig wird konterstark sein, daher brauchen wir diese Ordnung“, meint der Trainer.
Was noch fehlt? Da sind sich wohl alle einig. Nicht nur für die Platzierung in der Tabelle würde ein Erfolgserlebnis unglaublich helfen. Das Selbstvertrauen ist angeschlagen, und ein Dreier, egal wie er zustande kommt, wäre so wichtig, um wieder die erhoffte Leichtigkeit auf den Platz zu bringen -auch um die Ruhe im Verein und drumherum zu wahren. Daher muss etwas, was der Mannschaft zuletzt meist abgegangen ist, wieder deutlicher werden. Fortuna muss besser in Abschlusssituationen kommen und auch die Chancen effektiv nutzen, was in der ersten Hälfte in Nürnberg bei zwei Gelegenheiten (Sobottka-Schuss und Lunddal-Kopfball) versäumt wurde. Daniel Thioune sagt, dass er seinen Spielern helfen muss in Sachen Selbstverständnis und psychische Stabilität. „Das versuche ich jeden Moment, und mir wäre lieber, wenn ich die Spieler nur loben könnte“, erklärt der 50-Jährige. Vielleicht einmal für eine überzeugende Anfangsphase.
Mit welcher Startformation geht Fortuna ins Spiel? Bis auf die angesprochene Achse ließ sich der Trainer für das Spiel gegen Braunschweig nicht in die Karten schauen. Ob er mit Dreierkette oder vier Verteidigern auf einer Linie beginnen wolle oder mit Außenstürmern oder „nur“ zwei Innenstürmern, war nicht herauszubekommen. Ohnehin zählt für ihn auch erneut zunächst mehr die Einstellung als die Aufstellung. Die Gier auf Erfolg sei vorhanden, nur mit der Umsetzung hapert es noch. Am liebsten würde er ein System mit 4-4-3 aufbieten, leider verbietet das die Spielordnung…
Mögliche Aufstellung:
Kastenmeier – Zimmermann, Hoffmann, Oberdorf, Iyoha – Sobottka, Haag – Niemiec, Johannesson, Rossmann – Vermeij
Kader: Kwasigroch – Siebert, Kownacki, Pejcinovic, Lunddal, Appelkamp, Klaus, van Brederode, Schmidt
Nicht dabei: Schock (TW), Gavory (verletzt), de Wijs, Mbamba, Suso, Quarshie/ Bunk, Savic