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Fußball

Kastenmeier und Eigentor retten Punkt

Fortuna Düsseldorf hat im Spiel eins nach der Vertragsverlängerung mit Trainer Daniel Thioune zumindest einen Punkt geholt. Beim 1. FC Nürnberg gab es ein nicht ganz unverdientes 2:2, nachdem die Rheinländer eine katastrophale erste Hälfte gespielt hatten und im zweiten Durchgang von zwei von Florian Kastenmeier gehaltenen Elfmetern und den Treffern nach einem zweimaligen Rückstand profitierten.

Daniel Thioune hatte erneut sein Team umgebaut. Das tat der Trainer von Fortuna Düsseldorf sowohl personell als auch taktisch. „Wir fangen wieder bei Null an“, soll er seiner Mannschaft gesagt haben, um deutlich zu machen, dass jetzt eine neue Ära nach seiner Vertragsverlängerung beginnt. Seit dem Einspielen der Dreierkette in der Vorbereitung hatte Thioune auf diese Defensivvariante nicht mehr zurückgegriffen. Dadurch konnte er aber nun den Plan umsetzen, neben dem gesetzten Kapitän Andre Hoffmann auch auf den wieder fitten und sehr motivierten Jamil Siebert zurückzugreifen. Auf dem rechten Flügel agierte Valgeir Lunddal in einer etwas vorgeschobenen Rolle, auf der anderen Seite hatte erneut Emma Iyoha eine Bewährungschance erhalten und sollte dort auch etwas mehr nach vorne gehen als zuletzt.

Als Sechser agierten Marcel Sobottka, der schon unter der Woche eine Auflaufgarantie erhalten hatte sowie Matthias Zimmermann. Diese beiden sollte Isak Johannesson im Bedarfsfall, also bei Angriffen der Gastgeber unterstützen. Dafür spielten Dzenan Pejcinovic und Dawid Kownacki als Doppelspitze. Die Nürnberger, die zuletzt knapp in Paderborn verloren hatten, änderten nichts an ihrer Aufstellung und wollten genauso in die Erfolgsspur zurück wie die Fortuna, die von etwas mehr 2.000 Anhängern in kalte Frankenland begleitet wurde. Noch nicht einmal auf der Bank saßen Jordy de Wijs und Myron van Brederode, der sich in einem Post beifällig zu einer Kritik an seinem Trainer geäußert haben soll.

Nach einer Viertelstunde lag die Fortuna mal wieder in Rückstand

Die Gastgeber legten mit Volldampf los, während sich die Fortuna zunächst in die Defensive gedrängt sah. Auch die ersten Standards gehörten den Franken, die daraus aber kein Kapital schlagen konnten. Gegen das Pressing des Clubs hatten die Fortunen zunächst ihre Probleme in der Ballbehauptung. So hatte Nürnberg in der 12. Minute auch die erste gute Möglichkeit, bei der Florian Kastenmeier in der kurzen Ecke gegen den Schuss von Mahir Emreli abwehren musste. Fortuna blieb passiv und kassierte nach einem Querschläger von Siebert eine unnötige Ecke. Und dann passierte es. Eine Ecke von Julian Justvan, der auch die erste Möglichkeit vorbereitet hatte, köpfte Finn Jeltsch in der 16. Minute nahezu unbedrängt von Marcel Sobottka zum 1:0 ins Düsseldorfer Tor.

Erneut war also der Spruch von Matthias Zimmermann – „wir fangen erst an Fußball zu spielen, wenn wir zurückliegen“ – zur bitteren Realität geworden. Viel zu passiv und abwartend waren die Gäste ins Spiel gegangen. Wenn dann noch ein solcher Abstimmungsfehler dazu kommt, passiert es eben. Fortuna griff nun endlich etwas höher und konsequenter an und hatte in der 24. Minute durch den Schuss von Johannesson den ersten guten Abschluss. Der Ball flog aber knapp am rechten Torpfosten vorbei. Sechs Minuten später erhielt Sobottka die nächste Möglichkeit nach einem Fehler der Nürnberger auf dem Silbertablett. Er ließ noch einen Spieler aussteigen und zog dann ab, allerdings zu zentral.

Dann musste auf der anderen Seite Kastenmeier wieder mit einer starken Parade eingreifen, als Stefanos Tzimas zu spät angegriffen wurde. Auf der anderen Seite hätte erneut das 1:1 fallen müssen, als nach einer Iyoha-Flanke Lunddal bedrängt am Fünfmeter-Raum zum Kopfball kam. Doch wieder kam der Ball zu zentral auf das Tor der Nürnberger und Club-Keeper Jan Reichert konnte den Ball locker parieren. Das gelang dem Torwart auch in der 42. Minute, als Kownacki hinter seinen Kopfball nicht genügend Wucht bringen konnte. So ging es mit einem 1:0 für Nürnberg in die Pause, die also nur drei Situationen gesehen hatte, in denen die Fortuna die Chance zu einem Treffer hatte. Um die Nürnberger noch mehr in Verlegenheit zu bringen, musste in der Offensive der Fortuna nach dem Seitenwechsel deutlich mehr passieren. Und die Unsicherheiten in der Defensive durften sich nicht so häufen, wie bei so manchem Konter des Clubs vor der Pause.

Fortunas Spieler haben den Pfiff überhört

Was Fortuna ändern musste, war das Anlaufverhalten, denn die Gastgeber wurden viel zu spät angegriffen, sie hatten genügend Tiefe, um die Fortuna immer wieder in Verlegenheit zu bringen, und vorne hingen die beiden Stürmer meist völlig in der Luft. Hätten Kastenmeier und Tim Oberdorf nicht die eine oder andere Szene entschärft, wäre das Ergebnis schon deutlicher zugunsten der Nürnberger ausgefallen. Fortuna bemühte sich, vorne den Ball länger zu behaupten, aber viele Aktionen der nicht eingespielten Formation blieben in Ansätzen hängen. Und die Abschlüsse waren nicht zwingend genug.

Die zweite Hälfte begann direkt mit Verspätung. Andre Hoffmann berichtete später, dass die Fortunen in der Kabine den Pfiff des Schiedsrichters nicht gehört hätten und deshalb erst unter dem Pfeifkonzert der Nürnberger Fans den Platz betreten „konnten“. Doch die Zuschauer kamen noch auf ihre Kosten, allerdings nicht unbedingt nur positiv für die Nürnberger. In der 57. Minute gab es einen Handelfmeter, den Matthias Zimmermann verursacht haben soll, nachdem ihm der Ball offensichtlich vom Oberschenkel an die Hand gesprungen war. Nach dem Videostudium, zu dem der unsichere Unparteiische Lars Erst gebeten wurde, entschied sich dieser für eine Kann-Entscheidung und gab Elfmeter.

Isak Johannesson ist in der Lage, Elfmeter zu verwandeln

Florian Kastenmeier parierte großartig (57.), wurde aber vom VAR bestraft, weil er sich zu früh bewegt hatte. Auch das war dem Schiedsrichter auf dem Feld nicht aufgefallen. Doch auch den zweiten, ebenfalls von Juluis Justvan geschossenen Strafstoß parierte Fortunas Schlussmann in überzeugender Manier. Das Dankeschön der Mitspieler war geradezu euphorisch, denn ein 0:2 an dieser Stelle hätte wohl die sichere Niederlage bedeutet. Wie man Elfmeter verwandelt, konnte sich Justvan wenig später auf der anderen Seite anschauen. Wieder gab es nach einem heftigen Rempler von Oliver Villadsen an Johannesson erst Kontakt aus dem Keller, bevor auf Elfmeter entschieden wurde – obwohl es jeder im Stadion mitbekommen hatte. Johannesson trat selbst an und verwandelte sicher zum 1:1 (67.).

Fortuna war jetzt am Drücker, nachdem der Trainer dreimal gewechselt und damit mehr Struktur ins Team gebracht hatte. Doch der eingeleitete Sturmlauf brachte ein erneutes Gegentor, als die Konterabsicherung erneut nicht passte. Stefanos Tzimas konnte sich dann doch einmal durchsetzen und traf in der 84. Minute zum 2:1 für den Club. Fortuna reagierte nicht geschockt sondern trotzig. In der ersten der sieben Minuten Nachspielzeit sah es so aus, als hätte Vincent Vermeij zum gefeierten 2:2 getroffen. Doch die DFL hatte sich auf ein Eigentor von Nürnbergs Pechvogel Justan festgelegt. Fortuna hatte sich also dann doch am Ende einen Punkt gesichert – und das letztlich nicht ganz unverdient.

Statistik:
Nürnberg: Reichert – Jeltsch, Knoche, Karafiat – Villadsen, Castorp (74. Lubach), Jander, Soares (86. Yilmaz) – Justvan (90. +3 Serra) – Emreli (75. Schleimer), Tzimas (86. Flick)
Fortuna: Kastenmeier – Oberdorf, Hoffmann, Siebert – Lunddal (86. Niemiec), Zimmermann (61. Haag), Sobottka, Iyoha (86. Rossmann) – Johannesson – Pejcinovic (61. Appelkamp), Kownacki (61. Vermeij)
Kader: Kwasigroch – Quarshie, Klaus, Schmidt
Schiedsrichter: Lars Erbst (Gerlingen/Note: 5, schwache Leistung, verteilte einseitig Karten und lag bei allen Entscheidungen falsch, bei denen der Kölner Keller eingreifen musste)
Zuschauer: 35.111
Tore: 1:0 (16.) Jeltsch, 1:1 (67. FE. Johannesson), 2:1 (84.) Tzimas, 2:2 (90. Justvan/Eigentor)
Gelbe Karten: Jander, Villadsen / Siebert (1.), Oberdorf (2.), Kownacki (1.), Haag (1.), Sobottka (3.)
Spielnote: 2,5 (zumindest in der Schlussphase war das Spiel packend und spannend.
Beste Spieler: Knoche, Tzimas / Kastenmeier, Oberdorf
Besonderheit des Spiels: Das waren die Paraden von Florian Kastenemeier bei den beiden Elfmetern. Überragend bewahrte da der Torwart die Fortuna vor dem 0:2. 
Spielfazit: Fortuna hat in der ersten Hälfte nicht stattgefunden. Erst nach den Elfmetersituationen bekam das Thioune-Team Boden unter die Füße und kam letztlich nicht unverdient zu einem Punkt.

Noten der Fortuna-Spieler: Kastenmeier 1,5 – Oberdorf 2,5, Hoffmann 3,5, Siebert 3 – Zimmermann 4, Sobottka 4, Lunddal 3 – Johannesson 3 – Pejcinovic 5, Kownack 4,5 /Haag 3, Vermeij 2,5, Appelkamp 3

Reaktionen:
„Es fällt mir schwer, etwas zu diesem Spiel zu sagen. Ich fange mal mit den schlechten Dingen an. Wir haben keinen Druck auf den Ball bekommen, uns durch die Manege ziehen lassen, weil wir lange wenig dazu beigetragen hatten, dass dieses Spiel ein Fußballspiel wurde. Wir haben dann eine Reaktion gezeigt, waren aber lange nicht zwingend wegen vieler Ballverluste. Der Elfmeter gegen uns war für mich keiner. Das war aber der Wendepunkt im Spiel, Florian Kastenmeier sei Dank. Wir sind auch nach dem 1:2 wieder zurückkommen. Letztlich haben wir uns nach einer katrastrophalen ersten Halbzeit den Punkt noch hart erarbeitet.“
Daniel Thioune, Trainer der Fortuna

„Wir hatten eine sehr dominante erste Hälfte gezeigt und Chancen herausgespielt. Wir waren nach der Pause nicht mehr scharf genug. Wir hatten da weite Wege zur Verteidigung. Wenn wir noch etwas gieriger sind, könnten wir noch öfter besser umschalten. Die scharfen Flanken des Gegners waren schwer zu verteidigen. Ich muss zustimmen, dass es kein unverdienter Punkt für den Gegner war.“
Miroslav Klose, Trainer der Nürnberger

„Mir soll jetzt bloss keiner kommen, dass wir wegen der Systemumstellung, anderem Anlaufverhalten oder der taktischen Veränderung nicht ins Spiel gefunden haben. Der Trainer hat uns in der Pause gesagt, dass wir zurecht die Spiele nicht gewinnen, wenn wir eine solche Leistung wie vor der Pause zeigen. Wir haben ja geradezu um die Gegentore gebettelt. Es war allerdings sehr wichtig, dann am Ende hier nicht als Verlierer vom Platz zu gehen. Allerdings haben wir noch sehr viele Themen, um die wir uns kümmern müssen.“
Andre Hoffmann, Kapitän der Fortuna

„Am Ende war es eine Teamleistung, das 2:2 habe ja nicht ich geschossen. Es war aber wal wieder an der Zeit, dass ich etwas zum Erfolg beitrage und der Mannschaft etwas zurückgeben konnte, was ich in den letzten Wochen nicht geschafft habe. Ich habe mich schon etwas an das Pokalspiel auf St. Pauli wegen der zwei gehaltenen Elfmeter erinnert. Letztlich war aber der Punktgewinn ganz wichtig für uns, weil die erste Halbzeit defensiv und offensiv so bodenlos war. Ich stehe gefühlt jede Woche hier, um zu erklären, dass wir in der ersten Hälfte nicht stattgefunden haben. Wenn wir eine Erklärung hätten, würden wir es ändern.“
Florian Kastenmeier, Torwart der Fortuna

„Das war eine Achterbahnfahrt. Wir sind nicht richtig reingekommen, waren verunsichert und haben nicht unseren Plan verfolgt. Als wir zu unserem Spiel gefunden hatten, gab es dann auch Chancen für uns. Was passiert hier, habe ich gedacht, als dann der Elfmeter erneut ausgeführt werden musste. Dann hält Kaste den zweiten, und dann hatten wir so eine Aufbruchstimmung. Wenn wir in Schwung kommen, so wie wir das 2:2 erzwungen haben, sind wir schwer aufzuhalten.“
Jamil Siebert, Defensivspieler der Fortuna

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