Florian Kastenmeier ist der Rückhalt der Fortuna. Foto: Kenny Beele

Fußball

Kastenmeier treibt sein Team an

Fortunas Nr. 1 erhält vor dem Ulm-Spiel ein Trainerlob

Fortuna Düsseldorf kann sich mit einem Sieg morgen gegen den SSV Ulm weiterhin in der Spitzengruppe der 2. Fußball-Bundesliga festsetzen. Dazu ist allerdings eine überzeugende Vorstellung nötig, um einerseits einen zuletzt starken Gegner in die Schranken zu verweisen und andererseits etwas gegen den Heimfluch zu tun und den dritten Saisonerfolg vor eigenem Publikum einzufahren.

Einer, der mit großem Engagement vorangeht und am vergangenen Wochenende mit einer Pausen-Ansprache an seine Teamkollegen auf sich und sein Verantwortungsgefühl aufmerksam gemacht hat, ist Florian Kastenmeier. Der unumstrittene Torhüter der Fortuna war in der zweiten Hälfte nicht nur Kapitän, sondern zeigte auch erneut die Körpersprache, die keine Zweifel an seinem Siegeswillen aufkommen ließ. In der Zweitliga-Rangliste der Torhüter steht er auf Platz 2 mit 4,2 wichtigen Paraden im Schnitt pro Spiel. Nur Manuel Riemann, der erst einmal für den SC Paderborn im Tor stand, hat mit fünf Paraden einen besseren Wert.

Florian Kastenmeier wurde bewusst mehr Verantwortung übertragen

Daniel Thioune nutzte dann auch das Podium der wöchentlichen Spieltags-Pressekonferenz, um seinem Torhüter ein Sonderlob auszusprechen. „Florian ist sehr selbstbestimmt in seinem Handeln als spielender Torhüter“, sagte Fortunas Trainer und meinte, dass dies nicht immer gut war und entsprechend rüberkam. Er sei einfach anders wahrgenommen worden, als er wirklich sei. „Er würde sofort, wenn die Zeugwarte nicht da wären, die Wäsche waschen, ist der Erste, der kommt und der Letzte, der geht. Der junge Familienvater, inzwischen von drei Kindern, weiß, was es heißt, Verantwortung zu übernehmen.“ Er sei jeden Tag bei der Fortuna gewachsen, und deshalb war es für Thioune auch logisch, Florian Kastenmeier in den Mannschaftsrat und auf die Kapitänsebene neben Andre Hoffmann und Marcel Sobottka zu befördern. „Flo ist trotz seiner Position als Torhüter in der Lage, eine Mannschaft zu führen“, erklärte Fortunas Trainer.

Thioune hat sich gefreut, dass Kastenmeier in Karlsruhe das Wort ergriffen hatte. „Es war sachlich und auf den Punkt, was er vorgebracht hat. Ich hätte es nicht besser machen können“, sagte der 50-Jährige. Kastenmeier habe jetzt ein ganz anderes Level erreicht als noch vor Wochen und „er ist ja noch nicht fertig“. So mache es auch unglaublich viel Spaß, mit ihm zu arbeiten. Das Ergebnis der Halbzeitansprache des Torhüters lässt sich auch an der Leistung der Mannschaft von Fortuna im zweiten Durchgang in Karlsruhe ablesen. Nicht umsonst stand dann am Ende des Spiels ein 3:2-Erfolg und ein Sieg des Willens und der Zuversicht. „Aber auch außerhalb des Platzes ist er wichtig, und das eine oder andere Video mit dem „Grummelbären“ ist auch ganz nett anzuschauen“, meinte Thioune.

Dass Kastenmeier auch morgen wieder im Tor der Fortuna stehen wird, ist sicherlich auch so keine Überraschung. Ob er aber wieder mit denselben Teamkameraden auf dem Platz stehen wird, die in der zweiten Hälfte gegen Karlsruhe das Spiel gedreht und den Sieg eingefahren haben, ist nicht ganz so sicher. Denn eine Aufstellung mit zwei Stürmern birgt angesichts der Spieler, die der Trainer unbedingt auf dem Platz haben möchte, ein gewisses Risiko für die Defensive. 

„Wir haben nach der Pause in Karlsruhe die Flucht nach vorne gesucht“

In der Medienrunde versuchte Daniel Thioune auch sein unerwartetes Lob für die erste Hälfte in Karlsruhe etwas zu relativieren. Er habe sich das Spiel im Scouting-Feed noch einmal angeschaut. „Dass die Leistung und das zwischenzeitliche Ergebnis nicht zufriedenstellend waren, das unterschreibe ich auch“, sagte der Trainer. „Es waren aber ordentliche Passagen dabei.“ Er habe dann nach der Pause einen weiteren Spieler vor den Ball schieben wollen, was das Risiko hinten mit einer 1-gegen-1-Verteidigung größer gemacht habe. „Wir haben nach der Pause die Flucht nach vorne gesucht, und das Ergebnis war natürlich besser als bei unserem Spiel vor der Pause. 

Im Training wurde vom Trainerteam viel ausprobiert, vor allem diverse Besetzungen innerhalb der Viererkette. Das deutet darauf hin, dass dies auch gegen Ulm zunächst das System seiner Wahl werden wird. Er werde aber eine finale Entscheidung, wie die Taktik aussehen wird, dann mit der Mannschaft treffen. Die Umsetzung der Systeme wird aber eher das Entscheidende sein. Und dabei achtet der Trainer auch darauf, dass sich Dawid Kownacki, der schließlich zum Matchwinner in Karlsruhe wurde, in seinem Spiel wohlfühlt. Dessen Lamentieren in der ersten Hälfte war erst dann nicht mehr zu sehen, nachdem er einen Sturmpartner erhalten hatte, der für ihn auch Räume schuf. Auch deshalb wäre wohl ein Spiel mit zwei Spitzen und Dzenan Pejcinovic an der Seite des Polen nicht die schlechteste Lösung. 

Der Kader wird etwas anders aussehen als in der Vorwoche. Das liegt auch an der Verpflichtung von Moritz Heyer, auf den der Trainer vielleicht schon von Anfang an als Linksverteidiger setzen könnte. „Er wird auf jeden Fall im Kader stehen“, sagte Thioune, der Heyer als möglichen Ersatz für den angeschlagenen Nicolas Gavory ins Spiel brachte, aber auch nicht gänzlich von der Lösung mit Tim Rossmann als Schienenspieler auf der linken Seite abgehen wollte. „Ich kenne Moritz von den gemeinsamen Stationen in Osnabrück und Hamburg. So weiß ich, auch wenn er zuletzt nicht mehr so viel gespielt hat, was ich von ihm erwarten kann.“ 

Wahrscheinliche Aufstellung:

Kastenmeier -Lunddal, Oberdorf, Siebert, Heyer – Haag, Johannesson – Kwarteng, van Brederode – Pejcinovic, Kownacki
Kader: Schock – Zimmermann, Appelkamp, Rossmann, Schmidt, Vermeij, Niemiec, Hoffmann, Mbamba
Es fehlen: Sobottka, Iyoha, Gavory, Affo, Jastrzembski, Kwasigroch