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Foto: Imago

Fußball

Hat Fortuna letzte Aufstiegschance vergeben?

Das Thioune-Team spielt nur 2:2 in Braunschweig

Von Norbert Krings – Fortuna Düsseldorf hat die große Chance verpasst, einen Aufstiegsplatz oder zumindest den Relegationsplatz ernsthaft anpeilen zu können. Nach einer insgesamt nur zeitweise überzeugenden Leistung kamen die Düsseldorfer zu einem 2:2 in Braunschweig, das zu wenig ist, um ernsthafte Ansprüche anzumelden.

Daniel Thioune musste wie befürchtet und bereits angekündigt auf Emmanuel Iyoha verzichten. Mit zwei Spielern aus der U21, Jan Boller und Hamza Anhari, hatte Fortunas Trainer den Kader aufgefüllt, auch weil klar war, dass die U23 nur noch sehr theoretisch absteigen kann. Fortuna begann mit  Matthias Zimmermann auf der rechten Abwehrseite und somit auch mit einer Viererkette, die von Tim Oberdorf, Jamil Siebert sowie Nicolas Gavory vervollständigt wurde. Im defensiven Mittelfeld sollten Giovanni Haag und Moritz Heyer für Ordnung sorgen. Die offensiven Aufgaben teilten sich Shinta Appelkamp, der nach seiner starken zweiten Hälfte gegen Nürnberg das Vertrauen erhielt, Isak Johannesson und Myron van Brederode. Davor bildete Dawid Kownacki den Ein-Mann-Sturm. 

Daniel Scherning nahm auf Braunschweiger Seite nach dem 1:1 bei Jahn Regensburg vier Änderungen in der Startelf vor: Paul Jaeckel, Leon Bell Bell und Lino Tempelmann kehrten allesamt nach Gelbsperren zurück, zudem stand Kapitän Ermin Bicakcic erstmals seit Mitte März wieder von Beginn an auf dem Rasen. Nur Jannis Nikolaou fehlte gelbgesperrt. Die Eintracht durfte auf eine Serie von fünf ungeschlagenen Spielen zurückblicken. Die Gäste begannen mit sicheren Ballpassagen, die Eintracht mit einer guten Chance, als Tempelmann nach einer flachen Hereingabe (4. Minute) den Ball am Fünfmeterraum freistehend nicht richtig traf.

Auf beiden Seiten war das Spiel danach jedoch recht ungenau, noch war hüben und drüben kein Rhythmus zu erkennen. Zu viele Ungenauigkeiten prägten in den ersten 20 Minuten das Spiel zwischen dem Fünfzehnten und Sechsten der Zweitliga-Tabelle. Die Eintracht nutzte dann aber die dritte Standard-Situation zum 1:0, als ein von Heyer (unnötig) verursachter Freistoß und der Kopfball von Paul Jaeckel weder durch Siebert noch durch Tim Oberdorf im Zweikampf abgewehrt werden konnte. Florian Kastenmeier im Tor hatte dann keine Abwehrchance. Die Braunschweiger waren bis dahin zwar leicht feldüberlegen, aber von einer zwangsläufigen Führung konnte man dabei nicht sprechen.

Zimmermann hat zehn Minuten vor der Pause die große Chance zum Ausgleich

Allerdings waren die Gäste bis dahin auch nur einmal im Strafraum der Platzherren aufgetaucht, bemühten sich aber nach dem Rückstand ein wenig mehr nach vorne zu schieben. Daniel Thioune wollte aber mehr sehen, und schickte als deutliches Zeichen dafür die Reservespieler zum Warmmachen hinter das Tor. Als hätte dies einen Effekt, kamen die Gäste nach einer feinen Vorarbeit von van Brederode zur ersten sehr guten Möglichkeit, die Matthias Zimmermann hatte, er aber in Braunschweigs Keeper Ron Thorben Hoffmann seinen Meister fand (34.). Drei Minuten später bereitete „Zimbo“ dann vor, und Kownacki traf mal wieder den Ball nicht richtig. Kurz vor der Pause hatte Johannesson mit einem Schlenzer noch einmal eine Chance, verpasste aber das linke Tordreieck knapp.

Fortuna hat die erste Hälfte ziemlich verschlafen. Es gab viel zu wenig Bewegung gegen eine Mannschaft, die deutlich eingeschränkt in ihren Möglichkeiten schien und eigentlich alles davon in dieser Hälfte herausgeholt hat. Doch wenn der Gegner dies nicht nutzen kann, auch wenn die letzten 10 Minuten vor der Pause ordentlicher waren, ist das viel zu wenig – auch in punkto Engagement. Das war zu wenig Energie, Bereitschaft und Leidenschaft von Fortuna, wenn das Team noch an die Chance glaubt, einen Aufstiegsplatz belegen zu können. Man durfte gespannt sein, ob mal wieder eine deutlich bessere zweite Hälfte folgen würde.

Es bedurfte nur zwei Zeigerumdrehungen der Uhr nach Beginn der zweiten Hälfte, da stand es bereits 1:1. Nach einer schönen Kombination über van Brederode und dem schönen Anspiel von Appelkamp kam Nicolas Gavory zum Abschluss und traf mit rechts zum Ausgleich. Allerdings ging die Eintracht wenig später nach einem einfachen Angriff erneut in Führung. Oberdorf ließ sich täuschen und Siebert stand zu weit von Torschütze Rayan Philippe entfernt, so dass dieser richtig zielen und ausholen konnte. Der Torjäger traf aus 16 Metern zum 2:1. 

Wieder hatte die Fortuna den Gegner unnötig aufgebaut, und die so schnell nach der Pause freigesetzten Energie schien schon wieder zu verpuffen. Doch Thioune setzte weiterhin auf eine Verstärkung der Offensive. Jona Niemiec kam für Moritz Heyer in einem Spiel, in dem die Gäste die Kontrolle inzwischen komplett übernommen hatten. Immer noch waren die Aktionen entweder zu langsam oder zu hektisch vorgetragen. Und dann kamen die Konter, mit denen die Braunschweiger schon den HSV geärgert hatten. Nach Vorarbeit von Richmond Tachie musste Philippe nur noch einschieben. Doch Kastenmeier bewahrte mit einem Reflex sein Team vor dem 1:3 (69.). 

Die Einwechslung von Niemiec machte sich dann in der 72. Minute bezahlt. Nach einem langen Pass von Siebert leitete Niemiec den Ball zu Matthias Zimmermann weiter, der mit einem Heber in die lange Ecke das 2:2 erzielte. Fortuna spielte weiter nach vorne gegen eine Eintracht, die jetzt wieder etwas höher stand. Es wurde hektischer und dazu trug auch der Schiedsrichter mit teilweise unverständlichen Entscheidungen bei. Er benachteiligte dabei schon eher die Gäste. Es wurde auch dann noch richtig spannend. Die Braunschweiger schienen aber eher mit dem Punkt zufrieden als die Fortunen, hatten aber noch eine große Chance, die Kastenmeier erneut sehr gut vereitelte. 

Statistik:
Braunschweig: Hoffmann – Jaeckel, Köhler, Bicakcic – Rittmüller (85. Kaufmann), Krauße, Bell Bell, Tempelmann (90. +4 Ehlers) , Baas (78. Gomez) – Philippe (90. +4 Polter), Tachie (78. Szabo) 
Fortuna: Kastenmeier – Zimmermann, Oberdorf, Siebert, Gavory – Haag, Heyer (61. Niemiec) – Appelkamp (90. +1 Anhari), Johannesson, van Brederode – Kownacki (76. Schmitt
Kader: Schock – Hoffmann, Lunddal, Boller, Jastrzembski, Affo
Es fehlten: Kwarteng, Pejcinovic, Vermeij, Sobottka, Rossmann, Kwasigroch, Iyoha 
Schiedsrichter: Daniel Schlager (Raststatt / Note: 4, war nicht immer klar und konsequent in seinen Entscheidungen. Gleich mehrere Fouls bewertete er falsch. Zum BeispielBicakcic hätte unbedingt Gelb sehen müssen) 
Zuschauer: 22.605 
Tore: 1:0 (22.) Jaeckel, 1:1 (47.) Gavory, 2:1 (52.) Philippe, 2:2 (72.) Zimmermann
Gelbe Karten: - / Hoeppner (Co-Trainer), Oberdorf (6.), Niemiec (5.), Weber (Sportdirektor)
Chancen: 6:4
Spielnote: 3
Beste Spieler: Zimmermann, Gavory, Kastenmeier / Philippe, Jaeckel
Spielfazit: Fortuna hat die Anfangsphase wieder verschlafen. Erst in der zweiten Hälfte wurde es besser, und die Mentalität stimmt weiterhin. Das 3:2 lag in der Luft…
Besonderheit des Spiels: Das 1:1 zwei Minuten nach der Pause war mit dem schönen Heber von Zimmermann das Highlight.

Benotung der Fortuna-Spieler:
Kastenmeier 2 – Zimmermann 2,5, Oberdorf 4, Siebert 3,5, Gavory 2,5 – Haag 3,5, Heyer 4 – Appelkamp 3,5, Johannesson 3,5, van Brederode 3,5 – Kownacki 4,5

Reaktionen:
„Wir haben als Fortuna nicht den Zugang zur Partie gefunden. Hinten waren wir kompakt, beim Standard waren wir aber unaufmerksam. Wir lagen zurück und fangen dann erst an, Fußball zu spielen. Wir haben dann aber wieder eine Reaktion gezeigt. Wir haben zum neunten Mal im Rückstand gelegen, und nicht verloren. Aber das reicht nicht aus. Nach dem 1:2 haben wir endlich bis zum Ende  Fußball gespielt. Zum Leben zu wenig, zum Sterben zu viel, wenn man auf die Tabelle schaut.“
Daniel Thioune, Trainer von Fortuna Düsseldorf

„Ein intensives , tolles Spiel. Eigentlich alles, was das Herz begehrt. Wir hatten eine gute defensive Kontrolle. Das 1:0 zur Pause war verdient. Nachdem wir das 3:1 verpasst haben, sah man auch die große Qualität des Gegners. Dann hätte das Spiel noch in beide Richtungen gehen können. Wir haben nun alles noch in eigener Hand.“
Daniel Scherning, Trainer der Eintracht

“Wir haben das häufiger, dass wir das Spiel und einzelne Situationen noch mit dem Unparteiischen besprechen. Wir waren unzufrieden mit der gesamten Spielführung des Schiedsrichters, der dann doch die Situationen eher für die Braunschweiger gepfiffen hat. So manche Entscheidung war nicht nachzuvollziehen.”
Christian Weber, verwanrter Sportdirektor der Fortuna

“Schade, dass ich die erste Chance nicht so nutzen konnte. Wenn ich das 1:1 mache, hätte sich die erste Hälfte besser angefühlt. Ich bin ein wenig enttäuscht. Mich ärgert die erste halbe Stunde mit den einfachen Fehlern. Wir wachen zu spät auf und holen dann insgesamt zu wenig Punkte.”
Matthias Zimmermann, Torschütze der Fortuna

“ich kann das nicht einordnen und habe auch keinen Bock darauf. Ich möchte das Spiel so schnell wie möglich vergessen, weil es am Ende einfach zu wenig war. Klar, kommen wir zurück, aber wir können nicht immer nur aufholen. Ich gebe nicht auf, aber heute bin ich ein wenig ratlos. Am Ende geht es niocht um tolle Paraden, es ist für die Mannschaft zu wenig. Wir hätten uns für Montag ein schöneres Geschenk zum 130. Geburtstag des Vereins gewünscht.”
Florian Kastenmeier, Torhüter der Fortuna

“So ist der Fußball. Nach dem 1:1 war die Euphorie wieder da, und dann kassieren wir bittererweise direkt das 1:2. Alle haben heute Gas gegeben. Wir stehen jetzt zum sechsten Mal in den letzten Wochen hier, dass wir nicht von Anfang die nötige Energie gezeigt haben. Ich kann keine Antwort darauf geben. Am Ende müssen wir schauen, wozu der Punkt dann reicht. Es ist kein gebrauchter Tag, alles hat seinen Sinn.”
Jamil Siebert, Abwehrspieler der Fortuna

“Es ist schön, wieder ein Tor in Braunschweig zu erzielen, aber ich hätte lieber damit zu einem Sieg der Mannschaft beigetragen. Wir haben in den ersten 30 Minuten viel zu viel Bälle verloren. Die zweite Hälfte war nicht so schlecht. Jetzt müssen wir die beiden Spiele gewinnen und schauen, wohin das führt”
Nicolas Gavory, Torschütze der Fortuna