Foto: Kenny Beele

Fußball

Fortunas Personalnot ist wieder zurück

Das Update vor den letzten acht Spielen der Saison

Von Norbert Krings

Begeisternder Fußball sieht sicherlich komplett anders aus als das, was Fortuna Düsseldorf in den Wochen vor der Länderspielpause und vergangenen Donnerstag im Testspiel bei Heracles Almelo (0:0) gezeigt hat. Aber es kommt im letzten Saisonviertel nicht auf Schönheit an, sondern nur darauf, möglichst viele Punkte zu erzielen. Doch die werden jedoch mit einer mittelmäßigen Form in den nächsten vier Spielen - drei davon finden auswärts statt – kaum unter dem Strich stehen. Hinzu kommt die lange Verletztenliste, so dass Trainer und Team improvisieren müssen.

Der Trainer: Daniel Thioune wirkt aktuell etwas hilflos, was die Verbesserung der Leistungen seiner Mannschaft angeht. Personell und taktisch hat Fortunas Trainer vieles ausprobiert, ohne das sich etwas ergeben hat, womit sich sein Team gut arrangieren kann. Spielerisch läuft aktuell wenig zusammen. Auch seine jüngsten Appelle zu liefern und nicht zu labern, verhallten irgendwie, wenn auch die Protagonisten deutlich zurückhaltender auf Fragen nach möglichen Platzierungen auf den ersten drei Plätzen antworteten. Thioune muss es schaffen, wieder dieses besondere Teamgefühl zu schaffen, das die Mannschaft im Vorjahr zu einer Einheit machte und sie erfolgreich durch den Rest der Rückrunde spazieren ließ. Immerhin klagt er überhaupt nicht über den hohen Verletzungsstand. 

Lazarett: Inzwischen muss der Trainer wieder einen Zettel mitbringen, worauf er die Namen der Verletzten abliest, um niemanden zu vergessen. So wird auch die Liste nach der Länderspielpause wohl länger sein als zuvor. Die Reduzierung des Kaders in der Winterpause fällt Daniel Thioune jetzt auf die Füße. Giovanni Haag, Moritz Kwarteng, Marcel Sobottka, Tim Rossmann und Dennis Jastrzembski sowie Torwart Robert Kwasigroch fielen bereits vorher aus, Vincent Vermeij (Innenband), Karim Affo (muskuläre Probleme) kamen nun dazu. Ob sich Valgeir Lunddal schon wieder spielfähig für die Partie in Kaiserslautern meldet, muss auch erst abgewartet werden, nachdem er im Heimspiel der Isländer wegen einer (nicht strukturellen) Verletzung am Knie ausgewechselt werden musste. Zudem ist es zumindest fraglich, ob Emmanuel Iyoha spielen kann, beim Training am Dienstagnachmittag war jedenfalls nur individuell tätig und beim Mannschaftstraining nicht dabei. So wird der eine oder andere U21-Spieler wieder auf der Ersatzbank Platz nehmen, fünf von ihnen waren zum Wochen-Trainingsauftakt am Dienstagnachmittag auf dem Paltz dabei. Insgesamt haben auch wegen der Länderspielabstellungen nur 14 Spieler teilgenommen. Immerhin sind Isak Johannesson und Dzenan Pejcinovic gesund von ihren Länderspielen nach Düsseldorf zurückgekehrt. Myron van Brederode und Jamil Siebert spielen hingegen heute Abend noch für ihre jeweilige U21-Nationalmannschaft. 

Qualität: Bis auf Florian Kastenmeier, Tim Oberdorf und Isak Johannesson, vielleicht noch mit Abstrichen Dawid Kownacki, gibt es in der Mannschaft derzeit keinen Spieler, dessen Form den gehobenen Ansprüchen im Zweitliga-Fußball annähernd entspricht. Das Problem beginnt auf den defensiven Flügel-Positionen, wo Emmanuel Iyoha und Nicolas Gavory versuchen, Anschluss nach der langen Pause zu finden. Matthias Zimmermann müsste eigentlich hinten rechts spielen, was er über Jahre erfolgreich gemacht hat. Ihm fehlt allerdings dazu auf dieser Seite auch Vordermann Felix Klaus, dem man nun doch mehr als eine Träne nachweint. 

Besonders enttäuschend ist für viele die Leistung von Shinta Appelkamp. Der Mittelfeldspieler geht immer mit der Mannschaft unter. Der Deutsch-Japaner ist keiner, der die Ärmel hochkrempelt und das Spiel an sich reißt. Die Qualität dazu hat der 23-Jährige sicherlich. Er kommt aber offensichtlich an der Seite von Isak Johannesson nicht so richtig zur Geltung. Bitter ist es für die sportliche Leitung und den Trainer, dass ein Spieler mit so viel Potenzial wie Myron van Brederode so viele Probleme mit sich und seinen Teamkollegen zu haben scheint und deshalb die Erwartungen nicht erfüllen kann. Das ist eigentlich eine der größten Enttäuschungen in dieser Saison bei der Fortuna bis hierhin. Zuletzt saß der niederländische U21-Nationalspieler über die gesamte Spielzeit nur noch auf der Bank.Einen besonderen Hoffnungsträger gibt es im Kader nicht. Vielleicht kann Danny Schmidt mal wieder überraschen. Immerhin war der Ex-Mainzer der beste Torschütze in der Sommervorbereitung. Auch auf Jona Niemiec setzt der Trainer noch seine Hoffnungen. Mit dem schnellen Außenstürmer hat sich Daniel Thioune ausführlich beschäftigt, um ihn in mehreren Gesprächen wieder aufzubauen und ihm dessen Wert für die Mannschaft zu vermitteln - wenn er sich auf seine Stärken konzentriert. 

System: Entgegen den Aussagen des Trainers, dass seine Mannschaft mit jedem Spielsystem zurechtkommt, hat das zuletzt weder beim HSV noch im Spiel gegen den Tabellenletzten mit einer Dreierkette und zwei Außenspielern so richtig funktioniert. Das Spiel litt darunter, dass kaum Kombinationen zu sehen waren, weil die Fortunen die freien Räume nicht fanden. Immerhin gab es mal wieder mehr Abschlüsse im Spiel gegen Regensburg (1:0). “Gegen den Tabellenletzten haben wir das Spiel in der Defensive gewonnen”, erklärte auch Fortunas Trainer. 

Aussicht: Wer auf die Auswärtsbilanz der Fortuna schaut, könnte sagen, dass es ein Segen ist, in den kommenden vier Spielen dreimal auswärts antreten zu „dürfen“. Bei den Namen der Gegner, 1. FC Kaiserslautern (nächsten Samstag, 20.30 Uhr), SC Paderborn, SV Elversberg und dazwischen zuhause Preußen Münster, relativiert sich diese Vorfreude. Sechs Punkte wären Pflicht, um den Kontakt nach oben nicht ganz abreißen zu lassen.