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Foto: Christof Wolff

Fußball

Fortunas Bankrott-Erklärung

Thioune-Team enttäuscht auf ganzer Linie

Von Norbert Krings - Fortuna Düsseldorf erlitt bei der 1:2 (1:1)-Niederlage einen bitteren und heftigen Dämpfer im Aufstiegskampf. Allerdings hatte die Mannschaft von Daniel Thioune auch auf ganzer Linie enttäuscht. Fast alles ging gegen einen keineswegs überragenden Gegner in einem enttäuschenden Spiel schief.

Daniel Thioune hatte sich für eine Aufstellung mit nur einem Stürmer entschieden. Während Vincent Vermeij zunächst auf der Bank Platz nehmen musste, bekam Dzenan Pejcinovic eine erneute Bewährungschance. Zuletzt hatte er im Heimspiel gegen die Hertha auch zwei Treffer erzielt. Für den zweiten Stürmer rückte Shinta Appelkamp wieder ins (offensive) Mittelfeld. Die Defensive wurde unverändert von Fortunas Trainer auf den Rasen geschickt. 

Die Gäste traten tatsächlich mit den beiden Ex-Fortunen an, die vor Weihnachten noch das rot-weiße Trikot getragen hatten. Felix Klaus spielt allerdings in Fürth eine etwas zentralere Rolle als bei der Fortuna. Joshua Quarshie wurde erneut von Fürths Trainer Jan Siewert die zentrale Rolle in der Dreierkette zugetraut. Torhüter Nahuel Noll fehlte mit einer Oberschenkelverletzung, die er sich gegen Braunschweig zugezogen hatte. Für ihn startete Lennart Grill im Tor der Kleeblätter. Außerdem wurde Marco Meyerhöfer (nicht im Kader) auf der rechten Außenbahn durch Simon Asta ersetzt.

Fortuna begann mit einer offensiven Ausrichtung und jedenfalls mit viel Ballbesitz, aber ohne großes Tempo. Doch es dauerte nicht allzu lange, bis der erste gefährliche Angriff gleich das 1:0 brachte, als die Gäste der Fortuna zu viel Raum ließen. Nach einer Kombination mit Myron van Brederode schlenzte Isak Johannesson den Ball mit rechts (!) in die lange Ecke. Wer gedacht hätte, dass jetzt alles seinen Lauf in Richtung Fortuna-Sieg nehmen würde, sah sich zwei Minuten später bereits getäuscht. Branimir Hrgota profitierte von einer einstudierten Ecken-Variante und erzielte das 1:1. Felix Klaus hatte den Ball geschickt per Hacke weitergeleitet. 

Tor von Moritz Heyer wird wegen Foulspiel nicht anerkannt

So veränderte sich das Spiel danach zunächst auch nicht. Fortuna hatte weiterhin mehr vom Spiel, die Fürther zogen sich meist in die eigene Hälfte zurück und warteten auf Ballverluste der Gastgeber. Es gibt sicherlich bessere Ansätze, um ein attraktives Spiel zu bieten. Aber das war auch sicherlich nicht der eigentliche Plan für beide Teams. Die Fortunen bewegten sich zu wenig, um den Gegner in Verlegenheit zu bringen. Es ging viel hintenherum, bis die Thioune-Elf dann endlich den etwas Druck verstärkte und auch vermeintlich in Führung ging (31.). Doch Schiedsrichter Eric Weisbach entschied auf Foul, weil sich Moritz Heyer etwas zu robust – nach dessen Ansicht bei einer Ecke durchgesetzt hatte. Nach der Bestätigung aus Köln-Deutz blieb der Schiedsrichter bei seiner Entscheidung.

Durch das größere Risiko im Spiel nach vorne machten sich die Ballverluste der Platzherren dann so bemerkbar, dass die Fürther kontern konnten. Doch auch sie waren nicht so gefährlich, dass bei den Fans Angstgefühle aufkamen. Deutlich waren hingegen in dieser ersten Hälfte die Abwehrprobleme der Fürther geworden, wenn dann die Fortuna endlich mal mit mehr Tempo agierte. Doch das war viel zu selten der Fall, bis das Spiel dann in die Pause ging.  

Ohne Veränderungen auf beiden Seiten ging es in den zweiten Durchgang. Und auch das Spiel wurde nicht viel besser. Und in der 55. Minute wechselte Daniel Thioune den völlig enttäuschenden Moritz Kwarteng aus, der in Düsseldorf noch nicht zeigen konnte, dass er eine Verstärkung ist. Danny Schmidt, der in Köln für Belebung gesorgt hatte, kam für ihn ins Spiel, das bis dahin niemanden von den Sitzen riss oder euphorisch werden ließ. 

Fortuna spielte ohne Tempo und Ideen

Fortuna bemühte sich aber, mehr aufs Tempo zu drücken und kam nun öfter zumindest an den Strafraum heran, auch weil die Gäste früher angegriffen wurden. Immer noch waren aber viele Bälle deutlich zu ungenau gespielt. Wer immer noch an einen Sieg der Fortuna geglaubt hatte, wurde dann aber richtig enttäuscht, weil der Schiedsrichter nach einem Missverständnis und einem unnötigen Foul von Florian Kastenmeier an einem insgesamt eher unsportlich auftretendem Felix Klaus auf Elfmeter entschied. Den ersten Versuch von Julian Green konnte Kastenmeier noch parieren. Doch nur eine Minute lang durften sich Kastenmeier und die Fortuna darüber freuen. Der VAR  hatte dann noch bemerkt, dass sich Fortunas Torhüter zu früh bewegt haben sollte. Green durfte noch einmal an den Punkt und verwandelte diesmal sicher zum 2:1 für die Fürther.

Fortuna reagierte wütend, aber leider auch übermotiviert und unkonzentriert. Die Angriffe wurden nicht richtig abgeschlossen. In der Schlussphase bekamen die Fortunen auch wenig auf die Reihe. Es waren Abspielfehler zu sehen, die schon abenteuerlich schlecht waren. Das Wollen war zu sehen, das Können allerdings nicht. Auch der Heber von Johannesson, als Fürths Keeper weit aus dem Tor war und der Isländer frei Bahn hatte, gelang ebenso wenig wie der Abschluss des eingewechselten Vermeij, als dieser zu lange brauchte, um den Schuss anzubringen. So war es letztlich eine verdiente Niederlage für ein Team, das zu wenig Lösungen fand und spielerisch bitter enttäuschte. 

 

Statistik:
Fortuna: Kastenmeier – Lunddal (76. Gavory), Oberdorf, Siebert (83. Hoffmann), Heyer – Haag – Johannesson – Kwarteng (56. Schmidt), Appelkamp (76. Vermeij), van Brederode (83. Niemiec) – Pejcinovic 
Kader: Schock – Zimmermann, Affo
Es fehlten: Kownacki (gesperrt) - Rossmann, Iyoha, Kwasigroch, Jastrzembski
Fürth: Grill – Loosli, Quarshie, Itter (90. +3 Massimo) – Asta (86. Gießelmann), Dietz, Green, John – Klaus (79. Consbruch), Hrgota (90. +3 Bansé) – Futkeu (86. Srbeny)
Schiedsrichter: Eric Weisbach (Halle/Note: 4, pfiff sehr kleinlich und unsicher, wobei er dann bei seiner Linie blieb, als er einen Treffer von Heyer nicht anerkannte. Dass sich aber Kastenmeier beim ersten Elfmeter zu früh von der Linie bewegt hatte, war ihm entgangen.) 
Zuschauer: 32.598
Tore: 1:0 (8.) Johannesson, 1:1 (10.) Hrgota, 1:2 (75. FE. Green)
Gelbe Karten: Pejcinovic (2.), Siebert (4.), Johannesson (6.) / Klaus
Chancen: 3:4
Spielnote: 4 (meist langweilig und uninspirierend)
Beste Spieler: Haag, Oberdorf / Hrgota, Dietz
Spielfazit: Fortuna ging früh in Führung, und danach kam nicht mehr viel. Das Thioune-Team zeigte eine absolut enttäuschende Leistung. Der Gegner hatte trotz allen Bemühens der Fortuna mehr Chancen.
Besonderheit des Spiels: Aus Fortuna-Sicht gab es nichts Besonderes, außer dem unnötigen Foul, das zum Elfmeter führte.

Benotung der Fortuna-Spieler:
Kastenmeier 4,5 – Lunddal 4, Oberdorf 3, Siebert 4, Heyer 4 – Haag 2,5 – Johannesson 3,5 – Kwarteng 5, Appelkamp 4, van Brederode 4,5  – Pejcinovic 4 / Schmidt 4

Reaktionen:
“Es war eine sehr durchwachsene Leistung unserer Mannschaft, hatten nicht die Ballqualität, die wir schon oft genug gezeigt haben. Heute waren es zu viele unsaubere Kontakte, zu viele Fehler und hatten zudem noch kaum Abschlüsse. Wir haben noch ein paar Spiele, aber wir müssen es fortan deutlich besser machen. Ich habe vor der Elfmeterentscheidung versucht, Felis Klaus zu blocken, er kommt unter mich und ich rutsche auf ihm aus. Das war dämlich von mir und das muss man nicht schönreden. Das wird mich noch länger, bestimmt zwei, drei Tage beschäftigen, auch dass ich noch mal im zweiten Versuch ranmusste, weil ich mich zunächst zu früh bewegt habe. Eine dumme Regel, die von Leuten geschaffen wurde, die nie in ihrem Leben Fußball gespielt haben."
Florian Kastenmeier, Torwart der Fortuna

„Das war eine reife Teamleistung. Ich bin unfassbar stolz, dass wir unseren Plan so umsetzen konnten. Wir haben mit Ball viele Lösungen gefunden.“
Jan Siewert, Trainer der SpVgg. Fürth

„Es war ein völlig verdienter Sieg des Gegners. Wir hatten grundsätzlich keine verkehrte Spieldiee, aber wir hatten keine Sicherheit im Spiel. Wenn man schon in Führung war, hofft man, dass das dann das Spiel auch in die richtige Richtung läuft. Mit der Entscheidung des nicht gegebenen Tores bin ich nicht zufrieden und anderer Meinung als der Schiedsrichter. Grundsätzlich: Wenn man keine Torgefahr ausstrahlt, kann man auch keine Tore erzielen. Dann haben wir auch noch den Gegner zu einem Elfmeter eingeladen. Das war total enttäuschend und viel zu wenig.“
Daniel Thioune, Trainer der Fortuna

„In meinen Augen gehört Körperkontakt dazu, deshalb hätte man mein Tor nach der Ecke auch geben können. Es war eine schwache Leistung, es gibt solche Tage, an denen nichts funktioniert. Die Niederlage tut extrem weh. Am Platz hat es nicht gelegen, der war super.“
Moritz Heyer, Abwehrspieler der Fortuna

„Heute hat es in allen Bereichen gefehlt. Über 90 Minuten war das zu wenig. Wir müssen jetzt so schnell wie möglich, am besten nächste Woche in Hamburg, eine Reaktion zeigen. Wir waren viel zu unsauber. Wir haben uns das Spiel selbst zerstört.“
Dzenan Pejcinovic, Stürmer der Fortuna