Foto: Kenny Beele

Fußball

Fortuna und das (vor-)letzte Aufgebot

Daniel Thioune muss am Betzenberg auf elf Profis verzichten

Von Norbert Krings - Eigentlich spielt die Vorbereitung auf den kommenden Gegner im Topspiel am Samstagabend nur eine untergeordnete Rolle. Denn die eigenen Probleme halten Trainer und Mannschaft von Fortuna Düsseldorf deutlich mehr in Atem. Daniel Thioune musste nun die nächste Hiobsbotschaft verkraften. Denn nach zumindest elf feststehenden verletzungsbedingten Ausfällen “bereicherte” nun auch noch Dzenan Pejcinovic das gut gefüllte Lazarett des Fußball-Zweitligisten. Der Stürmer fällt mit einer Fußverletzung länger aus, nachdem er noch 90 Minuten für die deutsche U21-Nationalmannschaft am Montag gegen Portugal auf dem Rasen gestanden hatte. Dass die Mannschaft dennoch darauf brennt, den Roten Teufeln einen Höllenritt zu verschaffen, macht Fortunas Allroundwaffe Matthias Zimmermann deutlich.

Für den Trainer ist die Personalsituation zwar mehr als ärgerlich. Aber Daniel Thioune glaubt immer noch, dass er eine Mannschaft auf den Betzenberg schicken kann, die so viele Top-Profis enthält, dass ihm vor den Roten Teufeln nicht bange ist. Jetzt könnten sich die Spieler zeigen, die bisher nur selten die Chance hatten und sich zu wenig gesehen fühlen, meinte Fortunas Coach. “Eigentlich nehmen wir als Spieler, die für das Spiel in Frage kommen, diese Situation sehr gelassen”, erklärte Matthias Zimmermann, der gerade jetzt allen „Übriggebliebenen” großen Spaß und sehr motivierte Trainingsarbeit attestierte. “Aber es sei schon ärgerlich, wenn so viele Top-Profis dann fehlen werden. Am Ende einer Saison würden eigentlich alle Spieler eines Kaders gebraucht. “Jetzt schauen wir mal, wie viele Spieler am Samstagabend fit sind. Und dann machen wir das Beste daraus”, sagt „Zimbo“, der noch nicht weiß, ob er in Kaiserslautern auf der Sechs oder als Außenverteidiger aufläuft. “Das muss der Trainer entscheiden, wo ich gebraucht werde.”

Trotz anders gelagerter Probleme erinnert der Auftritt in Kaiserslautern an die Corona-Zeit und das Spiel mit vielfachem Ersatz und der Hilfe von U23- und U19-Spielern im März vor fast genau drei Jahren beim SC Paderborn. Damals erkämpfte sich die Not-Elf der Fortuna ein 1:1 und hatte den Favoriten damals sogar am Rand einer Niederlage. Der Unterschied zu damals ist die Tatsache, dass Daniel Thioune sich im März 2022 ebenfalls krankheitsbedingt vertreten lassen musste. Elf Profis fallen nun also tatsächlich aus, darunter auch die beiden Kandidaten für die Außenverteidiger-Position, Emmanuel Iyoha sowie Nicolas Gavory, der am Mittwoch noch normal trainiert hatte.

Dzenan Pejcinovic hat sich den Mittelfuß gebrochen

Dafür haben sich Andre Hoffmann (bleibt ein Wackelkandidat) und Valgeir Lunddal rechtzeitig wieder fit gemeldet, dass sie die Reise in die Pfalz mitantreten können. Das “Gelbfieber” könnte die Personalnot über das Spiel in Kaiserslautern hinaus auch noch vergrößern. Matthias Zimmermann, Tim Oberdorf, Shinta Appelkamp, Valgeir Lunddal und Myron van Brederode sind alle mit vier Gelben Karten belastet. Das gilt auch für den verletzten Marcel Sobottka.

Dzenan Pejcinovic hat es jedenfalls sehr hart getroffen. Er hat diesmal nicht am vorher verletzen linken Fuß erneut eine Blessur erlitten, sondern sich diesmal den rechten Mittelfuß gebrochen und ist bereits in Murnau operiert worden. So gab es leider in Sachen Verletzungen unter der Woche jeden Tag morgens und abends ein Update über die aktuelle Lage. “Mit der Pejcinovic-Verletzung hatten wir nicht gerechnet”, sagte Thioune. Erst bei der Pflege-Einheit bei Fortuna hatte der aus Wolfsburg ausgeliehene Stürmer über Schmerzen geklagt.

“Vielleicht sind wir am Samstagabend auch nicht so leicht ausrechenbar”, sagt Fortunas Defensivspieler Zimmermann, der aber dabei lachen muss, weil die Pfälzer natürlich die Mannschaft aus Düsseldorf genau kennen. Und unter den ersten elf Spielern der Gäste werden sich dann wohl auch zunächst nur gestandene Profis befinden. "Wir haben immer noch eine gute Truppe und können auf jeden Fall bestehen." Zimbo weiß aber auch, dass am Betze die Hölle bei einem Samstagabendspiel los sein wird. “Wir brauchen in dieser hitzigen Atmosphäre dann einen kühlen Kopf”, sagt der 32-Jährige. Wichtig sei, erst einmal gut zu verteidigen, gut Fußball zu spielen und dann die Chancen vorne zu nutzen. Die Idee sei auch, den Gegner zu Fehlern zu zwingen. “Eine gute Balance ist sehr wichtig”, meint Zimmermann. Über das Spiel hinaus denkt er nicht. “Wir fahren gut, von Spiel zu Spiel zu denken, wir können ohnehin jeden Punkt gebrauchen”. Dazu müssen aber die Ballbesitzphasen deutlich besser und länger genutzt werden. Die letzte Niederlage liegt aber am Betzenberg schon zehn Jahre zurück. 

“Wir haben jedenfalls eine Riesenchance, eine Mannschaft vor uns einzusammeln”, sagte Daniel Thioune über den Gegner, der nur zwei Zähler vor der Fortuna liegt. Dass es fast ein unmöglicher Auftrag wird, lassen sich die Fortunen nicht anmerken. Schließlich stehen noch mehr gesunde als verletzte Profis zur Verfügung. “Es wird eine kleine Aufgabe für Markus Anfang und alle anderen werden, unsere Aufstellung vorherzusagen." Über diese Probleme ärgert sich Fortunas Coach angeblich nicht. “Dadurch würde ich zu viel Energie verlieren”, sagt er vor der "sehr anspruchsvollen Aufgabe". Er habe seine Spieler darauf vorbereitet, dass die Roten Teufel vor allem im Umschaltspiel sehr stark seien. Das Selbstvertrauen aus dem zuletzt gewonnenen Spiel gegen Regensburg soll das Team aus Düsseldorf mitnehmen. “Mit denjenigen, die wir morgen auf den Platz schicken, können wir in der 2. Liga jedes Fußballspiel gewinnen.” Auch an einem Samstagabend? Daran hat Daniel Thioune jedenfalls keinen Zweifel und nach seiner Meinung könnte aus einem Sieg bei den Roten Teufeln dann danach etwas Großes folgen. 

Mögliche Aufstellung: Kastenmeier - Heyer, Oberdorf, Siebert - Zimmermann - Lunddal, Johannesson, Appelkamp, Schmidt - van Brederode - Kownacki
Kader: Schock - Boller, Savic, Egouli, Bindemann, Brodersen, Hoffmann, Niemiec
Nicht dabei: Kwasigroch -Jastrzembski, Kwarteng, Haag, Rossmann, Afffo, Sobottka, Vermeij, Pejcinovic, Iyoha, Gavory