Von Norbert Krings – Fortuna hat sich die Chance auf ein Endspiel erhalten. Mit dem verdienten und insgesamt sicheren 2:0-Erfolg gegen den FC Schalke 04 muss das Team von Daniel Thioune aber auf gleich zwei Ausrutscher der Konkurrenz nächstes Wochenende hoffen, um noch in die Relegation einzuziehen.
Daniel Thioune überraschte diesmal niemanden mit der Aufstellung. Es war dieselbe Startelf, die auch in Braunschweig aufgelaufen ist. Dafür sah die Ersatzbank etwas anders aus. Denn in Marcel Sobottka und Emmanuel Iyoha waren zwei Spieler im Kader, die die Woche durchtrainieren konnten und zumindest als Joker durchaus eine Daseinsberechtigung hatten. Bis auf den gelbgesperrten Jona Niemiec fehlten ansonsten nur die Langzeitverletzten. Zusätzlich auf der Bank saß auch Hamza Anhari, der im Training einen ausgezeichneten Eindruck hinterlassen hatte.
Die Schalker stellten die Mannschaft um. Trainer Jakob Fimpel musste auf Tómáz Kalas und Jannik Bachmann verzichten, die verletzungsbedingt fehlten. Zudem rückten Paul Seguin, der Wadenprobleme hat, Anton Donkor und Emil Höjlund auf die Bank. Stattdessen starteten Derry Murkin, Max Grüger, Christopher Antwi-Adjei, Kenan Karaman sowie Tobias Mohr. Durch den Sieg der Münsteraner über Hertha BSC sind die Knappen auch wieder etwas unter Druck geraten, um ein mögliches Abrutschen auf einen gefährdeten Platz zu verhindern. Allerdigns war für durch das Ergebnis in Elversberg klar, dass sie nichts mehr zu befürchten hatten.
Mit gleich zwei sehr coolen Choreografien der Fortuna-Fans ging es in diese Partie, die so viel Brisanz in sich barg. Nicht nur die vielen Schalke-Anhänger im Stadion sorgten auch auf den Rängen für eine Art Zweikampf, auch das Spiel selbst sollte eigentlich Gewähr für ein Fußballfest bieten. Mit dieser Stimmung macht Fußball richtig großen Spaß. Vor allem dann, wenn zwei Mannschaften auch nach vorne spielen (wollen)…
Der Video-Assistent „kassierte“ die Führung der Fortuna ein
Fortuna hatte zunächst gegen tief stehende Schalker mehr Ballbesitz, sie ließen das Spielgerät laufen, ohne dass das Tor der Knappen jedoch in Gefahr geriet. Die Gäste beschränkten sich bei Ballbesitz in der Anfangsphase darauf, in die Breite oder nach hinten zu spielen, um sich Sicherheit zu holen. Ihnen hätte auch ein Punkt in der Tabellenkonstellation vor Anpfiff gereicht. Der erste Torabschluss der Fortuna (11. Minute) von Isak Johannesson war jedoch auch eher ein Schüsschen. Dennoch war es offensichtlich ein Signal. Nach einer Flanke von Nicolas Gavory ließ Dawid Kownacki den Ball abtropfen, und Myron van Brederode schloss per Volleyabnahme zum vermeintlichen 1:0 ab. Doch der VAR kassierte den Treffer ein, weil zuvor Nicolas Gavory im Abseits gestanden haben soll.
Das Spiel hatte aber nun einen anderen Charakter. Schalke spielte mit, und die Fortunen waren nicht gerade begeistert von dieser Entscheidung, sie wirkten entsprechend bemüht, nun einen „echten“ Treffer folgen zu lassen. Dann leuchteten die ersten Zwischenergebnisse auf der Anzeigetafel auf. Elversberg führte zu diesem Zeitpunkt bereits mit 3:0, und Paderborn lag gegen Magdeburg 0:1 zurück. Die Gelsenkirchener hatten dann nach ein wenig Chaos im Fortuna-Strafraum die große Chance durch Moussa Sylla, dessen Schlenzer aber knapp am rechten Torpfosten vorbeiflog (24.). Die Gäste hatten das Momentum in dieser Phase nun für sich. Fortuna suchte Lücken beim Gegner fand aber keine, bis Gavory frei aus halblinker Position im Strafraum an den Ball kam. Der Franzose schob den Ball aber mehr, als er ihn schoss. So hatte Justin Heekeren im Schalker Tor keine Probleme, den Ball festzuhalten.
Fortuna hatte Rhythmus und den Faden zwischnzeitlich verloren. Und wieder einmal fehlten die Ideen, um eine gut stehende Abwehr in Bedrängnis zu bringen. Auf jeden Fall musste die Mannschaft von Daniel Thioune unbedingt das Risiko erhöhen, um mehr Spielanteile zu generieren und den Gegner unter größeren Druck zu setzen. Das gelang ab der 40. Minute besser, als Matthias Zimmermann in den Strafraum flankte und letztlich Gavory zum Schuss kam. Dieser vielversprechende Abschluss wurde aber noch zur Ecke abgeblockt. Noch gefährlicher fürs Gäste-Tor war die Aktion in der Nachspielzeit, als Zimmermann nach einer Flanke volley abschloss, aber Ex-Fortune Marciel Kaminski einen Meter vor der Linie noch retten konnte.
Kownacki erzielt das Tor und widmet es seinem gestorbenen Großvater
In die Pause ging es torlos, aber Chancen zu einem Führungstreffer hatte es genug gegeben, wie auch noch zum Ende der Nachspielzeit, als Gavory aus spitzem Winkel nur an einer starken Parade von Heekeren scheiterte. Große Änderungen zu Beginn der zweiten Hälfte waren nicht zu erwarten, es gab sie auch auf beiden Seiten nicht. Fortuna versuchte es nun mit ruhigem Kombinationsfußball. Doch dabei fehlten das Tempo und der Überraschungsmoment. Erst eine Standardsituation musste her, um den Bann zu brechen. Ein sehr gut gezirkelter Eckball von Shinta Appelkamp wurde von Dawid Kownacki (57.) ohne Probleme zum 1:0 eingeköpft. Der Pole jubelte für sich und dachte an seinen Opa nach dessen Tod und seiner Reise in die Heimat unter der Woche.
Das schwerste Stück Arbeit schien damit geleistet, doch jetzt ging es darum, einerseits den Vorsprung mit Kontern auszubauen und ihn letztlich über die Zeit zu bringen. Denn die Schalker erhöhten jetzt ihrerseits das Risiko und forcierten das Spiel nach vorne. Fortuna blieb ruhig und ließ wenig zu. Nach vorne dauerte es etwas, bis sich die Heimelf Chancen nach Kontern erspielen konnte. Die schönste dieser Umschaltsituationen führte dann tatsächlich zum 2:0. Der eingewechselte Danny Schmidt konnte sich rechts bis zur Grundlinie vorarbeiten und dann nach innen flanken. Myron van Brederode holte sich dann sein Erfolgserlebnis, als er in der Mitte schneller war als sein Gegenspieler und zum 2:0 einschieben konnte.
Das war eine große Beruhigung (der Schalke-Kurve) und auch für die Fans der Fortuna, die sich nun sicher sein konnte, dass diese drei Punkte in Düsseldorf bleiben würden. Insgesamt waren die Knappen im Spiel nach vorne auch viel zu harmlos. Selbst bei den Standardsituationen, die den Fortunen im Hinspiel noch Probleme bereitet hatten, blieben die Gäste harmlos. Im Gegenteil - Danny Schmidt hätte sogar unbedingt auf 3:0 stellen müssen, als er allein auf das Schalke-Tor zulief, aber den Ball links am Tor vorbeischoss. So blieb es aber bei einem insgesamt sicheren und verdienten Erfolg für das Team von Daniel Thioune.
Statistik:
Fortuna: Kastenmeier – Zimmermann, Oberdorf, Siebert, Gavory (85. Hoffmann) – Haag (69. Iyoha), Heyer – Appelkamp (85. Affo), Johannesson, van Brederode (81. Lunddal) – Kownacki (69. Schmidt)
Kader: Schock – Sobottka, Jastrzembski, Anhari
Es fehlten: Kwasigroch – Niemiec (gelbgesperrt), Kwarteng, Pejcinovic, Vermeij, Rossmann (alle verletzt),
Schalke: Heekeren – Bulut (81. Donkor), Schallenberg, Kaminski, Murkin (81. Hojlund) – Grüger, Younes (60. Aydin), Antwi-Adjej (60. Ba), Karaman, Mohr – Sylla
Schiedsrichter: Michael Bacher (Wasserberg / Note: 3 fand nicht nimmer die richtige Balance bei seinen Entscheidungen)
Zuschauer: 51.500 (ausverkauft)
Tore: 1:0 (57.) Kownacki, 2:0 (78.) Van Brederode
Gelbe Karten: Haag (8.), Siebert (8.) / Murkin
Chancen: 9:5
Spielnote: 3 (die Partie war stimmungsvoll und bis zum 1:0 spannend. Danach war absehbar, wie es ausgehen würde.)
Beste Spieler: van Brederode, Gavory / Bulut, Antwi-Adjej
Spielfazit: Fortuna hatte besser ins Spiel gefunden, verlor aber nach dem aberkannten Führungstor die Kontrolle. Schalke spielte dann mit. Aber nach der Führung und dem 2:0 zeigten die Knappen, wie harmlos sie sind.
Besonderheit des Spiels: Das war sicherlich das Tor zum 1:0, das den Bann gebrochen hat und zudem große Bedeutung für Dawid Kownacki hatte.
Benotung der Fortuna-Spieler:
Kastenmeier 3 – Zimmermann 2,5, Oberdorf 2,5, Siebert 3, Gavory 2– Haag 3, Heyer 3– Appelkamp 3, Johannesson 2,5, van Brederode 2 – Kownacki 3
Reaktionen:
„Glückwunschzum hochverdienten Sieg. Wir hatten mit Wohlwollen nur zwei Phasen, in denen wir mithalten konnten. Wir haben das Spiel nicht in den Griff bekommen. Das variable Spiel des Fortuna-Mittelfelds hat uns Probleme bereitet. Wir waren sehr harmlos und hoffen auf die nächste Woche, um uns anständig von unseren Fans in die Sommerpause zu verabschieden.“
Jakob Fimpel, Trainer des FC Schalke 04
„Wir drücken ganz fest die Daumen, dass die Schalker gegen Elversberg nächste Woche etwas ausrichten können. Heute war unsere Mannschaft von Anfang an da. Das zurückgenommene Tor hat zwar kurzfristig etwas mit uns gemacht. Wir haben dann aber gut verteidigt. Alle haben eine sehr gute Leistung gebracht, die Spielstruktur hat heute gestimmt. Ein besonderes Lob geht an Nicolas Gavory für eine seiner besten Leistungen im rot-weißen Trikot. Andre Hoffmann hat vor dem Anpfiff sehr gute Worte an den Kreis gerichtet, und Dawid hat trotz des Todes seines Opas gespielt und getroffen. Das Tor und die Feier danach waren dann sehr emotional. Wir hätten gerne öfter so gute Spiele zuhause wie heute gemacht. Das war ein sehr gelungener letzter Heimauftritt in der regulären Saison. Wir haben uns jedenfalls sehr gut beim überragenden Publikum verabschiedet. Und: The Race is on, wir sind noch nicht tot.“
Daniel Thioune, Trainer von Fortuna Düsseldorf
„Es ist nur ärgerlich, dass ich eine leichte Schulterverletzung erlitten habe. Das Spiel war sonst sehr cool, heute haben wir uns richtig belohnt, haben ausgewogenen Fußball gespielt – so wie noch nie in dieser Spielzeit. Insgesamt haben wir eine gute Saison gespielt. Es ist zwar schade, aber die Tabelle sagt schon richtig aus, wo man dann letztendlich steht. Wir haben insgesamt eine geile Mentalität gezeigt und bekommen noch unser Endspiel. Wir wollten auch unbedingt für Dawid spielen. Wir wollten ihm etwas wiedergeben, und ich hatte Tränen in den Augen, als er das Tor erzielt hat.“
Matthias Zimmermann, Abwehrspieler der Fortuna
„Natürlich war ich sehr enttäuscht, weil Dawid mir den Ball so gut vorgelegt hat und ich gerne für die frühe Führung gesorgt hätte. Leider hat dieses Tor nicht gezählt, umso schöner war es, dass mir dann das 2:0 gelungen ist. Dieser Sieg war sehr wichtig, weil es das letzte Heimspiel war und wir immer noch die Chance haben, aufzusteigen. Jetzt habe ich das Selbstvertrauen, ich habe Spielzeit bekommen, ich weiß, was von mir erwartet wird, ich fühle mich zuhause und ich genieße jetzt die Zeit. Ob ich nächstes Jahr noch hier spiele, das muss Klaus Allofs beantworten. Die Transfer-Option für mich könnte für die zweite Liga zu hoch sein.“
Myron van Brederode, Torschütze zum 2:0 für Fortuna
„Das Spiel haben wir mit sehr viel Herz und Disziplin für uns entschieden. Heute ist es uns gelungen, von Beginn an im Spiel zu sein. Es war ein verdienter Sieg, was auch wichtig war, um die Chancen für ein Endspiel zu bekommen. Wir werden alles reinhauen und dann werden wir sehen, wozu es reicht.“
Tim Oberdorf, Abwehrspieler der Fortuna
„Es ist zwar nicht alles mehr in unserer Hand allein, aber heute haben wir ein richtig gutes Spiel gemacht. Es ist schön, bei dieser Stimmung einen Sieg ohne Gegentor erzielt zu haben. Wir sind noch da - trotz einer sehr wechselvollen Saison und haben noch eine Chance. Der größte Druck liegt nun bei den beiden Mannschaften, die vor uns liegen. Vvor allem liegt er auf der jungen Mannschaft von Elversberg.“
Isak Johannesson, Mittelfeldspieler der Fortuna