Fortuna Düsseldorf kommt aus der Krise nicht heraus. Gegen die SV Elversberg gab es vor eigenem Publikum mit der 0:2-Niederlage eine neue, große Enttäuschung. Gegen einen cleveren Gegner gabe es eine insgesamt ideenlose Vorstellung, die auch noch durch kapitale Abwehrfehler zu einer verdienten Niederlage führten. Mit einem Spitzenteam hat die Mannschaft von Daniel Thioune derzeit wenig gemeinsam.
Daniel Thioune hatte eine überraschende Aufstellung angekündigt und setzte dies auch um. Dzenan Pejcinovic stand in der Startaufstellung, ebenso wie der „zuletzt verbesserte“ Danny Schmidt, wie es der Trainer ausgedrückt hatte. Der Ex-Mainzer spielte hinter Pejcinovic und sollte als torgefährlicher Spieler zur Verbesserung der Torgefährlichkeit beitragen. Matthias Zimmermann rückte zurück auf die rechte Position in der Viererkette, Emma Iyoha verteidigte wieder links und sollte Tim Rossmann in der Vorwärtsbewegung unterstützen. Während Valgeir Lunddal nach der Belastung der beiden Länderspiele für Island auf der Bank saß, spielte sein Landsmann Isak Johannesson als Verbindung zwischen Defensive und Offensive vor und teilweise auch neben dem Sechser Marcel Sobottka, der sich laut Thioune als stabilisierender Faktor im letzten Heimspiel gegen Paderborn erwiesen hatte.
Fortunas Trainer wollte keine bedingungslose Offensive, sondern eine möglichst große Balance im Spiel, um nicht in gefährliche Konter der Gäste zu laufen. Entsprechend vorsichtig und überlegt gingen die Platzherren die Begegnung an. Die kontrollierte Offensive hätte nach sechs Minuten auch das erste Tor nach einer Johannesson-Ecke bringen können. Der Ball flog an Freund und Feind vorbei, landete auf dem Kopf von Pejcinovic, dessen Abschluss aber links am Pfosten vorbeiflog. Elversberg baute langsam und bedächtig auf und wartete auf die Gelegenheit, Nadelstiche zu setzen, während sie sehr aggressiv von der Fortuna angegangen wurden.
Elversberg hatte mehr Standards und die besseren Chancen
Da die Gäste also sehr ballsicher wirkten, mussten die Fortunen nach und nach mehr Geduld aufbringen, um ihrerseits wieder in Ballbesitz zu kommen – trotz der engagierten Spielweise. Immer wieder kamen die Elversberger zu Abschlüssen, die zwar zunächst ungefährlich waren, allerdings immer wieder zu einer Ecke und damit zu einem ihrer normalerweise gefährlichen Standards führte. Auf der anderen Seite kam dann endlich auch mal ein Ball sehr gefährlich auf das Gäste-Tor, als Schmidt nach einem Pejcinovic-Steckpass aus zehn Metern zum Abschluss kam. Noch knapper war es im Gegenzug, als Tim Oberdorf den Ball blocken wollte, diesen aber so falsch traf, dass der Ball fast ins eigene Tor gerollt wäre (35. Minute). Und Elversberg blieb dran, traf nach einem schönen Trick und einem Schlenzer von Fisnik Asllani die Latte des Düsseldorfer Tores (37.).
Fortuna wirkte schon beeindruckt vom cleveren Spiel der Gäste, die sich schon ein Tor verdient hätten. Auf der anderen Seite war es wieder so, dass die Mannschaft in den ersten 45 Minuten nicht zwingend genug gewesen ist und sich mit Wohlwollen gerade einmal zwei gute Chancen herausgespielt hatte. Entsprechend war die Halbzeitansprache von Daniel Thioune, der seine Mannschaft aufforderte, noch höher zu stehen. Und das Spiel der Platzherren wurde zielstrebiger. Es hätte dann auch 1:0 heißen können, wenn der Kopfball aus guter Position von Andre Hoffmann nach einer Iyoha-Vorarbeit (52.) etwas platzierter gewesen wäre.
Doch dann kostete wieder ein Fehler Fortuna das torlose Spiel. Die Gäste nutzen das Durcheinander in Düsseldorfs Abwehr, um zum Abschluss zu kommen. Als dann aber Florian Kastenmeier den Ball schon sicher zu haben schien, ließ der Keeper den Ball wieder fallen. Asslani hatte aufgepasst und konnte zum 1:0 für die Gäste abstauben. Fortuna regierte wütend, hätte fast im Gegenzug das 1:1 gemacht, doch Pejcinovic hatte bei einer Unsicherheit von SVE-Keeper Nicolas Kristof nicht so viel Glück, denn dieser konnte noch so eben abwehren. Im Nachgang traf die Fortuna dann doch, allerdings wurde der Treffer von Schmidt wegen Abseitsstellung nicht anerkannt.
Bilderbuch-Konter entscheidet das Spiel zugunsten des Teams von Horst Steffen
Thioune wechselte dann wieder offensiv: Dawid Kownacki kam für Danny Schmidt, und Jona Niemiec für Felix Klaus. Doch auch der Schuss ging nach hinten los. Ein Bilderbuch-Konter führte zum 2:0, nachdem die Fortuna-Defensive die Restverteidigung mal wieder komplett vernachlässigt hatte und die Gäste mit drei Angreifern gegenüber einem Abwehrspieler die Überzahl clever nutzen. Der eingewechselte Lukas Petkov traf nach Vorlage von Muhammed Damar (65.). Immerhin steckte Fortuna nicht auf. Einen prächtigen Schuss von Johannesson konnte Kristof noch über das eigene Tor lenken.
Wieder einmal ist Fortuna zum einen Teil an der eigenen Offensivschwäche und andererseits an der fehlenden Konterabsicherung gescheitert. An fehlendem Kampfgeist lag es nicht, Fortuna versuchte alles, kam auch zu Abschlusssituationen, aber selbst ein vermeintlicher Handelfmeter wurde vom Schiedsrichter in der Schlussphase wieder zurückgenommen. Es will einfach nicht mehr funktionieren, aber Fortuna wirkte auch hilf- und ideenlos über weite Strecken der Begegnung. Das muss man allerdings auch dem Trainer ankreiden, der erneut nicht die richtigen Lösungen gefunden hatte für ein Spiel, nach dem es diesmal viele Pfiffe von den Rängen gab.
Statistik:
Fortuna: Kastenmeier – Zimmermann, Hoffmann (78. Siebert), Oberdorf, Iyoha (78. Appelkamp) – Sobottka (89. Vermeij)- Klaus (62. Niemeic), Johannesson, Rossmann – Schmidt (62. Kownacki) – Pejcinovic
Kader: Schock – de Wijs, Haag, van Brederode, Lunddal
SVE: Kristof – Baum, Pinckert, Rohr, Neubauer – Sickinger, Schmahl – Feil (46. Petkov), Damar (84. Sicker), Zimmerschied (75. Gerezgiher) – Asllani (90. +2 Schnellbacher)
Schiedsrichter: Tom Bauer (Mainz/Note: 3, wirkte nach außen souverän, war aber nicht ohne Fehler, wie bei der Elfmeterentscheidung, die er zurücknehmen musste)
Zuschauer: 52.000 (voll besetzt)
Tore: 0:1 (58.) Asslani, 0:2 (65.) Petkov
Gelbe Karten: Hoffmann (6.), Sobottka (2.), Rösler (Teambetreuer), Weber (Sportdirektor) / Petkov
Spielnote: 4
Beste Spieler: – / Damar, Asslani
Besonderheit des Spiels: Es gab auf Fortunas Seite keine großen Besonderheiten, wenn man von den negativen Dingen absieht, wie den kapitalen Fehlern von Emma Iyoha und Florian Kastenmeier vor dem 0:1.
Spielfazit: Elversberg spielte geschickt, clever und hätte schon früher in Führung gehen können. Fortuna war vorne nicht zwingend trotz vieler Torschüsse. Und hinten war das Thioune-Team zu fehlerhaft.
Noten der Fortuna-Spieler: Kastenmeier 5 – Zimmermann 3,5, Hoffmann 3,5, Oberdorf 3,5, Iyoha 4,5 – Sobottka 3 – Klaus 5, Johannesson 3, Rossmann 4 – Schmidt 4 – Pejcinovic 4 / Kownacki 4, Niemiec 5
Reaktionen:
„Ich freue mich sehr über den Sieg und das „Zu-Null-Spiel“. Mein Gefühl war, dass das Team, das das erste Tor schießt, auch gewinnt. Zum Schluss haben wir ein wenig Glück gehabt und sogar noch das 2:0 erzielt. Das Spiel ist immer in die richtige Richtung für uns gelaufen. Danke an alle, die uns unterstützt haben, vor allem an meine Freunde und die Familie, die hier aus der Nähe zum Spiel gekommen waren.“
Horst Stefen, Trainer von der SV Elversberg
„Ich bin noch ein wenig durcheinander. Das Momentum war diesmal mehr auf der Seite des Gegners. Wir hätten ein Tor gebraucht, um das Spiel auf unsere Seite zu ziehen. Der Gegner hatte wohl das Gefühl, heute geht etwas in Düsseldorf. Wir haben keine guten Entscheidungen vorne getroffen. Mit dem Konter zum 0:2 war das Spiel erledigt. Wenn man nichts auf die Anzeigetafel bekommt, dann hilft es auch nicht, nur zu kämpfen. Danke an die Südtribüne und an die Fans, die uns unterstützt haben. Wir müssen noch mehr tun, noch galliger sein. Da sind wir einfach nicht bei 100 Prozent.“
Daniel Thioune, Trainer von Fortuna
„Ich denke, wir haben inzwischen zu viele Spiel so verloren. Wir haben erneut nicht gut gespielt, auch weil wir keine Tore erzielen. Es ist enttäuschend, das wir den Fans nicht die Tore geben können wie in der vergangenen Saison. Es macht einfach nicht klick, das ist bitter. Wir hatten noch ein paar gute Kombinationen, an deren Ende aber kein erfolgreicher Abschluss steht. Jetzt sind wir an einem Punkt, an dem wir etwas ändern müssen oder noch härter arbeiten müssen.“
Isak Johannesson, Mittelfeldspieler der Fortuna
„Es ist schwer zu sagen, woran es liegt. Wir haben viel investiert, aber weder vorne so gut gespielt, dass wir ein Tor schießen können, noch hinten so gut verteidigt, dass wir zu Null spielen können. Es war nicht der Tiefpunkt der Saison, das sehe ich nicht so. Warum das so ist, wenn ich das wüsste, dann hätten wir das Problem nicht.“
Tim Oberdorf, Innenverteidiger der Fortuna
„Die letzten vier Wochen ist das so, dass wir Konter bekommen, nicht richtig absichern und viele kleine Fehler machen. Das wird in der Liga betraft. Wir müssen hinten zu Null spielen und vorne wieder ein Erfolgserlebnis feiern. Wir fangen erst an Fußball zu spielen, wenn wir mit dem Rücken zur Wand stehen. Wir müssen besser Fußball spielen, mutiger sein und alle verteidigen.“
Matthias Zimmermann, Verteidiger der Fortuna
„Es ist derzeit von allem zu wenig, um in dieser Liga Spiele zu gewinnen. Bei unseren über 20 Torschüssen ist es ja nicht so, als wären da große Chancen dabei gewesen. Wenn man vorne unter den Möglichkeiten bleibt, und hinten Fehler macht, kann man nicht gewinnen. Das ernüchternd, auch weil es das erste Spiel nach der Länderspielpause, weil wir Dinge besser machen wollten als vor der Pause. Du bekommst in dieser Liga nichts geschenkt. Dem Anspruch, oben mitspielen und aufsteigen zu wollen, werden wir derzeit absolut nicht gerecht. Daran müssen wir uns messen lassen. Die breite Brust schwindet nach solchen Spielen. In beiden Strafräumen sind wir nicht konsequent genug. Und die Spiele kippen bei 50:50 nicht mehr automatisch zu uns. Und wir sind viel zu einfach zu verteidigen.“
Andre Hoffmann, Kapitän der Fortuna