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Fußball

Fortuna holt wichtigen Punkt in Köln

Schmeichelhafter Punktgewinn mit Elfmeter-Tor

Von Norbert Krings - Fortuna Düsseldorf hat die Erfolgsserie aufrechterhalten. Die Mannschaft von Daniel Thioune erkämpfte sich im rheinischen Derby in Köln einen glücklichen Punkt und ist damit im Jahr 2025 noch ungeschlagen. Mit dem einen Zähler bleiben die Düsseldorfer auf Platz 5. Ärger gab es um die Kölner Choreographie. Am Tag der Bundestagswahl ein derart martialisches Bild mit einer abgestochenen Glücksgöttin zu präsentieren, war geschmacklos. 

Mit noch größerem Ärger war der Ausflug für viele Fans der Fortuna im Vorfeld bereits verbunden. Mehr als anderthalb Stunden vor der Begegnung waren über 300 Fans, die wohl zum größten Teil zur Ultra-Szene gezählt werden können, von der Polizei in der Nähe des Bahnhofs Köln-Weiden und unweit des Stadions wegen eines „Anfangsverdachts“ eingekesselt worden. Die Ordnungskräfte stellten die Personalien fest und schickten den Großteil der Fans mit Bussen zurück zum Hauptbahnhof, wo sie zu Zügen nach Düsseldorf begleitet wurden und die Heimreise antreten mussten. „Wir kritisieren stark die Verhältnismäßigkeit dieser anlasslosen Maßnahme“, erklärte die Fanhilfe der Fortuna auf X. Jeder Fortuna-Fan soll von zwei Polizisten begleitet worden sein und musste sich neben einer Personenkontrolle auch einer Leibesvisitation unterziehen. Selbst Toilettengänge wurden von Polizisten begleitet, Privatsphäre sei nicht gegeben gewesen. Darüber hinaus soll der Zugang zu Essen und Getränken verwehrt worden sein. Die Polizei bestätigt, dass die Fortuna-Fans nach der Kontrolle zurück nach Düsseldorf geschickt wurden und das Spiel dementsprechend verpassen mussten.

Daniel Thioune hatte die etwas vorsichtigere Aufstellungsvariante gewählt. Damit saß Jona Niemiec erst einmal wie auch der zuletzt enttäuschende Moritz Kwarteng auf der Bank und der sicherlich deckungstreuere Shinta Appelkamp lief mit ins Stadion in der Startelf ein. Als zweite Spitze kam direkt Dzenan Pejcinovic zum Zuge. Ansonsten schickte der Trainer die neun anderen Spieler auf den Platz, die auch gegen Hertha BSC zunächst die Anfangsformation gebildet hatten. Bei den Kölnern fehlte zunächst Damian Downs, der nur zweimal unter der Woche hatte trainieren können. Der Stürmer hatte im letzten Heimspiel noch für den FC zum 1:0-Sieg gegen Schalke getroffen und sich danach eine Muskelverletzung zugezogen. 

Zu Torabschlüssen kam es in der ersten Hälfte auf beiden Seiten kaum

Fortuna versuchte natürlich zunächst bei einer großartigen Atmosphäre den Schwung der Gastgeber zu nehmen. Das gelang zunächst, es entwickelte sich ein verteiltes Spiel mit leichten Vorteilen für die Geißböcke. Den ersten Abschluss der Fortuna gab es in der 9. Minute, als Dzenan Pejcinovic nach einem Wechsel auf die linke Seite Myron van Brederode in Szene setzte und dieser im linken Strafraum zum Abschluss kam. Kölns Keeper Marvin Schwäbe hatte damit allerdings keine Probleme. Köln griff ebenfalls Mitte der gegnerischen Hälfte an und versuchte Ballverluste zu provozieren. 

Dann kam aber auch nach 18 Minuten (!) der erste Abschluss vom 1. FC Köln. Nach dem Abschluss von Linton Maina war aber Florian Kastenmeier blitzschnell am Boden und hatte den Ball sicher gepackt. Vier Minuten später kam der Ball prompt nach einem Schlag von Kastenmeier zurück und Fortunas Keeper noch so eben an den Schuss von Dejan Lubicic (22.) heran. Inzwischen hatten die Gastgeber das Kommando übernommen, wobei die Fortuna nun die Probleme hatte, für Entlastung zu sorgen. Zu schnell wurden die Bälle in der Hälfte des Gegners wieder verloren. Allerdings fanden auch die Domstädter kaum Anspielstationen in der Spitze, auch weil sie zu langsam aufbauten. Fortuna hatte dem Anfangsdruck standgehalten und bis zur Pause keine Torgefahr des Gegners mehr aufkommen lassen. 

Während die Fortuna zur Pause nicht wechselte, brachte Kölns Coach Gerhard Struber den Ex-Nationalspieler Luca Waldschmidt, um die Offensive zu beleben. Doch am Spiel änderte sich wenig. Köln behielt das Übergewicht. (Zu) Selten kam es mal zu durchdachten Aktionen der Gäste, die in eine Chance mündeten. Doch es war nicht ungefährlich, dem Gegner das Feld so zu überlassen. Das Eckenverhältnis lautete nach einer Stunde 6:0 für die Platzherren. Daniel Thioune reagierte dann mit zwei Personalwechseln, um das Offensivspiel zu intensivieren. 

Maina leitet das Tor zur Kölner Führung geschickt ein

Doch das ging nicht auf, weil ein erneuter Ballverlust Linton Maina auf der linken Seite so ins Spiel brachte, dass Jamil Siebert ihn nicht bremsen konnte. Den sehr gut getimten Rückpass nahm Florian Kainz auf und traf aus 17 Metern zum 1:0 für die Kölner. Angesichts der Feldüberlegenheit war das bis dahin auch ein verdientes Ergebnis. Immerhin kamen die Fortunen nun besser vor den gegnerischen Kasten. Der eingewechselte Danny Schmidt bereitete vor (74.), und Pejcinovic scheitert mit seinem Schuss am Block von FC Kapitän Timo Hübers. 

Nach einem Dreifachwechsel in der Offensive versuchte Fortuna den Druck zu erhöhen. Nach einer Kwarteng-Vorarbeit scheiterte Vincent Vermeij zunächst am Querbalken des Kölner Tores (84.). Aber Fortuna versuchte es weiter gegen den nun tiefstehenden Gegner. In der 86. Minute war der Druck dann offensichtlich zu groß für die Kölner, die plötzlich in der Abwehr schwammen. Joel Schmied spielte den Ball mit der Hand, und Fortuna bekam einen Elfmeter. Die Kölner protestierten, weil sie zuvor ein Foul von Lunddal gesehen haben wollten.

Isak Johannesson führte aus und traf zum 1:1. Glücklich war es schon, aber angesichts der Fortuna-Anstrengungen und der Probleme der Kölner in der Schlussphase nicht ganz unverdient. Dann galt es für die Fortunen die (angezeigten) sechs Minuten Nachspielzeit zu überstehen – gegen die nun wütenden Angriffe der Kölner, die noch mal alles auf eine Karte setzten. Doch letztlich reichte es für die glücklichen Gäste, diesen wichtigen Punkt mit nach Düsseldorf zu nehmen.

Statistik:
Köln: Schwäbe - Hübers, Schmied (90. +3 Tigges), Heintz – Gazibegovic (90. Telle) , Olesen (46. Waldschmidt), Pacarada - Ljubicic, Kainz – Rondic (56. Downs), Maina
Fortuna: Kastenmeier – Lunddal, Oberdorf, Siebert (75. Hoffmann), Heyer – Haag – Johannesson – Appelkamp (63. Schmidt), van Brederode (63. Kwarteng) – Pejcinovic (75. Niemiec), Kownacki (75. Vermeij)
Kader: Schock – Gavory, Zimmermann
Es fehlten: Rossmann, Sobottka, Iyoha, Kwasigroch, Jastrzembski, Affo (U19)
Schiedsrichter: Michael Bacher (Amerang/Note: 3, hatte wenig Probleme mit der insgesamt fairen Begegnung) 
Zuschauer: 50.000 (ausverkauft)
Tore: 1:0 (68.) Kainz, 1:1 (89. HE.) Johannesson
Gelbe Karten: Pacarada, Maina, Struber (Trainer) / Heyer (2.), Kownacki (5./muss ein Spiel pausieren), Siebert (3.), Haag (6.)
Chancen: 6:5
Spielnote: 3 (ein intensives und meist einseitiges Spiel, aber lange ohne große Höhepunkte)
Beste Spieler: Oberdorf, Johannesson / Maina, Kainz 
Spielfazit: Fortuna war weder mutig noch ballsicher. Viel zu viele Bälle gingen im Aufbau verloren, so dass die Kölner immer wieder attackieren konnten. Doch nur einmal reichte die Defensivstärke der Gäste nicht aus, und es war passiert. Immerhin gab es eine Reaktion der Düsseldorfer, die letztlich zum Ausgleich führte.
Besonderheit des Spiels: Das war der grenzwertige Einsatz von Valgeir Lunddal vor dem Elfmeter, als er sich den Ball sicherte und dann in den Strafraum flankte.

Benotung der Fortuna-Spieler:
Kastenmeier 3 – Lunddal 3,5, Oberdorf 2, Siebert 3, Heyer  3– Haag 3,5– Johannesson 2,5 – Appelkamp 4, van Brederode 4,5 – Pejcinovic 4, Kownacki 4,5

Reaktionen:
„Das war schwach von uns, lange so wenig Spielkontrolle zu erlangen. Wir hatten nicht den Schlüssel, nach vorne gefährlich zu spielen. Defensiv standen wir aber sehr gut. In der zweiten Hälfte haben wir keine Lösung mehr nach vorne gefunden. Folgerichtig kommt Köln dann zum Tor. Dann haben wir angefangen, gut nach vorne zu spielen. Durch diese Phase haben wir uns dann den Punkt noch verdient. Hier kann man so auch mal 0:1 verlieren.“
Daniel Thioune, Trainer der Fortuna

„Das ist bitter, wir haben zwei Punkte verschenkt. Wir haben dem Gegner nichts gegeben. Wir wollten uns Fortuna zurechtlegen, fleißig sein und die Räume bekommen. Wir haben ordentlich gespielt. Beim 1:0 war es gut. Dann hatten wir den Blackout-Moment. Und das tut uns richtig weh. Aber es ist Fußball, und das müssen wir akzeptieren. Vor dem Elfmeter war es ein klares Foul.“

Gerhard Struber, Trainer des 1. FC Köln

„Es war ganz wichtig für uns, einen Punkt mitzunehmen.“

Vincent Vermeij, Fortuna-Stürmer

„Wir haben viel liegen gelassen. Aber so bitter kann es manchmal sein. Aus meiner Sicht ging dem Handelfmeter ein Düsseldorfer Foulspiel voraus. Das Handspiel selbst war unglücklich. Wir waren über 80 oder 85 Minuten die klar bessere Mannschaft. Wir hätten uns heute ein Polster aufbauen können. Die Düsseldorfer haben mit vier bis fünf Mann in der Box verteidigt. Das war nicht leicht für unsere Angreifer.“

Timo Hübers, Kölner Verteidiger

„Wenn man zweimal in Hin- und Rückspiel in der Schlussphase punktet, fühlt sich das gegen Köln fast wie ein Sieg an. Ich kann mit dem Punkt leben. Wir haben es wieder gut gemacht. Unser Box-Verteidigung war sehr gut. Wir haben uns gut gewehrt. Köln hatte leichte Feldüberlegenheit, aber strahlte nicht die Dominanz aus wie im Hinspiel. Beim Gegentor geht kein Vorwurf an Jamil Siebert, Wir haben heute dafür gesorgt, dass Köln nicht davonzieht. Es ist momentan schwer, gegen uns zu gewinnen. Unser Ziel muss sein, über 90 Minuten lang und über mehrere Spiele hinweg konstant unsere Leistungen zu zeigen. Man sieht, dass es derzeit in der zweiten Liga keiner Mannschaft gelingt davonzuziehen.“
Fortunas Sportdirektor Christian Weber

„Ich kann das Tor sicherlich auf meine Kappe nehmen. Ein Dank an unsere Fans, auch wenn ich erfahren habe, dass nicht alle vor Ort waren. Diejenigen, die im Stadion waren, hat man auf dem Platz auf jeden Fall gehört.“
Fortuna-Verteidiger Jamil Siebert