Von Norbert Krings - Fortuna Düsseldorf konnte zwar die gute Auswärtsserie mit dem 1:1 (1:1) in Hannover behaupten. Das Team von Daniel Thioune hätte aber durchaus mit etwas mehr Ballsicherheit und Risikobereitschaft mehr als den einen Punkt im Aufstiegskampf mitnehmen können. Die Fortunen belegen mit sechs Punkten Rückstand auf Köln (1.) und vier Zähler auf Platz zwei (Hamburg) und drei (Kaiserslautern) Rang fünf.
Daniel Thioune hatte vor diesem Spiel nicht die große Qual der Wahl, welche Mannschaft er auf den Platz schicken konnte. Durch die Verletzungen von Stammkräften und den Sperren seiner Mittelfeld-Akteure, Isak Johannesson sowie Giovanni Haag, war er zu Umstellungen und einer taktischen Anpassung gezwungen. Vor der zuletzt praktizierten und ebenso besetzten Viererkette mit Valgeir Lunddal rechts und Moritz Heyer links spielten auf der Sechs Matthias Zimmermann (defensiver) und Shinta Appelkamp (etwas offensiver). Vorne setzte er nicht auf zwei Innenstürmer, sondern Daniel Thioune versuchte es mit zwei schnellen Außen. Jona Niemiec rückte auf die rechte Angriffsseite, Myron van Brederode spielte weiter links als zuletzt. Hinter Dawid Kownacki als einzige Spitze versuchte Momo Kwarteng sich um die offensiven Akzente im Mittelfeld.
Hannover begann direkt mit einem guten Angriff, den Marcel Halstenberg mit einem Schuss über das Tor abschloss. Bei den Gastgebern spielte auch der neu verpflichtete walisische Stürmer Rabbi Matondo, der in der fünften Minute von Lunddal an einem gefährlichen Kopfball noch so eben gehindert werden konnte. Darauf reagierten die weit über 3.000 Fans aus Düsseldorf mit aufmunternder Anfeuerung. Die Gäste versuchten zunächst, die Ordnung zu halten und die gefährliche 96-Offensive abzuschirmen und nicht richtig ins Spiel kommen zu lassen. Das sah dann nach einer klaren Feldüberlegenheit der Platzherren aus, die es betont mit ihren Angriffen über die Flügel versuchten.
Fortunas Angriffsversuche scheiterten meist früh an unüberlegten Abspielen und darauffolgenden Ballverlusten. Erst nach einer knappen Viertelstunde schaffte es das Team von Daniel Thioune mal, etwas längere Ballpassagen auf den Rasen zu bringen. Ganz nach vorne ging es nicht, und Abschlusssituationen gab es für die Gäste zunächst nicht. Allerdings kam in dieser Phase auch das Düsseldorfer Tor nicht großartig in Gefahr. Der erste sehenswerte Abschluss von Dawid Kownacki verfehlte knapp das Ziel, ein Tor wäre wegen einer Abseitsstellung aber nicht anerkannt worden.
Düsseldorf geht mit der ersten guten Chance gleich in Führung
Dann ging in der 26. Minute zumindest ein Teil des Matchplanes der Gäste perfekt auf. Nach einer Kopfballverlängerung von Kownacki konnte Jona Niemiec seinen erfahrenen Bewacher Halstenberg abschütteln. Eine perfekte Vorlage auf van Brederode nutzte der freistehende Niederländer geschickt und ließ Ron-Robert Zieler beim 1:0 für Fortuna keine Abwehrchance. Es dauerte aber nicht lange, genau neun Minuten, bis die Gastgeber den Ausgleich erzielten. Erneut war zu viel Platz auf der rechten Seite. Mit einer Flanke vom Flügel durch Jannik Dehm waren die Fortunen überfordert, denn Nicolo Tresoldi war früher als Oberdorf und Siebert am Ball und spitzelte den Ball an Kastenmeier vorbei. Jannik Rochelt beförderte den Ball dann zum 1:1 über die Linie.
Nach dem natürlich nicht ganz unverdienten Ausgleich wogte das Spiel bis zur Pause hin und her, brachte aber keine großen Höhepunkte mehr. Erwartungsgemäß ging es ohne Änderungen auf beiden Seiten in den zweiten Durchgang. Auch taktisch wollte Thioune nichts verändern, wünschte sich aber längere und sichere Ballpassagen mit Abschlüssen. Es dauerte dann allerdings, bis wieder etwas mehr passierte als das Mittelfeld-Geplänkel bis dahin. Der Abschluss von (52.) Halstenberg nach einer Matondo-Vorarbeit lief aber parallel zur Torlinie ins Leere. Fortuna kam also wieder etwas mehr unter Druck.
Zum Ende hin gab es zu wenige gute Aktionen in einem nur vermeintlichen Spitzenspiel
Wieder gab es zu selten eine richtige Entlastung, obwohl die Niedersachsen auch nicht allzu viel auf die Platte brachten. Fortuna ließ den Gastgebern allerdings auch sehr viel Raum und griff erst ab der Mittellinie ernsthaft an. So kam es auch immer wieder zu Ecken, die Fortuna aber meist gut abwehren konnte. Offensiv blieb Fortuna aber vieles schuldig, weil es nicht zu gefährlichen Aktionen und Abschlüssen kam. So versuchte der Trainer bei 10:2-Torschüssen für den Gegner seinem Team einen neuen Impuls zu geben. Das tat er mit der Einwechslung von Danny Latza (68.), der dem Spiel wieder etwas mehr Struktur geben sollte. Zudem kam auch Dzenan Pejcinovic für Niemiec in die Partie, also vorne agierte dann der Gast wieder mit zwei Spitzen.
Das Spiel war inzwischen verflacht, von beiden Seiten kam nicht mehr viel (Risiko). Auch das Tempo war hüben und drüben übersichtlich. Ein langer Ball von Kastenmeier brachte dann mal etwas Abwechslung ins Spiel. Kownacki verlängerte in den Lauf von Pejcinovic und scheiterte nur knapp mit seinem Schuss auf den langen Pfosten (79.). Bis auf die letzte Szene blieb das Spiel eher langweilig. Den gefährlichen Freistoß in der letzten Sekunde beförderten dann aber Kastenmeier und seine Mitspieler gemeinsam und erfolgreich aus dem eigenen Strafraum.
Statistik:
Hannover: Zieler – Dehm, Neumann, Tomiak, Halstenberg – Kunze, Leopold – Rochelt, Matondo (65. Momuloh)– Ngankam (85. Nielsen), Tresoldi (77. Gindorf)
Fortuna: Kastenmeier – Lunddal, Oberdorf, Siebert, Heyer – Zimmermann (86. Gavory), Appelkamp (86. Schmidt),– Niemiec (68. Latza), Kwarteng, van Brederode (68. Pejcinovic) – Kownacki (90. + 3 Vermeij)
Kader: Schock – Boller, Hoffmann
Es fehlten: Haag, Johannesson - Rossmann, Sobottka, Iyoha, Kwasigroch, Jastrzembski, Affo
Schiedsrichter: Max Burda (Berlin/Note: 3, pfiff unauffällig und gelassen, hatte keine Probleme mit dem Spiel)
Zuschauer: 33.200
Tore: 0:1 (26.) van Brederode, 1:1 (35.) Rochelt
Gelbe Karten: Ngankam / Appelkamp (4.), van Brederode (4.), Kownacki (4.)
Chancen: 5:2
Spielnote: 4 (nur wenig gefährliche Aktionen von zwei Mannschaften, die nicht das letzte Risiko suchten)
Beste Spieler: Siebert, Oberdorf / Dehm, Tomiak
Spielfazit: Fortuna verdiente sich das Unentschieden aufgrund einer ordentlichen Defensivleistung. Allerdings war Hannover auch offensiv nicht stark genug, um den Gast so richtige Probleme zu bereiten. Nach der Führung haben die Fortunen es aber auch nicht geschafft, den Gegentreffer zum 1:1 zu verhindern.
Besonderheit des Spiels: Das war das „Comeback“ von Danny Latza, der in der Personalnot noch einmal ein Profi-Spiel bestritt.
Benotung der Fortuna-Spieler:
Kastenmeier 2,5 – Lunddal 3,5, Oberdorf 2,5, Siebert 2,5, Heyer 3,5 – Zimmermann 3, Appelkamp 3 – Niemiec 3,5, Kwarteng 4,5, van Brederode 3– Kownacki 4
Reaktionen:
"Ich bin froh, dass wir uns den Punkt ergaunern konnten. Ich bin froh, dass das alles so gut geklappt und Spaß gemacht hat."
Danny Latza, Mittelfeldspieler der Fortuna
"Grundsätzlich war angesichts des Spielverlaufs nicht viel mehr drin. Gegen Hannover als Heimmannschaft muss man einiges aushalten. Wir haben gut und kompakt verteidigt. Die Räume haben wir bis auf einmal - beim Ausgleichstor - schließen können. Viele Flanken haben wir sehr gut verteidigt. Wenn man offensiv keine Sielkontrolle hat, muss man sie defensiv haben. So haben wir uns den Punkt dann auch verdient. Es gibt dann solche Situationen, die taktisch aufgehen können, wie beim Führungstreffer mit dem Tempo von Jona (Niemiec), aber so oft konnten wir auch nicht in die Tiefe spielen. Dieser Moment, als wir Marcel Halstenberg im Rücken entkommen konnten, hat sich dann ergeben. Das ist dann tatsächlich so aufgegangen. Auch in der zweiten Hälfte hätte das zum Erfolg führen können mit der Kopfball-Verlängerung von Dawid Kownacki und dem Abschluss von Dzenan Pejcinovic."
Daniel Thioune, Trainer der Fortuna
"Es hat der letzte Pass und die Präzision gefehlt. Aber wir müsen versuchen, auch solche Spiele zu gewinnen. Uns fehlt derzeit der Lucky Punch."
Nicolo Tresoldi, Hannovers Mittelstürmer