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Fußball

Fortuna gibt Sieg wieder aus der Hand

Nach dem 2:0 baut das Thioune-Team den Gegner auf

Von Norbert Krings – Fortuna Düsseldorf hat auch die dritte Ausgabe des Projektes „Fortuna für alle“ nicht gewinnen können. Beim 2:2 gegen den SV Darmstadt 98 gab die Mannschaft von Daniel Thioune einen 2:0-Vorsprung noch aus der Hand und verliert so langsam den Anschluss an die Aufstiegsplätze.

Daniel Thioune setzte tatsächlich - wie erwartet - von Beginn an auf eine Dreierkette. Auf Matthias Zimmermann verzichtete er zunächst und setzte stattdessen auf die Defensiv-Qualitäten von Isak Johannesson, der als Verbindungsspieler neben dem Sechser, Giovanni Haag, dienen sollte. Dafür spielte Myron van Brederode gemeinsam mit Moritz-Broni Kwarteng hinter der einzigen Spitze, Dawid Kownacki. An der Tatsache, dass der „Neue“ aus Bochum direkt spielen durfte, kann man auch erkennen, dass Thioune Fortunas das Problem in der Offensive unbedingt lösen wollte. Auf der linken Außenbahn war der Franzose Nicolas Gavory mal wieder zu sehen, der in der Hinrunde so oft mit Verletzungen ausgefallen war. Es wurde dann jedenfalls nicht sein Tag. Bei den Darmstädtern konnte der Schwede Isac Lidberg nicht dabei sein. Der Torjäger fehlte wegen einer Oberschenkel-Verletzung. Auch auf den bekannteste SVD-Spieler Fabian Holland (Kreuzbandriss) mussten die Lilien verzichten. 

Das Spiel begann mit Problemen auf beiden Seiten. Es war zu erkennen, dass der Spielrhythmus noch nicht sofort in den ersten Minuten des Pflichtspiel-Auftakts vorhanden sein konnte. Der erste Abschluss von Fortuna (Kwarteng) endete dann auch weit oben im Fangnetz. In der Defensive gab es auch die eine oder andere Ungenauigkeit, meist durch zu kurze, schlecht getimte Pässe. Die Gäste konnten diese kleinen Geschenke allerdings nicht nutzen. Das galt auch für Fraser Hornby, der plötzlich völlig frei vor Florian Kastenmeier im Fortuna-Tor auftauchte (19. Minute). Und auch in den Szenen danach wackelte die Abwehr der Gastgeber bedenklich. 

Fortuna spielt die 1:0-Führung geschickt heraus

Fortuna schien erneut einen gebrauchten Tag erwischt zu haben, und die Zweikampfbilanz sowie das Verhalten im Raum in beiden Richtungen war nach einer halben Stunde stark verbesserungswürdig. Auch bis zur 40. Minute war es für so manchen Fan schon schwer zu ertragen, was die Mannschaft in den roten Trikots auf den Platz brachte. Und wie es dann so im Fußball ist, erzielte die Fortuna dann das 1:0. Myron van Brederode hatte dann plötzlich (41.) viel zu viel Raum im Strafraum der Darmstädter. Er schlenzte den Ball auf Vorarbeit von Moritz Kwarteng dann aus 13 Metern geschickt in die lange Ecke, unhaltbar für 98-Keeper Marcel Schuhen. 

Mit dem 1:0-Vorsprung ging es auch mit einem Glücksgefühl in die Pause, aber am Ballbesitz (46:57 Prozent) und den gespielten Pässen war zu erkennen, dass dieses Ergebnis nicht unbedingt den Spielverlauf widerspiegelte. So war der Trainer sicherlich mit dem Ergebnis zufriedener als mit der Leistung seiner Spieler. Zumindest das Selbstvertrauen sollte jedoch einen Schub erhalten haben. So hatte Kwarteng bereits in der 47. Minute die Chance zum 2:0, als ihn van Brederode an der Strafraumkante in Stellung gebracht hatte. Haag war der nächste Fortune (52.) mit einer guten Schusschance. Und die Fortunen hatten jetzt auch deshalb das Übergewicht, weil den Gästen nun die Mehrzahl an Fehlern unterlief. Das nutzten die Platzherren dann auch endlich mal konsequent vor dem Treffer zum 2:0, als Giovanni Haag einen schlecht abgewehrten Ball von Clemens Riedel von der Strafraumkante ins Netz hämmerte.

Darmstädter kommen durch die Fehler der Fortuna wieder zurück

Den Düsseldorfern half das allerdings nicht, um das Spiel komplett unter Kontrolle zu bekommen. Im Strafraum unterlief Nicolas Gavory ein elfmeterreifes Foul, Killian Corredor konnte den Strafstoß zum 2:1 sicher verwandeln. Und da war sie wieder, die plötzliche Unsicherheit gegen Gäste, die diese Chance eiskalt nutzten. In der 72. Minute hieß es 2:2. Nach einer Ecke kam der lange Aleksandar Vukotic völlig frei an den Ball, leitete ihn unbedrängt auf Corredor weiter, der ohne Probleme zum Ausgleich einköpfen konnte. Drei Minuten hatten die Fortunen nur benötigt, um den Vorsprung zu verspielen. 

Was ist nur mit der Psyche von den Fortunen los? Jede kleine Situation kann diese Mannschaft aus der Fassung bringen. So war es auch fast geschehen, als Philipp Förster unbedrängt auf den Strafraum zulaufen konnte und dort zum Schuss kam. Der Ball flog zum Glück für die Gastgeber über das Tor. Immerhin kam die Fortuna noch zu einer sehr guten Möglichkeit, als der eingewechselte Dzenan Pejcinovic aus kurzer Distanz per Kopf das Tor knapp verfehlte. Doch ein Sieg wäre nach diesem Spiel und dem teilweise gezeigten Unvermögen auch nicht unbedingt verdient gewesen.

Statistik:
Fortuna: Kastenmeier – Hoffmann, Oberdorf, Siebert – Lunddal (82. Niemiec), Haag (71. Zimmermann), Johannesson, Gavory – Kwarteng (85. Pejcinovic), van Brederode (82. Schmidt) – Kownacki (85. Vermeij)
Kader: Schock – Quarshie, Mbamba, Suso
Es fehlen: Rossmann - Sobottka, Appelkamp, Iyoha, Kwasigroch, Jastrzembski, Affo
Darmstadt: Schuhen – Lopez (79. Thiede), Riedel, Vukotic, Nürnberger – Klefisch, Müller (79. Pepela)- Förster, Corredor (90. +1 Maglica) – Hornby (60. Lakenmacher), Marseiler (79. Wilhelmson)
Schiedsrichter: Robert Kampka (Köln/Note: 4)
Zuschauer: 51.500 (voll besetzt bis auf 1.500 Darmstadt-Fans/Freispiel)
Tore: 1:0 (41.) van Brederode, 2:0 (62.) Haag, 2:1 (69. FE) Corredor, 2:2 (72.) Corredor
Gelbe Karten: Haag (3.), Lunddal (3.) Kownacki (2.) Oberdorf (3.)/ Müller
Chancen: 6:5
Spielnote:  4
Beste Spieler: van Brederode, Kwarteng / Klefisch, Corredor 
Spielfazit: Fortuna spielte lange Zeit schwach und mit vielen Stockfehlern, schien dann sicher auf der Siegerstraße und strahlte dann auch Selbstvertrauen aus. In drei Minuten verspielte die Mannschaft aber dann den Sieg und eine gute Stimmung.
Besonderheit des Spiels: Beide Mannschaften agierten insgesamt auf einem erstaunlich schwachen Niveau.

Benotung der Fortuna-Spieler:
Kastenmeier 3 – Hoffmann 3,5, Oberdorf 3,5, Siebert 3 – Lunddal 4,5, Haag 3, Johannesson 3,5, Gavory 5 – Kwarteng 3, van Brederode 2,5 – Kownacki 5

Reaktionen:
„Das Spiel hat etwas Anlaufzeit gebraucht. Nach einem Ballverlust kassieren wir das 0:1. Dann spielen wir 20 Minuten ganz schlecht und kassieren das 0:2. Aber ein großes Kompliment an meine Mannschaft. Nicht nur wegen der statistischen Werte war es ein verdienter Punkt für uns.“
Florian Kohfeld, Trainer von Darmstadt 98

„Beide Teams haben sich neutralisiert in der ersten Hälfte. Das 1:0 war sehr gut herausgespielt. Mit einem guten Gefühl sind wir in die Pause gegangen, obewohl ich mit dem Positionsspiel nicht zufrieden war, vor allem auf der linken Seiite. Das 2:0 zeichnete sich so etwas ab. Nach dem 2:0 haben wir das Spiel im Griff, dann aber erneut durch individuelle Fehler das Spiel aus der Hand gegeben. Wir haben den Gegner wiederbelebt. Ich bin mit dem Ergebnis maximal unzufrieden. Wir haben nicht 100 Prozent abgerufen, damit haben wir den Sieg letztlich auch nicht verdient.“ 
Daniel Thioune, Trainer der Fortuna

“Wir haben über weite Strecken gut verteidigt, auch mit dem Ball war das ganz in Ordnung. Wir sind dann verdient in Führung gegangen, aber dann waren es wieder die Kleinigkeiten, die uns um den Erfolg gebracht haben. Wir wussten, wie die Darmstädter die Standards spielen und können das 2:2 trotzdem nicht verhindern. In den letzten Details sind wir nicht bei 100 Prozent. Wir brauchen dringend mal wieder einen überzeugenden Sieg."
Tim Oberdorf, Abwehrspieler der Fortuna.

“Wir haben mal wieder viele Möglichkeiten aus- und die Chance auf einen verdienten Erfolg liegengelassen.”
Isak Johannesson, Mittelfeldspieler der Fortuna

“Eine Führung heißt eben nie, dass das Spiel bereits gewonnen ist. Das ist sehr ärgerlich. Ich habe tatsächlich nach dem ersten Gegentor eine Verunsicherung in der Mannschaft gespürt. Mit meinem Einstand bin ich ganz zufrieden, aber da geht noch mehr wie auch bei der gesamten Mannschaft.”
Moritz Kwarteng, der neue Offensivspieler der Fortuna