Von Norbert Krings – Fortuna Düsseldorf endete nur als Sechster in der Abschlusstabelle der 2. Fußball-Bundesliga. Nach einer starken ersten Hälfte brachten die Spieler von Daniel Thioune im zweiten Durchgang nicht mehr viel auf die Reihe und kassierten vier Tore der spielerisch überzeugenden Magdeburger, die letztlich mit 4:2 gewinnen und an Fortuna vorbeiziehen konnten. Zwar hat Elversberg auf Schalke frühzeitig alles klar gemacht, aber das darf keine Entschuldigung für die schwache Leistung der Fortuna nach der Pause sein.
Daniel Thioune hatte keine schlaflosen Nächte, um sich auf eine Aufstellung in Magdeburg festzulegen. Fortunas Trainer griff auf die Startformation der vergangenen beiden Spiele zurück und sprach seinen Spielern damit großes Vertrauen aus. Hinzu kamen zwei neue Optionen auf der Ersatzbank neben den Mittelfeldspielern Emmanuel Iyoha und Marcel Sobottka, die auch vergangene Woche zur Verfügung gestanden hatten. In Vincent Vermeij, der zumindest eine halbe Stunde durchhalten konnte und Jona Niemiec, der nach seiner Gelbsperre wieder zur Verfügung steht, hatte Thioune zwei Offensivkräfte auf der Bank, die mit jeweils zwei Toren in der Saison 2023/24 innerhalb von elf Tagen zwei Spiele in Magdeburg zugunsten der Düsseldorfer entschieden hatten. Magdeburgs Trainer Christian Titz setzte im Vergleich zur 1:2-Niederlage in Paderborn auf zwei neue Spieler: Livan Burcu spielte für Bryan Teixera und Abu-Bekir El-Zein stand für Patric Pfeiffer in der Anfangsformation.
Die Herangehensweise verriet Daniel Thioune noch vor dem Spiel: „Wir müssen das Spiel gewinnen, werden allerdings nicht von Beginn an alles riskieren“, sagte der Coach. „Hintenheraus könnte das anders sein, wenn wir dringend die drei Punkte brauchen.“ Wer nicht an Überraschungen glaubt, sollte besser keinen Profifußball spielen. „Jeder, der sich für diesen Sport interessiert, der weiß, was im Fußball alles passieren kann“, sagte Christian Weber. Fortunas Sportdirektor ging recht optimistisch in dieses Spiel. „Wir werden gespannt auf die anderen Plätze schauen, ob ein Wunder geschehen wird. Dafür müssen wir aber unsere Pflicht erfüllen.“
Magdeburg begann mit Ballbesitz-Fußball, wolle das Spielgerät in den eigenen Reihen halten, um Sicherheit zu erlangen. Natürlich wäre es für die Gäste schön gewesen, ein frühes Tor vorzulegen, um die Konkurrenten früh unter Druck zu setzen. Doch erst einmal ging es darum, den Schwung des Gastgebers zu unterbinden und sicher zu stehen. Die erste Viertelstunde war dann auch nicht unbedingt durch ein Chancen-Feuerwerk gekennzeichnet. Auf den anderen Plätzen gab es hingegen bereits nach einer Viertelstunde Tore. Köln führte 1:0 gegen Kaiserslautern, und Fortuna-Konkurrent Elversberg erzielte ebenfalls die Führung auf Schalke. Doch dieser Treffer wurde durch den VAR wieder zurückgenommen – wegen einer Abseitsstellung.
Zimmermann bringt mit einem herrlichen Treffer die Fortuna in Führung
Dann traf tatsächlich die Fortuna, und das war viel wichtiger. Nach einer Kombination auf der rechten Seite hatte Tim Oberdorf seinen Abwehrkollegen Matthias Zimmermann im Strafraum geschickt angespielt. Und der Außenverteidiger traf mit einem tollen Schuss in den Winkel der langen Ecke zum 1:0. Der Jubellauf führte Zimbo zu Ersatzkeeper Florian Schock. Fast unmittelbar danach kam aus Schalke dann die Nachricht, dass Elversberg erneut getroffen hatte. und dieses Tor war auch anerkannt worden. Für den Auftritt der Fortuna schien das egal zu sein. Die Kombinationen wirkten sicher und hatten durch das Tor auch mehr Zielstrebigkeit erhalten. Daher hatte Fortuna nach einer Flanke von Myron van Brederode die nächste Gelegenheit. Allerdings traf der da schon gelbverwarnte Isak Johannesson den Ball mit dem Kopf so, dass das Spielgerät über die Latte flog. Das passierte auch wenig später, als Nicolas Gavory flankte und Dawid Kownacki knapp drüber köpfte. Fortuna war eindeutig die gefährlichere Mannschaft, während die Paderborner einen Elfmeter in Karlsruhe nicht verwandeln konnten.
Magdeburg wirkte nicht so, als wollte es auf Teufel komm raus das Spiel drehen. Es ergaben sich für den Gastgeber allerdings ein paar Halbchancen, weil sich nach 40 Minuten so ein wenig der Schlendrian bei der Fortuna im Abwehrzentrum einschlich. Doch es ging dann mit dem 1:0-Vorsprung für die Düsseldorfer in die Kabinen und mit drei neuen Spielern in den zweiten Durchgang. Während der 1. FC Magdeburg zweimal wechelte, kam bei Fortuna Valgeir Lunddal für den erkälteten Nicolas Gavory in die Mannschaft. Doch kurz nach dem Anpfiff in Magdeburg kam die Nachricht vom 2:0 der Elversberger auf Schalke. Und es kam noch schlimmer für die Gäste, als nach einer Ecke der Franzose Jean Hugonet völlig frei zum Kopfball kam und Florian Kastenmeier beim 1:1 völlig chancenlos war. Immerhin hatte der KSC das 1:0 gegen den SC Paderborn erzielt.
Fortuna wirkte irgendwie gelähmt, ließ den Gegner viel zu viele Freiheiten, und auch das Spiel nach vorne war viel zu fehlerhaft. Von Energie und Spiellust war dabei nun nur wenig zu sehen, obwohl Karlsruhe nun 2:0 führte und später noch das 3:0 erzielte. Mit einem Sieg würden die Düsseldorfer auf Rang vier springen. Inzwischen hatte Ex-Fortune Felix Klaus zum zweiten Mal gegen den HSV zum Zwischenstand von 2:1 für Fürth getroffen. Später traf er noch zum dritten Mal.
Shinta Appelkamp hatte dann nach einer Stunde die Chance zur erneuten Führung auf dem Fuß. Statt abzuspielen, schoss er selbst und scheiterte kläglich. Und die Strafe folgte auf dem Fuße. Denn ein eigentlich harmloser Schuss von Xavier Amaechi (60.) wurde von Oberdorf so unglücklich abgefälscht, dass Kastenmeier nicht mehr reagierte. Das 1:2 aus Düsseldorfer Sicht war so etwas von unnötig, dass Daniel Thioune umgehend reagierte und Danny Schmidt für Giovanni Haag brachte. Was für eine schwache zweite Hälfte war das von den wie uninteressiert am Ergebnis spielenden Fortunen bis dahin. Die Spieler kamen nicht mehr in die Zweikämpfe, und die Gastgeber konnten sich locker den Ball zuspielen. Die Konsequenz war das 3:1, das Alexander Nollenberger erzielte, nachdem ein Konter über den starken Baris Atik von den Gästen nicht gebremst werden konnte.
Das war schon bitter, dass sich die Fortuna erneut so willenlos wie im Hinspiel in der zweiten Hälfte vorführen ließ. Das Abrutschen auf Platz sechs war die Folge dieser sich deutlich anbahnenden Niederlage. Denn ein Aufbäumen sieht sicherlich anders auf. Trotzdem kam Isak Johannesson nach einem krassen Abwehrfehler noch zum 2:3-Anschlusstreffer. Den Schnitzer hatte Jamil Siebert erzwungen. Jetzt ging noch mal ein leichter Ruck durch das Team von Daniel Thioune, was aber nichts mit dem Anschlusstreffer der Schalker zu tun hatte. Vincent Vermeij und Jona Niemiec kamen aber viel zu spät für eine Wende. Es wurde dann eine völlig unnötige Niederlage sogar mit zwei Toren Unterschied, weil Martijn Kaars noch zum 4:2 gegen eine aufgerückte Fortuna traf. Das Team von Daniel Thioune ging trotz der zwischenzeitlichen Führung somit mit einer bitteren Enttäuschung in die Sommerpause. Und dem Trainer war auf dem Platz anzusehen, wie enttäuscht er von der Leistung seiner Mannschaft war.
Statistik:
Magdeburg: Reimann – Hugonet, Mathisen, Heber (46. Müller) – Gnaka (88. Chahed) – El Zein (46. Loric) – Nollenberger, Kaars, Musonda – Burcu (31. Amaechi), Atik (81. Michel)
Fortuna: Kastenmeier – Zimmermann (79. Iyoha), Oberdorf, Siebert, Gavory (46. Lunddal/88. Niemiec) – Haag (66. Schmidt), Heyer (88. Vermeij) – Appelkamp, Johannesson, van Brederode – Kownacki
Kader: Schock – Hoffmann, Affo, Sobottka
Es fehlten: Kwarteng, Pejcinovic, Rossmann, Kwasigroch
Schiedsrichter: Patrick Ittrich (Hamburg/Note: 2 – der Unparteiische fiel nicht groß auf, war immer Herr der Lage und agierte fehlerlos)
Zuschauer: 27.265 (ausverkauft)
Tore: 0:1(19.) Zimmermann, 1:1 (48.) Hugonet, 2:1 (60.) Amaechi, 3:1 (73.) Nollenberger, 3:2 (81.) Johannesson, 4:2 (90. +1) Kaars
Gelbe Karten: Burcu / Johannesson, Kownacki, Siebert
Chancen: 10:7
Spielnote: 3
Beste Spieler: Atik, Nollenberger / Zimmermann (45 Minuten lang)
Spielfazit: Fortuna hatte eine Hälfte lang alles in Griff, danach brachen aber alle Dämme.
Besonderheit des Spiels: Das war der Unterschied der Leistung der Fortuna vor und nach der Pause.
Benotung der Fortuna-Spieler:
Kastenmeier 3,5 – Zimmermann 3, Oberdorf 3,5, Siebert 3,5, Gavory 3 – Haag 4, Heyer 4 – Appelkamp 5, Johannesson 3, van Brederode 4,5 – Kownacki 4
Reaktionen:
„Ich habe keine Worte dafür. Es war enttäuschend. Im nächsten Jahr rocken wir das aber hin. So werden wir nicht mehr zusammenspielen. Der Hals ist dick, nachdem wir eine gute erste Hälfte gespielt haben.“
Florian Kastenmeier, Torhüter der Fortuna
„Ich bin stolz auf mein Team und freue mich auch für die Fans über diesen Erfolg.“
Christian Tietz, Trainer der Magdeburger
„Die erste Hälfte war richtig gut von uns, die zweite richtig schlecht. In dieser Liga musst Du für 90 Minuten eine konzentrierte Leistung bringen. Zu meiner eigenen Zukunft bei der Fortuna kann ich nichts sagen.“
Dawid Kownacki, Stürmer der Fortuna
“Das Niveau in der zweiten Hälfte war viel zu schlecht. Wir dürfen keine vier Tore kassieren. Zu meiner eigenen Zukunft kann ich nur sagen, dass im Fußball alles ganz schnell gehen kann. Ich bin auf jeden Fall sehr gerne in Düsseldorf…”
Isak Johannesson, Mittelfeldspieler der Fortuna, der das 1.000 Tor dieser Zweitliga-Saison erzielt hat
“Ich musste mich ein wenig sortieren nach diesem Spiel. Glückwunsch an den Gegner. In der ersten Hälfte ist bei uns alles aufgegangen, wie es sein sollte. Das Positionsspiel hat gestimmt, auch wenn wir einige Bälle zu viel im Aufbau verloren haben. Ab der Minute 40 kippte das Spiel. Wir haben uns nach der Pause selbst in Schwierigkeiten gebracht. Aus meiner Sicht ist dann Magdeburg verdient in Führung gegangen. Das 2:4 ist dann passiert, als wir ,all in´ gegangen sind. Wir waren aber nicht so schlecht, wie es das Ergebnis vermuten lässt.”
Daniel Thioune, Trainer der Fortuna