Eishockey

Folgefehler

Beim 2:10 in Berlin brach die DEG komplett ein. Nicht zum ersten Mal kassierte sie mehrere Tore in kurzer Zeit.

Von Bernd Schwickerath

Eins haben sie bei der Düsseldorfer EG an diesem lausigen Mittwochabend in Berlin dann doch richtig gemacht: Sobald sie ein Mikrofon vor der Nase hatten, sprachen sie Klartext über das historische 2:10 bei den Eisbären. Den Anfang machte Alexander Ehl noch während des Spiels bei Magentasport, nannte den Auftritt „peinlich“. Das Wort, das Alexander Blank hinterher einfiel, war „Scheiße“, mit so einer Leistung hätte die DEG „nicht mal in der 2. Liga einen Punkt geholt“.

Auch Trainer Steven Reinprecht wollte nichts beschönigen: „Berlin hat jedes Laufduell um Pucks und jeden Zweikampf gewonnen. Sie hatten Struktur und spielten zusammen.“ Was im Umkehrschluss ja hieß, dass sein Team das eben nicht gemacht hatte. Und so sah das auch Manager Niki Mondt: „Wir sind überhaupt nicht ins Spiel gekommen und wurden regelrecht überfahren.“

Alles schonungslos, alles richtig, aber der wichtigste Satz nach der höchsten Düsseldorfer Niederlage in der mehr als 30-jährigen Geschichte der Deutschen Eishockey Liga (DEL) kam von einem Gegner. Vom gerade mal 17-jährigen Maxim Schäfer: „Ich war überrascht vom Aufritt der DEG. Es wirkte fast ein wenig lustlos.“

DEG lässt Einsatz vermissen

Ein 17-Jähriger fand es also recht entspannt, in Deutschlands höchster Eishockeyliga kurz vor Saisonende gegen einen Abstiegskandidaten zu spielen. Vernichtender kann ein Urteil kaum sein. Und Schäfer war nicht der einzige, der diesen Eindruck hatte. Die DEG war nicht nur spielerisch und strukturell kaum konkurrenzfähig, sie ließ auch den nötigen Einsatz vermissen. Trotz der guten Phase zuletzt. Trotz der Länderspielpause. Trotz der bedrohlichen Lage im Tabellenkeller.

Doch spätestens mit dem 3:0 gingen bei der DEG die Lichter aus. Da stand kein Team mehr auf dem Eis, das an sich glaubte. Und vor allem keins, das Lust darauf hatte, es trotzdem zu versuchen. Das kann natürlich mal passieren, erst recht beim Deutschen Meister, wenn gleich am Anfang viel gegen einen läuft. Selbst Spitzenteams haben mal Tage, an denen nichts funktionieren will und jeder mit sich selbst beschäftigt ist. Aber das Problem der DEG in der Saison 2024/25: Das passiert ihr deutlich zu oft. In Berlin ging sie bereits zum neunten Mal mit sechs und mehr Gegentoren vom Eis.

Immer wieder brechen die Düsseldorfer nach Rückschlägen ein. Sind nicht in der Lage zu antworten. Kassieren sie ein bitteres Tor, folgt oft gleich das nächste. Zwölf Mal passierte das dieser Saison bereits innerhalb von zwei Minuten. Gar 18 Mal waren es drei Gegentore in einem Drittel.

Dass das mentale Gründe hat, liegt auf der Hand. Aber eigentlich dachten doch alle, der starke Januar habe das Selbstvertrauen zurückgebracht. Doch das ist eben nur phasenweise da. Und das dürfte sich bis Saisonende auch nicht mehr ändern. Die DEG muss sich jetzt da durchbeißen.

DEG vor schwierigem Derby-Wochenende

Zehn Spiele stehen noch aus. Und gleich die nächsten beiden haben es in sich. Am Freitagabend (19.30 Uhr) geht es zu den Iserlohn Roosters, am Sonntag (16.30 Uhr) zu den Kölner Haien. Und in den NRW-Duellen klappte diese Saison ja bislang wenig: nur ein Sieg aus sechs Spielen.

Nicht mal gegen die Iserlohner ist die Bilanz positiv. Dabei stehen die mit einem Spiel mehr und einem Punkt weniger sogar noch etwas schlechter da als die DEG. Es wird am Freitag in der seit Wochen ausverkauften Halle also sicher kein Premium-Eishockey zu sehen sein. Da wird gearbeitet, vielleicht wird es auch mal dreckig. Hitzig wird es ohnehin am Seilersee.

Da stellt sich die Frage, ob die DEG darauf vorbereitet ist. Denn auch in Iserlohn wird sicher mal etwas schiefgehen. Findet sie dann die Antwort oder bricht sie wieder ein? Für Niki Mondt stand deswegen schon am Mittwoch in Berlin fest: „Es ist brutal wichtig, dass wir besser auftreten.“ Steven Reinprecht hat da keine Zweifel dran: „Wir werden am Freitag antworten.“ Das muss die DEG auch. Und zwar nicht nur hinterher an den Mikrofonen.