Foto: Kai Kuczera

Fußball

Fans bringen Sieg mit über die Zeit

Fortuna musste nach Platzverweis um das 1:0 zittern

Von Norbert Krings – Es war ein sehr wichtiger Sieg für Fortuna Düsseldorf. Das 1:0 gegen Preußen Münster war nämlich ein gemeinsamer Erfolg von Mannschaft und Fans, die nach dem Platzverweis für Myron van Brederode gemeinsam mit großer Überzeugung und Willenskraft den Erfolg über die Zeit brachten. 

Denn für die Fortuna stand in diesem Spiel mehr als nur ein Ergebnis ganz oben auf der Prioritätenliste. Endlich wollten Mannschaft und Trainer wieder gemeinsam mit den Fans im vollbesetzten Stadion beim vierten Spiel der Reihe „Fortuna für alle“ ein Fußball-Fest feiern. Die Glaubwürdigkeit und die Ehre der Protagonisten auf dem Rasen standen auf dem Spiel, und eine Enttäuschung wäre das Schlimmste, was an diesem Tag und bei diesem Rahmen hätte passieren können. Ein Fest wurde es zwar nicht, aber das gemeinsame Erlebnis, dass Mannschaft und Fans alles für den Sieg gegeben haben, war sehr wichtig für den Verein. 

Daniel Thioune hatte sich für eine Viererkette entschieden. Mit Nicolas Gavory auf der linken Seite sowie Valgeir Lunddal begannen tatsächlich auch wieder Außenverteidiger, die diese Aufgabe von Beginn ihrer Karriere an gelernt haben. In der Viererkette spielten Kapitän Andre Hoffmann und Jamil Siebert. Dafür rückte Moritz Heyer wieder von der Außenverteidiger-Position auf eine für ihn nicht ganz so gewohnte Position, der Sechs vor der Abwehr. Im Mittelfeld agierten weiterhin neben Shinta Appelkamp und Isak Johannesson noch Danny Schmidt sowie auf der linken Außenbahn mal wieder Myron van Brederode von Beginn an. Dawid Kownacki stellte sich trotz kleiner Wehwehchen im Rippenbereich natürlich zur Verfügung.

Fortuna begann in den schwarzen Sondertrikots („Little Tokio“) mit Schwung nach vorne gegen einen meist tief stehende Münsteraner. Die Gäste spürten ebenfalls den Erfolgsdruck, denn Braunschweig als Konkurrent im Abstiegskampf hatte am Vorabend mit 3:2 gegen Paderborn gewonnen. Doch mangels Bewegung auf dem Platz stockten die Angriffsbemühungen relativ schnell. So kam die Führung der Gastgeber in der 15. Minute auch etwas überraschend. Lunddal hatte auf dem rechten Flügel Appelkamp gut in Szene gesetzt. Der Deutsch-Japaner flankte butterweich über Preußen-Keeper Johannes Schenk hinweg. Dawid Kownacki stieg hoch und köpfte den Ball zum 1:0 ins Tor.

Die erste Forderung des Trainers nach einem frühen Tor war damit erfüllt. So galt es nun, sich nicht auf diesem Vorsprung auszuruhen. Das war jedoch nicht so einfach, weil die Gäste das Kommando übernommen hatten und versuchten schnell nach vorne zu spielen. Mehr als Halbchancen sprangen dabei aber nicht heraus, obwohl sich die Fortuna meist komplett sehr weit zurückzog. Offensiv sah die Spielweise der Fortuna nicht so schlecht aus, aber der letzte Pass war nicht so genau,  dass es zu mehr Abschlüssen gekommen wäre. Die beste Gelegenheit hatte erneut Kownacki (43.), als er im Strafraum völlig frei bei einer Volley-Abnahme nach einer Hereingabe von Schmidt den Ball nicht voll traf. 

Eine spielerische Offenbarung war die erste Hälfte nicht, so gab es auch nur sparsamen Applaus beim Gang in die Kabinen. Zudem war die Stimmung in der Arena alles andere als optimal. Die Fans in der Südkurve hatten es aber auch nicht geschafft, den Rest des Fortuna-Anhangs in irgendeiner Weise mitzunehmen. So waren die rund 6.000 Schlachtenbummler des Gegners fast noch lauter als der Rest der Zuschauer im Stadion. 

Großartiger Kampfgeist auf dem Platz und den Rängen wird am Ende belohnt

Auf beiden Seiten unverändert ging es in die zweite Hälfte. Ein Tor zum 2:0 hätte das Spiel der Fortunen sicherlich etwas angstbefreiter gemacht. Zu sehr war die Mannschaft immer noch darauf bedacht, keinen Gegentreffer zu kassieren. Drei Minuten waren gespielt, als Myron van Brederode die Möglichkeit dazu hatte, als er vom Fünfmeterraum-Eck abzog, der Ball aber am langen Ecke vorbeiflog. Nicht viel mehr Glück hatte Kownacki, der nach einem zu weiten Ausflug des Preußen-Keepers den Ball über ihn hinweg ins Tor schlenzen wollte, dabei aber zu hoch „zielte“. Nach einer Stunde hatte dann Johannesson die nächste gute Chance der Düsseldorfer, nach einer Flanke des eingewechselten Emma Iyoha. 

Die Preußen riskierten mehr, dadurch hatten die Platzherren die Kontermöglichkeiten, die sie allerdings bis dahin nicht nutzen konnte. Und dann tat van Brederode seinem Team keinen Gefallen, als ihm der Ball zu weit wegsprang und er den Ex-Fortunen Jorrit Hendrix mit offener Sohle am Sprunggelenk traf. Nach Studium des Videobildes stellte Schiedsrichter Florian Lechner den Fortunen mit Rot vom Platz. Dann kamen auch die Gäste zu echten Chancen. Florian Kastenmeier konnte aber in höchster Not gegen Etienne Amenyido (74.) retten. 

Das Spiel wurde jetzt auch hektischer, was die Fans endlich gemeinsam auf den Plan rief, um ihrer Mannschaft über die restliche Spielzeit gegen jetzt deutlich überlegenen Gäste zur Hilfe zu kommen. Allerdings machte sich die Überzahl nun auch deutlich bemerkbar – allerdings nicht in die Qualität der Abschlüsse der Preußen, die doch ziemlich harmlos blieben. Die Fortunen kämpften mit aller Energie und der großartigen Unterstützung der Fans für diesen Sieg und die wichtigen drei Punkte. Und sie wurden schließlich auch für ihren Einsatz belohnt. 

Fortuna: Kastenmeier – Lunddal (57. Iyoha), Hoffmann, Siebert, Gavory – Heyer – Johannesson, Appelkamp (74. Haag), Schmidt (82. Niemiec), van Brederode – Kownacki
Kader: Schock – Affo, Boller, Anhari, Bindemann, Brodersen
Es fehlten: Oberdorf, Zimmermann (gesperrt) – Kwarteng, Pejcinovic, Vermeij, Sobottka, Rossmann, Affo, Kwasigroch, Jastrzembski
Münster: Schenk – Schad (72. Bouchama), Scherder, Bazzoli, Kirkeskov – Hendrix, D. Kinsombi (87. Mrowca), Pick, Kyrewaa (72. Nemeth), Lorenz (56. Makridis) – Batmaz (56. Amenyido), 
Schiedsrichter: Florian Lechner (Hornstorf/Note: 3,5, lag keineswegs mit allen Entscheidungen richtig) 
Zuschauer: 52.000 (alle Eintrittskarten ausgegeben) 
Tore: 1:0 (15.) Kownacki
Gelbe Karten: Gavory (1.), Weber (Sportdirektor), Haag (7.) / Scherder
Rote Karte: van Brederode (grobes Foulspiel)
Chancen: 7:4
Spielnote: 3 (am Ende aber sehr spannend)
Beste Spieler: Siebert, Hoffmann / Hendrix, Bazzoli
Spielfazit: Fortuna musste zittern, weil sie in ihren guten Phasen nicht das 2:0 nachlegen konnte und dann nach dem Platzverweis noch sehr ins „Schwitzen“ kam. 
Besonderheit des Spiels: Das völlig unnötige (harte) Foul von Myron van Brederode, das zur Roten Karte führte.

Benotung der Fortuna-Spieler:
Kastenmeier 2,5 – Lunddal 3,5, Hoffmann 2,5, Siebert 1,5, Gavory 3 – Heyer 3 – Johannesson 3, Appelkamp 3, Schmidt 3,5, van Brederode 5 – Kownacki 2,5

Reaktionen:
„Glückwunsch zum Sieg an die Fortuna. Heute war aber mehr für uns drin. Daher tut es ein wenig weh. Wir haben uns viel vorgenommen und konnten uns auch in gute Positionen bringen. In der Box konnten wir uns aber nicht durchsetzen, obwohl wir hohen Aufwand betrieben haben. Wir haben dann zu oft, die falschen Entscheidungen getroffen.“
Sascha Hildmann, Trainer von Preußen Münster

„Die Gäste haben uns - nicht überraschend - alles abverlangt. Sie haben oft genug gezeigt, dass sie konkurrenzfähig sind. Wir haben das Tor gut herausgespielt, hatten aber ansonsten nicht so viel Tiefe. Nach hinten mussten wir dann leiden, weil wir dann doch einige Situationen zum 2:0 nicht nutzen konnten. Nach Minuten 70 hatte ich dann viel Freude an meinem Team, wie widerstandsfähig es dann doch ist. Der Nachmittag hat sich sehr cool angefühlt. Letztlich hat Myron uns mit dem Platzverweis sogar geholfen. Heute bin ich auch über die großartige Unterstützung der Zuschauer sehr dankbar, die uns über die Linie geschubst haben.“
Daniel Thioune, Trainer der Fortuna

„Es war von außen mächtig Druck auf dem Kessel - die Pleite von Kaiserslautern und die 52.000 haben ein Festival erwartet. Das konnten wir zum Teil bieten. Wir wurden jedenfalls von Pfiffen verschont. Bis Mitte der zweiten Hälfte, bis zum Platzverweis, war ich einverstanden mit unserer Leistung. Dann kam die Rote Karte, und danach hat es richtig Spaß gemacht.“

Florian Kastenmeier, Torwart der Fortuna

„Es ist immer gut das entscheidende Tor zu machen, aber ich hätte noch ein oder zwei Treffer mehr machen müssen. Wir haben nach guten 20 Minuten nicht mehr genug Druck auf den Ball und den Gegner ausgeübt. Wir haben es nach der Roten Karte geschafft, dass der Gegner keine guten Chancen mehr hatte.“

Dawid Kownacki, Torschütze der Fortuna

„Dafür bin ich bekannt, dass ich gerne solche Schlachten spiele. So spannend hätte es trotzdem nicht sein müssen. Diese besondere Unterstützung zeigt das auf, warum wir hier Fußball spielen. Das sind die Momente, in denen ich aufblühe und meine Energie zeigen kann.“
Jamil Siebert, bester Spieler der Fortuna

„Wir haben alles wegverteidigt, und ich hätte gerne geholfen. Leider wurde ich da ausgetauscht, aber es war super, dass die Jungs es dann auf dem Platz über die Zeit gebracht haben. Wir haben die Fans mitnehmen können, das ist so wichtig. Ob der Sieg nun verdient oder nicht verdient war, ist mir völlig egal.“

Shinta Appelkamp, Mittelfeldspieler der Fortuna