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Fußball

Ein Sieg oder wieder ein Neustart

Schalke spielt erneut Schicksal für Thioune und Fortuna

Von Norbert Krings – Der FC Schalke 04 ist ein besonderer Gegner für Daniel Thioune. Es war das erste Spiel als Trainer von Fortuna Düsseldorf, das ebenfalls in der MERKUR SPIEL-ARENA gegen die Knappen stattfand und das mit einem wegweisenden Sieg damals im Kampf gegen den Abstieg endete. Jetzt ist es fast ebenso wichtig, denn nur mit einem Dreier kann die Fortuna sich noch ernsthafte Chancen ausrechnen, dass es am letzten Spieltag in einer Woche in Magdeburg noch um etwas geht. Und das ist das zunächst große Ziel von Coach und Mannschaft.

Das zuletzt immer wieder diskutierte Thema, die Fortuna verschlafe die ersten 40 (in Braunschweig) oder 60 Minuten (gegen Nürnberg), hat unter der Woche auch Daniel Thioune sehr beschäftigt. „Ich habe schon ziemlich viel versucht, aber mir ist noch etwas Neues eingefallen, wie ich die Mannschaft auf den Platz schicke und die Energie von Anfang an frei setzen kann“, erklärte Fortunas Trainer im obligatorischen Pressegespräch vor dem Spiel. Dass er den Plan natürlich weder den Medienvertretern noch den Spielern vorzeitig verraten wollte, erklärt sich von selbst, wenn es den Zweck erfüllen soll, dass seine Mannschaft vor ausverkauftem Haus (51.500 Zuschauer) direkt volle Pulle loslegt. 

Große taktische und personelle Änderungen wird es im Spiel am Samstag wohl nicht geben. Das heißt, auch der Doppeltorschütze des Nürnberg-Spiels, Danny Schmidt, wird zunächst auf der Bank sitzen. Das erscheint logisch, denn Dawid Kownacki kann noch nicht wieder im Vollbesitz seiner Kräfte sein, nachdem er unter der Woche wegen eines Todesfalles in der Familie mit dem Mannschaftstraining ausgesetzt und individuell unterwegs trainiert hatte. Da es keinen weiteren Spieler im Kader derzeit gibt, der die Rolle des Innenstürmers außen Schmidt übernehmen kann, wird der Ex-Mainzer zunächst einmal auf der Bank sitzen und der mögliche Ersatz vom polnischen Torjäger sein. Ansonsten gibt es die positive Nachricht, dass sowohl Marcel Sobottka - als Ex-Schalker die Geheimwaffe - noch ebenso Spielzeit bekommen könnte, wie Emma Iyoha, der zu den Game-Changern des Nürnberg-Spiels als Joker zählte. 

„Wir werden alles reinhauen, um dieses Spiel zu gewinnen, auch weil es das letzte Heimspiel der Saison sein wird“, sagt Fortunas Abwehrchef Tim Oberdorf. „Die Fans im Stadion können maximales Engagement von uns erwarten.“ Die Frage nach der Wahrscheinlichkeit, ob seine Chance, mit Fortuna in die Relegation zu kommen größer sei als die von seiner Schwester Lena, noch auf den EM-Zug mit der Frauen-Nationalelf aufzuspringen, wollte der clevere Innenverteidiger nicht beantworten. „Aber als Sportler versuchen wir immer, das Maximum zu erreichen, auch wenn die Aussichten nicht mehr ganz so gut sein sollten.“ Falls es dann aber solche Endspiele sind, würden diese doch den ganzen Reiz in seinem Sport ausmachen.

Für Oberdorf selbst hat dieses „West-Derby“ noch weitere besondere Vorzeichen, da sich in der Familie und unter seinen Freunden genügend Schalke-Sympathisanten befinden. „Ich musste allerdings nicht so viele Eintrittskarten besorgen, weil sich diese Leute schon auf Schalke mit entsprechenden Tickets eingedeckt haben. „Die halten es sogar dann am Samstag mit den falschen Farben, auch wenn das Ganze eine gewisse Brisanz bietet“, sagte Oberdorf. „Wir wissen, dass wir beide Spiele gewinnen müssen, damit die Saison noch ein bisschen weitergehen könnte.“

 Es sei aber letztlich egal, wer dann der Gegner in diesen Spielen sei. „Alle Teams der Liga verlangen uns in jedem Spiel alles ab, und auch der Trainerwechsel bei den Knappen ist für uns dann auch deshalb nicht so wichtig.“ Und für ihn selbst bedeutet es einfach viel, überhaupt zu spielen, auch wenn er in dieser Saison im Abwehrzentrum ausgezeichnete Leistungen gebracht hat. 

„Wir können die Konkurrenz maximal unter Druck setzen, wenn wir gewinnen“

Die frühe Anstoßzeit wird morgen keine Rolle spielen, so empfindet es jedenfalls Daniel Thioune, auch wenn in Sachen Chancengleichheit am vorletzten Spieltag die Anstoßzeiten nicht wie früher und dann in der kommenden Woche einheitlich sind. „Wichtig ist, dass wir ein volles Stadion haben werden und die Unterstützung für uns groß ist“, sagte Fortunas Coach. Die Wahrscheinlichkeit, dass die Fortuna noch die Relegation erreicht, wollte Daniel Thioune ebenfalls nicht in Zahlen ausdrücken. „Wir können aber maximal Einfluss darauf nehmen, dass wir die Konkurrenz um uns herum unter Druck setzen.“ Sein Team brauche definitiv eine 100-prozentige Einstellung. 

Der FC Schalke hat den Trainer gewechselt, könnte durch einen Sieg am Freitagabend von Preußen Münster dann doch noch einmal unter Druck kommen, was die Abstiegsgefahr anbelangt. Und auch Ex-Fortune Kenan Karaman, der nach seiner Rotsperre wieder ins Team der Knappen zurückkehrt, könnte eine Rolle spielen. „Wir wollen aber wie gewohnt bei uns bleiben und uns gar nicht so sehr mit der möglichen Taktik oder Personalien des Gegners befassen, weil dieser wohl nur schwer ausrechenbar ist“, sagte Thioune über Schalke 04. „Vielleicht haben die Blau-Weißen dann doch ein wenig mehr zu verlieren.“

Daniel Thioune ist vom in der Düsseldorfer Altstadt gefeierten 130. Geburtstag des Vereins „unglaublich positiv“ beeindruckt worden. So etwas habe er noch nie erlebt, wie den Zuspruch von so vielen Menschen, die es mit den rot-weißen Farben halten. „Wenn wir diese Unterstützung in der MERKUR SPIEL-ARENA erhalten, dann kann sich keiner meiner Spieler auf dem Platz ängstlich zeigen“, sagte der 50-Jährige, der dann auch bestätigte, dass angesichts der tabellarischen Situation kein Spieler beim letzten Heimspiel verabschiedet werden wird. 

Mögliche Aufstellung: Kastenmeier – Zimmermann, Oberdorf, Siebert, Gavory – Haag, Heyer - Appelkamp, Johannesson, van Brederode - Kownacki
Kader: Schock – Hoffmann, Schmidt, Iyoha Lunddal, Anhari, Affo, Jastrzembski, Sobottka
Nicht dabei: Kwasigroch (im Aufbau) – Niemiec (Gelbsperre), Kwarteng, Rossmann, Vermeij, Pejcinovic (alle verletzt)