Foto: Imago

Fußball

Ein Punkt mit dem Fortuna leben muss

Siebert-Foul kostet Thioune-Team wohl den Sieg

Von Norbert Krings - Fortuna Düsseldorf hat das „Spiel um Platz drei“ trotz zwischenzeitlicher Führung nicht gewinnen können. Das 1:1 in Elversberg war aber insgesamt leistungsgerecht. Durch das Unentschieden verlor das Thioune-Team einen Platz in der Tabelle und liegt nun erst einmal auf Position fünf im Aufstiegskampf der 2. Fußball-Bundesliga. 

Große Veränderungen nahm Daniel Thioune in der Startaufstellung nicht vor. Natürlich rückte Isak Johannesson wieder ins Team, Jona Niemiec musste dafür zunächst auf die Bank. Die Abwehr spielte nicht in der nun gewohnten Dreier-Kombination. Tim Oberdorf lief als rechter Außenverteidiger auf, Andre Hoffmann sowie Jamil Siebert agierten im Abwehrzentrum, Nicolas Gavory verteidigte auf der linken Seite. Mit Shinta Appelkamp und Danny Schmidt unterstützten zwei offensive Mittelfeldspieler die einzige echte Spitze Dawid Kownacki. Allerdings ging der Pole leicht angeschlagen in die Partie – wegen seiner Adduktorenprobleme. 

Im Vergleich zum 3:1-Erfolg in Hannover wechselte Elversbergs Trainer Horst Steffen drei Mal. Die gesperrten Sahin und Petkov (beide 5. Gelbe Karte) werden durch Carlo Sickinger und Manuel Feil ersetzt, zudem rückte Florian Le Joncour für den verletzten Maximilian Rohr in die Innenverteidigung.

Großer Respekt beider Mannschaften voreinander war spürbar

Bei guten Bedingungen starteten die Fortunen mit mehr Ballbesitz vor einer leeren Gegentribüne (wird noch abgerissen), aber insgesamt guter Stimmung an der Kaiserlinde. Die Elversberger benötigten ein wenig Zeit, um auch besser ins Spiel zu finden und so langsam die Kontrolle zu übernehmen. Torabschlüsse gab es in der ersten Viertelstunde nicht, beiden Mannschaften war der Respekt voreinander anzumerken. Zudem ging die Taktik der Fortuna auf, das Zentrum defensiv zu schließen. Die erste Möglichkeit der Gäste gab es nach einer Oberdorf-Flanke (17. Minute), bei der sich aber Kownacki und Matthias Zimmermann gegenseitig behinderten. Den ersten Abschluss der Gastgeber hatte Maurice Neubauer. Der Ball landete aber in der zweiten Etage (22.). Da sah der Schuss von Robin Fellhauer (25.) schon gefährlicher aus. Den Ball konnte Florian Kastenmeier im Düsseldorfer Tor aber abwehren.

Insgesamt war es eine ereignisarme erste Hälfte, die sehr von der Taktik und von Risiko-Vermeidung auf beiden Seiten geprägt war. Ein Tor lag irgendwie nicht in der Luft. Erst der Schuss von Mohamed Damar bot ein wenig Abwechslung und Gefahr vor dem Tor der Fortuna. Da sah es nach der nachfolgenden Ecke schon deutlich brenzliger für die Fortuna aus. Zuvor hatte Kastenmeier spektakulär retten können, danach aber stand nur der Pfosten (43.) einem Treffer der Platzherren im Weg, nachdem Sickinger aufs Tor geköpft hatte.

So nahm die Fortuna zumindest den einen Punkt mit in die Pause, in der es dann auf beiden Seiten keinen Wechsel gab. Die Saarländer nahmen den Schwung mit in die ersten Minuten der zweiten Hälfte. Wieder musste Kastenmeier aufmerksam sein, um den Schuss von Tom Zimmerschied abzuwehren (49.). Er tat das nach vorne, aber kein Elversberger konnte das nutzen. Fortuna war jetzt deutlich zu passiv und ließ den Gegner zu ungestört kombinieren. Doch es ging dann auch immer mal wieder in die andere Richtung. Nach einer Flanke von Gavory köpfte Schmidt den Ball über das Tor (58.). So verebbte die Angriffslust der Gastgeber vorerst ein wenig.

Nach zwei Mannschaften, die unbedingt drei Punkte haben wollten, sah das zwar nicht aus, aber jeder noch so kleine Fehler konnte in diesem Spiel den Ausschlag geben. Und den machten dann in der 73. Minute die Elversberger in Person von Lukas Pinckert. Isak Johannesson setzte sich gegen ihn durch, der eigentlich schon den Ball gesichert hatte. Dann traf er noch aus unmöglichem Winkel zum 1:0 für die Gäste. Die Fortuna war geduldig, nutzte ihre einzige ganz klare Chance und musste jetzt nur noch eine Viertelstunde versuchen, diesen Vorsprung über die Zeit zu bringen. Bis dahin war jedenfalls die Taktik komplett aufgegangen. Hinten sicher stehen, davor das Zentrum möglichst dicht machen und vorne den einen oder anderen Nadelstich tief ins Fleisch des Gegners bohren. 

Jamil Sieberts Foul vor dem Elfmeter war völlig unnötig

Doch auch das ging ganz schnell schief. Denn ein in dieser Szene übermotivierter Jamil Siebert foulte Feilhauer auf der Strafraumlinie und die Elversberger bekamen schon drei Minuten später per Elfmeter die Ausgleichschance. Sickinger nutze das Geschenk, das ihnen der Düsseldorfer Abwehrspieler völlig unnötig überreicht hatte, weil der Gegenspieler eigentlich nur auf der Strafraumlinie nach außen vom Tor weg gelaufen war. Fortuna spielte aber plötzlich mehr nach vorne. Und da hatte sie eine große Kopfballchance, aber Giovanni Haag brachte den Ball aus kürzester Entfernung nach einer Gavory-Flanke nicht an Nicolas Kristof im Tor der Platzherren vorbei. Das hätte das 2:1^sein können, vielleicht sogar sein müssen.

Durch die Tore hatte das Spiel an Qualität gewonnen, aber einen Sieger sollte es in dieser Begegnung nicht geben. Die Fortunen mussten aber noch zittern, weil sie den Ball nicht lange genug halten konnten, und im Strafraum dem Gegner noch zu viele Freiheiten ließen. Aber letztlich reichte es zu dem Punktgewinn, den man auch als solchen bezeichnen musste, weil die Gäste zu wenig riskierten und dann den einen Fehler, der zum Ausgleich führte, zu viel machten. 

Statistik:
Elversberg: Kristof – Baum, Pinckert, Le Joncour, Neubauer – Fellhauer, Sickinger, Feil (70. Schmahl), Damar (88. Stock), Zimmerschied (85. Gerezgihr) - Asllani
Fortuna: Kastenmeier – Oberdorf, Hoffmann, Siebert, Gavory – Zimmermann, Heyer (90.+1 Lunddal), Appelkamp (90. +1 Niemiec), Johannesson  – Schmidt (70. Haag)- Kownacki 
Kader: Schock – Boller, Bindemann, Affo, Anhari
Es fehlten: van Brederode (noch ein Spiel gesperrt), Pejcinovic, Vermeij, Kwarteng, Sobottka, Rossmann, Iyoha, Kwasigroch, Jastrzembski 
Schiedsrichter: Robert Hartmann (Krugzell / Note: 3 – nicht in allen Fällen mit dem gleichen Maßstab. Den Elfmeter musste er aber wohl geben.)
Zuschauer: 9.825
Tore: 0:1 (74.) Johannesson, 1:1 (F.E. 80.) Sickinger
Gelbe Karten: - / Siebert (7.)
Chancen: 5:3
Spielnote: 4 (zu wenig Spielfluss, kaum kreative Momente und ohne großes Risiko auf beiden Seiten)
Beste Spieler: Sickinger, Damar / Johannesson, Hoffmann
Spielfazit: Fortuna hatte nach der Führung gegen insgesamt harmlose Elversberger die Möglichkeit, den Sieg über die Zeit zu bringen. Eine unkonzentrierte Abwehr-Aktion sorgte dann dafür, dass dieses Spiel wohl leistungsgerecht 1:1 endete.
Besonderheit des Spiels: Das Führungstor der Fortuna war sehenswert. Erst nahm Isak Johannesson seinem Gegenspieler den Ball energisch vom Fuß und versenkte das Spielgerät dann spektakulär aus spitzem Winkel im Tor.

Benotung der Fortuna-Spieler:
Kastenmeier 2,5  – Oberdorf 3, Hoffmann 2,5, Siebert 4, Gavory 3 – Zimmermann 3,5, Heyer 3 – Johannesson 2,5, Schmidt 4, Appelkamp 4 – Kownacki 3,5

Reaktionen: 
“Mit einem Punkt kann man leben. Wenn man den Spielverlauf sieht, haben die Elversberger das Spiel bestimmt und auch teilweise dominiert. Aber, das habe ich ja schon vorher gesagt, die beiden Boxen gehören uns, offensiv wie defensiv. Vielleicht hätten wir ein wenig mehr mitnehmen können, wenn wir noch mehr ausgehalten und ein wenig Glück mehr gehabt hätten. Insgesamt war dann wohl der Ausgleich hintenraus verdient. In der zweiten Hälfte haben wir vielleicht einiges besser gemacht, aber an der Ball-Qualität müssen wir weiterhin arbeiten. Wir mussten hier, wo der Gegner bereits einige Mannschaften an die Wand gespielt hat, aushalten und gut verteidigen. Das haben die Jungs dann auch insgesamt gut gemacht.”
Daniel Thioune, Trainer der Fortuna

“Es ist nicht immer so, dass die bessere Mannschaft gewinnt. Es war wichtig, dass wir noch den Ausgleich geschafft haben. Dennoch hat sich die Mannschaft mehr verdient. Wir waren so stark unterwegs, dass wir gute Abschlüsse hatten und dem Sieg näher waren als die Fortuna. Die Jungs, die gespielt haben, haben das gut gemacht. Wenn wir in Führung gelegen hätten, weiß ich nicht, wie es dann mit mehr Räumen ausgegangen wäre. Insgesamt habe ich eine gute Leistung gegen eine starke Fortuna gesehen. ”
Horst Steffen, Trainer des SV Elversberg

“Wenn ich den Spielverlauf sehe, und wir so spät in Führung gehen, dann will ich auch den Sieg ins Ziel bringen - zumal wir den Ausgleich nicht aus dem Spiel heraus kassiert haben.”
Andre Hoffmann, Kapitän der Fortuna

“Wenn man die Statistiken sieht, ist das Ergebnis wohl so okay. Natürlich ist der Elfmeter unglücklich, aber im Großen und Ganzen war das eine sehr gute Mannschaftsleistung.”
Florian Kastenmeier, Torhüter der Fortuna

“Das Ergebnis müssen wir so mitnehmen. Hätten wir am Ende 1:0 gewonnen, wäre das glücklich gewesen. Ärgerlich, dass wir die große Chance zum 2:1 nicht nutzen.”
Fortuna-Torschütze Isak Johannesson