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Fußball

„Die Fans sollen uns nach vorne brüllen“

Wieder ein Endspiel: Gegen Nürnberg zählt nur ein Dreier

Von Norbert Krings – Fortuna Düsseldorf steht vor dem nächsten Endspiel. Eine Alternative zu einem „Dreier“ am Samstagabend im Topspiel gegen den 1. FC Nürnberg gibt es nicht. Es sei denn, die Liga spiel völlig verrückt. Doch ein Sieg bringt die Mannschaft von Daniel Thioune vor den letzten drei Spielen auf jeden Fall in eine bessere Ausgangsposition. Jamil Siebert freut sich jedenfalls auf dieses spannende Szenario, wenn er wieder seine ganze Spielfreude, Wucht und Gier, alle Zweikämpfe gewinnen zu wollen, in die Waagschale werfen kann.

Fortunas Abwehrrecke weiß um die Bedeutung dieses Spiels. Er fordert, dass sich seine Kollegen und er vollkommen auf sich selbst und auf das Spiel konzentrieren und die tabellarischen Begleitumstände ausblenden. „Das machen wir im Moment sehr gut, haben zudem eine starke Mentalität, hauen uns überall rein, kämpfen und sind füreinander da.“ Damit beschreibt der 22-Jährige sehr treffend auch seine eigene Spielweise. „Falls das dann fußballerisch nicht so gut aussieht, ist das so. Am Ende müssen wir nicht wie Real Madrid oder Manchester City spielen.“ Es wäre sehr hilfreich, wenn zum neunten Mal in dieser Saison eine Sieg ohne Gegentor stehen würde - auch ein 1:0 reicht da erneut völlig aus. 

Daher hofft Jamil Siebert, dass die Fans das vielleicht nicht so ansehnliche Spiel ihrer Mannschaft akzeptieren, wenn der letzte Einsatz und Wille zu sehen sind. „Es ist brutal, was die Fans momentan auch auswärts abreißen. Zu Hause gegen Münster war das überragend und sehr wichtig.“ Gerade in diesem Abendspiel gegen Nürnberg kann es entscheidend sein, wenn uns über 40.000 Fans nach vorne brüllen.“ Sein persönliches Ziel ist, dass kein Stürmer gerne gegen ihn spielt. „Es muss ihnen wehtun, dafür bin ich da“, sagt Siebert, der es gerne auf sich nimmt, in noch so eben erlaubter Form den Rammbock zu spielen. „Ich bin gerne der End-Gegner.“

Siebert hofft, wie seine Mitspieler Energie und Leichtigkeit zu zeigen

Jamil Siebert bezeichnet es zudem als eine schöne Situation, in der sich die Mannschaft gerade tabellentechnisch befindet. „Sie hätte noch ein bisschen schöner sein können, aber auch deutlich schlimmer“, sagt Fortunas Innenverteidiger, der von (Erfolgs-)Druck nicht viel wissen will. „Wir versuchen vielmehr, einfach Spaß zu haben und es zu genießen, dass wir noch nach oben kommen können“. Nur mit viel Energie und Leichtigkeit könne sein Team Erfolg haben. Das hat im Relegations-Rückspiel gefehlt – allerdings war Jamil Siebert auch im Schlussakkord der vergangenen Saison verletzungsbedingt nicht dabei.

Dass ihm erneut ein solches Foul wie in Elversberg, das zum Elfmeter führte, passieren könnte, versucht er zu vermeiden. „Dabei hat er jedoch mich als Erstes an der Hacke berührt“, sagt er über seinen Gegenspieler und gibt zu, dass „es am Ende etwas doof aussah“. Eine klare Ansage folgt: „Ich bin zehn Zentimeter größer, zehn Kilogramm schwerer als der Gegenspieler, und er nimmt den Zweikampf letztlich clever an.“ Dass man als Schiedsrichter den Strafstoß geben muss, ist für Siebert aber nur schwer nachvollziehbar. Er sollte dennoch aus dieser Situation lernen. 

„Mentalität ist wichtiger als das System", sagt der Trainer

Ein neuntes Spiel ohne Gegentor in dieser Saison würde sehr helfen. So war es fast schon logisch, dass Daniel Thioune seinen drei Innverteidigern einen „Freifahrtschein“ in der Spieltags-Pressekonferenz ausstellte. Egal, ob die Fortuna mit Dreier- oder Viererkette spielen wird, sind Tim Oberdorf, Andre Hoffmann und Jamil Siebert alle am Samstagabend dabei. Dass Fortuna gegen einen Gegner, der mit einem „überladenen Zentrum“ agiert, ein ebensolches dagegensetzt, ist nicht überraschend. So werden wohl auch für die Fortuna mindestens vier zentrale Mittelfeldspieler zunächst auflaufen, was nicht unbedingt für ein ausgeprägtes Spiel über die Flügel gegen den Dritten der Rückrunden-Tabelle spricht. Nürnberg hat übrigens fünf Punkte Rückstand auf Rang drei und steht nicht mehr unter großem Druck, nach oben noch etwas auszurichten.

Myron van Brederode ist ein Anwärter für die Start-Aufstellung, denn einerseits hat er dem Trainer mit seiner Spielfreude und seinem Engagement in der Trainingswoche sehr gefallen. Andererseits könnte auch Dawid Kownacki wegen seiner Adduktorenprobleme ausfallen, was passieren könnte. Denn der Pole hat nur am Tag vor dem Spiel trainieren können. Doch Kownacki ist jemand, der auf die Zähne beißen kann. Ansonsten sind so viele Spieler einschließlich Emma Iyoha wieder („vielleicht für 60 Minuten“) spielfähig, dass Fortunas Trainer auf die U23-Spieler im Kader diesmal komplett verzichten wird.  

Allerdings machte Daniel Thioune deutlich, dass erneut nicht das System oder das Personal im Mittelpunkt stehen werden, sondern die Mentalität. Auch wenn niemand über die große Chance, im Aufstiegsrennen dabei zu bleiben oder sogar Boden gut zu machen, sprechen will, sind sich Mannschaft und Trainer der Wichtigkeit dieser Partie absolut bewusst. Jetzt wäre es klasse, wenn noch mehr Zuschauer als die anvisierten 40.000 kommen würden, um dem Team den Rücken zu stärken. „Ich habe irgendwann mal gesagt, dass ich bis zum Ende, wenn es um etwas geht, oben dabeibleiben will“, sagt Thioune. „Das werden wir unabhängig vom Ergebnis des Spiels auch danach noch sein.“

Mögliche Aufstellung: Kastenmeier - Oberdorf, Hoffmann, Siebert, Gavory – Zimmermann - Heyer, Johannesson, Appelkamp, van Brederode - Kownacki
Kader: Schock – Haag, Schmidt, Niemiec, Appelkamp, Lunddal, Iyoha, Affo, Jastrzembski
Nicht dabei: Kwasigroch - Kwarteng, Rossmann, Sobottka, Vermeij, Pejcinovic (alle verletzt)